H. Geist im Hertzen angezündeten Liebe. Verpfuye nur ohn Unterlaß des Teufels Reitzung, achte nicht das Widerstreben der Natur, blei- be keinem Anrathen, Eingeben und Antreiben des H. Geistes unge- horsam; biß du endlich also gar erlöset wirst von Haß, Groll, Em- pfindlichkeit, daß wann man dich gleich 1000 mahl tödtete, und du allemahl wieder lebendig würdest, du dennoch keinen feindseeligen Gedancken bey dir einnisten lassest; alsdann hast du das Kleinod in deinem Schooß.
Das fünffte Capitel. Durch was für Mittel diese Liebe erlangt werde.
§. 1. Einw. Ey! Ey! Wer will es dahin bringen?
Antw. Wie oben angezeigt, so mache diesen Unterscheid, daßNothwen- digkeit der Liebe, Ge- dult und Heili- gung. freche, sichere, rohe, ungebrochene, sich selbst leichtsinnig tröstende stoltze Menschen werden gestrafft werden mit ewigem Verderben und verstossen werden vom Angesicht des HErren, und seiner herrlichen Krafft a; sie glaubens oder glaubens nicht; sie werden, o wehe! müs- sen bezahlen, biß auf den letzten Heller; Erschrockne aber und Gede- müthigte, die in der angefangenen Gedult, Liebe und Sanfftmuth nicht stille stehen, sondern durch die Gnade GOttes im Gebett ohn Unterlaß dahin streben und sehen, daß sie am nächsten zum Ziel ge- langen, und hinan kommen, zu der Aehnlichkeit Christi, und die rechte Grösse des Gliedmasses erreichen nach der Ebenmaß des Leibs JEsu Christi, und also mit Fleiß nach der göttlichen Liebes-Regul einher wandlen, über dieselben wird Frieden seyn und Barmhertzig- keit über dem Jsrael GOttes.
§. 2. Frag. Wie komme ich aber zu solchem ernsten Nachjagen derMan er- langt die- selbe durch den Glau- ben an JEsum. Liebe, des Friedens, der Gedult und Heiligung, ohne welche nie- mand den HErren sehen wird? Antw. 1. Allein durch den Glau- ben an JEsum den Gecreutzigten: dann von JEsu und um JEsu willen wird der H. Geist gegeben, als der Baum, der diese edle Früch- te im Hertzen und Leben hervor bringt: Ohne diesen gnadenreichen, von GOTT aus lauter unverdienter Huld und Gunst, durchs Evan- gelium eingegossenen neuen Willen, ist unmöglich eine göttliche Liebe zu haben und zu üben, darvon man Freude und süsse Wonne habe in jener Welt. Jch weiß einmahl nichts, das alle Füncklein der
Widrig-
a 1 Thes. I. 8 9.
X x x x 2
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
H. Geiſt im Hertzen angezuͤndeten Liebe. Verpfuye nur ohn Unterlaß des Teufels Reitzung, achte nicht das Widerſtreben der Natur, blei- be keinem Anrathen, Eingeben und Antreiben des H. Geiſtes unge- horſam; biß du endlich alſo gar erloͤſet wirſt von Haß, Groll, Em- pfindlichkeit, daß wann man dich gleich 1000 mahl toͤdtete, und du allemahl wieder lebendig wuͤrdeſt, du dennoch keinen feindſeeligen Gedancken bey dir einniſten laſſeſt; alsdann haſt du das Kleinod in deinem Schooß.
Das fuͤnffte Capitel. Durch was fuͤr Mittel dieſe Liebe erlangt werde.
§. 1. Einw. Ey! Ey! Wer will es dahin bringen?
Antw. Wie oben angezeigt, ſo mache dieſen Unterſcheid, daßNothwen- digkeit der Liebe, Ge- dult und Heili- gung. freche, ſichere, rohe, ungebrochene, ſich ſelbſt leichtſinnig troͤſtende ſtoltze Menſchen werden geſtrafft werden mit ewigem Verderben und verſtoſſen werden vom Angeſicht des HErren, und ſeiner herrlichen Krafft a; ſie glaubens oder glaubens nicht; ſie werden, o wehe! muͤſ- ſen bezahlen, biß auf den letzten Heller; Erſchrockne aber und Gede- muͤthigte, die in der angefangenen Gedult, Liebe und Sanfftmuth nicht ſtille ſtehen, ſondern durch die Gnade GOttes im Gebett ohn Unterlaß dahin ſtreben und ſehen, daß ſie am naͤchſten zum Ziel ge- langen, und hinan kommen, zu der Aehnlichkeit Chriſti, und die rechte Groͤſſe des Gliedmaſſes erreichen nach der Ebenmaß des Leibs JEſu Chriſti, und alſo mit Fleiß nach der goͤttlichen Liebes-Regul einher wandlen, uͤber dieſelben wird Frieden ſeyn und Barmhertzig- keit uͤber dem Jſrael GOttes.
