Merck- würdiges Exempel davon.Kaysers Valerians folgender Handel: Es war ein Priester zu An- tiochia mit Namen Sapricius, dieser ward beleydiget von seinem Helffer Nicephor, deßhalben faßte er einen Groll wider ihn: Bald hernach ward der Priester von wegen der Religion in Kercker ge- worffen und manigfaltig gemartert, er ertrug die greulichste Peini- gungen mit grosser Beständigkeit: Nicephor glaubte, der würde ihm gern seinen begangenen Fehler vergeben, der jetzt seinen Hen- ckern freywillig verziehe; Zu dem End besuchte er den um Christi willen gefangenen Priester, warff sich zu seinen Füssen, bate ihn fle- hentlich, mit heissen Thränen er wollte sich doch mit ihm versöhnen, ja er beschwuhre ihn bey dem Blut JESU, vor dessen Lehr und Ehr er jetzt auch sein Blut vergiessen wolle; er wolle ihm doch den Kuß des Friedens geben; Es war aber alles Bitten und Flehen umsonst, er konnte das steinerne Hertz nicht erweichen. Aber sehet als Sa- pricius nun sollte gerichtet und zum Tode hingeführet werden, da fiel er in ein Verzagen, verlaugnete schandlicher Weise den hoch- gelobten Heyland und verhieß sich des Kaysers Gebott zu unterzie- hen, wofern man ihm nur das Leben schencken wolle, welche Men- schen-Gnad er auch erhielte. Sein Helffer ward sehr entrüstet über sothane Treulosigkeit, die Gemein erwählete ihn zum Priester an des Abtrünnigen Stelle, und er trug die Martir-Cron davon, welche jener also leichtfertig hatte fahren lassen. Das ist was Pau- lus sagt 1 Cor. 13. Wann einer schon seinen Leib dargebe, daß er gebrennet wurde und hätte die Liebe nicht, so könnte er unmöglich GOTT angenehm seyn.
Ein ande- res Exem- pel.
§. 15. Ein ander schröckliches Exempel erzehlte man mir von ei- nem Lutherischen Pfarrer, der war reich und vornehmen Geschlechts der hatte eine Heerde Gänse; Ein Landmann aus seiner Gemein dem sie zu Schaden giengen, schoß unter sie und tödete eine da- von ohne zu wissen, wem sie angehörten; als ers aber vernahm, brachte er seinem Pfarherrn eine andere lebendige Gans davor: Satan aber steckte ein so greßlich Feuer des Zorns und Hochmuths in des Predigers Hertzen an, daß er den Mann in Bann thate und verfluchte; wollte sich auch nicht besänfftigen lassen, da ihm je- ner einen Ochsen vor die Gans anbotte, sagend: es sey ihm mehr
um
Der unter den Stech-Diſteln
Merck- wuͤrdiges Exempel davon.Kayſers Valerians folgender Handel: Es war ein Prieſter zu An- tiochia mit Namen Sapricius, dieſer ward beleydiget von ſeinem Helffer Nicephor, deßhalben faßte er einen Groll wider ihn: Bald hernach ward der Prieſter von wegen der Religion in Kercker ge- worffen und manigfaltig gemartert, er ertrug die greulichſte Peini- gungen mit groſſer Beſtaͤndigkeit: Nicephor glaubte, der wuͤrde ihm gern ſeinen begangenen Fehler vergeben, der jetzt ſeinen Hen- ckern freywillig verziehe; Zu dem End beſuchte er den um Chriſti willen gefangenen Prieſter, warff ſich zu ſeinen Fuͤſſen, bate ihn fle- hentlich, mit heiſſen Thraͤnen er wollte ſich doch mit ihm verſoͤhnen, ja er beſchwuhre ihn bey dem Blut JESU, vor deſſen Lehr und Ehr er jetzt auch ſein Blut vergieſſen wolle; er wolle ihm doch den Kuß des Friedens geben; Es war aber alles Bitten und Flehen umſonſt, er konnte das ſteinerne Hertz nicht erweichen. Aber ſehet als Sa- pricius nun ſollte gerichtet und zum Tode hingefuͤhret werden, da fiel er in ein Verzagen, verlaugnete ſchandlicher Weiſe den hoch- gelobten Heyland und verhieß ſich des Kayſers Gebott zu unterzie- hen, wofern man ihm nur das Leben ſchencken wolle, welche Men- ſchen-Gnad er auch erhielte. Sein Helffer ward ſehr entruͤſtet uͤber ſothane Treuloſigkeit, die Gemein erwaͤhlete ihn zum Prieſter an des Abtruͤnnigen Stelle, und er trug die Martir-Cron davon, welche jener alſo leichtfertig hatte fahren laſſen. Das iſt was Pau- lus ſagt 1 Cor. 13. Wann einer ſchon ſeinen Leib dargebe, daß er gebrennet wurde und haͤtte die Liebe nicht, ſo koͤnnte er unmoͤglich GOTT angenehm ſeyn.
