Reyen a? Hast du etwas von der grossen Freud und Jubel-Liederen b dieser himmlischen seligen Geisteren in dir verspühret? Bist du auch jemahlen fein klein, klein, klein geworden, wie ein kleines Kind c, daß du erkennt, wie du fein überall nichts vermögest in Ausrottung des Bösen, und Pflantzung des Guten in dich, in Auslöschung des Satans-Pfeilen d, in Ersteckung seiner Eingebungen, in Hinder- treibung seiner Aufreitzungen im Fleisch und Blut, in hertzhaffter Uberwindung der Angriffen der Welt durch Demuth und Gedult? Glaubest du, daß du dem allem so wenig gewachsen seyest als ein Kind geharnischten Männeren, daß du auch nicht ein Tröpfgen Gna- den-Milch erwerben, noch ein Faden an dem neuen Unschulds-Kleid bereiten könnest? Glaubest du dem einfältig, was dir dein JEsus sagt, ohne falsch und Hinder-List? Lässest du ihne mit dir machen, was ihme wohlgefällt, ohne Sorg und Vorbehalt? Hast du so ein gutes Hertz zu JEsu, wie ein Kind zur Mutter e? Regen sich die Eigen- schafften des Kindleins JEsu in dir?
§. 12. Kanst du nicht leben, es seye dann, GOtt gebe dir seinenso daß man in dessen Be- sitzung sein höch- stes Gut setzet, Sohn? Jst dir alles in der Welt grad gleich, es geschehe etwas oder nicht, wann du nur diesen Sohn bey dir haben, und in dir ge- niessen kanst? Jst dein stündlicher ja augenblicklicher Kampf, alles aus dem Sinn zu schlagen f was nicht unumgänglich deinem Beruff anhängig ist g, nur damit dein Gemüths-Spiegel nicht verbildet werde, und etwan ein stinckender Nebel eiteler Sinnen, dir einige Strahlen von dieser Seelen-Sonne wegstehle?
Hüpfet dein Hertz im Angedencken dieses hoch-gebenedeyten und innigst-zuliebenden Himmels-Brüderleins h? Jst er dir in der Krippen im Stall nicht minder theur und hochgeacht, als wann er in einer goldenen mit tausend grossen Diamanten und Saphiren gespickten Wiegen läge, in einem Königs-Saal? Stosset dich seine äusserste Ar- muth und Welt-verschmächtes Wesen nicht vor den Kopf i? Ach- test du die Schmach, Elend, Hohn und Spott des Seeligmachers höher als alle Schätze von Franckreich und Spanien k? Gehest du gern von allen hohen Schlösseren des Welt-Glücks, ja deiner eige-
nen
aLuc. XV 25.
bHebr. XII. 22.
cMatth. XVIII. 3.
dEph. VI. 16.
e 2 Sam. XXIV. 14.
fPhil. IV. 8.
gColoss. III. 16.
hLuc. I. 44.
iJes. LII. 14.
kHebr. XI. 26.
Weyhnachts-Gedancken.
Reyen a? Haſt du etwas von der groſſen Freud und Jubel-Liederen b dieſer himmliſchen ſeligen Geiſteren in dir verſpuͤhret? Biſt du auch jemahlen fein klein, klein, klein geworden, wie ein kleines Kind c, daß du erkennt, wie du fein uͤberall nichts vermoͤgeſt in Ausrottung des Boͤſen, und Pflantzung des Guten in dich, in Ausloͤſchung des Satans-Pfeilen d, in Erſteckung ſeiner Eingebungen, in Hinder- treibung ſeiner Aufreitzungen im Fleiſch und Blut, in hertzhaffter Uberwindung der Angriffen der Welt durch Demuth und Gedult? Glaubeſt du, daß du dem allem ſo wenig gewachſen ſeyeſt als ein Kind geharniſchten Maͤnneren, daß du auch nicht ein Troͤpfgen Gna- den-Milch erwerben, noch ein Faden an dem neuen Unſchulds-Kleid bereiten koͤnneſt? Glaubeſt du dem einfaͤltig, was dir dein JEſus ſagt, ohne falſch und Hinder-Liſt? Laͤſſeſt du ihne mit dir machen, was ihme wohlgefaͤllt, ohne Sorg und Vorbehalt? Haſt du ſo ein gutes Hertz zu JEſu, wie ein Kind zur Mutter e? Regen ſich die Eigen- ſchafften des Kindleins JEſu in dir?
§. 12. Kanſt du nicht leben, es ſeye dann, GOtt gebe dir ſeinenſo daß man in deſſen Be- ſitzung ſein hoͤch- ſtes Gut ſetzet, Sohn? Jſt dir alles in der Welt grad gleich, es geſchehe etwas oder nicht, wann du nur dieſen Sohn bey dir haben, und in dir ge- nieſſen kanſt? Jſt dein ſtuͤndlicher ja augenblicklicher Kampf, alles aus dem Sinn zu ſchlagen f was nicht unumgaͤnglich deinem Beruff anhaͤngig iſt g, nur damit dein Gemuͤths-Spiegel nicht verbildet werde, und etwan ein ſtinckender Nebel eiteler Sinnen, dir einige Strahlen von dieſer Seelen-Sonne wegſtehle?
