Verächter! Daß euch GOttes Eydschwur nicht vor eine gar lange Zeit von dem himmlischen Wohl seines Liebe-Reichs ausschliesse, wie jenen widerfahren, wegen ihres Unglaubens; weil ihr dieses liebli- che Land verachtet, die Waffen des Liechts nicht ergreiffen, noch im Nahmen des HErren der Heerschaaren daran ziehen wollt. Ach ändert den Sinn, und das ohne Aufschub, damit GOtt nicht ent- rüstet werde und schwöre; weilen sie immerdar irren mit ihrem Hertzen, und meine reinigende Liebes-Weg nicht wollen erkennen, so sollen sie nicht in meine Ruh eingehen. Gewiß wann ihr so lang wartet, so kan es zuletzt mit euch dahin kommen, daß ihr keine Krafft mehr erreichen könnet GOTT und den Nächsten zu lieben, sondern vom Teufel verklagt, vom bösen Gewissen genagt, von GOtt verstossen, und von unruhigen Gemüths-Stürmen gequälet, als in der bittersten Hölle braten müsset, und euch dann vergebens bestre- bet hinauf zu steigen zu denen Granat-Aepfel-Bäumen der Sanfft- muth und Liebe Jmmanuels:
Eure Feinde, von denen ihr euch jetz willig fangen, und von GOt- tes Jerusalem oder Friedens-Stadt abziehen lasset, werden euch schlagen biß gen Horma. Ach meine hertzlichst Geliebte! Jhr wä- ret nicht die erste, denen solch jämmerlich aber gerecht Gericht wider- fahren; glaubets nur.
und Ver- mahnung alle raach- gierige Gedancken von sich auszuja- gen.
§. 2. Liebes Hertz! Bedencke es doch, und lasse dich nicht also vom Satan an seinen rußigen Ketten anschmiden, daß du einen ei- nigen raachgierigen Gedancken in steiffer Halsstarrigkeit, härtiglich behalten wolltest; ach fort, du Cains Geist! Jch will mich von dem Majestätischen Glantz der Göttlichen Sanfftmuth JESU ein- nehmen lassen, und mich nicht freuen, wanns meinem Feind übel geht a: Der Brunn des Lebens in Liebe, und der Pfuhl des To- des im Haß sind neben einander; O daß ich mich an dem ersten vergnügte, und nimmermehr nicht das geringste Schlücklein thäte, aus dem letzten! Ein böser Trunck kan offt den Leib verderben, und eine Unpäßlichkeit vieler Jahren verursachen; wann wir auch so mercksam und empfindlich wären über das, was der Seelen scha-
det,
aJob. XXXI. 29.
Der unter den Stech-Diſteln
Veraͤchter! Daß euch GOttes Eydſchwur nicht vor eine gar lange Zeit von dem himmliſchen Wohl ſeines Liebe-Reichs ausſchlieſſe, wie jenen widerfahren, wegen ihres Unglaubens; weil ihr dieſes liebli- che Land verachtet, die Waffen des Liechts nicht ergreiffen, noch im Nahmen des HErren der Heerſchaaren daran ziehen wollt. Ach aͤndert den Sinn, und das ohne Aufſchub, damit GOtt nicht ent- ruͤſtet werde und ſchwoͤre; weilen ſie immerdar irren mit ihrem Hertzen, und meine reinigende Liebes-Weg nicht wollen erkennen, ſo ſollen ſie nicht in meine Ruh eingehen. Gewiß wann ihr ſo lang wartet, ſo kan es zuletzt mit euch dahin kommen, daß ihr keine Krafft mehr erreichen koͤnnet GOTT und den Naͤchſten zu lieben, ſondern vom Teufel verklagt, vom boͤſen Gewiſſen genagt, von GOtt verſtoſſen, und von unruhigen Gemuͤths-Stuͤrmen gequaͤlet, als in der bitterſten Hoͤlle braten muͤſſet, und euch dann vergebens beſtre- bet hinauf zu ſteigen zu denen Granat-Aepfel-Baͤumen der Sanfft- muth und Liebe Jmmanuels:
Eure Feinde, von denen ihr euch jetz willig fangen, und von GOt- tes Jeruſalem oder Friedens-Stadt abziehen laſſet, werden euch ſchlagen biß gen Horma. Ach meine hertzlichſt Geliebte! Jhr waͤ- ret nicht die erſte, denen ſolch jaͤmmerlich aber gerecht Gericht wider- fahren; glaubets nur.
und Ver- mahnung alle raach- gierige Gedancken von ſich auszuja- gen.
