den Kranckheit angegriffen, förchtete sich über die massen vor dem Tod, bate GOtt inständig er sollte ihm wieder aufhelffen, und Frist vergön- nen länger zu leben, verband sich hoch und theur er wollte sein Gewissen nicht so mehr aufs Maul schlagen, und dem Heil. Geist wiederstehen; Kurtz, er wollte es nimmer so machen wie in vergangener Zeit seines Lebens, der Gnädige und Barmhertzige willfahrete ihm seine Bitt, und erhörete sein Geschöpf, und errettete ihn aus seinen Aengsten, und brachte ihn wieder zu seiner vorigen Gesundheit, Leibs-Stärcke und Munterkeit, daß er guts Muths war, und frolockete.
§. 2. Wie hielt er aber sein Gelübde? Er vergasse seines Gutthä-Hielte sie aber schlecht und mach- te es ärger als zuvor. ters bald, und gedachte nicht an seine Wunder, er kehrete wieder da ers gelassen hatte und gedachte nicht, daß der im Himmel wohnet al- les sehe, er erbitterte die Augen seiner Majestät und schändete seine grosse Herrlichkeit, in dem daß er nicht die Ehre gab dem herrlichen GOtt, daß er könne tödten und lebendig machen, aus der Hölle führen und wieder hinein, daß er der HErr sey der Allmächtige, der Mensch aber ein Wurm aus seinem Fußschämel, er gedachte bey sich selbst die Gefahr ist vorbey, du bist der Hand GOttes entrunnen, als ob er nicht gewußt, daß ihn GOttes Güte, Gedult und Langmuth zur Bekehrung leiten wollte, also häuffete er nach seiner Hartigkeit und unbekehrsamen Hertzen, den Zorn, als einen Schatz auf den Tag des Zorns und der Offenbahrung des gerechten Gerichts, und müßte an sich selbst erfahren, daß GOtt sich nicht so schimpfflich spotten liesse.
§. 3. Ein Weh ist dahin das andere kommt schnell, da er sprach jetzEr er- kranckte aufs neue und wur- de von ei- ner ver- zweifflen- den Höl- l[e]n-Angst überfal- len. ist Fried und alles sicher, da übereylete ihn ein schröcklich Zorn-Ge- witter, und könnte nicht entfliehen, etwan ein Monats-Frist nach sei- ner Genessung überfiel ihn die vorige Kranckheit da er noch an selbigem Tag ziemlich grobe Schertz, Narrenpossen und leichtfertige Schimpf- Reden gesprochen, zu welcher Höllen-schwartzen Undanckbarkeit der GOtt des Himmels nicht schweigen konnte, die Zeit ware nunmehro da, daß an ihm erfüllt werden sollte, was im 50. Psalm stehet. Mer- cket doch diß, die ihr GOttes vergesset (der euch doch sein Liecht, Evangelium, sein Reich und Himmel so einbrünstig nachgetragen, und gleichsam hat auffdringen wollen) daß er euch nicht einmahl hin- reisse, und sey kein Retter mehr da, diß fühlete der Kranck[e] auch bey sich, daß es nunmehr darum zu thun sey, daß der Rathschluß GOttes gebähren sollte, und seine arme Seel wie Spreuer dahin fahren ins unauslöschliche Feuer. JEsus zoge sich mit seinen liebrei-
chen
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eines Kuͤh-Hirten.
den Kranckheit angegriffen, foͤrchtete ſich uͤber die maſſen vor dem Tod, bate GOtt inſtaͤndig er ſollte ihm wieder aufhelffen, und Friſt vergoͤn- nen laͤnger zu leben, verband ſich hoch und theur er wollte ſein Gewiſſen nicht ſo mehr aufs Maul ſchlagen, und dem Heil. Geiſt wiederſtehen; Kurtz, er wollte es nimmer ſo machen wie in vergangener Zeit ſeines Lebens, der Gnaͤdige und Barmhertzige willfahrete ihm ſeine Bitt, und erhoͤrete ſein Geſchoͤpf, und errettete ihn aus ſeinen Aengſten, und brachte ihn wieder zu ſeiner vorigen Geſundheit, Leibs-Staͤrcke und Munterkeit, daß er guts Muths war, und frolockete.
§. 2. Wie hielt er aber ſein Geluͤbde? Er vergaſſe ſeines Gutthaͤ-Hielte ſie aber ſchlecht und mach- te es aͤrger als zuvor. ters bald, und gedachte nicht an ſeine Wunder, er kehrete wieder da ers gelaſſen hatte und gedachte nicht, daß der im Himmel wohnet al- les ſehe, er erbitterte die Augen ſeiner Majeſtaͤt und ſchaͤndete ſeine groſſe Herrlichkeit, in dem daß er nicht die Ehre gab dem herrlichen GOtt, daß er koͤnne toͤdten und lebendig machen, aus der Hoͤlle fuͤhren und wieder hinein, daß er der HErr ſey der Allmaͤchtige, der Menſch aber ein Wurm aus ſeinem Fußſchaͤmel, er gedachte bey ſich ſelbſt die Gefahr iſt vorbey, du biſt der Hand GOttes entrunnen, als ob er nicht gewußt, daß ihn GOttes Guͤte, Gedult und Langmuth zur Bekehrung leiten wollte, alſo haͤuffete er nach ſeiner Hartigkeit und unbekehrſamen Hertzen, den Zorn, als einen Schatz auf den Tag des Zorns und der Offenbahrung des gerechten Gerichts, und muͤßte an ſich ſelbſt erfahren, daß GOtt ſich nicht ſo ſchimpfflich ſpotten lieſſe.
