flohen und zitterten, vermeynend sie wären des Todes eigen, wann sie GOtt länger hören müßten, und baten es ab durch Mosen; Der HErr hiesse es auch recht und sprach: Sie haben alle wohl ge- redt, und verkündigte ihnen eben darauf JEsum.
§. 8. Paulus macht einen so trefflichen Unterscheid zwischen demUnter- scheid der Reden GOttes auf Sinai und Sion. Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdisch, (wie Könige der Erden mit ihrem prächtigen Aufzug den Untertha- nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieses Himmlisch, aus der stillen Ewigkeit durch den Mund des grossen Propheten der zugleich redete als ein Bruder, sanfft fliessend aus denen tieffen Lebens-Quel- len der GOttheit. GOTT beweiset sich nirgend innen mercklicher ein GOtt allein gut zu seyn, als in der Leutseeligkeit und Men- schen-Liebe. Jm Himmel ist das alles im höchsten Grad, der aller- höchste Namen Jehovah [fremdsprachliches Material - fehlt] der keinem Geschöpff niemahls gege- ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von [fremdsprachliches Material - fehlt] (wie [fremdsprachliches Material - fehlt] von [fremdsprachliches Material - fehlt]) welches in Aethiopischer Sprach heisset sanfft, liebreich, leutseelig, gütig, gnädig seyn; und nicht anderst erkläret auch Mo- ses diesen hochheiligen Namen [fremdsprachliches Material - fehlt]. Christi Menschwerdung ist eine so übersteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an- derst darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eröffnungen kein GOTT und kein Himmel wäre zugegen gewesen. Biß dahin hält Paulus alles vor irrdisch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann die meisten Offenbahrungen, so wohl der Gnad, als des Zorns, geschahen mit Erschütterung irrdischer sichtbahrer Geschöpffen der Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felsen, mit Zer- schmetterung der Städten und Völckern. Jetzt aber, da ein stil- les sanfftes Sausen aus dem verborgensten Heiligthum durch die hei- ligste Menschheit auswähet, da verhüllet er seine Vernunffts-Au- gen, sieht aber nur desto klärer im Geist den Himmel offen, und JEsum in die Abgründe der Klarheit GOttes versencket. Es dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him- mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Häuseren, auf den Strassen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken sind nicht unsere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja
auf
aHebr. XII. 52.
bJes. LV. 8. 9.
Weyhnachts-Gedancken.
flohen und zitterten, vermeynend ſie waͤren des Todes eigen, wann ſie GOtt laͤnger hoͤren muͤßten, und baten es ab durch Moſen; Der HErr hieſſe es auch recht und ſprach: Sie haben alle wohl ge- redt, und verkuͤndigte ihnen eben darauf JEſum.
§. 8. Paulus macht einen ſo trefflichen Unterſcheid zwiſchen demUnter- ſcheid der Reden GOttes auf Sinai und Sion. Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdiſch, (wie Koͤnige der Erden mit ihrem praͤchtigen Aufzug den Untertha- nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieſes Himmliſch, aus der ſtillen Ewigkeit durch den Mund des groſſen Propheten der zugleich redete als ein Bruder, ſanfft flieſſend aus denen tieffen Lebens-Quel- len der GOttheit. GOTT beweiſet ſich nirgend innen mercklicher ein GOtt allein gut zu ſeyn, als in der Leutſeeligkeit und Men- ſchen-Liebe. Jm Himmel iſt das alles im hoͤchſten Grad, der aller- hoͤchſte Namen Jehovah [fremdsprachliches Material – fehlt] der keinem Geſchoͤpff niemahls gege- ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von [fremdsprachliches Material – fehlt] (wie [fremdsprachliches Material – fehlt] von [fremdsprachliches Material – fehlt]) welches in Aethiopiſcher Sprach heiſſet ſanfft, liebreich, leutſeelig, guͤtig, gnaͤdig ſeyn; und nicht anderſt erklaͤret auch Mo- ſes dieſen hochheiligen Namen [fremdsprachliches Material – fehlt]. Chriſti Menſchwerdung iſt eine ſo uͤberſteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an- derſt darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eroͤffnungen kein GOTT und kein Himmel waͤre zugegen geweſen. Biß dahin haͤlt Paulus alles vor irrdiſch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann die meiſten Offenbahrungen, ſo wohl der Gnad, als des Zorns, geſchahen mit Erſchuͤtterung irrdiſcher ſichtbahrer Geſchoͤpffen der Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felſen, mit Zer- ſchmetterung der Staͤdten und Voͤlckern. Jetzt aber, da ein ſtil- les ſanfftes Sauſen aus dem verborgenſten Heiligthum durch die hei- ligſte Menſchheit auswaͤhet, da verhuͤllet er ſeine Vernunffts-Au- gen, ſieht aber nur deſto klaͤrer im Geiſt den Himmel offen, und JEſum in die Abgruͤnde der Klarheit GOttes verſencket. Es dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him- mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Haͤuſeren, auf den Straſſen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken ſind nicht unſere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja
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aHebr. XII. 52.