Huͤpfet dein Hertz im Angedencken dieſes hoch-gebenedeyten und innigſt-zuliebenden Himmels-Bruͤderleins h? Jſt er dir in der Krippen im Stall nicht minder theur und hochgeacht, als wann er in einer goldenen mit tauſend groſſen Diamanten und Saphiren geſpickten Wiegen laͤge, in einem Koͤnigs-Saal? Stoſſet dich ſeine aͤuſſerſte Ar- muth und Welt-verſchmaͤchtes Weſen nicht vor den Kopf i? Ach- teſt du die Schmach, Elend, Hohn und Spott des Seeligmachers hoͤher als alle Schaͤtze von Franckreich und Spanien k? Geheſt du gern von allen hohen Schloͤſſeren des Welt-Gluͤcks, ja deiner eige-
nen
aLuc. XV 25.
bHebr. XII. 22.
cMatth. XVIII. 3.
dEph. VI. 16.
e 2 Sam. XXIV. 14.
fPhil. IV. 8.
gColoſſ. III. 16.
hLuc. I. 44.
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Weyhnachts-Gedancken.
Reyen a? Haſt du etwas von der groſſen Freud und Jubel-Liederen b
dieſer himmliſchen ſeligen Geiſteren in dir verſpuͤhret? Biſt du auch
jemahlen fein klein, klein, klein geworden, wie ein kleines Kind c,
daß du erkennt, wie du fein uͤberall nichts vermoͤgeſt in Ausrottung
des Boͤſen, und Pflantzung des Guten in dich, in Ausloͤſchung des
Satans-Pfeilen d, in Erſteckung ſeiner Eingebungen, in Hinder-
treibung ſeiner Aufreitzungen im Fleiſch und Blut, in hertzhaffter
Uberwindung der Angriffen der Welt durch Demuth und Gedult?
Glaubeſt du, daß du dem allem ſo wenig gewachſen ſeyeſt als ein
Kind geharniſchten Maͤnneren, daß du auch nicht ein Troͤpfgen Gna-
den-Milch erwerben, noch ein Faden an dem neuen Unſchulds-Kleid
bereiten koͤnneſt? Glaubeſt du dem einfaͤltig, was dir dein JEſus
ſagt, ohne falſch und Hinder-Liſt? Laͤſſeſt du ihne mit dir machen, was
ihme wohlgefaͤllt, ohne Sorg und Vorbehalt? Haſt du ſo ein gutes
Hertz zu JEſu, wie ein Kind zur Mutter e? Regen ſich die Eigen-
ſchafften des Kindleins JEſu in dir?
§. 12. Kanſt du nicht leben, es ſeye dann, GOtt gebe dir ſeinen
Sohn? Jſt dir alles in der Welt grad gleich, es geſchehe etwas
oder nicht, wann du nur dieſen Sohn bey dir haben, und in dir ge-
nieſſen kanſt? Jſt dein ſtuͤndlicher ja augenblicklicher Kampf, alles
aus dem Sinn zu ſchlagen f was nicht unumgaͤnglich deinem Beruff
anhaͤngig iſt g, nur damit dein Gemuͤths-Spiegel nicht verbildet
werde, und etwan ein ſtinckender Nebel eiteler Sinnen, dir einige
Strahlen von dieſer Seelen-Sonne wegſtehle?
ſo daß
man in
deſſen Be-
ſitzung
ſein hoͤch-
ſtes Gut
ſetzet,
Huͤpfet dein Hertz im Angedencken dieſes hoch-gebenedeyten und
innigſt-zuliebenden Himmels-Bruͤderleins h? Jſt er dir in der Krippen
im Stall nicht minder theur und hochgeacht, als wann er in einer
goldenen mit tauſend groſſen Diamanten und Saphiren geſpickten
Wiegen laͤge, in einem Koͤnigs-Saal? Stoſſet dich ſeine aͤuſſerſte Ar-
muth und Welt-verſchmaͤchtes Weſen nicht vor den Kopf i? Ach-
teſt du die Schmach, Elend, Hohn und Spott des Seeligmachers
hoͤher als alle Schaͤtze von Franckreich und Spanien k? Geheſt du
gern von allen hohen Schloͤſſeren des Welt-Gluͤcks, ja deiner eige-
nen
a Luc. XV 25.
b Hebr. XII. 22.
c Matth. XVIII. 3.
d Eph.
VI. 16.
e 2 Sam. XXIV. 14.
f Phil. IV. 8.
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I. 44.
i Jeſ. LII. 14.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/719>, abgerufen am 22.11.2024.
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