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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
IX.
Ach erneue, höchste Treue!
Josephs Gnad und Daniels;
Daß die Jugend in der Tugend
Leucht wie Sonn und Sternen hell.

Nun mögen diese geistreiche, hochgelehrte Männer vielleicht erst nach
vielem Betten und Nachsinnen die Bedeutung des Wunder-Sterns
durch eine Offenbahrung empfangen, auch sich nicht so fertig zur
Reise entschlossen haben; Einmahl kommen sie dahin: Gleichwohl
mag dieses alles Bethlehem nicht aus seiner Schlaff-Sucht aufwe-
cken. Was geschahe? Nicht nur wurden sie des herrlichsten aber
unwärtesten Gasts verlustig, sondern die Kriegs-Knechte des Tyran-
nen richteten ein so gräulich Blut-Bad unter ihnen an, daß es biß
in Himmel schrye a. Und dieses wiederfuhr ihnen zur wohl-verdien-
ten Straff b, weilen sie dieses Kind nichts geachtet; Dann nichts
GOtt so hoch beleydiget, als wann wir Menschen keine Freude em-
pfinden noch bezeugen über JEsum. Was die Sünden wider die
zehen Gebott betrifft, die will GOTT um JEsu willen vergeben
und vergessen; aber keine rechte Lust noch hertzliche Freude zu JEsu
haben, das ist zu grob gehandlet, das bringt Raach-Flammen c.
Und wer weißt, warum die Kinder so übe! gerathen, so gar eitel und
welt-gesinnet werden; Was mag die meiste Ursach seyn anders, als daß
die Eltern mehr Freude an ihren natürlichen Kindern haben als an
Christo, der da lebet und herrschet in Ewigkeit d?

§. 12. GOtt will mit dir tauschen, deine Kinder sollen GOtt ge-Der herr-
lichste
Tausch.

bohren werden e und geheiliget, und GOttes Sohn dagegen dir ge-
bohren; Er soll mehr dein eigen seyn als deine Kinder; Du sollt deine
Kinder in GOttes Schoos, Er aber sein Kind in deine Schoos le-
gen, damit du an ihm grosse Ehre und viele Freude erlebest. WerWir ha-
ben mehr
Ursach
über unse-
re als über
der Beth-
lehemiten
Unacht-
samkeit zu
klagen.

dessen nicht zu frieden ist, wird samt seinen Kindern die Hölle zu Lohn
haben; da das Raach-Geschrey der Kinder über die Elteren, und der
Elteren über die Kinder, und beyder Heulen und Zähn-Klappen nicht
so bald vorbey seyn wird, als das Schreyen und Weh-Klagen zu
Bethlehem.

§. 13. Wir können uns verwunderen und Jammer-Klägden führen

über
a Jer. XXXI. 15.
b Luc. XIV. 21. 24.
c 2 Thess. I. 5. 10.
d Hebr. I.
11. 12.
e Ezech. XVI. 20. 21.
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Weyhnachts-Gedancken.
IX.
Ach erneue, hoͤchſte Treue!
Joſephs Gnad und Daniels;
Daß die Jugend in der Tugend
Leucht wie Sonn und Sternen hell.

Nun moͤgen dieſe geiſtreiche, hochgelehrte Maͤnner vielleicht erſt nach
vielem Betten und Nachſinnen die Bedeutung des Wunder-Sterns
durch eine Offenbahrung empfangen, auch ſich nicht ſo fertig zur
Reiſe entſchloſſen haben; Einmahl kommen ſie dahin: Gleichwohl
mag dieſes alles Bethlehem nicht aus ſeiner Schlaff-Sucht aufwe-
cken. Was geſchahe? Nicht nur wurden ſie des herrlichſten aber
unwaͤrteſten Gaſts verluſtig, ſondern die Kriegs-Knechte des Tyran-
nen richteten ein ſo graͤulich Blut-Bad unter ihnen an, daß es biß
in Himmel ſchrye a. Und dieſes wiederfuhr ihnen zur wohl-verdien-
ten Straff b, weilen ſie dieſes Kind nichts geachtet; Dann nichts
GOtt ſo hoch beleydiget, als wann wir Menſchen keine Freude em-
pfinden noch bezeugen uͤber JEſum. Was die Suͤnden wider die
zehen Gebott betrifft, die will GOTT um JEſu willen vergeben
und vergeſſen; aber keine rechte Luſt noch hertzliche Freude zu JEſu
haben, das iſt zu grob gehandlet, das bringt Raach-Flammen c.
Und wer weißt, warum die Kinder ſo uͤbe! gerathen, ſo gar eitel und
welt-geſinnet werden; Was mag die meiſte Urſach ſeyn anders, als daß
die Eltern mehr Freude an ihren natuͤrlichen Kindern haben als an
Chriſto, der da lebet und herrſchet in Ewigkeit d?

