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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Mund ihme nachgeeilet, an statt wohl-verdienter höllischer Pein
ewige Freud erworben, an statt der Sünd, Gerechtigkeit geschen-
cket, aus der Höll ins Paradieß, und von den Teufeln unter die
Heilige Engel geführet, und das durch die allertieffste Erniedrigung,
unaussprechliche Marter und schmählichste Hinrichtung sein selbst,
und ihne dessen zu versicheren, seinen eigenen Heiligen Geist über
ihn ausgegossen; Ach sollte ein solcher länger der Sünd, Welt und
sich selbst leben können? Vielmehr ist gewiß, daß alle Fehler
aus Mangel des Glaubens herkommen.

§. 13. Eines Christen seeligster Streit und Sieg ist, in CHRJ-Die Ge-
meinschaft
JEsu si-
cheret und
stärcket.

STO bleiben, wie ein Kind in der Mutter Schooß, ein Soldat
in der Vestung; Mit verliebter Seel JESUM anschauen, hei-
let und wehret den Schlangen-Bissen; wann die Jsraeliten sich
aus ihren Felß-Löchern heraus begaben, wurden sie von den Phi-
listern erschlagen. Das Kind wird geraufft, verführt und hunge-
rig auf der Gassen, macht wüste Kleider etc. So die Seel, wann
sie von JESU sich entfernet, so ertappet sie Satan auf seinem
Grund und Boden, und thut ihr zu leyd, was er kan; Wo ist
den Armen besser als bey den mildthätigen Reichen, den Krancken,
als bey dem Artzt, dem Schaaf, als auf den Schultern seines
Hirten; Ohne solch glaubig Jnnen-Bleiben bey JESU, ist
alles Sorghaben vergebens und umsonst; Zum Exempel, daß
man doch nicht mehr höhn oder zornig werde, unnütze Wort rede
und höre, und so sich zerstreue, und hernach genug zu thun habe der
eitelen Gedancken loß zu werden, nicht mehr der Lust nachhänge im
Essen etc. den Menschen zu gefallen rede, schweige etc. Alle diese und
andere Strauchlungen kommen her aus dem Mangel der steten U-
bung des Glaubens oder Aufschauens, und liebreichen Andenckens,
an den stets gegenwärtig, uns stets zuschauenden, und uns unend-
lich liebenden, für uns gecreutzigten Jmmanuel; und hingegen
würden alle Gnaden aus CHRJSTJ Wunden durch den Glau-
ben eingesogen; als zum Exempel: Gelassenheit in allen geistli-
chen und leiblichen Schickungen, Vergnügung an GOTTES
Vergnügung und Austheilung seiner Gaben, unintereßirte Liebe
zu CHRJSTO, seinen Gliedern und allen Menschen, völlige

Uber-
(d 3)

Mund ihme nachgeeilet, an ſtatt wohl-verdienter hoͤlliſcher Pein
ewige Freud erworben, an ſtatt der Suͤnd, Gerechtigkeit geſchen-
cket, aus der Hoͤll ins Paradieß, und von den Teufeln unter die
Heilige Engel gefuͤhret, und das durch die allertieffſte Erniedrigung,
unausſprechliche Marter und ſchmaͤhlichſte Hinrichtung ſein ſelbſt,
und ihne deſſen zu verſicheren, ſeinen eigenen Heiligen Geiſt uͤber
ihn ausgegoſſen; Ach ſollte ein ſolcher laͤnger der Suͤnd, Welt und
ſich ſelbſt leben koͤnnen? Vielmehr iſt gewiß, daß alle Fehler
aus Mangel des Glaubens herkommen.

§. 13. Eines Chriſten ſeeligſter Streit und Sieg iſt, in CHRJ-Die Ge-
meinſchaft
JEſu ſi-
cheret und
ſtaͤrcket.