§. 3. Ein Weh iſt dahin das andere kommt ſchnell, da er ſprach jetzEr er- kranckte aufs neue und wur- de von ei- ner ver- zweifflen- den Hoͤl- l[e]n-Angſt uͤberfal- len. iſt Fried und alles ſicher, da uͤbereylete ihn ein ſchroͤcklich Zorn-Ge- witter, und koͤnnte nicht entfliehen, etwan ein Monats-Friſt nach ſei- ner Geneſſung uͤberfiel ihn die vorige Kranckheit da er noch an ſelbigem Tag ziemlich grobe Schertz, Narrenpoſſen und leichtfertige Schimpf- Reden geſprochen, zu welcher Hoͤllen-ſchwartzen Undanckbarkeit der GOtt des Himmels nicht ſchweigen konnte, die Zeit ware nunmehro da, daß an ihm erfuͤllt werden ſollte, was im 50. Pſalm ſtehet. Mer- cket doch diß, die ihr GOttes vergeſſet (der euch doch ſein Liecht, Evangelium, ſein Reich und Himmel ſo einbruͤnſtig nachgetragen, und gleichſam hat auffdringen wollen) daß er euch nicht einmahl hin- reiſſe, und ſey kein Retter mehr da, diß fuͤhlete der Kranck[e] auch bey ſich, daß es nunmehr darum zu thun ſey, daß der Rathſchluß GOttes gebaͤhren ſollte, und ſeine arme Seel wie Spreuer dahin fahren ins unausloͤſchliche Feuer. JEſus zoge ſich mit ſeinen liebrei-
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eines Kuͤh-Hirten.
den Kranckheit angegriffen, foͤrchtete ſich uͤber die maſſen vor dem Tod,
bate GOtt inſtaͤndig er ſollte ihm wieder aufhelffen, und Friſt vergoͤn-
nen laͤnger zu leben, verband ſich hoch und theur er wollte ſein Gewiſſen
nicht ſo mehr aufs Maul ſchlagen, und dem Heil. Geiſt wiederſtehen;
Kurtz, er wollte es nimmer ſo machen wie in vergangener Zeit ſeines
Lebens, der Gnaͤdige und Barmhertzige willfahrete ihm ſeine Bitt, und
erhoͤrete ſein Geſchoͤpf, und errettete ihn aus ſeinen Aengſten, und
brachte ihn wieder zu ſeiner vorigen Geſundheit, Leibs-Staͤrcke und
Munterkeit, daß er guts Muths war, und frolockete.
§. 2. Wie hielt er aber ſein Geluͤbde? Er vergaſſe ſeines Gutthaͤ-
ters bald, und gedachte nicht an ſeine Wunder, er kehrete wieder da
ers gelaſſen hatte und gedachte nicht, daß der im Himmel wohnet al-
les ſehe, er erbitterte die Augen ſeiner Majeſtaͤt und ſchaͤndete ſeine groſſe
Herrlichkeit, in dem daß er nicht die Ehre gab dem herrlichen GOtt, daß
er koͤnne toͤdten und lebendig machen, aus der Hoͤlle fuͤhren und wieder
hinein, daß er der HErr ſey der Allmaͤchtige, der Menſch aber ein Wurm
aus ſeinem Fußſchaͤmel, er gedachte bey ſich ſelbſt die Gefahr iſt vorbey,
du biſt der Hand GOttes entrunnen, als ob er nicht gewußt, daß ihn
GOttes Guͤte, Gedult und Langmuth zur Bekehrung leiten wollte,
alſo haͤuffete er nach ſeiner Hartigkeit und unbekehrſamen Hertzen,
den Zorn, als einen Schatz auf den Tag des Zorns und der Offenbahrung
des gerechten Gerichts, und muͤßte an ſich ſelbſt erfahren, daß GOtt
ſich nicht ſo ſchimpfflich ſpotten lieſſe.
Hielte ſie
aber
ſchlecht
und mach-
te es aͤrger
als zuvor.
§. 3. Ein Weh iſt dahin das andere kommt ſchnell, da er ſprach jetz
iſt Fried und alles ſicher, da uͤbereylete ihn ein ſchroͤcklich Zorn-Ge-
witter, und koͤnnte nicht entfliehen, etwan ein Monats-Friſt nach ſei-
ner Geneſſung uͤberfiel ihn die vorige Kranckheit da er noch an ſelbigem
Tag ziemlich grobe Schertz, Narrenpoſſen und leichtfertige Schimpf-
Reden geſprochen, zu welcher Hoͤllen-ſchwartzen Undanckbarkeit der
GOtt des Himmels nicht ſchweigen konnte, die Zeit ware nunmehro
da, daß an ihm erfuͤllt werden ſollte, was im 50. Pſalm ſtehet. Mer-
cket doch diß, die ihr GOttes vergeſſet (der euch doch ſein Liecht,
Evangelium, ſein Reich und Himmel ſo einbruͤnſtig nachgetragen,
und gleichſam hat auffdringen wollen) daß er euch nicht einmahl hin-
reiſſe, und ſey kein Retter mehr da, diß fuͤhlete der Krancke auch
bey ſich, daß es nunmehr darum zu thun ſey, daß der Rathſchluß
GOttes gebaͤhren ſollte, und ſeine arme Seel wie Spreuer dahin
fahren ins unausloͤſchliche Feuer. JEſus zoge ſich mit ſeinen liebrei-
chen
Er er-
kranckte
aufs neue
und wur-
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zweifflen-
den Hoͤl-
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 667. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/763>, abgerufen am 22.11.2024.
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