Diß weißt unser liebe Handelsmann, das treibet ihn ohn Unter- laß eine Begierd zu der andern, einen Gehorsam, Treue, Ver- laugnung zu der andern in die Schoos JESU beyzulegen, biß er einen gesammleten Vorrath von Erfahrung seines eigenen tieffen Hertzenleyds und Verderbens, und auch der unabläßigen Liebe und unabtreiblichen Gedult und Gütigkeit JESU beysammen hat auf die künfftige Theurung und Hungers-Noth a.
Nimmet sich bey mißlichen Zufällen in acht.
§. 12. Wer auch in dieser wichtigen Handelschafft einige Weiß- heit und Geschicklichkeit hat, der braucht in allem grosse Bescheiden- heit, er siehet die Prob-Zeiten und schwäre Versuchungs-Stunden, (darinn er sehr zur Hässigkeit, Zorn, Verzagtheit, Sorg, Forcht, Wollust, Unleidigkeit gezogen und bestürmet wird,) an als grosse Jahrmärckte, daran man reich oder arm werden kan, nach dem man Vorsichtigkeit gebraucht oder nicht, dem guten Rath Christi folget im Leyden zu schweigen, und alles unter Christi Augen zu ver- schmertzen, gerne wollen beschädiget, verachtet, beschimpfet, gehas- set, verkleinert, ja getödtet und gecreutziget werden, ohne einige Klag oder Aufthun des Mundes, ohne einigen Trost zu suchen bey einiger sterblicher Creatur, auch ohne Wahl dieses oder jenes Ley- dens oder der Werckzeuge darzu, so wenig als JESUS die Kriegs-Knechte selbst erlesen hat, die ihn peinigen sollten. Also wann alles auf allen Seiten an dir zerret, daß es dich von Christi Liebes- Gebott abreisse in Eigenlieb, Selbst-Raach, oder wenigstens zum Selbs-Absteigen vom Creutz; So siehe du zu, daß du dennoch alles Stürmens ungeachtet, in JEsu Liebes-Willen ausharrest, so bist du ein getreuer Streiter Christi und ein seliger Christ. O ja! der mag wohl in die Hände klopffen und GOttes Gnad hoch preisen, dann er ei- nen guten Jahrmarckt gehalten und viel gewonnen hat. Einmahl mehr als der, so dem Eingeben des Fleisches, dem Rath des Teuffels gehor- chet, und das Ubel gar zu steiff ansiehet, das seiner Natur angethan wird, der hat Ursach über seine Thorheit und Ubelverhalten zu jam- meren, dann wann er sich nicht bessert durch Anruffung des Heil. Gei- stes, so kommt er zu letzt gar um Sack und Pack, um alles bereits errungene Gute und zugleich um alle Fähigkeit anders zu erlangen.
Siehet in allem auf GOTT.
§. 13. Das beste vor einen gesegneten Handelsmann ist, alles in GOtt
zu
aHebr. XII. 1. 2.
Betrachtungen
Diß weißt unſer liebe Handelsmann, das treibet ihn ohn Unter- laß eine Begierd zu der andern, einen Gehorſam, Treue, Ver- laugnung zu der andern in die Schoos JESU beyzulegen, biß er einen geſammleten Vorrath von Erfahrung ſeines eigenen tieffen Hertzenleyds und Verderbens, und auch der unablaͤßigen Liebe und unabtreiblichen Gedult und Guͤtigkeit JESU beyſammen hat auf die kuͤnfftige Theurung und Hungers-Noth a.
Nimmet ſich bey mißlichen Zufaͤllen in acht.