bJeſ. LV. 8. 9.
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Weyhnachts-Gedancken.
flohen und zitterten, vermeynend ſie waͤren des Todes eigen, wann
ſie GOtt laͤnger hoͤren muͤßten, und baten es ab durch Moſen;
Der HErr hieſſe es auch recht und ſprach: Sie haben alle wohl ge-
redt, und verkuͤndigte ihnen eben darauf JEſum.
§. 8. Paulus macht einen ſo trefflichen Unterſcheid zwiſchen dem
Reden GOttes auf Sinai und auf Sion a, daß er jenes irrdiſch,
(wie Koͤnige der Erden mit ihrem praͤchtigen Aufzug den Untertha-
nen eine Forcht einjagen) nennet, und dieſes Himmliſch, aus der
ſtillen Ewigkeit durch den Mund des groſſen Propheten der zugleich
redete als ein Bruder, ſanfft flieſſend aus denen tieffen Lebens-Quel-
len der GOttheit. GOTT beweiſet ſich nirgend innen mercklicher
ein GOtt allein gut zu ſeyn, als in der Leutſeeligkeit und Men-
ſchen-Liebe. Jm Himmel iſt das alles im hoͤchſten Grad, der aller-
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ben wird, kommt nach den Reglen der Gramatic von _ (wie _
von _ ) welches in Aethiopiſcher Sprach heiſſet ſanfft, liebreich,
leutſeelig, guͤtig, gnaͤdig ſeyn; und nicht anderſt erklaͤret auch Mo-
ſes dieſen hochheiligen Namen _ . Chriſti Menſchwerdung iſt eine
ſo uͤberſteigende, herrliche, GOtt-geziemende Offenbahrung und
Oeffnung des Himmels und der Herrlichkeit; daß Paulus nicht an-
derſt darvon redt, als ob bey allen vorhergehenden Eroͤffnungen kein
GOTT und kein Himmel waͤre zugegen geweſen. Biß dahin haͤlt
Paulus alles vor irrdiſch, Wind, Erdbeben, Feur; wie dann
die meiſten Offenbahrungen, ſo wohl der Gnad, als des Zorns,
geſchahen mit Erſchuͤtterung irrdiſcher ſichtbahrer Geſchoͤpffen der
Erden, des Meers, der Wolcken, Bergen und Felſen, mit Zer-
ſchmetterung der Staͤdten und Voͤlckern. Jetzt aber, da ein ſtil-
les ſanfftes Sauſen aus dem verborgenſten Heiligthum durch die hei-
ligſte Menſchheit auswaͤhet, da verhuͤllet er ſeine Vernunffts-Au-
gen, ſieht aber nur deſto klaͤrer im Geiſt den Himmel offen, und
JEſum in die Abgruͤnde der Klarheit GOttes verſencket. Es
dunckt zwar die Vernunfft, GOttes Sohn habe mehr vom Him-
mel herab geredt auf Sinai, als im Schiff, in Haͤuſeren, auf
den Straſſen und Gebirgen; Aber GOttes Gedancken ſind nicht
unſere Gedancken b. Es donnert, krachet, blitzet und rauchet ja
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Unter-
ſcheid der
Reden
GOttes
auf Sinai
und Sion.
a Hebr. XII. 52.
b Jeſ. LV. 8. 9.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 607. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/703>, abgerufen am 22.11.2024.
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