nemlich zum Einguß seiner Gnad und zur Einpflantzung wahrer göttli- cher Tugenden.
§. 4. Mancher sagt; ja glaubet mirs, ich wäre der beste Mensch,Wer nur so lang gut ist als man ihn mit Frie- den lässet ist nicht besser als der Teufel. wo man mich nur mit Frieden liesse. Aber höre dein Lob, das dir gebührt; du bist sanfftmüthig wie der Teufel, dann der wurde auch nicht unlustig und murrisch, wann es ihm nach seinem Sinn und Willen gienge: Siehe nun, wie weit du es gebracht mit deiner Frommigkeit, daß du Schlangen und Teuflen zu vergleichen bist! Der Kalch ist auch ein fein gehandsam Ding, biß man Wasser oben dar- auf geußt, das doch kalt ist und nicht der Art, daß es mache bren- nen; gleichwohl kochet und siedet es: Wer hätte jemahls vermeynt, daß solche Hitz darinn verborgen wäre? Aber durch das Oel wird der Kalch wider gelöscht; also kan ein Mensch so häßiger Natur seyn, daß ihn auch das in Harnisch jagen und unwirsch machen kan, was ihn doch in seinem Grimm abkühlen sollte; Die Gnad allein ver- mag das Hertz lieblich zu besänfftigen.
§. 5. Es kommt dir manchmahl ein Creutz zu Hauß, welches einWie schädlich die Unge- dult im Creutz seye. edler Bott von JEsu ist, um dir dasjenige zu bringen, was du in vielen Jahren nicht hast können erlangen; als zum Exempel, stille Sabbats-Feyr, darinn GOtt unaussprechlich würcket, in der gantz krafftlosen Seele: Es dunckt dich aber, das Creutz komme zu ungele- gener Zeit, stossest den Botten und Geschenck mit der Thür hinaus, und willt das geistliche Labsal von JESU nicht abnehmen, gerathest in ein murrisch, zänckisch Wesen; da geschicht dir dann eben recht, daß du nachwärts Gallen haben must, weil dir der Honig zu schlecht ware. Ach wie offt erwählet die Seel Barrabam, den Tod, Fluch, die sie in einen Angst-Graben werffen, darinn sie fast ersticken muß, indem sie sich ihrem eigenen argen Muthwillen und den Feinden über- lassen, redt, denckt und handlet solche Ding, daraus das bitterste Hertzenleyd erbohren wird! Welches ein gerecht Gericht des holde- sten Seelen-Freunds ist, der mit seinen göttlichen Süßigkeiten, und noch allezeit unbekannten Liebes-Kräfften so schmächlich abgewiesen worden; da heißts, erfahre, was der Eifer des GOttes der Liebe sey, weil du seine Mittheilung so gar schnöd verabsaumt, und den Tag deines Heyls nicht wahrgenommen hast a; darüber der Mensch vor Kummer wohl stürbe, wo ihn Christus nicht wieder tröstete.
§. 6.
aLuc. XIX. 42.
hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
nemlich zum Einguß ſeiner Gnad und zur Einpflantzung wahrer goͤttli- cher Tugenden.
§. 4. Mancher ſagt; ja glaubet mirs, ich waͤre der beſte Menſch,Wer nur ſo lang gut iſt als man ihn mit Frie- den laͤſſet iſt nicht beſſer als der Teufel. wo man mich nur mit Frieden lieſſe. Aber hoͤre dein Lob, das dir gebuͤhrt; du biſt ſanfftmuͤthig wie der Teufel, dann der wurde auch nicht unluſtig und murriſch, wann es ihm nach ſeinem Sinn und Willen gienge: Siehe nun, wie weit du es gebracht mit deiner Frommigkeit, daß du Schlangen und Teuflen zu vergleichen biſt! Der Kalch iſt auch ein fein gehandſam Ding, biß man Waſſer oben dar- auf geußt, das doch kalt iſt und nicht der Art, daß es mache bren- nen; gleichwohl kochet und ſiedet es: Wer haͤtte jemahls vermeynt, daß ſolche Hitz darinn verborgen waͤre? Aber durch das Oel wird der Kalch wider geloͤſcht; alſo kan ein Menſch ſo haͤßiger Natur ſeyn, daß ihn auch das in Harniſch jagen und unwirſch machen kan, was ihn doch in ſeinem Grimm abkuͤhlen ſollte; Die Gnad allein ver- mag das Hertz lieblich zu beſaͤnfftigen.
