innwendigen Gnaden-Zug folgest in völligem Vertrauen, er werde alles gar recht machen.
und dich tüchtig machen zu thun was sein Wort erheischet.
§. 11. Thue du nur durch Hülff seiner Gnaden was sein Wort dich heisset, Trotz der Vernunfft, Welt und Fleisch; bleibe stäts ein geschworner Feind aller, aller Sünden; lieber Tod und Höll, als Sünd a: erschrecke auch nicht, ob sichs anliesse, dein JEsus wolle dich stecken lassen, du gehest ihn nichts mehr an, noch er dich, also daß der Teufel seinen Muthwillen mit dir treibe, und du ihm überlassen zu seyn scheinest b: JEsus kan das nicht thun, weil er durch die Menschwer- dung hat wollen dein [fremdsprachliches Material - fehlt]Goel Löser und nächster Vetter werden, so hat er das Zug-Recht, Krafft der nahen Verwandtschafft, zu allem, was du bist und hast c, JEsus wird selbst den Gehorsam des Glau- bens, und eine thätige Liebe biß ans Ende in dir erhalten d. O wie unendlich hoch bist du ihm verbunden und verpflichtet! Aber vor alles das Gute begehret GOtt nichts von dir, als Danck, Lob und Liebe e.
Nichts ist im Him- mel und auf Erden zu finden das JEsu an Kost- barkeit gleiche.
§. 12. O Seele! durchlauffe Himmel und Erden, findest du etwas, unter allem was darinnen ist, das JEsu zu vergleichen sey, so will ich dich nicht weiters treiben oder nöthigen, JEsum anzunehmen f. Jst er nicht der Heyland g, der ewig hilfft vom Tod, Sünd, Schwachheiten und von der Höll, und theilt dagegen mit Heiligung, Himmel, Schutz, Schatten, Seligkeit h? Je ernstlicher JEsu Blut eingesogen i und gezogen wird mit heissem ängstlichen Hunger der Seelen; je mehr alles Böse überhaupt schwindet und abnimmt, je reichlicher und lebendiger dieses inwendig erfahren, und würcklich genossen wird. Darum ver- hengt der gute GOtt viele Anfechtungen und Leyden über dich, damit du dich im Gebett zu diesem Kind haltest, und es dir recht nützlich und köstlich werde. JEsus ist ein Advocat und Vorsprecher der Sünder, er hat die Fülle alles Guten, nach ihm haben alle Heiligen zu allen Zeiten gelächzet; und du solltest ihn gering schätzen? Ey behüt uns GOtt vor so grober Missethat! Soll es nicht stäts heissen: O JESU nimm ein mein Hertz! was ist alles ohne dich? Du solltest hören, was ohn Auff- hören im ewigen Ort der Freuden unter denen majestätischen Thron- Fürsten dieses JEsu halber vorgehet k, was Gesäng, Gespräch und Jubel-Geschrey; du wurdest von einer Viertelstund dieses Gehörs
wohl
aHebr. XI. 25.
bApoc. II. 10.
cRuth. III. 9. 10.
d 1 Petr. II. 24. 25.
ePs. L. 23.
fPs. LXXXIX. 7.
gMatth. I. 21.
h 1 Joh. I. 7. & V. 6.
iHebr. IX. 14.
kApoc. V.
Weyhnachts-Gedancken.
innwendigen Gnaden-Zug folgeſt in voͤlligem Vertrauen, er werde alles gar recht machen.
und dich tuͤchtig machen zu thun was ſein Wort erheiſchet.
§. 11. Thue du nur durch Huͤlff ſeiner Gnaden was ſein Wort dich heiſſet, Trotz der Vernunfft, Welt und Fleiſch; bleibe ſtaͤts ein geſchworner Feind aller, aller Suͤnden; lieber Tod und Hoͤll, als Suͤnd a: erſchrecke auch nicht, ob ſichs anlieſſe, dein JEſus wolle dich ſtecken laſſen, du geheſt ihn nichts mehr an, noch er dich, alſo daß der Teufel ſeinen Muthwillen mit dir treibe, und du ihm uͤberlaſſen zu ſeyn ſcheineſt b: JEſus kan das nicht thun, weil er durch die Menſchwer- dung hat wollen dein [fremdsprachliches Material – fehlt]Goël Loͤſer und naͤchſter Vetter werden, ſo hat er das Zug-Recht, Krafft der nahen Verwandtſchafft, zu allem, was du biſt und haſt c, JEſus wird ſelbſt den Gehorſam des Glau- bens, und eine thaͤtige Liebe biß ans Ende in dir erhalten d. O wie unendlich hoch biſt du ihm verbunden und verpflichtet! Aber vor alles das Gute begehret GOtt nichts von dir, als Danck, Lob und Liebe e.
Nichts iſt im Him- mel und auf Erden zu finden das JEſu an Koſt- barkeit gleiche.
