GOTT habt, bedencket das bevorstehende End, und der unvermei- dentliche Probier-Tag ist euch allen verborgen, darum wachet, Matth. 25, 13. Eph. 5, 14. sterbet täglich ab allem was vergänglich ist, wie Paulus sagt. 1 Cor. 15. Apoc. 14. 13.
§. 5. O wie vielem sind alle Heilige je und je abgestorben! Neh-Vermah- nung bey Zeiten Gnade zu suchen. mets wohl in acht, wann ihr seelig zu seyn verlanget. Es meynt mancher, er lebe und ist tod. Apoc. 3. leset GOttes Wort fleißig, vielleicht gibt euch GOTT seine Gnad und Heiligen Geist darzu, daß ihrs verstehen lernet. Amen!
§. 6. Jn der folgenden Nacht als sein Todten-Cörper noch da la-Erschei- nung. ge, erschiene er dem Freund, so gebeten und den Todes-Schweiß abgewischt, in kläglicher Gestalt, als einer der lang geloffen, von Mördern gejagt, und kame verschnauffend an und sprach: O mein lieber! Es ist die Quaal unausdencklich, so ich ausstehen muß, das Urtheil ist ergangen, und er sey den Peinigern übergeben.
§. 7. O JEsu Christe! würcke einen lebendigen Glauben, Liebe,Gebett. ereutzige den alten Menschen, wehre dem bösen Feind, ziehe uns stets nach dir, biß wir das neue herrliche Lied deiner Braut mit voller Zu- versicht nachsingen können; Mein Geliebter ist mein und ich bin seyn; Bringe uns, o liebreicher GOtt und Heyland zum Vatter, damit wir alle Tag vor, in und aus GOtt leben, reden, alles ausrichten, und durch die seelige Anführung deines Geistes mit grossen Schrit- ten dir entgegen gehen. 1 Joh. 2, 28. Ps. 115, 17. 18. und Freu- digkeit haben am Tag deiner Zukunfft, so wollen wir dich loben ewig- lich Amen! Halleluja.
§. 8. Lutherus sagt: Wer sich so hart und dürr empfindt, daßBeschluß. ihm Christi Leiden nicht also erschreckt, und in seine Bekanntnuß füh- ret, der soll sich förchten, denn da wird nichts anders aus dem Bild und Leiden Christi must du gleichförmig werden, es geschehe in dem Leben oder in der Höll, zum wenigsten must du im Sterben in das Erschrecken fallen, zittern, beben und alles fühlen was Christus am Creutz leidet. Nun ist es grausam am Tod-Bett deß zu warten, darum sollt du GOtt bitten, das er dein Hertz erreicht und lasse dich Christus Leiden fruchtbarlich und gründlich bedencken, dann das kan niemand, GOtt sencke es ihm dann ins Hertz,
Wer nun JEsum nicht will haben, Und sein Creutz nicht leiden mag,
Der
eines Kuͤh-Hirten.
GOTT habt, bedencket das bevorſtehende End, und der unvermei- dentliche Probier-Tag iſt euch allen verborgen, darum wachet, Matth. 25, 13. Eph. 5, 14. ſterbet taͤglich ab allem was vergaͤnglich iſt, wie Paulus ſagt. 1 Cor. 15. Apoc. 14. 13.
§. 5. O wie vielem ſind alle Heilige je und je abgeſtorben! Neh-Vermah- nung bey Zeiten Gnade zu ſuchen. mets wohl in acht, wann ihr ſeelig zu ſeyn verlanget. Es meynt mancher, er lebe und iſt tod. Apoc. 3. leſet GOttes Wort fleißig, vielleicht gibt euch GOTT ſeine Gnad und Heiligen Geiſt darzu, daß ihrs verſtehen lernet. Amen!
§. 6. Jn der folgenden Nacht als ſein Todten-Coͤrper noch da la-Erſchei- nung. ge, erſchiene er dem Freund, ſo gebeten und den Todes-Schweiß abgewiſcht, in klaͤglicher Geſtalt, als einer der lang geloffen, von Moͤrdern gejagt, und kame verſchnauffend an und ſprach: O mein lieber! Es iſt die Quaal unausdencklich, ſo ich ausſtehen muß, das Urtheil iſt ergangen, und er ſey den Peinigern uͤbergeben.
