"des anderen sein Gemüth heimlich auf eine verborgene zauberhaff- "te Art hineinschiessen, dadurch ihm der ruhige und freudige Fort- "gang im Glauben gehinderet oder geschwächt wird, daß sein "geistlich Leben Noth leidet; und so auch, wann man von aussen "in boßhafftige Wort, Spott, falsche Beschuldigungen, oder "bey anderen in verkleinerende Nachreden ausbricht, und dem "Nächsten also an seiner Gemüths-Ruh oder guten Nahmen, oder "Nahrung schadet, und was dergleichen Würgen des Nebend- "Menschen mehr seyn mag! Sind kurtz-bündige Wort eines vor- trefflichen Lehrers unserer Zeiten.
§. 5. Welche schalckhaffte Boßheit dieser in Liechts-Engel Ver-Die Lieb- losigkeit hat der Urh ber selbsten erfahren. stellten über alles hoch-herfliegenden Geisteren ich viele Jahr an mir selbst habe erfahren, mit vielem ängstlichem Druck und Bangigkeit; in dem diese in teufflischem Neid unter schönem Schein ihrer fal- schen, dem gifftigen Hertzen gemäß eingerichteten, und zu Satans Wohlgefallen gemodelten Heiligkeit meine Seele mit ihrer scharffen Zauber-Krafft ziemlich gequälet und abgemattet, daß mir offt ware als wie einem Läuffer, der seine Begierd nach einem Kleinod aus- strecket, und nicht nur in Koth und Sand gehen muß, sondern noch dazu Hund und Katzen an den Beinen hangen hat, die ihm seinen Lauff sehr schwer zu machen suchen; ja es ware mir unterweilen als wie einem Baum, der auf sehr dürrem sandichtem Grund in widri- gem Neblen stehend, sich des gäntzlichen Verdorrens kaum, kaum erwehren kan; alldieweil diejenigen, welche sich in desselben grünen- den, von oben her empfangenen Krafft hätten sollen erfreuen, und durch liebreiche Vorbitte und Seegens-Wünsche Wasser zugiessen, selbst alles Möglichste zu dessen Verderben beygetragen, und nicht ohne Verdruß ein Regen-Wölcklein den armen verlassenen Baum beschütten, oder ein Thau-Tröpflein auf ihn fallen gesehen; zumahl dieses die Erfüllung ihres heimlichen, groll-süchtigen Wunsches,Fortse- tzung der Betrach- tung wo- durch der Lieblosig- keit kan gesteuret werden. den Baum bald gantz ausgedörret zu schauen, aufhielte und hin- derte.
§. 6. Ach meine Seele komme nicht in ihren Rath a; dann in ih- rem Zorn erwürgen sie den Mann, und in ihrem Muthwillen ver- lähmen sie den Fürsten! (Ein nach GOtt sehender Geist könnte eben
so wenig
aGen. XLIX. 6.
D d d d d 2
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
„des anderen ſein Gemuͤth heimlich auf eine verborgene zauberhaff- „te Art hineinſchieſſen, dadurch ihm der ruhige und freudige Fort- „gang im Glauben gehinderet oder geſchwaͤcht wird, daß ſein „geiſtlich Leben Noth leidet; und ſo auch, wann man von auſſen „in boßhafftige Wort, Spott, falſche Beſchuldigungen, oder „bey anderen in verkleinerende Nachreden ausbricht, und dem „Naͤchſten alſo an ſeiner Gemuͤths-Ruh oder guten Nahmen, oder „Nahrung ſchadet, und was dergleichen Wuͤrgen des Nebend- „Menſchen mehr ſeyn mag! Sind kurtz-buͤndige Wort eines vor- trefflichen Lehrers unſerer Zeiten.