§. 5. Es kommt dir manchmahl ein Creutz zu Hauß, welches einWie ſchaͤdlich die Unge- dult im Creutz ſeye. edler Bott von JEſu iſt, um dir dasjenige zu bringen, was du in vielen Jahren nicht haſt koͤnnen erlangen; als zum Exempel, ſtille Sabbats-Feyr, darinn GOtt unausſprechlich wuͤrcket, in der gantz krafftloſen Seele: Es dunckt dich aber, das Creutz komme zu ungele- gener Zeit, ſtoſſeſt den Botten und Geſchenck mit der Thuͤr hinaus, und willt das geiſtliche Labſal von JESU nicht abnehmen, geratheſt in ein murriſch, zaͤnckiſch Weſen; da geſchicht dir dann eben recht, daß du nachwaͤrts Gallen haben muſt, weil dir der Honig zu ſchlecht ware. Ach wie offt erwaͤhlet die Seel Barrabam, den Tod, Fluch, die ſie in einen Angſt-Graben werffen, darinn ſie faſt erſticken muß, indem ſie ſich ihrem eigenen argen Muthwillen und den Feinden uͤber- laſſen, redt, denckt und handlet ſolche Ding, daraus das bitterſte Hertzenleyd erbohren wird! Welches ein gerecht Gericht des holde- ſten Seelen-Freunds iſt, der mit ſeinen goͤttlichen Suͤßigkeiten, und noch allezeit unbekannten Liebes-Kraͤfften ſo ſchmaͤchlich abgewieſen worden; da heißts, erfahre, was der Eifer des GOttes der Liebe ſey, weil du ſeine Mittheilung ſo gar ſchnoͤd verabſaumt, und den Tag deines Heyls nicht wahrgenommen haſt a; daruͤber der Menſch vor Kummer wohl ſtuͤrbe, wo ihn Chriſtus nicht wieder troͤſtete.
§. 6.
aLuc. XIX. 42.
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hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
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cher Tugenden.
§. 4. Mancher ſagt; ja glaubet mirs, ich waͤre der beſte Menſch,
wo man mich nur mit Frieden lieſſe. Aber hoͤre dein Lob, das dir
gebuͤhrt; du biſt ſanfftmuͤthig wie der Teufel, dann der wurde auch
nicht unluſtig und murriſch, wann es ihm nach ſeinem Sinn und
Willen gienge: Siehe nun, wie weit du es gebracht mit deiner
Frommigkeit, daß du Schlangen und Teuflen zu vergleichen biſt! Der
Kalch iſt auch ein fein gehandſam Ding, biß man Waſſer oben dar-
auf geußt, das doch kalt iſt und nicht der Art, daß es mache bren-
nen; gleichwohl kochet und ſiedet es: Wer haͤtte jemahls vermeynt,
daß ſolche Hitz darinn verborgen waͤre? Aber durch das Oel wird
der Kalch wider geloͤſcht; alſo kan ein Menſch ſo haͤßiger Natur
ſeyn, daß ihn auch das in Harniſch jagen und unwirſch machen kan,
was ihn doch in ſeinem Grimm abkuͤhlen ſollte; Die Gnad allein ver-
mag das Hertz lieblich zu beſaͤnfftigen.
Wer nur
ſo lang
gut iſt als
man ihn
mit Frie-
den laͤſſet
iſt nicht
beſſer als
der Teufel.
§. 5. Es kommt dir manchmahl ein Creutz zu Hauß, welches ein
edler Bott von JEſu iſt, um dir dasjenige zu bringen, was du in
vielen Jahren nicht haſt koͤnnen erlangen; als zum Exempel, ſtille
Sabbats-Feyr, darinn GOtt unausſprechlich wuͤrcket, in der gantz
krafftloſen Seele: Es dunckt dich aber, das Creutz komme zu ungele-
gener Zeit, ſtoſſeſt den Botten und Geſchenck mit der Thuͤr hinaus, und
willt das geiſtliche Labſal von JESU nicht abnehmen, geratheſt in
ein murriſch, zaͤnckiſch Weſen; da geſchicht dir dann eben recht,
daß du nachwaͤrts Gallen haben muſt, weil dir der Honig zu ſchlecht
ware. Ach wie offt erwaͤhlet die Seel Barrabam, den Tod, Fluch,
die ſie in einen Angſt-Graben werffen, darinn ſie faſt erſticken muß,
indem ſie ſich ihrem eigenen argen Muthwillen und den Feinden uͤber-
laſſen, redt, denckt und handlet ſolche Ding, daraus das bitterſte
Hertzenleyd erbohren wird! Welches ein gerecht Gericht des holde-
ſten Seelen-Freunds iſt, der mit ſeinen goͤttlichen Suͤßigkeiten, und
noch allezeit unbekannten Liebes-Kraͤfften ſo ſchmaͤchlich abgewieſen
worden; da heißts, erfahre, was der Eifer des GOttes der Liebe
ſey, weil du ſeine Mittheilung ſo gar ſchnoͤd verabſaumt, und den
Tag deines Heyls nicht wahrgenommen haſt a; daruͤber der Menſch
vor Kummer wohl ſtuͤrbe, wo ihn Chriſtus nicht wieder troͤſtete.
Wie
ſchaͤdlich
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dult im
Creutz
ſeye.
§. 6.
a Luc. XIX. 42.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/791>, abgerufen am 22.11.2024.
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