§. 12. GOtt will mit dir tauſchen, deine Kinder ſollen GOtt ge-Der herr-
lichſte
Tauſch.

bohren werden e und geheiliget, und GOttes Sohn dagegen dir ge-
bohren; Er ſoll mehr dein eigen ſeyn als deine Kinder; Du ſollt deine
Kinder in GOttes Schoos, Er aber ſein Kind in deine Schoos le-
gen, damit du an ihm groſſe Ehre und viele Freude erlebeſt. WerWir ha-
ben mehr
Urſach
uͤber unſe-
re als uͤbeꝛ
der Beth-
lehemiten
Unacht-
ſamkeit zu
klagen.

deſſen nicht zu frieden iſt, wird ſamt ſeinen Kindern die Hoͤlle zu Lohn
haben; da das Raach-Geſchrey der Kinder uͤber die Elteren, und der
Elteren uͤber die Kinder, und beyder Heulen und Zaͤhn-Klappen nicht
ſo bald vorbey ſeyn wird, als das Schreyen und Weh-Klagen zu
Bethlehem.

§. 13. Wir koͤnnen uns verwunderen und Jammer-Klaͤgden fuͤhren

uͤber
a Jer. XXXI. 15.
b Luc. XIV. 21. 24.
c 2 Theſſ. I. 5. 10.
d Hebr. I.
11. 12.
e Ezech. XVI. 20. 21.
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[635/0731] Weyhnachts-Gedancken. IX. Ach erneue, hoͤchſte Treue! Joſephs Gnad und Daniels; Daß die Jugend in der Tugend Leucht wie Sonn und Sternen hell. Nun moͤgen dieſe geiſtreiche, hochgelehrte Maͤnner vielleicht erſt nach vielem Betten und Nachſinnen die Bedeutung des Wunder-Sterns durch eine Offenbahrung empfangen, auch ſich nicht ſo fertig zur Reiſe entſchloſſen haben; Einmahl kommen ſie dahin: Gleichwohl mag dieſes alles Bethlehem nicht aus ſeiner Schlaff-Sucht aufwe- cken. Was geſchahe? Nicht nur wurden ſie des herrlichſten aber unwaͤrteſten Gaſts verluſtig, ſondern die Kriegs-Knechte des Tyran- nen richteten ein ſo graͤulich Blut-Bad unter ihnen an, daß es biß in Himmel ſchrye a. Und dieſes wiederfuhr ihnen zur wohl-verdien- ten Straff b, weilen ſie dieſes Kind nichts geachtet; Dann nichts GOtt ſo hoch beleydiget, als wann wir Menſchen keine Freude em- pfinden noch bezeugen uͤber JEſum. Was die Suͤnden wider die zehen Gebott betrifft, die will GOTT um JEſu willen vergeben und vergeſſen; aber keine rechte Luſt noch hertzliche Freude zu JEſu haben, das iſt zu grob gehandlet, das bringt Raach-Flammen c. Und wer weißt, warum die Kinder ſo uͤbe! gerathen, ſo gar eitel und welt-geſinnet werden; Was mag die meiſte Urſach ſeyn anders, als daß die Eltern mehr Freude an ihren natuͤrlichen Kindern haben als an Chriſto, der da lebet und herrſchet in Ewigkeit d? §. 12. GOtt will mit dir tauſchen, deine Kinder ſollen GOtt ge- bohren werden e und geheiliget, und GOttes Sohn dagegen dir ge- bohren; Er ſoll mehr dein eigen ſeyn als deine Kinder; Du ſollt deine Kinder in GOttes Schoos, Er aber ſein Kind in deine Schoos le- gen, damit du an ihm groſſe Ehre und viele Freude erlebeſt. Wer deſſen nicht zu frieden iſt, wird ſamt ſeinen Kindern die Hoͤlle zu Lohn haben; da das Raach-Geſchrey der Kinder uͤber die Elteren, und der Elteren uͤber die Kinder, und beyder Heulen und Zaͤhn-Klappen nicht ſo bald vorbey ſeyn wird, als das Schreyen und Weh-Klagen zu Bethlehem. Der herr- lichſte Tauſch. Wir ha- ben mehr Urſach uͤber unſe- re als uͤbeꝛ der Beth- lehemiten Unacht- ſamkeit zu klagen. §. 13. Wir koͤnnen uns verwunderen und Jammer-Klaͤgden fuͤhren uͤber a Jer. XXXI. 15. b Luc. XIV. 21. 24. c 2 Theſſ. I. 5. 10. d Hebr. I. 11. 12. e Ezech. XVI. 20. 21. L l l l 2

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 635. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/731>, abgerufen am 22.11.2024.