Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Weyhnachts-Gedancken.
O Jehovah! drum nicht lange
Laß dein Anschläg seyn verhüllt;
Sondern laß dieselbgen alle
Werden alsobald erfüllt,
Jn dem Heyland JESU Christ,
Der allein warhafftig ist,
Und deß süsse Liebs-Gedancken
Nun und nimmermehr thun wancken!

O daß dieser Göttliche veste Grund wohl geleget würde in uns! O
daß wir nicht so viel Holtz, Heu, Stoplen dahin sammleten, sondern
das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri-
sti, und die Edelgesteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei-
stes darauf baueten a! also würde eine Verheissung nach der ande-
ren Ja und Amen werden in uns b.

Zeigt auch
wie gar
nichts der
Mensch zu
seinem
Heil bey-
tragen
könne.

§. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Mensch so gar nichts
zu seinem Heil beytragen kan c. Wer hätte können hinauf in den
Himmel steigen Christum herab zu bringen? Wer hätte jemahls
GOTT dörffen zumuthen, er solle sich in unsere krancke, unter
Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und sich darinn aufs
schmählichste und schmertzlichste hinrichten lassen in höllischer Angst,
nur damit wir böse Buben, seine Feind und Verächter, möchten
loß kommen und in Himmlischer Freud und Ehr mit ihm regieren?
Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum
angesprochen? Nein: GOTT hat alles selbst ungebetten und unge-
sucht angeordnet, verheissen, geleistet, vollbracht d, ehe noch ein
Stäublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunst
und Gunst; Er allein hilfft, schafft, wirckt und gibt alles denen,
die nicht nur gar nichts haben und vermögen, sondern die allem
Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes schnur-grad
entgegen sind, und nichts können als Ubel ärger machen; Denen
solchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der grösten Noth;
weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleisch auszuführen, als
der nicht ein blosser Mensch, sondern dem Vatter gleich an Macht

und
a 1 Cor. III, 12.
b 1 Cor. I. 20.
c Rom. X.
d Eph. I. 4-11.
Ps. C.
3.
Weyhnachts-Gedancken.
O Jehovah! drum nicht lange
Laß dein Anſchlaͤg ſeyn verhuͤllt;
Sondern laß dieſelbgen alle
Werden alſobald erfuͤllt,
Jn dem Heyland JESU Chriſt,
Der allein warhafftig iſt,
Und deß ſuͤſſe Liebs-Gedancken
Nun und nimmermehr thun wancken!

O daß dieſer Goͤttliche veſte Grund wohl geleget wuͤrde in uns! O
daß wir nicht ſo viel Holtz, Heu, Stoplen dahin ſammleten, ſondern
das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri-
ſti, und die Edelgeſteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei-
ſtes darauf baueten a! alſo wuͤrde eine Verheiſſung nach der ande-
ren Ja und Amen werden in uns b.

Zeigt auch
wie gar
nichts der
Menſch zu
ſeinem
Heil bey-
tragen
koͤnne.

§. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Menſch ſo gar nichts
zu ſeinem Heil beytragen kan c. Wer haͤtte koͤnnen hinauf in den
Himmel ſteigen Chriſtum herab zu bringen? Wer haͤtte jemahls
GOTT doͤrffen zumuthen, er ſolle ſich in unſere krancke, unter
Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und ſich darinn aufs
ſchmaͤhlichſte und ſchmertzlichſte hinrichten laſſen in hoͤlliſcher Angſt,
nur damit wir boͤſe Buben, ſeine Feind und Veraͤchter, moͤchten
loß kommen und in Himmliſcher Freud und Ehr mit ihm regieren?
Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum
angeſprochen? Nein: GOTT hat alles ſelbſt ungebetten und unge-
ſucht angeordnet, verheiſſen, geleiſtet, vollbracht d, ehe noch ein
Staͤublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunſt
und Gunſt; Er allein hilfft, ſchafft, wirckt und gibt alles denen,
die nicht nur gar nichts haben und vermoͤgen, ſondern die allem
Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes ſchnur-grad
entgegen ſind, und nichts koͤnnen als Ubel aͤrger machen; Denen
ſolchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der groͤſten Noth;
weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleiſch auszufuͤhren, als
der nicht ein bloſſer Menſch, ſondern dem Vatter gleich an Macht

