haben ofst auf die 150000. Menschen mit zu thun, also daß es mäch- tig grosse Kösten gibt; Bey der letzt-gehaltenen waren 800. Bar- ques, sonst gibt es wohl auch biß 3000. Jede Barque hat 50. biß 60. Schiffers Gesellen, und 20. Teucher, von denen jeder zwey Auff- wärter hat: Sie thun einen Stein unten an Bauch, 6. Daumen dick, und einen Schuh lang, so bogenweise gehauen, um desto steiffer durch die Fluth zu wandlen; Hencken auch einen schwehren Stein an den einten Fuß, und fallen dann wie ein Blitz auf den Grund offt 60. Schuh tieff, der Stein am Fuß wird von denen Aufwärteren plötz- lich wieder hinauf gezogen. Der Teucher aber ohne Zeit zu verlieh- ren, sammlet die Muschlen, so meist mit eisernen Gablen, von den Felß-Schropffen und Perlen-Bäncken, da sich die Perlen-Schne- cken vest anhencken, müssen loß gemacht werden; Der Teucher sie- het alles klar im Meer, eben so hell als auf der Erden; Auch sehen sie die greuliche, ungeheure Meers-Fische, darvon die gröste Gefahr, und kan sie da nichts erretten als der Glaube an Christum, dann sonst hilfft kein Wehren noch Fliehen; Die Muschlen thut er in einen Sack, gestrickt wie ein Fischer-Garn, so ihm am Halß hanget; Gute Teucher bleiben eine halbe Stund unterem Wasser, salben sich nicht einmahl wie vor diesem; Alle ihre Kunst bestehet darinn, daß sie den Athem also lange hinterhalten; Es ist gar zu erstaunlich, wessen der Mensch in zeitlichen Dingen fähig; Hat er den Sack voll, oder mag er es sonst nicht länger ausstehen, so zeucht er das Seil, und wird von seinen zweyen Gehülffen eilends heraufgezogen, läret nur den Sack aus, und begibt sich gleich wieder ins Meer; Jsset nichts den gantzen Tag als deß Morgens früh ein wenig, und dann, wann sie die einbrechende Finsternuß verbindet sich ans Uffer zu begeben, essen sie zu nacht, und das treiben sie drey Monat aneinander unaufhörlich: Ein Teucher bringt auf einmahl im Sack zu Zeiten biß auf 500. an- dere mahl nur 50. nachdem es ihnen gelingt.
§. 3. Wann nun die Austern bey zehen Tagen an der SonnenFallet un- gleich aus. gelegen, so öffnen sich die Schaalen, und findt man dann die Per- len gleichsam bloß darinn liegen. Es sind aber nicht in allen, in dem man offt wohl zwantzig aufthut, daß nicht ein Perl darinn zu finden, hingegen findt man auch unterweilen zwantzig Perlen in einer Musch- len, doch findt man wunderselten mehr als zwey recht grosse in einer Schaale, hernach wird ein Platz geordnet, die Perl zu verkauffen;
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uͤber die himmliſche Perle.
haben ofſt auf die 150000. Menſchen mit zu thun, alſo daß es maͤch- tig groſſe Koͤſten gibt; Bey der letzt-gehaltenen waren 800. Bar- ques, ſonſt gibt es wohl auch biß 3000. Jede Barque hat 50. biß 60. Schiffers Geſellen, und 20. Teucher, von denen jeder zwey Auff- waͤrter hat: Sie thun einen Stein unten an Bauch, 6. Daumen dick, und einen Schuh lang, ſo bogenweiſe gehauen, um deſto ſteiffer durch die Fluth zu wandlen; Hencken auch einen ſchwehren Stein an den einten Fuß, und fallen dann wie ein Blitz auf den Grund offt 60. Schuh tieff, der Stein am Fuß wird von denen Aufwaͤrteren ploͤtz- lich wieder hinauf gezogen. Der Teucher aber ohne Zeit zu verlieh- ren, ſammlet die Muſchlen, ſo meiſt mit eiſernen Gablen, von den Felß-Schropffen und Perlen-Baͤncken, da ſich die Perlen-Schne- cken veſt anhencken, muͤſſen loß gemacht werden; Der Teucher ſie- het alles klar im Meer, eben ſo hell als auf der Erden; Auch ſehen ſie die greuliche, ungeheure Meers-Fiſche, darvon die groͤſte Gefahr, und kan ſie da nichts erretten als der Glaube an Chriſtum, dann ſonſt hilfft kein Wehren noch Fliehen; Die Muſchlen thut er in einen Sack, geſtrickt wie ein Fiſcher-Garn, ſo ihm am Halß hanget; Gute Teucher bleiben eine halbe Stund unterem Waſſer, ſalben ſich nicht einmahl wie vor dieſem; Alle ihre Kunſt beſtehet darinn, daß ſie den Athem alſo lange hinterhalten; Es iſt gar zu erſtaunlich, weſſen der Menſch in zeitlichen Dingen faͤhig; Hat er den Sack voll, oder mag er es ſonſt nicht laͤnger ausſtehen, ſo zeucht er das Seil, und wird von ſeinen zweyen Gehuͤlffen eilends heraufgezogen, laͤret nur den Sack aus, und begibt ſich gleich wieder ins Meer; Jſſet nichts den gantzen Tag als deß Morgens fruͤh ein wenig, und dann, wann ſie die einbrechende Finſternuß verbindet ſich ans Uffer zu begeben, eſſen ſie zu nacht, und das treiben ſie drey Monat aneinander unaufhoͤrlich: Ein Teucher bringt auf einmahl im Sack zu Zeiten biß auf 500. an- dere mahl nur 50. nachdem es ihnen gelingt.