§. 12. O Seele! durchlauffe Himmel und Erden, findeſt du etwas, unter allem was darinnen iſt, das JEſu zu vergleichen ſey, ſo will ich dich nicht weiters treiben oder noͤthigen, JEſum anzunehmen f. Jſt er nicht der Heyland g, der ewig hilfft vom Tod, Suͤnd, Schwachheiten und von der Hoͤll, und theilt dagegen mit Heiligung, Himmel, Schutz, Schatten, Seligkeit h? Je ernſtlicher JEſu Blut eingeſogen i und gezogen wird mit heiſſem aͤngſtlichen Hunger der Seelen; je mehr alles Boͤſe uͤberhaupt ſchwindet und abnimmt, je reichlicher und lebendiger dieſes inwendig erfahren, und wuͤrcklich genoſſen wird. Darum ver- hengt der gute GOtt viele Anfechtungen und Leyden uͤber dich, damit du dich im Gebett zu dieſem Kind halteſt, und es dir recht nuͤtzlich und koͤſtlich werde. JEſus iſt ein Advocat und Vorſprecher der Suͤnder, er hat die Fuͤlle alles Guten, nach ihm haben alle Heiligen zu allen Zeiten gelaͤchzet; und du ſollteſt ihn gering ſchaͤtzen? Ey behuͤt uns GOtt vor ſo grober Miſſethat! Soll es nicht ſtaͤts heiſſen: O JESU nimm ein mein Hertz! was iſt alles ohne dich? Du ſollteſt hoͤren, was ohn Auff- hoͤren im ewigen Ort der Freuden unter denen majeſtaͤtiſchen Thron- Fuͤrſten dieſes JEſu halber vorgehet k, was Geſaͤng, Geſpraͤch und Jubel-Geſchrey; du wurdeſt von einer Viertelſtund dieſes Gehoͤrs
wohl
aHebr. XI. 25.
bApoc. II. 10.
cRuth. III. 9. 10.
d 1 Petr. II. 24. 25.
ePſ. L. 23.
fPſ. LXXXIX. 7.
gMatth. I. 21.
h 1 Joh. I. 7. & V. 6.
iHebr. IX. 14.
kApoc. V.
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Weyhnachts-Gedancken.
innwendigen Gnaden-Zug folgeſt in voͤlligem Vertrauen, er werde
alles gar recht machen.
§. 11. Thue du nur durch Huͤlff ſeiner Gnaden was ſein Wort
dich heiſſet, Trotz der Vernunfft, Welt und Fleiſch; bleibe ſtaͤts ein
geſchworner Feind aller, aller Suͤnden; lieber Tod und Hoͤll, als
Suͤnd a: erſchrecke auch nicht, ob ſichs anlieſſe, dein JEſus wolle dich
ſtecken laſſen, du geheſt ihn nichts mehr an, noch er dich, alſo daß der
Teufel ſeinen Muthwillen mit dir treibe, und du ihm uͤberlaſſen zu ſeyn
ſcheineſt b: JEſus kan das nicht thun, weil er durch die Menſchwer-
dung hat wollen dein _ Goël Loͤſer und naͤchſter Vetter werden, ſo
hat er das Zug-Recht, Krafft der nahen Verwandtſchafft, zu allem,
was du biſt und haſt c, JEſus wird ſelbſt den Gehorſam des Glau-
bens, und eine thaͤtige Liebe biß ans Ende in dir erhalten d. O wie
unendlich hoch biſt du ihm verbunden und verpflichtet! Aber vor alles
das Gute begehret GOtt nichts von dir, als Danck, Lob und Liebe e.
§. 12. O Seele! durchlauffe Himmel und Erden, findeſt du etwas,
unter allem was darinnen iſt, das JEſu zu vergleichen ſey, ſo will ich
dich nicht weiters treiben oder noͤthigen, JEſum anzunehmen f. Jſt er
nicht der Heyland g, der ewig hilfft vom Tod, Suͤnd, Schwachheiten
und von der Hoͤll, und theilt dagegen mit Heiligung, Himmel, Schutz,
Schatten, Seligkeit h? Je ernſtlicher JEſu Blut eingeſogen i und
gezogen wird mit heiſſem aͤngſtlichen Hunger der Seelen; je mehr alles
Boͤſe uͤberhaupt ſchwindet und abnimmt, je reichlicher und lebendiger
dieſes inwendig erfahren, und wuͤrcklich genoſſen wird. Darum ver-
hengt der gute GOtt viele Anfechtungen und Leyden uͤber dich, damit
du dich im Gebett zu dieſem Kind halteſt, und es dir recht nuͤtzlich und
koͤſtlich werde. JEſus iſt ein Advocat und Vorſprecher der Suͤnder,
er hat die Fuͤlle alles Guten, nach ihm haben alle Heiligen zu allen Zeiten
gelaͤchzet; und du ſollteſt ihn gering ſchaͤtzen? Ey behuͤt uns GOtt vor
ſo grober Miſſethat! Soll es nicht ſtaͤts heiſſen: O JESU nimm ein
mein Hertz! was iſt alles ohne dich? Du ſollteſt hoͤren, was ohn Auff-
hoͤren im ewigen Ort der Freuden unter denen majeſtaͤtiſchen Thron-
Fuͤrſten dieſes JEſu halber vorgehet k, was Geſaͤng, Geſpraͤch und
Jubel-Geſchrey; du wurdeſt von einer Viertelſtund dieſes Gehoͤrs
wohl
a Hebr. XI. 25.
b Apoc. II. 10.
c Ruth. III. 9. 10.
d 1 Petr. II.
24. 25.
e Pſ. L. 23.
f Pſ. LXXXIX. 7.
g Matth. I. 21.
h 1 Joh. I.
7. & V. 6.
i Hebr. IX. 14.
k Apoc. V.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/740>, abgerufen am 22.11.2024.
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