und
a 1 Cor. III, 12.
b 1 Cor. I. 20.
c Rom. X.
d Eph. I. 4-11.
Pſ. C.
3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0710" n="614"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weyhnachts-Gedancken.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>O Jehovah! drum nicht lange</l><lb/>
            <l>Laß dein An&#x017F;chla&#x0364;g &#x017F;eyn verhu&#x0364;llt;</l><lb/>
            <l>Sondern laß die&#x017F;elbgen alle</l><lb/>
            <l>Werden al&#x017F;obald erfu&#x0364;llt,</l><lb/>
            <l>Jn dem Heyland JESU Chri&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Der allein warhafftig i&#x017F;t,</l><lb/>
            <l>Und deß &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Liebs-Gedancken</l><lb/>
            <l>Nun und nimmermehr thun wancken!</l>
          </lg><lb/>
          <p>O daß die&#x017F;er Go&#x0364;ttliche ve&#x017F;te Grund wohl geleget wu&#x0364;rde in uns! O<lb/>
daß wir nicht &#x017F;o viel Holtz, Heu, Stoplen dahin &#x017F;ammleten, &#x017F;ondern<lb/>
das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri-<lb/>
&#x017F;ti, und die Edelge&#x017F;teine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei-<lb/>
&#x017F;tes darauf baueten <note place="foot" n="a">1 <hi rendition="#aq">Cor. III,</hi> 12.</note>! al&#x017F;o wu&#x0364;rde eine Verhei&#x017F;&#x017F;ung nach der ande-<lb/>
ren Ja und Amen werden in uns <note place="foot" n="b">1 <hi rendition="#aq">Cor. I.</hi> 20.</note>.</p><lb/>
          <note place="left">Zeigt auch<lb/>
wie gar<lb/>
nichts der<lb/>
Men&#x017F;ch zu<lb/>
&#x017F;einem<lb/>
Heil bey-<lb/>
tragen<lb/>
ko&#x0364;nne.</note>
          <p>§. 3. <hi rendition="#aq">III.</hi> Sehet ihr hier, wie der gefallene Men&#x017F;ch &#x017F;o gar nichts<lb/>
zu &#x017F;einem Heil beytragen kan <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Rom. X.</hi></note>. Wer ha&#x0364;tte ko&#x0364;nnen hinauf in den<lb/>
Himmel &#x017F;teigen Chri&#x017F;tum herab zu bringen? Wer ha&#x0364;tte jemahls<lb/>
GOTT do&#x0364;rffen zumuthen, er &#x017F;olle &#x017F;ich in un&#x017F;ere krancke, unter<lb/>
Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und &#x017F;ich darinn aufs<lb/>
&#x017F;chma&#x0364;hlich&#x017F;te und &#x017F;chmertzlich&#x017F;te hinrichten la&#x017F;&#x017F;en in ho&#x0364;lli&#x017F;cher Ang&#x017F;t,<lb/>
nur damit wir bo&#x0364;&#x017F;e Buben, &#x017F;eine Feind und Vera&#x0364;chter, mo&#x0364;chten<lb/>
loß kommen und in Himmli&#x017F;cher Freud und Ehr mit ihm regieren?<lb/>
Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum<lb/>
ange&#x017F;prochen? Nein: GOTT hat alles &#x017F;elb&#x017F;t ungebetten und unge-<lb/>
&#x017F;ucht angeordnet, verhei&#x017F;&#x017F;en, gelei&#x017F;tet, vollbracht <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Eph. I. 4-11.<lb/>
P&#x017F;. C.</hi> 3.</note>, ehe noch ein<lb/>
Sta&#x0364;ublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brun&#x017F;t<lb/>
und Gun&#x017F;t; Er allein hilfft, &#x017F;chafft, wirckt und gibt alles denen,<lb/>
die nicht nur gar nichts haben und vermo&#x0364;gen, &#x017F;ondern die allem<lb/>
Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes &#x017F;chnur-grad<lb/>
entgegen &#x017F;ind, und nichts ko&#x0364;nnen als Ubel a&#x0364;rger machen; Denen<lb/>
&#x017F;olchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der gro&#x0364;&#x017F;ten Noth;<lb/>
weilen er es allein vermag, den Sieg im Flei&#x017F;ch auszufu&#x0364;hren, als<lb/>
der nicht ein blo&#x017F;&#x017F;er Men&#x017F;ch, &#x017F;ondern dem Vatter gleich an Macht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[614/0710] Weyhnachts-Gedancken. O Jehovah! drum nicht lange Laß dein Anſchlaͤg ſeyn verhuͤllt; Sondern laß dieſelbgen alle Werden alſobald erfuͤllt, Jn dem Heyland JESU Chriſt, Der allein warhafftig iſt, Und deß ſuͤſſe Liebs-Gedancken Nun und nimmermehr thun wancken! O daß dieſer Goͤttliche veſte Grund wohl geleget wuͤrde in uns! O daß wir nicht ſo viel Holtz, Heu, Stoplen dahin ſammleten, ſondern das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri- ſti, und die Edelgeſteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei- ſtes darauf baueten a! alſo wuͤrde eine Verheiſſung nach der ande- ren Ja und Amen werden in uns b. §. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Menſch ſo gar nichts zu ſeinem Heil beytragen kan c. Wer haͤtte koͤnnen hinauf in den Himmel ſteigen Chriſtum herab zu bringen? Wer haͤtte jemahls GOTT doͤrffen zumuthen, er ſolle ſich in unſere krancke, unter Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und ſich darinn aufs ſchmaͤhlichſte und ſchmertzlichſte hinrichten laſſen in hoͤlliſcher Angſt, nur damit wir boͤſe Buben, ſeine Feind und Veraͤchter, moͤchten loß kommen und in Himmliſcher Freud und Ehr mit ihm regieren? Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum angeſprochen? Nein: GOTT hat alles ſelbſt ungebetten und unge- ſucht angeordnet, verheiſſen, geleiſtet, vollbracht d, ehe noch ein Staͤublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunſt und Gunſt; Er allein hilfft, ſchafft, wirckt und gibt alles denen, die nicht nur gar nichts haben und vermoͤgen, ſondern die allem Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes ſchnur-grad entgegen ſind, und nichts koͤnnen als Ubel aͤrger machen; Denen ſolchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der groͤſten Noth; weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleiſch auszufuͤhren, als der nicht ein bloſſer Menſch, ſondern dem Vatter gleich an Macht und a 1 Cor. III, 12. b 1 Cor. I. 20. c Rom. X. d Eph. I. 4-11. Pſ. C. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/710
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/710>, abgerufen am 29.07.2024.