§. 3. Wann nun die Auſtern bey zehen Tagen an der SonnenFallet un- gleich aus. gelegen, ſo oͤffnen ſich die Schaalen, und findt man dann die Per- len gleichſam bloß darinn liegen. Es ſind aber nicht in allen, in dem man offt wohl zwantzig aufthut, daß nicht ein Perl darinn zu finden, hingegen findt man auch unterweilen zwantzig Perlen in einer Muſch- len, doch findt man wunderſelten mehr als zwey recht groſſe in einer Schaale, hernach wird ein Platz geordnet, die Perl zu verkauffen;
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uͤber die himmliſche Perle.
haben ofſt auf die 150000. Menſchen mit zu thun, alſo daß es maͤch-
tig groſſe Koͤſten gibt; Bey der letzt-gehaltenen waren 800. Bar-
ques, ſonſt gibt es wohl auch biß 3000. Jede Barque hat 50. biß
60. Schiffers Geſellen, und 20. Teucher, von denen jeder zwey Auff-
waͤrter hat: Sie thun einen Stein unten an Bauch, 6. Daumen dick,
und einen Schuh lang, ſo bogenweiſe gehauen, um deſto ſteiffer durch
die Fluth zu wandlen; Hencken auch einen ſchwehren Stein an den
einten Fuß, und fallen dann wie ein Blitz auf den Grund offt 60.
Schuh tieff, der Stein am Fuß wird von denen Aufwaͤrteren ploͤtz-
lich wieder hinauf gezogen. Der Teucher aber ohne Zeit zu verlieh-
ren, ſammlet die Muſchlen, ſo meiſt mit eiſernen Gablen, von den
Felß-Schropffen und Perlen-Baͤncken, da ſich die Perlen-Schne-
cken veſt anhencken, muͤſſen loß gemacht werden; Der Teucher ſie-
het alles klar im Meer, eben ſo hell als auf der Erden; Auch ſehen
ſie die greuliche, ungeheure Meers-Fiſche, darvon die groͤſte Gefahr,
und kan ſie da nichts erretten als der Glaube an Chriſtum, dann
ſonſt hilfft kein Wehren noch Fliehen; Die Muſchlen thut er in einen
Sack, geſtrickt wie ein Fiſcher-Garn, ſo ihm am Halß hanget;
Gute Teucher bleiben eine halbe Stund unterem Waſſer, ſalben ſich
nicht einmahl wie vor dieſem; Alle ihre Kunſt beſtehet darinn, daß ſie
den Athem alſo lange hinterhalten; Es iſt gar zu erſtaunlich, weſſen
der Menſch in zeitlichen Dingen faͤhig; Hat er den Sack voll, oder
mag er es ſonſt nicht laͤnger ausſtehen, ſo zeucht er das Seil, und
wird von ſeinen zweyen Gehuͤlffen eilends heraufgezogen, laͤret nur den
Sack aus, und begibt ſich gleich wieder ins Meer; Jſſet nichts den
gantzen Tag als deß Morgens fruͤh ein wenig, und dann, wann ſie
die einbrechende Finſternuß verbindet ſich ans Uffer zu begeben, eſſen
ſie zu nacht, und das treiben ſie drey Monat aneinander unaufhoͤrlich:
Ein Teucher bringt auf einmahl im Sack zu Zeiten biß auf 500. an-
dere mahl nur 50. nachdem es ihnen gelingt.
§. 3. Wann nun die Auſtern bey zehen Tagen an der Sonnen
gelegen, ſo oͤffnen ſich die Schaalen, und findt man dann die Per-
len gleichſam bloß darinn liegen. Es ſind aber nicht in allen, in dem
man offt wohl zwantzig aufthut, daß nicht ein Perl darinn zu finden,
hingegen findt man auch unterweilen zwantzig Perlen in einer Muſch-
len, doch findt man wunderſelten mehr als zwey recht groſſe in einer
Schaale, hernach wird ein Platz geordnet, die Perl zu verkauffen;
man
Fallet un-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 803. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/899>, abgerufen am 22.11.2024.
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