O Jehovah! drum nicht lange Laß dein Anschläg seyn verhüllt; Sondern laß dieselbgen alle Werden alsobald erfüllt, Jn dem Heyland JESU Christ, Der allein warhafftig ist, Und deß süsse Liebs-Gedancken Nun und nimmermehr thun wancken!
O daß dieser Göttliche veste Grund wohl geleget würde in uns! O daß wir nicht so viel Holtz, Heu, Stoplen dahin sammleten, sondern das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri- sti, und die Edelgesteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei- stes darauf baueten a! also würde eine Verheissung nach der ande- ren Ja und Amen werden in uns b.
Zeigt auch wie gar nichts der Mensch zu seinem Heil bey- tragen könne.
§. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Mensch so gar nichts zu seinem Heil beytragen kan c. Wer hätte können hinauf in den Himmel steigen Christum herab zu bringen? Wer hätte jemahls GOTT dörffen zumuthen, er solle sich in unsere krancke, unter Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und sich darinn aufs schmählichste und schmertzlichste hinrichten lassen in höllischer Angst, nur damit wir böse Buben, seine Feind und Verächter, möchten loß kommen und in Himmlischer Freud und Ehr mit ihm regieren? Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum angesprochen? Nein: GOTT hat alles selbst ungebetten und unge- sucht angeordnet, verheissen, geleistet, vollbracht d, ehe noch ein Stäublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunst und Gunst; Er allein hilfft, schafft, wirckt und gibt alles denen, die nicht nur gar nichts haben und vermögen, sondern die allem Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes schnur-grad entgegen sind, und nichts können als Ubel ärger machen; Denen solchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der grösten Noth; weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleisch auszuführen, als der nicht ein blosser Mensch, sondern dem Vatter gleich an Macht
und
a 1 Cor. III, 12.
b 1 Cor. I. 20.
cRom. X.
dEph. I. 4-11. Ps. C. 3.
Weyhnachts-Gedancken.
O Jehovah! drum nicht lange Laß dein Anſchlaͤg ſeyn verhuͤllt; Sondern laß dieſelbgen alle Werden alſobald erfuͤllt, Jn dem Heyland JESU Chriſt, Der allein warhafftig iſt, Und deß ſuͤſſe Liebs-Gedancken Nun und nimmermehr thun wancken!
O daß dieſer Goͤttliche veſte Grund wohl geleget wuͤrde in uns! O daß wir nicht ſo viel Holtz, Heu, Stoplen dahin ſammleten, ſondern das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri- ſti, und die Edelgeſteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei- ſtes darauf baueten a! alſo wuͤrde eine Verheiſſung nach der ande- ren Ja und Amen werden in uns b.
Zeigt auch wie gar nichts der Menſch zu ſeinem Heil bey- tragen koͤnne.
§. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Menſch ſo gar nichts zu ſeinem Heil beytragen kan c. Wer haͤtte koͤnnen hinauf in den Himmel ſteigen Chriſtum herab zu bringen? Wer haͤtte jemahls GOTT doͤrffen zumuthen, er ſolle ſich in unſere krancke, unter Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und ſich darinn aufs ſchmaͤhlichſte und ſchmertzlichſte hinrichten laſſen in hoͤlliſcher Angſt, nur damit wir boͤſe Buben, ſeine Feind und Veraͤchter, moͤchten loß kommen und in Himmliſcher Freud und Ehr mit ihm regieren? Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum angeſprochen? Nein: GOTT hat alles ſelbſt ungebetten und unge- ſucht angeordnet, verheiſſen, geleiſtet, vollbracht d, ehe noch ein Staͤublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunſt und Gunſt; Er allein hilfft, ſchafft, wirckt und gibt alles denen, die nicht nur gar nichts haben und vermoͤgen, ſondern die allem Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes ſchnur-grad entgegen ſind, und nichts koͤnnen als Ubel aͤrger machen; Denen ſolchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der groͤſten Noth; weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleiſch auszufuͤhren, als der nicht ein bloſſer Menſch, ſondern dem Vatter gleich an Macht
und
a 1 Cor. III, 12.
b 1 Cor. I. 20.
cRom. X.
dEph. I. 4-11. Pſ. C. 3.
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Weyhnachts-Gedancken.
O Jehovah! drum nicht lange
Laß dein Anſchlaͤg ſeyn verhuͤllt;
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Werden alſobald erfuͤllt,
Jn dem Heyland JESU Chriſt,
Der allein warhafftig iſt,
Und deß ſuͤſſe Liebs-Gedancken
Nun und nimmermehr thun wancken!
O daß dieſer Goͤttliche veſte Grund wohl geleget wuͤrde in uns! O
daß wir nicht ſo viel Holtz, Heu, Stoplen dahin ſammleten, ſondern
das Gold der Liebe GOttes, das Silber der heiligenden Gnad Chri-
ſti, und die Edelgeſteine der auszierenden Gaaben des Heil. Gei-
ſtes darauf baueten a! alſo wuͤrde eine Verheiſſung nach der ande-
ren Ja und Amen werden in uns b.
§. 3. III. Sehet ihr hier, wie der gefallene Menſch ſo gar nichts
zu ſeinem Heil beytragen kan c. Wer haͤtte koͤnnen hinauf in den
Himmel ſteigen Chriſtum herab zu bringen? Wer haͤtte jemahls
GOTT doͤrffen zumuthen, er ſolle ſich in unſere krancke, unter
Fluch und Tod liegende Natur einverleiben, und ſich darinn aufs
ſchmaͤhlichſte und ſchmertzlichſte hinrichten laſſen in hoͤlliſcher Angſt,
nur damit wir boͤſe Buben, ſeine Feind und Veraͤchter, moͤchten
loß kommen und in Himmliſcher Freud und Ehr mit ihm regieren?
Wer von uns hat ihm etwas zuvor gegeben, oder auch nur darum
angeſprochen? Nein: GOTT hat alles ſelbſt ungebetten und unge-
ſucht angeordnet, verheiſſen, geleiſtet, vollbracht d, ehe noch ein
Staͤublein von uns auf der Welt ware, aus freyer Liebes-Brunſt
und Gunſt; Er allein hilfft, ſchafft, wirckt und gibt alles denen,
die nicht nur gar nichts haben und vermoͤgen, ſondern die allem
Guten und aller Seeligkeit, Bild und Willen GOttes ſchnur-grad
entgegen ſind, und nichts koͤnnen als Ubel aͤrger machen; Denen
ſolchen kommt der Helffer zu rechter Zeit, in der groͤſten Noth;
weilen er es allein vermag, den Sieg im Fleiſch auszufuͤhren, als
der nicht ein bloſſer Menſch, ſondern dem Vatter gleich an Macht
und
a 1 Cor. III, 12.
b 1 Cor. I. 20.
c Rom. X.
d Eph. I. 4-11.
Pſ. C. 3.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 614. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/710>, abgerufen am 22.11.2024.
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