§. 7. O JEſu Chriſte! wuͤrcke einen lebendigen Glauben, Liebe,Gebett. ereutzige den alten Menſchen, wehre dem boͤſen Feind, ziehe uns ſtets nach dir, biß wir das neue herrliche Lied deiner Braut mit voller Zu- verſicht nachſingen koͤnnen; Mein Geliebter iſt mein und ich bin ſeyn; Bringe uns, o liebreicher GOtt und Heyland zum Vatter, damit wir alle Tag vor, in und aus GOtt leben, reden, alles ausrichten, und durch die ſeelige Anfuͤhrung deines Geiſtes mit groſſen Schrit- ten dir entgegen gehen. 1 Joh. 2, 28. Pſ. 115, 17. 18. und Freu- digkeit haben am Tag deiner Zukunfft, ſo wollen wir dich loben ewig- lich Amen! Halleluja.
§. 8. Lutherus ſagt: Wer ſich ſo hart und duͤrr empfindt, daßBeſchluß. ihm Chriſti Leiden nicht alſo erſchreckt, und in ſeine Bekanntnuß fuͤh- ret, der ſoll ſich foͤrchten, denn da wird nichts anders aus dem Bild und Leiden Chriſti muſt du gleichfoͤrmig werden, es geſchehe in dem Leben oder in der Hoͤll, zum wenigſten muſt du im Sterben in das Erſchrecken fallen, zittern, beben und alles fuͤhlen was Chriſtus am Creutz leidet. Nun iſt es grauſam am Tod-Bett deß zu warten, darum ſollt du GOtt bitten, das er dein Hertz erreicht und laſſe dich Chriſtus Leiden fruchtbarlich und gruͤndlich bedencken, dann das kan niemand, GOtt ſencke es ihm dann ins Hertz,
Wer nun JEſum nicht will haben, Und ſein Creutz nicht leiden mag,
Der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0775"n="679"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">eines Kuͤh-Hirten.</hi></fw><lb/>
GOTT habt, bedencket das bevorſtehende End, und der unvermei-<lb/>
dentliche Probier-Tag iſt euch allen verborgen, darum wachet, Matth.<lb/>
25, 13. Eph. 5, 14. ſterbet taͤglich ab allem was vergaͤnglich iſt,<lb/>
wie Paulus ſagt. 1 Cor. 15. Apoc. 14. 13.</p><lb/><p>§. 5. O wie vielem ſind alle Heilige je und je abgeſtorben! Neh-<noteplace="right">Vermah-<lb/>
nung bey<lb/>
Zeiten<lb/>
Gnade zu<lb/>ſuchen.</note><lb/>
mets wohl in acht, wann ihr ſeelig zu ſeyn verlanget. Es meynt<lb/>
mancher, er lebe und iſt tod. Apoc. 3. leſet GOttes Wort fleißig,<lb/>
vielleicht gibt euch GOTT ſeine Gnad und Heiligen Geiſt darzu,<lb/>
daß ihrs verſtehen lernet. Amen!</p><lb/><p>§. 6. Jn der folgenden Nacht als ſein Todten-Coͤrper noch da la-<noteplace="right">Erſchei-<lb/>
nung.</note><lb/>
ge, erſchiene er dem Freund, ſo gebeten und den Todes-Schweiß<lb/>
abgewiſcht, in klaͤglicher Geſtalt, als einer der lang geloffen, von<lb/>
Moͤrdern gejagt, und kame verſchnauffend an und ſprach: O mein<lb/>
lieber! Es iſt die Quaal unausdencklich, ſo ich ausſtehen muß, das<lb/>
Urtheil iſt ergangen, und er ſey den Peinigern uͤbergeben.</p><lb/><p>§. 7. O JEſu Chriſte! wuͤrcke einen lebendigen Glauben, Liebe,<noteplace="right">Gebett.</note><lb/>
ereutzige den alten Menſchen, wehre dem boͤſen Feind, ziehe uns ſtets<lb/>
nach dir, biß wir das neue herrliche Lied deiner Braut mit voller Zu-<lb/>
verſicht nachſingen koͤnnen; Mein Geliebter iſt mein und ich bin ſeyn;<lb/>
Bringe uns, o liebreicher GOtt und Heyland zum Vatter, damit<lb/>
wir alle Tag vor, in und aus GOtt leben, reden, alles ausrichten,<lb/>
und durch die ſeelige Anfuͤhrung deines Geiſtes mit groſſen Schrit-<lb/>
ten dir entgegen gehen. 1 Joh. 2, 28. Pſ. 115, 17. 18. und Freu-<lb/>
digkeit haben am Tag deiner Zukunfft, ſo wollen wir dich loben ewig-<lb/>
lich Amen! Halleluja.</p><lb/><p>§. 8. Lutherus ſagt: Wer ſich ſo hart und duͤrr empfindt, daß<noteplace="right">Beſchluß.</note><lb/>
ihm Chriſti Leiden nicht alſo erſchreckt, und in ſeine Bekanntnuß fuͤh-<lb/>
ret, der ſoll ſich foͤrchten, denn da wird nichts anders aus dem Bild<lb/>
und Leiden Chriſti muſt du gleichfoͤrmig werden, es geſchehe in dem<lb/>
Leben oder in der Hoͤll, zum wenigſten muſt du im Sterben in das<lb/>
Erſchrecken fallen, zittern, beben und alles fuͤhlen was Chriſtus am<lb/>
Creutz leidet. Nun iſt es grauſam am Tod-Bett deß zu warten,<lb/>
darum ſollt du GOtt bitten, das er dein Hertz erreicht und laſſe dich<lb/>
Chriſtus Leiden fruchtbarlich und gruͤndlich bedencken, dann das kan<lb/>
niemand, GOtt ſencke es ihm dann ins Hertz,</p><lb/><lgtype="poem"><l>Wer nun JEſum nicht will haben,</l><lb/><l>Und ſein Creutz nicht leiden mag,</l><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></lg></div></div></body></text></TEI>
[679/0775]
eines Kuͤh-Hirten.