Ein ande- res Exem- pel.
§. 15. Ein ander ſchroͤckliches Exempel erzehlte man mir von ei- nem Lutheriſchen Pfarrer, der war reich und vornehmen Geſchlechts der hatte eine Heerde Gaͤnſe; Ein Landmann aus ſeiner Gemein dem ſie zu Schaden giengen, ſchoß unter ſie und toͤdete eine da- von ohne zu wiſſen, wem ſie angehoͤrten; als ers aber vernahm, brachte er ſeinem Pfarherrn eine andere lebendige Gans davor: Satan aber ſteckte ein ſo greßlich Feuer des Zorns und Hochmuths in des Predigers Hertzen an, daß er den Mann in Bann thate und verfluchte; wollte ſich auch nicht beſaͤnfftigen laſſen, da ihm je- ner einen Ochſen vor die Gans anbotte, ſagend: es ſey ihm mehr
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Der unter den Stech-Diſteln
Kayſers Valerians folgender Handel: Es war ein Prieſter zu An-
tiochia mit Namen Sapricius, dieſer ward beleydiget von ſeinem
Helffer Nicephor, deßhalben faßte er einen Groll wider ihn: Bald
hernach ward der Prieſter von wegen der Religion in Kercker ge-
worffen und manigfaltig gemartert, er ertrug die greulichſte Peini-
gungen mit groſſer Beſtaͤndigkeit: Nicephor glaubte, der wuͤrde
ihm gern ſeinen begangenen Fehler vergeben, der jetzt ſeinen Hen-
ckern freywillig verziehe; Zu dem End beſuchte er den um Chriſti
willen gefangenen Prieſter, warff ſich zu ſeinen Fuͤſſen, bate ihn fle-
hentlich, mit heiſſen Thraͤnen er wollte ſich doch mit ihm verſoͤhnen,
ja er beſchwuhre ihn bey dem Blut JESU, vor deſſen Lehr und
Ehr er jetzt auch ſein Blut vergieſſen wolle; er wolle ihm doch den Kuß
des Friedens geben; Es war aber alles Bitten und Flehen umſonſt,
er konnte das ſteinerne Hertz nicht erweichen. Aber ſehet als Sa-
pricius nun ſollte gerichtet und zum Tode hingefuͤhret werden, da
fiel er in ein Verzagen, verlaugnete ſchandlicher Weiſe den hoch-
gelobten Heyland und verhieß ſich des Kayſers Gebott zu unterzie-
hen, wofern man ihm nur das Leben ſchencken wolle, welche Men-
ſchen-Gnad er auch erhielte. Sein Helffer ward ſehr entruͤſtet uͤber
ſothane Treuloſigkeit, die Gemein erwaͤhlete ihn zum Prieſter an
des Abtruͤnnigen Stelle, und er trug die Martir-Cron davon,
welche jener alſo leichtfertig hatte fahren laſſen. Das iſt was Pau-
lus ſagt 1 Cor. 13. Wann einer ſchon ſeinen Leib dargebe, daß er
gebrennet wurde und haͤtte die Liebe nicht, ſo koͤnnte er unmoͤglich
GOTT angenehm ſeyn.
Merck-
wuͤrdiges
Exempel
davon.
§. 15. Ein ander ſchroͤckliches Exempel erzehlte man mir von ei-
nem Lutheriſchen Pfarrer, der war reich und vornehmen Geſchlechts
der hatte eine Heerde Gaͤnſe; Ein Landmann aus ſeiner Gemein
dem ſie zu Schaden giengen, ſchoß unter ſie und toͤdete eine da-
von ohne zu wiſſen, wem ſie angehoͤrten; als ers aber vernahm,
brachte er ſeinem Pfarherrn eine andere lebendige Gans davor:
Satan aber ſteckte ein ſo greßlich Feuer des Zorns und Hochmuths
in des Predigers Hertzen an, daß er den Mann in Bann thate
und verfluchte; wollte ſich auch nicht beſaͤnfftigen laſſen, da ihm je-
ner einen Ochſen vor die Gans anbotte, ſagend: es ſey ihm mehr
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/840>, abgerufen am 22.11.2024.
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