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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Armen der demüthigen Seelen ergibet; Können wir doch ohne
GOTTES Gnaden-Zug und Tritt nicht avancieren und fortru-
cken, müssen wir also im Glauben, Gedult und Sanfftmuth ler-
nen, und der Gnad nicht vorlauffen, sondern dem Glauben, der
gesagt hat; Jch will dich nicht verlassen noch versaumen, er ist ge-
treu genug, diß sein Wort auch an uns zu halten, und uns nicht
zu negligieren noch dahinten zu lassen, sondern zum Ziel zu brin-
gen zu rechter Zeit; Thue ein jeder was er kan, nach seinem
Gnaden-Pfund, und erkenne alle seine Mängel und Gebrechen gantz
einfältiglich vor seinem JESU, und befehle sich seiner theuren Gna-
de an, zu fernerem Wachsthum: GOTT wird immer mehr Le-
ben und Gnade geben, doch nicht allezeit wie wirs wollen, sondern
so wie er will; Gehet der geistliche Stoltz und Eigen-Wille nicht
unter, so kan keine wahre innerliche Heiligkeit seyn, auch kein inner-
licher Friede, sondern Verzehrung seiner selbst in eigenem Bemü-
hen ohne GOTTES Gnad; der lautere, kindliche Glaube las-
set und gönnet gar gern einem jeden den Vorzug, den GOTT
ihm giebet; hat ein anderer was eminentes und fürtreffliches, so
dancket er GOTT darfür, als wäre es sein eigenes; sintemahl er
uns ja auch zum Glied machet am Leibe CHRJSTJ; Es stelle
nur ein jedweder Glaubiger sein Hertz dar dem getreuen GOTT,
daß er ihn ferners heilige, reinige und demüthige, daß er seinem
GOTT gefalle, wann er schon für nichts sonderliches paßiert und
giltet in der Menschen Augen, wann er nur wachset im Glauben,
Hoffnung, Liebe, und den acht Seeligkeiten, und das in aller Stil-
le ohne was sinnliches zu verlangen.

§. 15. Der lieb Luther lehret dich hier, daß auf Erden haupt-Nach Lu-
theri An-
leitung
einherge-
hen und
dulden
und Liebe
üben etc.

sächlich das Leben des Glaubens und Leydens sey, noch nicht aber
des Schauens und erwünschten Geniessens, CHRJSTO im
Glauben ankleben, mitten unter denen Schwachheiten des Flei-
sches, und es im Glauben, Gedult, und Bruder-Liebe beweisen,
sey hauptsächlich GOTTES Wille, hier auf diesem Kampf-Platz:
Es ist wohl zu fassen, daß die Erquickungen der Gnad (wornach
zu schnappen der Lauterkeit des Glaubens zuwider laufft) und

was

Armen der demuͤthigen Seelen ergibet; Koͤnnen wir doch ohne
GOTTES Gnaden-Zug und Tritt nicht avancieren und fortru-
cken, muͤſſen wir alſo im Glauben, Gedult und Sanfftmuth ler-
nen, und der Gnad nicht vorlauffen, ſondern dem Glauben, der
geſagt hat; Jch will dich nicht verlaſſen noch verſaumen, er iſt ge-
treu genug, diß ſein Wort auch an uns zu halten, und uns nicht
zu negligieren noch dahinten zu laſſen, ſondern zum Ziel zu brin-
gen zu rechter Zeit; Thue ein jeder was er kan, nach ſeinem
Gnaden-Pfund, und erkenne alle ſeine Maͤngel und Gebrechen gantz
einfaͤltiglich vor ſeinem JESU, und befehle ſich ſeiner theuren Gna-
de an, zu fernerem Wachsthum: GOTT wird immer mehr Le-
ben und Gnade geben, doch nicht allezeit wie wirs wollen, ſondern
ſo wie er will; Gehet der geiſtliche Stoltz und Eigen-Wille nicht
unter, ſo kan keine wahre innerliche Heiligkeit ſeyn, auch kein inner-
licher Friede, ſondern Verzehrung ſeiner ſelbſt in eigenem Bemuͤ-
hen ohne GOTTES Gnad; der lautere, kindliche Glaube laſ-
ſet und goͤnnet gar gern einem jeden den Vorzug, den GOTT
ihm giebet; hat ein anderer was eminentes und fuͤrtreffliches, ſo
dancket er GOTT darfuͤr, als waͤre es ſein eigenes; ſintemahl er
uns ja auch zum Glied machet am Leibe CHRJSTJ; Es ſtelle
nur ein jedweder Glaubiger ſein Hertz dar dem getreuen GOTT,
daß er ihn ferners heilige, reinige und demuͤthige, daß er ſeinem
GOTT gefalle, wann er ſchon fuͤr nichts ſonderliches paßiert und
giltet in der Menſchen Augen, wann er nur wachſet im Glauben,
Hoffnung, Liebe, und den acht Seeligkeiten, und das in aller Stil-
le ohne was ſinnliches zu verlangen.