§. 5. Welche ſchalckhaffte Boßheit dieſer in Liechts-Engel Ver-Die Lieb- loſigkeit hat der Urh ber ſelbſten erfahren. ſtellten uͤber alles hoch-herfliegenden Geiſteren ich viele Jahr an mir ſelbſt habe erfahren, mit vielem aͤngſtlichem Druck und Bangigkeit; in dem dieſe in teuffliſchem Neid unter ſchoͤnem Schein ihrer fal- ſchen, dem gifftigen Hertzen gemaͤß eingerichteten, und zu Satans Wohlgefallen gemodelten Heiligkeit meine Seele mit ihrer ſcharffen Zauber-Krafft ziemlich gequaͤlet und abgemattet, daß mir offt ware als wie einem Laͤuffer, der ſeine Begierd nach einem Kleinod aus- ſtrecket, und nicht nur in Koth und Sand gehen muß, ſondern noch dazu Hund und Katzen an den Beinen hangen hat, die ihm ſeinen Lauff ſehr ſchwer zu machen ſuchen; ja es ware mir unterweilen als wie einem Baum, der auf ſehr duͤrrem ſandichtem Grund in widri- gem Neblen ſtehend, ſich des gaͤntzlichen Verdorrens kaum, kaum erwehren kan; alldieweil diejenigen, welche ſich in deſſelben gruͤnen- den, von oben her empfangenen Krafft haͤtten ſollen erfreuen, und durch liebreiche Vorbitte und Seegens-Wuͤnſche Waſſer zugieſſen, ſelbſt alles Moͤglichſte zu deſſen Verderben beygetragen, und nicht ohne Verdruß ein Regen-Woͤlcklein den armen verlaſſenen Baum beſchuͤtten, oder ein Thau-Troͤpflein auf ihn fallen geſehen; zumahl dieſes die Erfuͤllung ihres heimlichen, groll-ſuͤchtigen Wunſches,Fortſe- tzung der Betrach- tung wo- durch der Liebloſig- keit kan geſteuret werden. den Baum bald gantz ausgedoͤrret zu ſchauen, aufhielte und hin- derte.
§. 6. Ach meine Seele komme nicht in ihren Rath a; dann in ih- rem Zorn erwuͤrgen ſie den Mann, und in ihrem Muthwillen ver- laͤhmen ſie den Fuͤrſten! (Ein nach GOtt ſehender Geiſt koͤnnte eben
ſo wenig
aGen. XLIX. 6.
D d d d d 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0859"n="763"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">hervor bluͤhende Lilien-Zweig.</hi></fw><lb/>„des anderen ſein Gemuͤth heimlich auf eine verborgene zauberhaff-<lb/>„te Art hineinſchieſſen, dadurch ihm der ruhige und freudige Fort-<lb/>„gang im Glauben gehinderet oder geſchwaͤcht wird, daß ſein<lb/>„geiſtlich Leben Noth leidet; und ſo auch, wann man von auſſen<lb/>„in boßhafftige Wort, Spott, falſche Beſchuldigungen, oder<lb/>„bey anderen in verkleinerende Nachreden ausbricht, und dem<lb/>„Naͤchſten alſo an ſeiner Gemuͤths-Ruh oder guten Nahmen, oder<lb/>„Nahrung ſchadet, und was dergleichen Wuͤrgen des Nebend-<lb/>„Menſchen mehr ſeyn mag! Sind kurtz-buͤndige Wort eines vor-<lb/>
trefflichen Lehrers unſerer Zeiten.</p><lb/><p>§. 5. Welche ſchalckhaffte Boßheit dieſer in Liechts-Engel Ver-<noteplace="right">Die Lieb-<lb/>
loſigkeit<lb/>
hat der<lb/>
Urh ber<lb/>ſelbſten<lb/>
erfahren.</note><lb/>ſtellten uͤber alles hoch-herfliegenden Geiſteren ich viele Jahr an mir<lb/>ſelbſt habe erfahren, mit vielem aͤngſtlichem Druck und Bangigkeit;<lb/>
in dem dieſe in teuffliſchem Neid unter ſchoͤnem Schein ihrer fal-<lb/>ſchen, dem gifftigen Hertzen gemaͤß eingerichteten, und zu Satans<lb/>
Wohlgefallen gemodelten Heiligkeit meine Seele mit ihrer ſcharffen<lb/>
Zauber-Krafft ziemlich gequaͤlet und abgemattet, daß mir offt ware<lb/>
als wie einem Laͤuffer, der ſeine Begierd nach einem Kleinod aus-<lb/>ſtrecket, und nicht nur in Koth und Sand gehen muß, ſondern noch<lb/>
dazu Hund und Katzen an den Beinen hangen hat, die ihm ſeinen<lb/>
Lauff ſehr ſchwer zu machen ſuchen; ja es ware mir unterweilen als<lb/>
wie einem Baum, der auf ſehr duͤrrem ſandichtem Grund in widri-<lb/>
gem Neblen ſtehend, ſich des gaͤntzlichen Verdorrens kaum, kaum<lb/>
erwehren kan; alldieweil diejenigen, welche ſich in deſſelben gruͤnen-<lb/>
