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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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hervor blühende Lilien-Zweig.
Rachgier reinigen a, gleichwie das liebe JEsus-Hertz darvon rein
ist, indem er in seiner äussersten Noth seiner ein wenig vergasse, und
vor seine Creutzigere bat; Vatter vergieb ihnen.

Muß hiemit die unumgängliche Nothwendigkeit dieses neuen, rei-
nen Hertzens-Grundes vor allem aus erkannt und geglaubt werden,
ehe man zur Sach selber schreite; sonst gibt es gleich sinckende Hän-
de und müde Knie ab.

Das zweyte Capitel.
Wie und auf was Weiß man allen Grollen und Haß ablegen solle.

§. 1. Damit dir aber der Lauff und Kampf in dieses liebliche LandWer in
diesem
Werck
Fortgang
haben will
muß nicht
auf eigene
Kräfften
bauen,

der göttlichen Liebes-Ruhe, Geistes-Freud und Seelen-Friedens
gelinge, und du nicht unterwegen ermattest, so must du es nicht auf
deine Kräfften anfahen, noch auf deinen feurigen Vorsatz bauen,
dann der Satan hat tausenderley Mittel dich nach und nach lau zu
machen, daß du endlich gantz kalt und unlustig werden wirst dem
Kriegs-Heer deines Lebens-Fürsten unter seiner Liebes-Fahne nachzu-
folgen: Also daß du verzagt und unmuthig werden wirst, so bald dir
ein Feind auf dem Weg aufstoßt, der dir das Liebe-Leben rauben,
oder dich selbiges zu erlangen hinderen will. Epictetus, ein frommer
Heyd, sagt schön hievon: "Es ist ein grosser Kampf, eine göttliche
"Helden-That, es ist um ein Königreich, um die Freyheit, um die
"Wohlfahrt, um die Gemüths-Ruh zu thun, dencke an GOTT,
"denselben nimm zu deinem Gehülffen und Mit-Streiter".

O daß wir nicht vor diesem Heyden müssen zu schanden werden am
Tag des Gerichts!

§. 2. Derowegen mein lieber Christ, ergieb dich GOttes Treue,sondern
seine
Kraft von
GOtt her-
hohlenn der
sie bey
vieler Un-
ruhe wir-
cket.

Weißheit und Güte, dich von allen feindseeligen Gedancken völlig zu
reinigen, und von solcher tyrannischen Unruh zu befreyen; welches
nicht geschicht bey guten Tagen und sanfftem Wohlleben, sondern
unter viel Verdrießlichkeit, Anfechtung der bösen Neigungen und
Reitzungen von aussen, die allzumahl nur erwecken und anzeigen was
in dir ist; also daß du so sehr in die Enge getrieben wirst, daß du
ängstiglich zu JEsu schreyen must, sonderbar, wo der äussere Truck

von
a 1 Joh. III. 3.
S s s s 3

hervor bluͤhende Lilien-Zweig.
Rachgier reinigen a, gleichwie das liebe JEſus-Hertz darvon rein
iſt, indem er in ſeiner aͤuſſerſten Noth ſeiner ein wenig vergaſſe, und
vor ſeine Creutzigere bat; Vatter vergieb ihnen.

Muß hiemit die unumgaͤngliche Nothwendigkeit dieſes neuen, rei-
nen Hertzens-Grundes vor allem aus erkannt und geglaubt werden,
ehe man zur Sach ſelber ſchreite; ſonſt gibt es gleich ſinckende Haͤn-
de und muͤde Knie ab.

Das zweyte Capitel.
Wie und auf was Weiß man allen Grollen und Haß ablegen ſolle.

§. 1. Damit dir aber der Lauff und Kampf in dieſes liebliche LandWer in
dieſem
Werck
Fortgang
haben will
muß nicht
auf eigene
Kraͤfften
bauen,

der goͤttlichen Liebes-Ruhe, Geiſtes-Freud und Seelen-Friedens
gelinge, und du nicht unterwegen ermatteſt, ſo muſt du es nicht auf
deine Kraͤfften anfahen, noch auf deinen feurigen Vorſatz bauen,
dann der Satan hat tauſenderley Mittel dich nach und nach lau zu
machen, daß du endlich gantz kalt und unluſtig werden wirſt dem
Kriegs-Heer deines Lebens-Fuͤrſten unter ſeiner Liebes-Fahne nachzu-
folgen: Alſo daß du verzagt und unmuthig werden wirſt, ſo bald dir
ein Feind auf dem Weg aufſtoßt, der dir das Liebe-Leben rauben,
oder dich ſelbiges zu erlangen hinderen will. Epictetus, ein frommer
Heyd, ſagt ſchoͤn hievon: „Es iſt ein groſſer Kampf, eine goͤttliche
„Helden-That, es iſt um ein Koͤnigreich, um die Freyheit, um die
„Wohlfahrt, um die Gemuͤths-Ruh zu thun, dencke an GOTT,
„denſelben nimm zu deinem Gehuͤlffen und Mit-Streiter“.