STO bleiben, wie ein Kind in der Mutter Schooß, ein Soldat
in der Veſtung; Mit verliebter Seel JESUM anſchauen, hei-
let und wehret den Schlangen-Biſſen; wann die Jſraeliten ſich
aus ihren Felß-Loͤchern heraus begaben, wurden ſie von den Phi-
liſtern erſchlagen. Das Kind wird geraufft, verfuͤhrt und hunge-
rig auf der Gaſſen, macht wuͤſte Kleider ꝛc. So die Seel, wann
ſie von JESU ſich entfernet, ſo ertappet ſie Satan auf ſeinem
Grund und Boden, und thut ihr zu leyd, was er kan; Wo iſt
den Armen beſſer als bey den mildthaͤtigen Reichen, den Krancken,
als bey dem Artzt, dem Schaaf, als auf den Schultern ſeines
Hirten; Ohne ſolch glaubig Jnnen-Bleiben bey JESU, iſt
alles Sorghaben vergebens und umſonſt; Zum Exempel, daß
man doch nicht mehr hoͤhn oder zornig werde, unnuͤtze Wort rede
und hoͤre, und ſo ſich zerſtreue, und hernach genug zu thun habe der
eitelen Gedancken loß zu werden, nicht mehr der Luſt nachhaͤnge im
Eſſen ꝛc. den Menſchen zu gefallen rede, ſchweige ꝛc. Alle dieſe und
andere Strauchlungen kommen her aus dem Mangel der ſteten U-
bung des Glaubens oder Aufſchauens, und liebreichen Andenckens,
an den ſtets gegenwaͤrtig, uns ſtets zuſchauenden, und uns unend-
lich liebenden, fuͤr uns gecreutzigten Jmmanuel; und hingegen
wuͤrden alle Gnaden aus CHRJSTJ Wunden durch den Glau-
ben eingeſogen; als zum Exempel: Gelaſſenheit in allen geiſtli-
chen und leiblichen Schickungen, Vergnuͤgung an GOTTES
Vergnuͤgung und Austheilung ſeiner Gaben, unintereßirte Liebe
zu CHRJSTO, ſeinen Gliedern und allen Menſchen, voͤllige

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(d 3)
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[29/0085] Mund ihme nachgeeilet, an ſtatt wohl-verdienter hoͤlliſcher Pein ewige Freud erworben, an ſtatt der Suͤnd, Gerechtigkeit geſchen- cket, aus der Hoͤll ins Paradieß, und von den Teufeln unter die Heilige Engel gefuͤhret, und das durch die allertieffſte Erniedrigung, unausſprechliche Marter und ſchmaͤhlichſte Hinrichtung ſein ſelbſt, und ihne deſſen zu verſicheren, ſeinen eigenen Heiligen Geiſt uͤber ihn ausgegoſſen; Ach ſollte ein ſolcher laͤnger der Suͤnd, Welt und ſich ſelbſt leben koͤnnen? Vielmehr iſt gewiß, daß alle Fehler aus Mangel des Glaubens herkommen. §. 13. Eines Chriſten ſeeligſter Streit und Sieg iſt, in CHRJ- STO bleiben, wie ein Kind in der Mutter Schooß, ein Soldat in der Veſtung; Mit verliebter Seel JESUM anſchauen, hei- let und wehret den Schlangen-Biſſen; wann die Jſraeliten ſich aus ihren Felß-Loͤchern heraus begaben, wurden ſie von den Phi- liſtern erſchlagen. Das Kind wird geraufft, verfuͤhrt und hunge- rig auf der Gaſſen, macht wuͤſte Kleider ꝛc. So die Seel, wann ſie von JESU ſich entfernet, ſo ertappet ſie Satan auf ſeinem Grund und Boden, und thut ihr zu leyd, was er kan; Wo iſt den Armen beſſer als bey den mildthaͤtigen Reichen, den Krancken, als bey dem Artzt, dem Schaaf, als auf den Schultern ſeines Hirten; Ohne ſolch glaubig Jnnen-Bleiben bey JESU, iſt alles Sorghaben vergebens und umſonſt; Zum Exempel, daß man doch nicht mehr hoͤhn oder zornig werde, unnuͤtze Wort rede und hoͤre, und ſo ſich zerſtreue, und hernach genug zu thun habe der eitelen Gedancken loß zu werden, nicht mehr der Luſt nachhaͤnge im Eſſen ꝛc. den Menſchen zu gefallen rede, ſchweige ꝛc. Alle dieſe und andere Strauchlungen kommen her aus dem Mangel der ſteten U- bung des Glaubens oder Aufſchauens, und liebreichen Andenckens, an den ſtets gegenwaͤrtig, uns ſtets zuſchauenden, und uns unend- lich liebenden, fuͤr uns gecreutzigten Jmmanuel; und hingegen wuͤrden alle Gnaden aus CHRJSTJ Wunden durch den Glau- ben eingeſogen; als zum Exempel: Gelaſſenheit in allen geiſtli- chen und leiblichen Schickungen, Vergnuͤgung an GOTTES Vergnuͤgung und Austheilung ſeiner Gaben, unintereßirte Liebe zu CHRJSTO, ſeinen Gliedern und allen Menſchen, voͤllige Uber- Die Ge- meinſchaft JEſu ſi- cheret und ſtaͤrcket. (d 3)

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/85>, abgerufen am 24.11.2024.