doch, daß ich ein Bienlein sey ohne Angel, als nur wider die Sünd und des Teufels Versuchung, und eine Taube ohne Gall; sanfftmü- thig, süß und mitleidig wie du, guter JEsu!
§. 5. Kanst du aber diese Höllen-Funcken nicht also im erstenoder doch im Zorn nichts re- den oder thun, Aufsteigen dämpfen, erstecken; so gebt dem Zorn Rauma, thut ihm die Thür auf, gehet ihm aus dem Weg, beschliesset den Wolf nicht im Schaaf-Stall, und das Schwein im Garten ein; seyd stille, biß sich das wallende Geblüt gesetzt hat; dencket, redet, thut nichts im Zorn, wartet biß er vorbey, leget euch in Demuth mit Scham des Angesichts nieder vor dem Thron der Gnaden, und beweget euch nicht, biß daß das wütende Heer fürüber gefah- ren; bleibet still in JEsu Wunden.
§. 6. Bist du endlich also gar ein armer Tropf, daß du auch die-auch dem Ohren- bläser das Ohr nicht gönnen. ses nicht kanst, so lasse aufs allerwenigste die Sonne nicht über deinem Zorn untergehenb; gib nicht Raum dem Teufelc, oder wie es einige verdolmetschen dem Verleum- der, Ohrenbläser; dann der ermordet drey in einem Streich, sich selbs, den der ihm zuhöret, und den dem er Hinderrucks nachge- redt hat: Dann wo der Verunglimpffte nicht gleichfalls in Zorn und Tod gerath, wann ihm die feindselige Nachred fürkommt, so ists wohl GOttes Gnad und Gab. Es ist kein so schädlich Nacht-Ge- spenst, als eines Ohrenträgers schwätzig Maul, das stifftet Zorn und Zwytracht an ohne Maaß, und meynt sich die Schlangen- Zung und Teufels-Werckzeug säuberlich damit zu entschuldigen, es seye doch wahr, was er sage; und achtet nicht, wie sie zwey wider einander vergifftet, daß sie schwerlich ihr Lebtag mögen versöhnt werden. Jsts nicht billich, daß böse Zungen in höllischem Feuer braten; weil sie Flammen des Zorns haben angezündt, und See- len ermordet dem Teufel zu Diensten?
§. 7. Du
aRom. XII. 19.
bEph. IV. 26.
cPs. IV. 5.
B b b b b 3
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
doch, daß ich ein Bienlein ſey ohne Angel, als nur wider die Suͤnd und des Teufels Verſuchung, und eine Taube ohne Gall; ſanfftmuͤ- thig, ſuͤß und mitleidig wie du, guter JEſu!
§. 5. Kanſt du aber dieſe Hoͤllen-Funcken nicht alſo im erſtenoder doch im Zorn nichts re- den oder thun, Aufſteigen daͤmpfen, erſtecken; ſo gebt dem Zorn Rauma, thut ihm die Thuͤr auf, gehet ihm aus dem Weg, beſchlieſſet den Wolf nicht im Schaaf-Stall, und das Schwein im Garten ein; ſeyd ſtille, biß ſich das wallende Gebluͤt geſetzt hat; dencket, redet, thut nichts im Zorn, wartet biß er vorbey, leget euch in Demuth mit Scham des Angeſichts nieder vor dem Thron der Gnaden, und beweget euch nicht, biß daß das wuͤtende Heer fuͤruͤber gefah- ren; bleibet ſtill in JEſu Wunden.
§. 6. Biſt du endlich alſo gar ein armer Tropf, daß du auch die-auch dem Ohren- blaͤſer das Ohr nicht goͤnnen. ſes nicht kanſt, ſo laſſe aufs allerwenigſte die Sonne nicht uͤber deinem Zorn untergehenb; gib nicht Raum dem Teufelc, oder wie es einige verdolmetſchen dem Verleum- der, Ohrenblaͤſer; dann der ermordet drey in einem Streich, ſich ſelbs, den der ihm zuhoͤret, und den dem er Hinderrucks nachge- redt hat: Dann wo der Verunglimpffte nicht gleichfalls in Zorn und Tod gerath, wann ihm die feindſelige Nachred fuͤrkommt, ſo iſts wohl GOttes Gnad und Gab. Es iſt kein ſo ſchaͤdlich Nacht-Ge- ſpenſt, als eines Ohrentraͤgers ſchwaͤtzig Maul, das ſtifftet Zorn und Zwytracht an ohne Maaß, und meynt ſich die Schlangen- Zung und Teufels-Werckzeug ſaͤuberlich damit zu entſchuldigen, es ſeye doch wahr, was er ſage; und achtet nicht, wie ſie zwey wider einander vergifftet, daß ſie ſchwerlich ihr Lebtag moͤgen verſoͤhnt werden. Jſts nicht billich, daß boͤſe Zungen in hoͤlliſchem Feuer braten; weil ſie Flammen des Zorns haben angezuͤndt, und See- len ermordet dem Teufel zu Dienſten?
§. 7. Du
aRom. XII. 19.
bEph. IV. 26.
cPſ. IV. 5.
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hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
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und des Teufels Verſuchung, und eine Taube ohne Gall; ſanfftmuͤ-
thig, ſuͤß und mitleidig wie du, guter JEſu!
§. 5. Kanſt du aber dieſe Hoͤllen-Funcken nicht alſo im erſten
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thut ihm die Thuͤr auf, gehet ihm aus dem Weg, beſchlieſſet den
Wolf nicht im Schaaf-Stall, und das Schwein im Garten ein;
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thut nichts im Zorn, wartet biß er vorbey, leget euch in Demuth
mit Scham des Angeſichts nieder vor dem Thron der Gnaden,
und beweget euch nicht, biß daß das wuͤtende Heer fuͤruͤber gefah-
ren; bleibet ſtill in JEſu Wunden.
oder doch
im Zorn
nichts re-
den oder
thun,
§. 6. Biſt du endlich alſo gar ein armer Tropf, daß du auch die-
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uͤber deinem Zorn untergehen b; gib nicht Raum
dem Teufel c, oder wie es einige verdolmetſchen dem Verleum-
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ſelbs, den der ihm zuhoͤret, und den dem er Hinderrucks nachge-
redt hat: Dann wo der Verunglimpffte nicht gleichfalls in Zorn
und Tod gerath, wann ihm die feindſelige Nachred fuͤrkommt, ſo iſts
wohl GOttes Gnad und Gab. Es iſt kein ſo ſchaͤdlich Nacht-Ge-
ſpenſt, als eines Ohrentraͤgers ſchwaͤtzig Maul, das ſtifftet Zorn
und Zwytracht an ohne Maaß, und meynt ſich die Schlangen-
Zung und Teufels-Werckzeug ſaͤuberlich damit zu entſchuldigen, es
ſeye doch wahr, was er ſage; und achtet nicht, wie ſie zwey wider
einander vergifftet, daß ſie ſchwerlich ihr Lebtag moͤgen verſoͤhnt
werden. Jſts nicht billich, daß boͤſe Zungen in hoͤlliſchem Feuer
braten; weil ſie Flammen des Zorns haben angezuͤndt, und See-
len ermordet dem Teufel zu Dienſten?
auch dem
Ohren-
blaͤſer das
Ohr nicht
goͤnnen.
§. 7. Du
a Rom. XII. 19.
b Eph. IV. 26.
c Pſ. IV. 5.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/845>, abgerufen am 22.11.2024.
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