wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem blossen Anden cken unvergleichliche Süssigkeit schmecken.
Das siebende Capitel. Wie JEsus zur Nachfolge dienen, und was für Mittel man anwenden solle ihne zu bekommen und zu behalten.
§. 1. GOttes Sohn ist eben zu dem End Mensch worden, damit duWie man sich in JE- su erfreu- en solle im Essen etc. dich seiner stäts erfreuetest. So offt du issest und trinckest, gedencke: Mein GOtt hat auch wollen essen und trincken, um die Geschöpf selbst zu kosten, die er vor mich gemachet hat, wie gut sie seyen. Hast du Wehe-Tage, so dencke, mein JEsus ist der Schmertzen-Mann, der wohl versucht hat, was Kranckheit seye a, er hat auch Colic auf den Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen, Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen versucht worden ist b. Was du vornimmst, thust du dasselbe nur in JEsu Sinn mit gleichen Bewegungen und Absichten, und opferst all dein Thun durch die heilige Menschheit GOtt auf im Feur der Liebe, so werden alle deine Handlungen göttlichc. Liesest du die Evangelischen Gebott, so den- cke JEsus fordert nichts von mir, das er nicht zu erst selbst gethan d.
§. 2. Es wachsen auch alle Früchten des Heil. Geistes auf diesemJEsus ist die Wur- tzel der Liebe und Zufrie- denheit, Zweig e, diesem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich so hoch geliebet, daß ich meinem Nächsten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und Zufriedenheit; indem er immer das Geringste und Schlechteste vor sich erwählt, die gemächlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den Sündern gelassen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und Auswart gebührt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie- gen gehabt, sondern ist in eine harte Krippen hingelegt worden; da er doch von seiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm und Geschlecht, und von Königlichem Geblüt ware, dem Davids Stuhl und Reich eigentlich angehörte; und mit dieser Vergnügsamkeit an dem Allerschlechtesten und Verwerfflichsten hat uns JEsus einen seeli- gen Weg gebahnet, zur Gemüths-Ruhe und stäten Geistes-Freud, wo- fern es uns ihm hierinn nachzufolgen gelustet.
§. 3. Al-
aJes. LIII. 3. 1.
bHebr. II 17. 8. & IV. 5.
c 2 Petr. I. 4.
dJoh. XIII. 15.
eJes. XI. 1. 2.
fMatth. VIII. 20.
M m m m 3
Weyhnachts-Gedancken.
wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem bloſſen Anden cken unvergleichliche Suͤſſigkeit ſchmecken.
Das ſiebende Capitel. Wie JEſus zur Nachfolge dienen, und was fuͤr Mittel man anwenden ſolle ihne zu bekommen und zu behalten.
§. 1. GOttes Sohn iſt eben zu dem End Menſch worden, damit duWie man ſich in JE- ſu erfreu- en ſolle im Eſſen ꝛc. dich ſeiner ſtaͤts erfreueteſt. So offt du iſſeſt und trinckeſt, gedencke: Mein GOtt hat auch wollen eſſen und trincken, um die Geſchoͤpf ſelbſt zu koſten, die er vor mich gemachet hat, wie gut ſie ſeyen. Haſt du Wehe-Tage, ſo dencke, mein JEſus iſt der Schmertzen-Mann, der wohl verſucht hat, was Kranckheit ſeye a, er hat auch Colic auf den Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen, Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen verſucht worden iſt b. Was du vornimmſt, thuſt du daſſelbe nur in JEſu Sinn mit gleichen Bewegungen und Abſichten, und opferſt all dein Thun durch die heilige Menſchheit GOtt auf im Feur der Liebe, ſo werden alle deine Handlungen goͤttlichc. Lieſeſt du die Evangeliſchen Gebott, ſo den- cke JEſus fordert nichts von mir, das er nicht zu erſt ſelbſt gethan d.