§. 15. Der lieb Luther lehret dich hier, daß auf Erden haupt-Nach Lu-
theri An-
leitung
einherge-
hen und
dulden
und Liebe
uͤben ꝛc.

ſaͤchlich das Leben des Glaubens und Leydens ſey, noch nicht aber
des Schauens und erwuͤnſchten Genieſſens, CHRJSTO im
Glauben ankleben, mitten unter denen Schwachheiten des Flei-
ſches, und es im Glauben, Gedult, und Bruder-Liebe beweiſen,
ſey hauptſaͤchlich GOTTES Wille, hier auf dieſem Kampf-Platz:
Es iſt wohl zu faſſen, daß die Erquickungen der Gnad (wornach
zu ſchnappen der Lauterkeit des Glaubens zuwider laufft) und

was
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[31/0087] Armen der demuͤthigen Seelen ergibet; Koͤnnen wir doch ohne GOTTES Gnaden-Zug und Tritt nicht avancieren und fortru- cken, muͤſſen wir alſo im Glauben, Gedult und Sanfftmuth ler- nen, und der Gnad nicht vorlauffen, ſondern dem Glauben, der geſagt hat; Jch will dich nicht verlaſſen noch verſaumen, er iſt ge- treu genug, diß ſein Wort auch an uns zu halten, und uns nicht zu negligieren noch dahinten zu laſſen, ſondern zum Ziel zu brin- gen zu rechter Zeit; Thue ein jeder was er kan, nach ſeinem Gnaden-Pfund, und erkenne alle ſeine Maͤngel und Gebrechen gantz einfaͤltiglich vor ſeinem JESU, und befehle ſich ſeiner theuren Gna- de an, zu fernerem Wachsthum: GOTT wird immer mehr Le- ben und Gnade geben, doch nicht allezeit wie wirs wollen, ſondern ſo wie er will; Gehet der geiſtliche Stoltz und Eigen-Wille nicht unter, ſo kan keine wahre innerliche Heiligkeit ſeyn, auch kein inner- licher Friede, ſondern Verzehrung ſeiner ſelbſt in eigenem Bemuͤ- hen ohne GOTTES Gnad; der lautere, kindliche Glaube laſ- ſet und goͤnnet gar gern einem jeden den Vorzug, den GOTT ihm giebet; hat ein anderer was eminentes und fuͤrtreffliches, ſo dancket er GOTT darfuͤr, als waͤre es ſein eigenes; ſintemahl er uns ja auch zum Glied machet am Leibe CHRJSTJ; Es ſtelle nur ein jedweder Glaubiger ſein Hertz dar dem getreuen GOTT, daß er ihn ferners heilige, reinige und demuͤthige, daß er ſeinem GOTT gefalle, wann er ſchon fuͤr nichts ſonderliches paßiert und giltet in der Menſchen Augen, wann er nur wachſet im Glauben, Hoffnung, Liebe, und den acht Seeligkeiten, und das in aller Stil- le ohne was ſinnliches zu verlangen. §. 15. Der lieb Luther lehret dich hier, daß auf Erden haupt- ſaͤchlich das Leben des Glaubens und Leydens ſey, noch nicht aber des Schauens und erwuͤnſchten Genieſſens, CHRJSTO im Glauben ankleben, mitten unter denen Schwachheiten des Flei- ſches, und es im Glauben, Gedult, und Bruder-Liebe beweiſen, ſey hauptſaͤchlich GOTTES Wille, hier auf dieſem Kampf-Platz: Es iſt wohl zu faſſen, daß die Erquickungen der Gnad (wornach zu ſchnappen der Lauterkeit des Glaubens zuwider laufft) und was Nach Lu- theri An- leitung einherge- hen und dulden und Liebe uͤben ꝛc.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/87>, abgerufen am 24.11.2024.