so wenig in solchem grimmigen Sinn ruhen, als in einem Dorn-Bett.) Ach haben wir nicht Feinds genug am Satan, Welt und unserem eigenen Fleisch, daß wir einander so heimtückisch anfallen, und da- durch den Kampf mit dem allgemeinen Feind so saur, und den Sieg unmöglich machen, alles unter dem sauberen Vorwand, den Näch- sten zu demüthigen? O Mensch! Soll sich dann Christus nach dei- nem höhnischen Sinn richten; und muß Er dich Raths fragen, wie Er seine Schaafe weyden solle? Oder willt du dich an GOttes statt setzen, und deines Nächsten Teufel, Hencker und Peiniger werden? Oder willt du, sintemahl dir Christi Güte, Gnad und Barmhertzig- keit an deinem Bruder erwiesen, so gar sehr mißfallt, deinen Essig unter den ihm von GOTT bescherten Gnaden-Wein mengen? Heißt das nicht, Christi Liebe mit Füssen getretten, damit sie nicht da aufblühe, wo es GOTT haben will? Wie wirst du mit deinem häs- sigen, hochmüthigen Geist vor dem König der Liebe bestehen? Sie- he! du reitzest die heilige, freundliche, in süsser Gunst brennende Engel, diß dein hart Verfahren GOTT vorzubringen, der den Schalcks-Deckel von deinem Hertzen aufheben wird, daß jedermann das krabbelnde Unziefer und durch einander geflochtene Schlangen- Nest zu deiner ewigen Schmach und Schande sehe. O wehe!
Die Liebe JEsu ge- gen uns ist das stärck- ste Motiv zur Liebe,
§. 7. Mercket doch einmahl, welch einen göttlichen Grund und Anfang JEsus im Heiligen Abendmahl, welches wir so offte feyren, zu allerseligster Eintracht, Liebe und Fried gemacht habe, sagende: das ist mein Leib, vor euch hingegeben, mein Blut, vor euch vergos- sen; was ich bin und habe, gebe ich alles zum gemeinen Besten; Wollet ihr meine Kostgänger seyn, so kommet her, und thut es mir nach.
Die reiffe Beere an der Trauben geben ihren Safft hin, das, was wegen einiger Hinderniß, nicht zu gleicher Zeitigung gelanget, zu versüssen, und behalten nichts vor sich, weil sie es doch alles dem lieben Himmel und der Arbeit des Wein-Gärtners zu dancken haben, dem zu ehren, den zu erfreuen und zu vergnügen gibt eine jede Trau- be hin, was sie ist, und das aus lauterer Liebe zum HErren Christo, der dessen wohl währt ist, daß man ihms zu gefallen thue; sintemahl wir ohne ihn Herling geblieben, und dem Feur zu theil worden wären. JEsus ist uns ja genug.
§. 8. Unser
Der unter den Stech-Diſteln
ſo wenig in ſolchem grimmigen Sinn ruhen, als in einem Dorn-Bett.) Ach haben wir nicht Feinds genug am Satan, Welt und unſerem eigenen Fleiſch, daß wir einander ſo heimtuͤckiſch anfallen, und da- durch den Kampf mit dem allgemeinen Feind ſo ſaur, und den Sieg unmoͤglich machen, alles unter dem ſauberen Vorwand, den Naͤch- ſten zu demuͤthigen? O Menſch! Soll ſich dann Chriſtus nach dei- nem hoͤhniſchen Sinn richten; und muß Er dich Raths fragen, wie Er ſeine Schaafe weyden ſolle? Oder willt du dich an GOttes ſtatt ſetzen, und deines Naͤchſten Teufel, Hencker und Peiniger werden? Oder willt du, ſintemahl dir Chriſti Guͤte, Gnad und Barmhertzig- keit an deinem Bruder erwieſen, ſo gar ſehr mißfallt, deinen Eſſig unter den ihm von GOTT beſcherten Gnaden-Wein mengen? Heißt das nicht, Chriſti Liebe mit Fuͤſſen getretten, damit ſie nicht da aufbluͤhe, wo es GOTT haben will? Wie wirſt du mit deinem haͤſ- ſigen, hochmuͤthigen Geiſt vor dem Koͤnig der Liebe beſtehen? Sie- he! du reitzeſt die heilige, freundliche, in ſuͤſſer Gunſt brennende Engel, diß dein hart Verfahren GOTT vorzubringen, der den Schalcks-Deckel von deinem Hertzen aufheben wird, daß jedermann das krabbelnde Unziefer und durch einander geflochtene Schlangen- Neſt zu deiner ewigen Schmach und Schande ſehe. O wehe!