§. 2. Frag. Wie komme ich aber zu ſolchem ernſten Nachjagen derMan er- langt die- ſelbe duꝛch den Glau- ben an JEſum. Liebe, des Friedens, der Gedult und Heiligung, ohne welche nie- mand den HErren ſehen wird? Antw. 1. Allein durch den Glau- ben an JEſum den Gecreutzigten: dann von JEſu und um JEſu willen wird der H. Geiſt gegeben, als der Baum, der dieſe edle Fruͤch- te im Hertzen und Leben hervor bringt: Ohne dieſen gnadenreichen, von GOTT aus lauter unverdienter Huld und Gunſt, durchs Evan- gelium eingegoſſenen neuen Willen, iſt unmoͤglich eine goͤttliche Liebe zu haben und zu uͤben, darvon man Freude und ſuͤſſe Wonne habe in jener Welt. Jch weiß einmahl nichts, das alle Fuͤncklein der
Widrig-
a 1 Theſ. I. 8 9.
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hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
H. Geiſt im Hertzen angezuͤndeten Liebe. Verpfuye nur ohn Unterlaß
des Teufels Reitzung, achte nicht das Widerſtreben der Natur, blei-
be keinem Anrathen, Eingeben und Antreiben des H. Geiſtes unge-
horſam; biß du endlich alſo gar erloͤſet wirſt von Haß, Groll, Em-
pfindlichkeit, daß wann man dich gleich 1000 mahl toͤdtete, und du
allemahl wieder lebendig wuͤrdeſt, du dennoch keinen feindſeeligen
Gedancken bey dir einniſten laſſeſt; alsdann haſt du das Kleinod in
deinem Schooß.
Das fuͤnffte Capitel.
Durch was fuͤr Mittel dieſe Liebe erlangt werde.
§. 1. Einw. Ey! Ey! Wer will es dahin bringen?
Antw. Wie oben angezeigt, ſo mache dieſen Unterſcheid, daß
freche, ſichere, rohe, ungebrochene, ſich ſelbſt leichtſinnig troͤſtende
ſtoltze Menſchen werden geſtrafft werden mit ewigem Verderben und
verſtoſſen werden vom Angeſicht des HErren, und ſeiner herrlichen
Krafft a; ſie glaubens oder glaubens nicht; ſie werden, o wehe! muͤſ-
ſen bezahlen, biß auf den letzten Heller; Erſchrockne aber und Gede-
muͤthigte, die in der angefangenen Gedult, Liebe und Sanfftmuth
nicht ſtille ſtehen, ſondern durch die Gnade GOttes im Gebett ohn
Unterlaß dahin ſtreben und ſehen, daß ſie am naͤchſten zum Ziel ge-
langen, und hinan kommen, zu der Aehnlichkeit Chriſti, und die
rechte Groͤſſe des Gliedmaſſes erreichen nach der Ebenmaß des Leibs
JEſu Chriſti, und alſo mit Fleiß nach der goͤttlichen Liebes-Regul
einher wandlen, uͤber dieſelben wird Frieden ſeyn und Barmhertzig-
keit uͤber dem Jſrael GOttes.
Nothwen-
digkeit der
Liebe, Ge-
dult und
Heili-
gung.
§. 2. Frag. Wie komme ich aber zu ſolchem ernſten Nachjagen der
Liebe, des Friedens, der Gedult und Heiligung, ohne welche nie-
mand den HErren ſehen wird? Antw. 1. Allein durch den Glau-
ben an JEſum den Gecreutzigten: dann von JEſu und um JEſu
willen wird der H. Geiſt gegeben, als der Baum, der dieſe edle Fruͤch-
te im Hertzen und Leben hervor bringt: Ohne dieſen gnadenreichen,
von GOTT aus lauter unverdienter Huld und Gunſt, durchs Evan-
gelium eingegoſſenen neuen Willen, iſt unmoͤglich eine goͤttliche Liebe
zu haben und zu uͤben, darvon man Freude und ſuͤſſe Wonne habe
in jener Welt. Jch weiß einmahl nichts, das alle Fuͤncklein der
Widrig-
Man er-
langt die-
ſelbe duꝛch
den Glau-
ben an
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X x x x 2
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 715. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/811>, abgerufen am 24.11.2024.
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