§. 2. Es wachſen auch alle Fruͤchten des Heil. Geiſtes auf dieſemJEſus iſt die Wur- tzel der Liebe und Zufrie- denheit, Zweig e, dieſem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich ſo hoch geliebet, daß ich meinem Naͤchſten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und Zufriedenheit; indem er immer das Geringſte und Schlechteſte vor ſich erwaͤhlt, die gemaͤchlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den Suͤndern gelaſſen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und Auſwart gebuͤhrt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie- gen gehabt, ſondern iſt in eine harte Krippen hingelegt worden; da er doch von ſeiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm und Geſchlecht, und von Koͤniglichem Gebluͤt ware, dem Davids Stuhl und Reich eigentlich angehoͤrte; und mit dieſer Vergnuͤgſamkeit an dem Allerſchlechteſten und Verwerfflichſten hat uns JEſus einen ſeeli- gen Weg gebahnet, zur Gemuͤths-Ruhe und ſtaͤten Geiſtes-Freud, wo- fern es uns ihm hierinn nachzufolgen geluſtet.
§. 3. Al-
aJeſ. LIII. 3. 1.
bHebr. II 17. 8. & IV. 5.
c 2 Petr. I. 4.
dJoh. XIII. 15.
eJeſ. XI. 1. 2.
fMatth. VIII. 20.
M m m m 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0741"n="645"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi></fw><lb/>
wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem bloſſen Anden<lb/>
cken unvergleichliche Suͤſſigkeit ſchmecken.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das ſiebende Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Wie JEſus zur Nachfolge dienen, und was fuͤr Mittel man anwenden<lb/>ſolle ihne zu bekommen und zu behalten.</hi></head><lb/><p>§. 1. GOttes Sohn iſt eben zu dem End Menſch worden, damit du<noteplace="right">Wie man<lb/>ſich in JE-<lb/>ſu erfreu-<lb/>
en ſolle im<lb/>
Eſſen ꝛc.</note><lb/>
dich ſeiner ſtaͤts erfreueteſt. So offt du iſſeſt und trinckeſt, gedencke:<lb/>
Mein GOtt hat auch wollen eſſen und trincken, um die Geſchoͤpf ſelbſt<lb/>
zu koſten, die er vor mich gemachet hat, wie gut ſie ſeyen. Haſt du<lb/>
Wehe-Tage, ſo dencke, mein JEſus iſt der Schmertzen-Mann, der<lb/>
wohl verſucht hat, was Kranckheit ſeye <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Jeſ. LIII.</hi> 3. 1.</note>, er hat auch Colic auf den<lb/>
Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen,<lb/>
Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen verſucht worden<lb/>
iſt <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Hebr. II 17. 8. & IV.</hi> 5.</note>. Was du vornimmſt, thuſt du daſſelbe nur in JEſu Sinn mit<lb/>
gleichen Bewegungen und Abſichten, und opferſt all dein Thun durch<lb/>
die heilige Menſchheit GOtt auf im Feur der Liebe, ſo werden alle deine<lb/>
Handlungen <hirendition="#fr">goͤttlich</hi><noteplace="foot"n="c">2 <hirendition="#aq">Petr. I.</hi> 4.</note>. Lieſeſt du die Evangeliſchen Gebott, ſo den-<lb/>
cke JEſus fordert nichts von mir, das er nicht zu erſt ſelbſt gethan <noteplace="foot"n="d"><hirendition="#aq">Joh.<lb/>
XIII.</hi> 15.</note>.</p><lb/><p>§. 2. Es wachſen auch alle Fruͤchten des Heil. Geiſtes auf dieſem<noteplace="right">JEſus iſt<lb/>
die Wur-<lb/>
tzel der<lb/>
Liebe und<lb/>
Zufrie-<lb/>
denheit,</note><lb/>
Zweig <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Jeſ. XI.</hi> 1. 2.</note>, dieſem GOtt-Kind. <hirendition="#fr">Liebe;</hi> weilen er mich ſo hoch geliebet,<lb/>
daß ich meinem Naͤchſten thue, wie er mir gethan hat. <hirendition="#fr">Gedult</hi> und<lb/><hirendition="#fr">Zufriedenheit;</hi> indem er immer das Geringſte und Schlechteſte vor ſich<lb/>
erwaͤhlt, die gemaͤchlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den<lb/>
Suͤndern gelaſſen <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Matth. VIII.</hi> 20.</note>, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und<lb/>
Auſwart gebuͤhrt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor<lb/>
lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie-<lb/>
gen gehabt, ſondern iſt in eine harte Krippen hingelegt worden; da er<lb/>
doch von ſeiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm<lb/>
und Geſchlecht, und von Koͤniglichem Gebluͤt ware, dem Davids Stuhl<lb/>
und Reich eigentlich angehoͤrte; und mit dieſer Vergnuͤgſamkeit an<lb/>
dem Allerſchlechteſten und Verwerfflichſten hat uns JEſus einen ſeeli-<lb/>
gen Weg gebahnet, zur Gemuͤths-Ruhe und ſtaͤten Geiſtes-Freud, wo-<lb/>
fern es uns ihm hierinn nachzufolgen geluſtet.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">M m m m 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 3. Al-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[645/0741]
Weyhnachts-Gedancken.