Die Liebe JEſu ge- gen uns iſt das ſtaͤrck- ſte Motiv zur Liebe,
§. 7. Mercket doch einmahl, welch einen goͤttlichen Grund und Anfang JEſus im Heiligen Abendmahl, welches wir ſo offte feyren, zu allerſeligſter Eintracht, Liebe und Fried gemacht habe, ſagende: das iſt mein Leib, vor euch hingegeben, mein Blut, vor euch vergoſ- ſen; was ich bin und habe, gebe ich alles zum gemeinen Beſten; Wollet ihr meine Koſtgaͤnger ſeyn, ſo kommet her, und thut es mir nach.
Die reiffe Beere an der Trauben geben ihren Safft hin, das, was wegen einiger Hinderniß, nicht zu gleicher Zeitigung gelanget, zu verſuͤſſen, und behalten nichts vor ſich, weil ſie es doch alles dem lieben Himmel und der Arbeit des Wein-Gaͤrtners zu dancken haben, dem zu ehren, den zu erfreuen und zu vergnuͤgen gibt eine jede Trau- be hin, was ſie iſt, und das aus lauterer Liebe zum HErren Chriſto, der deſſen wohl waͤhrt iſt, daß man ihms zu gefallen thue; ſintemahl wir ohne ihn Herling geblieben, und dem Feur zu theil worden waͤren. JEſus iſt uns ja genug.
§. 8. Unſer
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Der unter den Stech-Diſteln
ſo wenig in ſolchem grimmigen Sinn ruhen, als in einem Dorn-Bett.)
Ach haben wir nicht Feinds genug am Satan, Welt und unſerem
eigenen Fleiſch, daß wir einander ſo heimtuͤckiſch anfallen, und da-
durch den Kampf mit dem allgemeinen Feind ſo ſaur, und den Sieg
unmoͤglich machen, alles unter dem ſauberen Vorwand, den Naͤch-
ſten zu demuͤthigen? O Menſch! Soll ſich dann Chriſtus nach dei-
nem hoͤhniſchen Sinn richten; und muß Er dich Raths fragen, wie
Er ſeine Schaafe weyden ſolle? Oder willt du dich an GOttes ſtatt
ſetzen, und deines Naͤchſten Teufel, Hencker und Peiniger werden?
Oder willt du, ſintemahl dir Chriſti Guͤte, Gnad und Barmhertzig-
keit an deinem Bruder erwieſen, ſo gar ſehr mißfallt, deinen Eſſig
unter den ihm von GOTT beſcherten Gnaden-Wein mengen? Heißt
das nicht, Chriſti Liebe mit Fuͤſſen getretten, damit ſie nicht da
aufbluͤhe, wo es GOTT haben will? Wie wirſt du mit deinem haͤſ-
ſigen, hochmuͤthigen Geiſt vor dem Koͤnig der Liebe beſtehen? Sie-
he! du reitzeſt die heilige, freundliche, in ſuͤſſer Gunſt brennende
Engel, diß dein hart Verfahren GOTT vorzubringen, der den
Schalcks-Deckel von deinem Hertzen aufheben wird, daß jedermann
das krabbelnde Unziefer und durch einander geflochtene Schlangen-
Neſt zu deiner ewigen Schmach und Schande ſehe. O wehe!
§. 7. Mercket doch einmahl, welch einen goͤttlichen Grund und
Anfang JEſus im Heiligen Abendmahl, welches wir ſo offte feyren,
zu allerſeligſter Eintracht, Liebe und Fried gemacht habe, ſagende:
das iſt mein Leib, vor euch hingegeben, mein Blut, vor euch vergoſ-
ſen; was ich bin und habe, gebe ich alles zum gemeinen Beſten;
Wollet ihr meine Koſtgaͤnger ſeyn, ſo kommet her, und thut es mir
nach.
Die reiffe Beere an der Trauben geben ihren Safft hin, das,
was wegen einiger Hinderniß, nicht zu gleicher Zeitigung gelanget,
zu verſuͤſſen, und behalten nichts vor ſich, weil ſie es doch alles dem
lieben Himmel und der Arbeit des Wein-Gaͤrtners zu dancken haben,
dem zu ehren, den zu erfreuen und zu vergnuͤgen gibt eine jede Trau-
be hin, was ſie iſt, und das aus lauterer Liebe zum HErren Chriſto,
der deſſen wohl waͤhrt iſt, daß man ihms zu gefallen thue; ſintemahl
wir ohne ihn Herling geblieben, und dem Feur zu theil worden waͤren.
JEſus iſt uns ja genug.
§. 8. Unſer
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 764. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/860>, abgerufen am 25.11.2024.
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