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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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eines Küh-Hirten.
der elendeste Mensch auf Erden, und das waren wohl seine besten
Stunden, in denen er sein tieffes Verderben wahrnahme;

§. 7. Aber ach! Bald vergasse er solcher Blicken, und suchtedoch ware
keine
rechtschaf
fene Be-
gierd und
Angriff
da,

Trost in der Creatur, kame also zu keinem rechten Hunger nach JEsu,
seiner alleinigen Hülff, Gnad, Heilung und mächtig siegender
Krafft, sondern hegete meistens von seiner Uberzeugung an, eine gute
Hoffnung, es werd noch anders werden, er werd noch ein bekehrter,
geheiligter, begnadeter Mensch abgeben dermahleins; Redte mehr-
mahlen darvon, sagend, sein Sach seye nichts nutz, er möge so nicht
bestehen im Gericht vor dem allwissenden Hertzens-Kündiger, allein er
hoffe nicht so zu bleiben, sondern in kurtzem ein recht neu-gebohrner
Christ zu werden, und ein heilig Leben zu führen.

§. 8. Hiemit so ängstlich er auch bißweilen thate, so ware es dochdann er
schmei-
chelte sich
selbsten
allzuviel,

bald vorbey, dann offt eben der Anblick seines Elends ihm Muth mach-
te, meynend er wäre nicht der Schlimmste, weil er wüßte, daß er schlimm
sey und gantz verderbt, dannenhero er gedachte die Besserung wurd nicht
immerdar ausbleiben, sondern gewiß noch kommen, so elendig führte
ihn der Satan hinter das Liecht, und brachte ihn mit seiner arglistigen
Verblendung um das ewige Leben.

§. 9. Wurd er von dieser Verführung und falschen Hoffnung ge-auch wie
der alle
Warnun-
gen,

warnet, er solle Sorg haben, es werde gewiß noch übel fehlen mit ihm,
so bestünde er darauf. Nein, sagte man ihm, du armer Peter! Bitte
GOtt um den guten beständigen Trieb seines Geistes, dann es ist noch
kein rechter Trieb darhinter, kein Göttlich Werck hinter allen deinen
Klägden etc. wie es dann auch ware, dann er hatte seine heimliche Lie-
be hie und dar, und die Lust zur Uppigkeit dämpffete die Gnaden-Lo-
ckungen des H. Geistes, es ware da keine wahre Reue, Selbst-Ver-
läugnung und Zerknirschung des falschen heuchlerischen Hertzens, kein
rechtschaffener Liebes-Zug zur Unschuld und Heiligung JEsu.

§. 10. Wenn er von künfftiger Hertzens und Lebens-Aenderungalle seine
gute Vor-
sätz hatter
die Eigen-
heit zum
Grund,

redte, so geschahe es nur aus eigenliebiger Selbst-Gefälligkeit, dann es
dauchte ihn, es wäre so munter und braf, wann er fein heilig leben und
so vor ein Liecht in der Welt passiren und sich zeigen könnte, er woll-
te groß seyn, bauete auf sein Erkanntnuß, Uberzeugung, Liebe zu den
Frommen, sein offtmahliges Seufftzen und guthscheinende Werck, sei-
ne Willfährigkeit jedermann zu helffen und zu dienen; Da machte er
ihme guldene Vorsätze und Anschläge, wie er doch seine Sach wolle an-

stellen
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eines Kuͤh-Hirten.
der elendeſte Menſch auf Erden, und das waren wohl ſeine beſten
Stunden, in denen er ſein tieffes Verderben wahrnahme;

§. 7. Aber ach! Bald vergaſſe er ſolcher Blicken, und ſuchtedoch ware
keine
rechtſchaf
fene Be-
gierd und
Angriff
da,

Troſt in der Creatur, kame alſo zu keinem rechten Hunger nach JEſu,
ſeiner alleinigen Huͤlff, Gnad, Heilung und maͤchtig ſiegender
Krafft, ſondern hegete meiſtens von ſeiner Uberzeugung an, eine gute
Hoffnung, es werd noch anders werden, er werd noch ein bekehrter,
geheiligter, begnadeter Menſch abgeben dermahleins; Redte mehr-
mahlen darvon, ſagend, ſein Sach ſeye nichts nutz, er moͤge ſo nicht
beſtehen im Gericht vor dem allwiſſenden Hertzens-Kuͤndiger, allein er
hoffe nicht ſo zu bleiben, ſondern in kurtzem ein recht neu-gebohrner
Chriſt zu werden, und ein heilig Leben zu fuͤhren.

§. 8. Hiemit ſo aͤngſtlich er auch bißweilen thate, ſo ware es dochdann er
ſchmei-
chelte ſich
ſelbſten
allzuviel,

bald vorbey, dann offt eben der Anblick ſeines Elends ihm Muth mach-
te, meynend er waͤre nicht der Schlimmſte, weil er wuͤßte, daß er ſchlim̃
ſey und gantz verderbt, dannenhero er gedachte die Beſſerung wurd nicht
immerdar ausbleiben, ſondern gewiß noch kommen, ſo elendig fuͤhrte
ihn der Satan hinter das Liecht, und brachte ihn mit ſeiner argliſtigen
Verblendung um das ewige Leben.