§. 12. Wer auch in dieſer wichtigen Handelſchafft einige Weiß- heit und Geſchicklichkeit hat, der braucht in allem groſſe Beſcheiden- heit, er ſiehet die Prob-Zeiten und ſchwaͤre Verſuchungs-Stunden, (darinn er ſehr zur Haͤſſigkeit, Zorn, Verzagtheit, Sorg, Forcht, Wolluſt, Unleidigkeit gezogen und beſtuͤrmet wird,) an als groſſe Jahrmaͤrckte, daran man reich oder arm werden kan, nach dem man Vorſichtigkeit gebraucht oder nicht, dem guten Rath Chriſti folget im Leyden zu ſchweigen, und alles unter Chriſti Augen zu ver- ſchmertzen, gerne wollen beſchaͤdiget, verachtet, beſchimpfet, gehaſ- ſet, verkleinert, ja getoͤdtet und gecreutziget werden, ohne einige Klag oder Aufthun des Mundes, ohne einigen Troſt zu ſuchen bey einiger ſterblicher Creatur, auch ohne Wahl dieſes oder jenes Ley- dens oder der Werckzeuge darzu, ſo wenig als JESUS die Kriegs-Knechte ſelbſt erleſen hat, die ihn peinigen ſollten. Alſo wann alles auf allen Seiten an dir zerret, daß es dich von Chriſti Liebes- Gebott abreiſſe in Eigenlieb, Selbſt-Raach, oder wenigſtens zum Selbs-Abſteigen vom Creutz; So ſiehe du zu, daß du dennoch alles Stuͤrmens ungeachtet, in JEſu Liebes-Willen ausharreſt, ſo biſt du ein getreuer Streiter Chriſti und ein ſeliger Chriſt. O ja! der mag wohl in die Haͤnde klopffen und GOttes Gnad hoch preiſen, dann er ei- nen guten Jahrmarckt gehalten und viel gewonnen hat. Einmahl mehr als der, ſo dem Eingeben des Fleiſches, dem Rath des Teuffels gehor- chet, und das Ubel gar zu ſteiff anſiehet, das ſeiner Natur angethan wird, der hat Urſach uͤber ſeine Thorheit und Ubelverhalten zu jam- meren, dann wann er ſich nicht beſſert durch Anruffung des Heil. Gei- ſtes, ſo kommt er zu letzt gar um Sack und Pack, um alles bereits errungene Gute und zugleich um alle Faͤhigkeit anders zu erlangen.
Siehet in allem auf GOTT.
§. 13. Das beſte vor einen geſegneten Handelsmann iſt, alles in GOtt
zu
aHebr. XII. 1. 2.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0890"n="794"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Betrachtungen</hi></fw><lb/><p>Diß weißt unſer liebe Handelsmann, das treibet ihn ohn Unter-<lb/>
laß eine Begierd zu der andern, einen Gehorſam, Treue, Ver-<lb/>
laugnung zu der andern in die Schoos JESU beyzulegen, biß er<lb/>
einen geſammleten Vorrath von Erfahrung ſeines eigenen tieffen<lb/>
Hertzenleyds und Verderbens, und auch der unablaͤßigen Liebe und<lb/>
unabtreiblichen Gedult und Guͤtigkeit JESU beyſammen hat auf<lb/>
die kuͤnfftige Theurung und Hungers-Noth <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Hebr. XII.</hi> 1. 2.</note>.</p><lb/><noteplace="left">Nimmet<lb/>ſich bey<lb/>
mißlichen<lb/>
Zufaͤllen<lb/>
in acht.</note><p>§. 12. Wer auch in dieſer wichtigen Handelſchafft einige Weiß-<lb/>
heit und Geſchicklichkeit hat, der braucht in allem groſſe Beſcheiden-<lb/>
heit, er ſiehet die Prob-Zeiten und ſchwaͤre Verſuchungs-Stunden,<lb/>
(darinn er ſehr zur Haͤſſigkeit, Zorn, Verzagtheit, Sorg, Forcht,<lb/>
Wolluſt, Unleidigkeit gezogen und beſtuͤrmet wird,) an als groſſe<lb/>
Jahrmaͤrckte, daran man reich oder arm werden kan, nach dem<lb/>
man Vorſichtigkeit gebraucht oder nicht, dem guten Rath Chriſti<lb/>
folget im Leyden zu ſchweigen, und alles unter Chriſti Augen zu ver-<lb/>ſchmertzen, gerne wollen beſchaͤdiget, verachtet, beſchimpfet, gehaſ-<lb/>ſet, verkleinert, ja getoͤdtet und gecreutziget werden, ohne einige<lb/>
Klag oder Aufthun des Mundes, ohne einigen Troſt zu ſuchen bey<lb/>
einiger ſterblicher Creatur, auch ohne Wahl dieſes oder jenes Ley-<lb/>
dens oder der Werckzeuge darzu, ſo wenig als JESUS die<lb/>