wohl hundert Jahr lang genug haben, und aus dem bloſſen Anden
cken unvergleichliche Suͤſſigkeit ſchmecken.
Das ſiebende Capitel.
Wie JEſus zur Nachfolge dienen, und was fuͤr Mittel man anwenden
ſolle ihne zu bekommen und zu behalten.
§. 1. GOttes Sohn iſt eben zu dem End Menſch worden, damit du
dich ſeiner ſtaͤts erfreueteſt. So offt du iſſeſt und trinckeſt, gedencke:
Mein GOtt hat auch wollen eſſen und trincken, um die Geſchoͤpf ſelbſt
zu koſten, die er vor mich gemachet hat, wie gut ſie ſeyen. Haſt du
Wehe-Tage, ſo dencke, mein JEſus iſt der Schmertzen-Mann, der
wohl verſucht hat, was Kranckheit ſeye a, er hat auch Colic auf den
Bergen am Nacht-Thau erfahren, auch Migraine, den Schnuppen,
Haupt- und Zahn-Weh, nachdem er in allen Dingen verſucht worden
iſt b. Was du vornimmſt, thuſt du daſſelbe nur in JEſu Sinn mit
gleichen Bewegungen und Abſichten, und opferſt all dein Thun durch
die heilige Menſchheit GOtt auf im Feur der Liebe, ſo werden alle deine
Handlungen goͤttlich c. Lieſeſt du die Evangeliſchen Gebott, ſo den-
cke JEſus fordert nichts von mir, das er nicht zu erſt ſelbſt gethan d.
Wie man
ſich in JE-
ſu erfreu-
en ſolle im
Eſſen ꝛc.
§. 2. Es wachſen auch alle Fruͤchten des Heil. Geiſtes auf dieſem
Zweig e, dieſem GOtt-Kind. Liebe; weilen er mich ſo hoch geliebet,
daß ich meinem Naͤchſten thue, wie er mir gethan hat. Gedult und
Zufriedenheit; indem er immer das Geringſte und Schlechteſte vor ſich
erwaͤhlt, die gemaͤchlichen Zimmer und warmen Stuben hat er den
Suͤndern gelaſſen f, und die Herrlichkeit GOttes, dem alle Ehre und
Auſwart gebuͤhrt, hat in einem Winckel eines alten kalten Stalls vor
lieb genommen, und nicht einmahl die Kurtzweil einer beweglichen Wie-
gen gehabt, ſondern iſt in eine harte Krippen hingelegt worden; da er
doch von ſeiner Mutter und Pfleg-Vatter her aus hoch-edlem Stamm
und Geſchlecht, und von Koͤniglichem Gebluͤt ware, dem Davids Stuhl
und Reich eigentlich angehoͤrte; und mit dieſer Vergnuͤgſamkeit an
dem Allerſchlechteſten und Verwerfflichſten hat uns JEſus einen ſeeli-
gen Weg gebahnet, zur Gemuͤths-Ruhe und ſtaͤten Geiſtes-Freud, wo-
fern es uns ihm hierinn nachzufolgen geluſtet.
JEſus iſt
die Wur-
tzel der
Liebe und
Zufrie-
denheit,
§. 3. Al-
a Jeſ. LIII. 3. 1.
b Hebr. II 17. 8. & IV. 5.
c 2 Petr. I. 4.
d Joh.
XIII. 15.
e Jeſ. XI. 1. 2.
f Matth. VIII. 20.
M m m m 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/741>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.