O daß wir nicht vor dieſem Heyden muͤſſen zu ſchanden werden am
Tag des Gerichts!

§. 2. Derowegen mein lieber Chriſt, ergieb dich GOttes Treue,ſondern
ſeine
Kraft von
GOtt heꝛ-
hohlẽn der
ſie bey
vieler Un-
ruhe wir-
cket.

Weißheit und Guͤte, dich von allen feindſeeligen Gedancken voͤllig zu
reinigen, und von ſolcher tyranniſchen Unruh zu befreyen; welches
nicht geſchicht bey guten Tagen und ſanfftem Wohlleben, ſondern
unter viel Verdrießlichkeit, Anfechtung der boͤſen Neigungen und
Reitzungen von auſſen, die allzumahl nur erwecken und anzeigen was
in dir iſt; alſo daß du ſo ſehr in die Enge getrieben wirſt, daß du
aͤngſtiglich zu JEſu ſchreyen muſt, ſonderbar, wo der aͤuſſere Truck

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[693/0789] hervor bluͤhende Lilien-Zweig. Rachgier reinigen a, gleichwie das liebe JEſus-Hertz darvon rein iſt, indem er in ſeiner aͤuſſerſten Noth ſeiner ein wenig vergaſſe, und vor ſeine Creutzigere bat; Vatter vergieb ihnen. Muß hiemit die unumgaͤngliche Nothwendigkeit dieſes neuen, rei- nen Hertzens-Grundes vor allem aus erkannt und geglaubt werden, ehe man zur Sach ſelber ſchreite; ſonſt gibt es gleich ſinckende Haͤn- de und muͤde Knie ab. Das zweyte Capitel. Wie und auf was Weiß man allen Grollen und Haß ablegen ſolle. §. 1. Damit dir aber der Lauff und Kampf in dieſes liebliche Land der goͤttlichen Liebes-Ruhe, Geiſtes-Freud und Seelen-Friedens gelinge, und du nicht unterwegen ermatteſt, ſo muſt du es nicht auf deine Kraͤfften anfahen, noch auf deinen feurigen Vorſatz bauen, dann der Satan hat tauſenderley Mittel dich nach und nach lau zu machen, daß du endlich gantz kalt und unluſtig werden wirſt dem Kriegs-Heer deines Lebens-Fuͤrſten unter ſeiner Liebes-Fahne nachzu- folgen: Alſo daß du verzagt und unmuthig werden wirſt, ſo bald dir ein Feind auf dem Weg aufſtoßt, der dir das Liebe-Leben rauben, oder dich ſelbiges zu erlangen hinderen will. Epictetus, ein frommer Heyd, ſagt ſchoͤn hievon: „Es iſt ein groſſer Kampf, eine goͤttliche „Helden-That, es iſt um ein Koͤnigreich, um die Freyheit, um die „Wohlfahrt, um die Gemuͤths-Ruh zu thun, dencke an GOTT, „denſelben nimm zu deinem Gehuͤlffen und Mit-Streiter“. Wer in dieſem Werck Fortgang haben will muß nicht auf eigene Kraͤfften bauen, O daß wir nicht vor dieſem Heyden muͤſſen zu ſchanden werden am Tag des Gerichts! §. 2. Derowegen mein lieber Chriſt, ergieb dich GOttes Treue, Weißheit und Guͤte, dich von allen feindſeeligen Gedancken voͤllig zu reinigen, und von ſolcher tyranniſchen Unruh zu befreyen; welches nicht geſchicht bey guten Tagen und ſanfftem Wohlleben, ſondern unter viel Verdrießlichkeit, Anfechtung der boͤſen Neigungen und Reitzungen von auſſen, die allzumahl nur erwecken und anzeigen was in dir iſt; alſo daß du ſo ſehr in die Enge getrieben wirſt, daß du aͤngſtiglich zu JEſu ſchreyen muſt, ſonderbar, wo der aͤuſſere Truck von ſondern ſeine Kraft von GOtt heꝛ- hohlẽn der ſie bey vieler Un- ruhe wir- cket. a 1 Joh. III. 3. S s s s 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/789>, abgerufen am 13.11.2024.