§. 2. Liebes Hertz! Bedencke es doch, und laſſe dich nicht alſo vom Satan an ſeinen rußigen Ketten anſchmiden, daß du einen ei- nigen raachgierigen Gedancken in ſteiffer Halsſtarrigkeit, haͤrtiglich behalten wollteſt; ach fort, du Cains Geiſt! Jch will mich von dem Majeſtaͤtiſchen Glantz der Goͤttlichen Sanfftmuth JESU ein- nehmen laſſen, und mich nicht freuen, wanns meinem Feind uͤbel geht a: Der Brunn des Lebens in Liebe, und der Pfuhl des To- des im Haß ſind neben einander; O daß ich mich an dem erſten vergnuͤgte, und nimmermehr nicht das geringſte Schluͤcklein thaͤte, aus dem letzten! Ein boͤſer Trunck kan offt den Leib verderben, und eine Unpaͤßlichkeit vieler Jahren verurſachen; wann wir auch ſo merckſam und empfindlich waͤren uͤber das, was der Seelen ſcha-
det,
aJob. XXXI. 29.
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Der unter den Stech-Diſteln
Veraͤchter! Daß euch GOttes Eydſchwur nicht vor eine gar lange
Zeit von dem himmliſchen Wohl ſeines Liebe-Reichs ausſchlieſſe, wie
jenen widerfahren, wegen ihres Unglaubens; weil ihr dieſes liebli-
che Land verachtet, die Waffen des Liechts nicht ergreiffen, noch
im Nahmen des HErren der Heerſchaaren daran ziehen wollt. Ach
aͤndert den Sinn, und das ohne Aufſchub, damit GOtt nicht ent-
ruͤſtet werde und ſchwoͤre; weilen ſie immerdar irren mit ihrem
Hertzen, und meine reinigende Liebes-Weg nicht wollen erkennen, ſo
ſollen ſie nicht in meine Ruh eingehen. Gewiß wann ihr ſo lang
wartet, ſo kan es zuletzt mit euch dahin kommen, daß ihr keine
Krafft mehr erreichen koͤnnet GOTT und den Naͤchſten zu lieben,
ſondern vom Teufel verklagt, vom boͤſen Gewiſſen genagt, von GOtt
verſtoſſen, und von unruhigen Gemuͤths-Stuͤrmen gequaͤlet, als in
der bitterſten Hoͤlle braten muͤſſet, und euch dann vergebens beſtre-
bet hinauf zu ſteigen zu denen Granat-Aepfel-Baͤumen der Sanfft-
muth und Liebe Jmmanuels:
Eure Feinde, von denen ihr euch jetz willig fangen, und von GOt-
tes Jeruſalem oder Friedens-Stadt abziehen laſſet, werden euch
ſchlagen biß gen Horma. Ach meine hertzlichſt Geliebte! Jhr waͤ-
ret nicht die erſte, denen ſolch jaͤmmerlich aber gerecht Gericht wider-
fahren; glaubets nur.
§. 2. Liebes Hertz! Bedencke es doch, und laſſe dich nicht alſo
vom Satan an ſeinen rußigen Ketten anſchmiden, daß du einen ei-
nigen raachgierigen Gedancken in ſteiffer Halsſtarrigkeit, haͤrtiglich
behalten wollteſt; ach fort, du Cains Geiſt! Jch will mich von dem
Majeſtaͤtiſchen Glantz der Goͤttlichen Sanfftmuth JESU ein-
nehmen laſſen, und mich nicht freuen, wanns meinem Feind uͤbel
geht a: Der Brunn des Lebens in Liebe, und der Pfuhl des To-
des im Haß ſind neben einander; O daß ich mich an dem erſten
vergnuͤgte, und nimmermehr nicht das geringſte Schluͤcklein thaͤte,
aus dem letzten! Ein boͤſer Trunck kan offt den Leib verderben, und
eine Unpaͤßlichkeit vieler Jahren verurſachen; wann wir auch ſo
merckſam und empfindlich waͤren uͤber das, was der Seelen ſcha-
det,
a Job. XXXI. 29.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/864>, abgerufen am 22.11.2024.
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