den, von oben her empfangenen Krafft haͤtten ſollen erfreuen, und<lb/>
durch liebreiche Vorbitte und Seegens-Wuͤnſche Waſſer zugieſſen,<lb/>ſelbſt alles Moͤglichſte zu deſſen Verderben beygetragen, und nicht<lb/>
ohne Verdruß ein Regen-Woͤlcklein den armen verlaſſenen Baum<lb/>
beſchuͤtten, oder ein Thau-Troͤpflein auf ihn fallen geſehen; zumahl<lb/>
dieſes die Erfuͤllung ihres heimlichen, groll-ſuͤchtigen Wunſches,<noteplace="right">Fortſe-<lb/>
tzung der<lb/>
Betrach-<lb/>
tung wo-<lb/>
durch der<lb/>
Liebloſig-<lb/>
keit kan<lb/>
geſteuret<lb/>
werden.</note><lb/>
den Baum bald gantz ausgedoͤrret zu ſchauen, aufhielte und hin-<lb/>
derte.</p><lb/><p>§. 6. Ach meine Seele komme nicht in ihren Rath <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Gen. XLIX.</hi> 6.</note>; dann in ih-<lb/>
rem Zorn erwuͤrgen ſie den Mann, und in ihrem Muthwillen ver-<lb/>
laͤhmen ſie den Fuͤrſten! (Ein nach GOtt ſehender Geiſt koͤnnte eben<lb/><fwplace="bottom"type="sig">D d d d d 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſo wenig</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[763/0859]
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
„des anderen ſein Gemuͤth heimlich auf eine verborgene zauberhaff-
„te Art hineinſchieſſen, dadurch ihm der ruhige und freudige Fort-
„gang im Glauben gehinderet oder geſchwaͤcht wird, daß ſein
„geiſtlich Leben Noth leidet; und ſo auch, wann man von auſſen
„in boßhafftige Wort, Spott, falſche Beſchuldigungen, oder
„bey anderen in verkleinerende Nachreden ausbricht, und dem
„Naͤchſten alſo an ſeiner Gemuͤths-Ruh oder guten Nahmen, oder
„Nahrung ſchadet, und was dergleichen Wuͤrgen des Nebend-
„Menſchen mehr ſeyn mag! Sind kurtz-buͤndige Wort eines vor-
trefflichen Lehrers unſerer Zeiten.
§. 5. Welche ſchalckhaffte Boßheit dieſer in Liechts-Engel Ver-
ſtellten uͤber alles hoch-herfliegenden Geiſteren ich viele Jahr an mir
ſelbſt habe erfahren, mit vielem aͤngſtlichem Druck und Bangigkeit;
in dem dieſe in teuffliſchem Neid unter ſchoͤnem Schein ihrer fal-
ſchen, dem gifftigen Hertzen gemaͤß eingerichteten, und zu Satans
Wohlgefallen gemodelten Heiligkeit meine Seele mit ihrer ſcharffen
Zauber-Krafft ziemlich gequaͤlet und abgemattet, daß mir offt ware
als wie einem Laͤuffer, der ſeine Begierd nach einem Kleinod aus-
ſtrecket, und nicht nur in Koth und Sand gehen muß, ſondern noch
dazu Hund und Katzen an den Beinen hangen hat, die ihm ſeinen
Lauff ſehr ſchwer zu machen ſuchen; ja es ware mir unterweilen als
wie einem Baum, der auf ſehr duͤrrem ſandichtem Grund in widri-
gem Neblen ſtehend, ſich des gaͤntzlichen Verdorrens kaum, kaum
erwehren kan; alldieweil diejenigen, welche ſich in deſſelben gruͤnen-
den, von oben her empfangenen Krafft haͤtten ſollen erfreuen, und
durch liebreiche Vorbitte und Seegens-Wuͤnſche Waſſer zugieſſen,
ſelbſt alles Moͤglichſte zu deſſen Verderben beygetragen, und nicht
ohne Verdruß ein Regen-Woͤlcklein den armen verlaſſenen Baum
beſchuͤtten, oder ein Thau-Troͤpflein auf ihn fallen geſehen; zumahl
dieſes die Erfuͤllung ihres heimlichen, groll-ſuͤchtigen Wunſches,
den Baum bald gantz ausgedoͤrret zu ſchauen, aufhielte und hin-
derte.
Die Lieb-
loſigkeit
hat der
Urh ber
ſelbſten
erfahren.
Fortſe-
tzung der
Betrach-
tung wo-
durch der
Liebloſig-
keit kan
geſteuret
werden.
§. 6. Ach meine Seele komme nicht in ihren Rath a; dann in ih-
rem Zorn erwuͤrgen ſie den Mann, und in ihrem Muthwillen ver-
laͤhmen ſie den Fuͤrſten! (Ein nach GOtt ſehender Geiſt koͤnnte eben
ſo wenig
a Gen. XLIX. 6.
D d d d d 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/859>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.