GOTT habt, bedencket das bevorſtehende End, und der unvermei-
dentliche Probier-Tag iſt euch allen verborgen, darum wachet, Matth.
25, 13. Eph. 5, 14. ſterbet taͤglich ab allem was vergaͤnglich iſt,
wie Paulus ſagt. 1 Cor. 15. Apoc. 14. 13.
§. 5. O wie vielem ſind alle Heilige je und je abgeſtorben! Neh-
mets wohl in acht, wann ihr ſeelig zu ſeyn verlanget. Es meynt
mancher, er lebe und iſt tod. Apoc. 3. leſet GOttes Wort fleißig,
vielleicht gibt euch GOTT ſeine Gnad und Heiligen Geiſt darzu,
daß ihrs verſtehen lernet. Amen!
Vermah-
nung bey
Zeiten
Gnade zu
ſuchen.
§. 6. Jn der folgenden Nacht als ſein Todten-Coͤrper noch da la-
ge, erſchiene er dem Freund, ſo gebeten und den Todes-Schweiß
abgewiſcht, in klaͤglicher Geſtalt, als einer der lang geloffen, von
Moͤrdern gejagt, und kame verſchnauffend an und ſprach: O mein
lieber! Es iſt die Quaal unausdencklich, ſo ich ausſtehen muß, das
Urtheil iſt ergangen, und er ſey den Peinigern uͤbergeben.
Erſchei-
nung.
§. 7. O JEſu Chriſte! wuͤrcke einen lebendigen Glauben, Liebe,
ereutzige den alten Menſchen, wehre dem boͤſen Feind, ziehe uns ſtets
nach dir, biß wir das neue herrliche Lied deiner Braut mit voller Zu-
verſicht nachſingen koͤnnen; Mein Geliebter iſt mein und ich bin ſeyn;
Bringe uns, o liebreicher GOtt und Heyland zum Vatter, damit
wir alle Tag vor, in und aus GOtt leben, reden, alles ausrichten,
und durch die ſeelige Anfuͤhrung deines Geiſtes mit groſſen Schrit-
ten dir entgegen gehen. 1 Joh. 2, 28. Pſ. 115, 17. 18. und Freu-
digkeit haben am Tag deiner Zukunfft, ſo wollen wir dich loben ewig-
lich Amen! Halleluja.
Gebett.
§. 8. Lutherus ſagt: Wer ſich ſo hart und duͤrr empfindt, daß
ihm Chriſti Leiden nicht alſo erſchreckt, und in ſeine Bekanntnuß fuͤh-
ret, der ſoll ſich foͤrchten, denn da wird nichts anders aus dem Bild
und Leiden Chriſti muſt du gleichfoͤrmig werden, es geſchehe in dem
Leben oder in der Hoͤll, zum wenigſten muſt du im Sterben in das
Erſchrecken fallen, zittern, beben und alles fuͤhlen was Chriſtus am
Creutz leidet. Nun iſt es grauſam am Tod-Bett deß zu warten,
darum ſollt du GOtt bitten, das er dein Hertz erreicht und laſſe dich
Chriſtus Leiden fruchtbarlich und gruͤndlich bedencken, dann das kan
niemand, GOtt ſencke es ihm dann ins Hertz,
Beſchluß.
Wer nun JEſum nicht will haben,
Und ſein Creutz nicht leiden mag,
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 679. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/775>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.