§. 9. Wurd er von dieſer Verfuͤhrung und falſchen Hoffnung ge-auch wie
der alle
Warnun-
gen,

warnet, er ſolle Sorg haben, es werde gewiß noch uͤbel fehlen mit ihm,
ſo beſtuͤnde er darauf. Nein, ſagte man ihm, du armer Peter! Bitte
GOtt um den guten beſtaͤndigen Trieb ſeines Geiſtes, dann es iſt noch
kein rechter Trieb darhinter, kein Goͤttlich Werck hinter allen deinen
Klaͤgden ꝛc. wie es dann auch ware, dann er hatte ſeine heimliche Lie-
be hie und dar, und die Luſt zur Uppigkeit daͤmpffete die Gnaden-Lo-
ckungen des H. Geiſtes, es ware da keine wahre Reue, Selbſt-Ver-
laͤugnung und Zerknirſchung des falſchen heuchleriſchen Hertzens, kein
rechtſchaffener Liebes-Zug zur Unſchuld und Heiligung JEſu.

§. 10. Wenn er von kuͤnfftiger Hertzens und Lebens-Aenderungalle ſeine
gute Vor-
ſaͤtz hatter
die Eigen-
heit zum
Grund,

redte, ſo geſchahe es nur aus eigenliebiger Selbſt-Gefaͤlligkeit, dann es
dauchte ihn, es waͤre ſo munter und braf, wann er fein heilig leben und
ſo vor ein Liecht in der Welt paſſiren und ſich zeigen koͤnnte, er woll-
te groß ſeyn, bauete auf ſein Erkanntnuß, Uberzeugung, Liebe zu den
Frommen, ſein offtmahliges Seufftzen und guthſcheinende Werck, ſei-
ne Willfaͤhrigkeit jedermann zu helffen und zu dienen; Da machte er
ihme guldene Vorſaͤtze und Anſchlaͤge, wie er doch ſeine Sach wolle an-

ſtellen
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[665/0761] eines Kuͤh-Hirten. der elendeſte Menſch auf Erden, und das waren wohl ſeine beſten Stunden, in denen er ſein tieffes Verderben wahrnahme; §. 7. Aber ach! Bald vergaſſe er ſolcher Blicken, und ſuchte Troſt in der Creatur, kame alſo zu keinem rechten Hunger nach JEſu, ſeiner alleinigen Huͤlff, Gnad, Heilung und maͤchtig ſiegender Krafft, ſondern hegete meiſtens von ſeiner Uberzeugung an, eine gute Hoffnung, es werd noch anders werden, er werd noch ein bekehrter, geheiligter, begnadeter Menſch abgeben dermahleins; Redte mehr- mahlen darvon, ſagend, ſein Sach ſeye nichts nutz, er moͤge ſo nicht beſtehen im Gericht vor dem allwiſſenden Hertzens-Kuͤndiger, allein er hoffe nicht ſo zu bleiben, ſondern in kurtzem ein recht neu-gebohrner Chriſt zu werden, und ein heilig Leben zu fuͤhren. doch ware keine rechtſchaf fene Be- gierd und Angriff da, §. 8. Hiemit ſo aͤngſtlich er auch bißweilen thate, ſo ware es doch bald vorbey, dann offt eben der Anblick ſeines Elends ihm Muth mach- te, meynend er waͤre nicht der Schlimmſte, weil er wuͤßte, daß er ſchlim̃ ſey und gantz verderbt, dannenhero er gedachte die Beſſerung wurd nicht immerdar ausbleiben, ſondern gewiß noch kommen, ſo elendig fuͤhrte ihn der Satan hinter das Liecht, und brachte ihn mit ſeiner argliſtigen Verblendung um das ewige Leben. dann er ſchmei- chelte ſich ſelbſten allzuviel, §. 9. Wurd er von dieſer Verfuͤhrung und falſchen Hoffnung ge- warnet, er ſolle Sorg haben, es werde gewiß noch uͤbel fehlen mit ihm, ſo beſtuͤnde er darauf. Nein, ſagte man ihm, du armer Peter! Bitte GOtt um den guten beſtaͤndigen Trieb ſeines Geiſtes, dann es iſt noch kein rechter Trieb darhinter, kein Goͤttlich Werck hinter allen deinen Klaͤgden ꝛc. wie es dann auch ware, dann er hatte ſeine heimliche Lie- be hie und dar, und die Luſt zur Uppigkeit daͤmpffete die Gnaden-Lo- ckungen des H. Geiſtes, es ware da keine wahre Reue, Selbſt-Ver- laͤugnung und Zerknirſchung des falſchen heuchleriſchen Hertzens, kein rechtſchaffener Liebes-Zug zur Unſchuld und Heiligung JEſu. auch wie der alle Warnun- gen, §. 10. Wenn er von kuͤnfftiger Hertzens und Lebens-Aenderung redte, ſo geſchahe es nur aus eigenliebiger Selbſt-Gefaͤlligkeit, dann es dauchte ihn, es waͤre ſo munter und braf, wann er fein heilig leben und ſo vor ein Liecht in der Welt paſſiren und ſich zeigen koͤnnte, er woll- te groß ſeyn, bauete auf ſein Erkanntnuß, Uberzeugung, Liebe zu den Frommen, ſein offtmahliges Seufftzen und guthſcheinende Werck, ſei- ne Willfaͤhrigkeit jedermann zu helffen und zu dienen; Da machte er ihme guldene Vorſaͤtze und Anſchlaͤge, wie er doch ſeine Sach wolle an- ſtellen alle ſeine gute Vor- ſaͤtz hatter die Eigen- heit zum Grund, P p p p

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 665. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/761>, abgerufen am 22.11.2024.