Kriegs-Knechte ſelbſt erleſen hat, die ihn peinigen ſollten. Alſo wann<lb/>
alles auf allen Seiten an dir zerret, daß es dich von Chriſti Liebes-<lb/>
Gebott abreiſſe in Eigenlieb, Selbſt-Raach, oder wenigſtens zum<lb/>
Selbs-Abſteigen vom Creutz; So ſiehe du zu, daß du dennoch alles<lb/>
Stuͤrmens ungeachtet, in JEſu Liebes-Willen ausharreſt, ſo biſt du<lb/>
ein getreuer Streiter Chriſti und ein ſeliger Chriſt. O ja! der mag<lb/>
wohl in die Haͤnde klopffen und GOttes Gnad hoch preiſen, dann er ei-<lb/>
nen guten Jahrmarckt gehalten und viel gewonnen hat. Einmahl mehr<lb/>
als der, ſo dem Eingeben des Fleiſches, dem Rath des Teuffels gehor-<lb/>
chet, und das Ubel gar zu ſteiff anſiehet, das ſeiner Natur angethan<lb/>
wird, der hat Urſach uͤber ſeine Thorheit und Ubelverhalten zu jam-<lb/>
meren, dann wann er ſich nicht beſſert durch Anruffung des Heil. Gei-<lb/>ſtes, ſo kommt er zu letzt gar um Sack und Pack, um alles bereits<lb/>
errungene Gute und zugleich um alle Faͤhigkeit anders zu erlangen.</p><lb/><noteplace="left">Siehet in<lb/>
allem auf<lb/>
GOTT.</note><p><hirendition="#i">§.</hi> 13. Das beſte vor einen geſegneten Handelsmann iſt, alles in GOtt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[794/0890]
Betrachtungen
Diß weißt unſer liebe Handelsmann, das treibet ihn ohn Unter-
laß eine Begierd zu der andern, einen Gehorſam, Treue, Ver-
laugnung zu der andern in die Schoos JESU beyzulegen, biß er
einen geſammleten Vorrath von Erfahrung ſeines eigenen tieffen
Hertzenleyds und Verderbens, und auch der unablaͤßigen Liebe und
unabtreiblichen Gedult und Guͤtigkeit JESU beyſammen hat auf
die kuͤnfftige Theurung und Hungers-Noth a.
§. 12. Wer auch in dieſer wichtigen Handelſchafft einige Weiß-
heit und Geſchicklichkeit hat, der braucht in allem groſſe Beſcheiden-
heit, er ſiehet die Prob-Zeiten und ſchwaͤre Verſuchungs-Stunden,
(darinn er ſehr zur Haͤſſigkeit, Zorn, Verzagtheit, Sorg, Forcht,
Wolluſt, Unleidigkeit gezogen und beſtuͤrmet wird,) an als groſſe
Jahrmaͤrckte, daran man reich oder arm werden kan, nach dem
man Vorſichtigkeit gebraucht oder nicht, dem guten Rath Chriſti
folget im Leyden zu ſchweigen, und alles unter Chriſti Augen zu ver-
ſchmertzen, gerne wollen beſchaͤdiget, verachtet, beſchimpfet, gehaſ-
ſet, verkleinert, ja getoͤdtet und gecreutziget werden, ohne einige
Klag oder Aufthun des Mundes, ohne einigen Troſt zu ſuchen bey
einiger ſterblicher Creatur, auch ohne Wahl dieſes oder jenes Ley-
dens oder der Werckzeuge darzu, ſo wenig als JESUS die
Kriegs-Knechte ſelbſt erleſen hat, die ihn peinigen ſollten. Alſo wann
alles auf allen Seiten an dir zerret, daß es dich von Chriſti Liebes-
Gebott abreiſſe in Eigenlieb, Selbſt-Raach, oder wenigſtens zum
Selbs-Abſteigen vom Creutz; So ſiehe du zu, daß du dennoch alles
Stuͤrmens ungeachtet, in JEſu Liebes-Willen ausharreſt, ſo biſt du
ein getreuer Streiter Chriſti und ein ſeliger Chriſt. O ja! der mag
wohl in die Haͤnde klopffen und GOttes Gnad hoch preiſen, dann er ei-
nen guten Jahrmarckt gehalten und viel gewonnen hat. Einmahl mehr
als der, ſo dem Eingeben des Fleiſches, dem Rath des Teuffels gehor-
chet, und das Ubel gar zu ſteiff anſiehet, das ſeiner Natur angethan
wird, der hat Urſach uͤber ſeine Thorheit und Ubelverhalten zu jam-
meren, dann wann er ſich nicht beſſert durch Anruffung des Heil. Gei-
ſtes, ſo kommt er zu letzt gar um Sack und Pack, um alles bereits
errungene Gute und zugleich um alle Faͤhigkeit anders zu erlangen.
§. 13. Das beſte vor einen geſegneten Handelsmann iſt, alles in GOtt
zu
a Hebr. XII. 1. 2.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/890>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.