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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
ungehindertem Eingang ins Heiligthum, an Hertz-gründlicher Wohl-
gesinntheit gegen alle Menschen, an Wachtsamkeit und Muth, an
Bewahrung und Erhöhung über alle uns anzapffende und uns bestür-
mende Geister in die Sicherheit des Frieden-Schauens Jerusalems:
das und alle andere erstaunlich-grosse Seeligkeiten sollen wir ohne
Scheu von diesem Sohn unermüdet bitten, an der Erhörung und
Gewährung nimmer zweifflen; Der Geist selbst wird offt mitten im
Gebett ein Hallelujah einmengen wegen der Gewißheit der unwan-
ckelbahren Zusag Göttlicher Fülle. Wessen der Brunn ist, dessen
sind auch alle Bächlein so daraus fliessen; wer den Baum besitzt,
dem gehören alle Früchte an: Also wer den Sohn hat, der hat das
ewige Leben, ewige Gnad und Vergebung aller Sünden, ewigen
Frieden, vollkommene Freuden, unendliche Gerechtigkeit und See-
ligkeit; Summa, alles was dieser Sohn ist, hat und vermag, da-
ran hat er Ansprach, und je mehr ers gebraucht Tag und Nacht,
je mehr verkläret er den Sohn, und je näher kommt er zu GOtt
dem Vatter, der eben zu dem Zweck (daß seine Herrlichkeit wider
in uns aufgerichtet, uns wieder nahe und bekannt werde,) uns be-
ruffet unaufhörlich zur Gemeinschafft seines Sohns, und will das
kurtzum haben, daß wir alle ewige Weißheit, Reichthum und Krafft,
so in seinem Sohn ist, uns fleißig und wohl zu Nutz machen, auf
daß wir eben dardurch wieder in Stand gebracht werden, in glei-
che Erbschafft mit Christo zu tretten, und alles mit ihm gemein zu
haben, und also die unermeßliche Klarheit und Fülle der GOttheit
uns wieder zugetheilet, und in die uns geschenckte Göttliche Natur
reichlich ausgeschüttet werden könne. Derowegen wird die Erkannt-
niß des Sohns GOttes von Paulo vorgestelt als unser höchstes Ziel
und einiges Mittel ein vollkommener Mann zu werden, nach der
Masse der vollkommenen Grösse Christi a.

Klag daß
so wenig
seyen wel-
che ihn als
JESUM
und Chri-
stum su-
chen.

§. 15. O wie betrübt ist es, daß fast niemand hinein dringet in
diesen unaussprechlichen Lichtes-Glantz dieser Lebens-Sonne: Wie
Moses zu GOtt in die Wolcken und ins Feur hinein gienge! Sehr
wenige kommen nur zum ersten Grad hinan im Gebrauch dieses
Schatzes, daß sie ihne nehmlich lernen erfahren als JEsum, als
einen sanfftmüthigen, versöhnenden, besänfftigenden Heyland in

denen
a Ephes. IV. 13.

Weyhnachts-Gedancken.
ungehindertem Eingang ins Heiligthum, an Hertz-gruͤndlicher Wohl-
geſinntheit gegen alle Menſchen, an Wachtſamkeit und Muth, an
Bewahrung und Erhoͤhung uͤber alle uns anzapffende und uns beſtuͤr-
mende Geiſter in die Sicherheit des Frieden-Schauens Jeruſalems:
das und alle andere erſtaunlich-groſſe Seeligkeiten ſollen wir ohne
Scheu von dieſem Sohn unermuͤdet bitten, an der Erhoͤrung und
Gewaͤhrung nimmer zweifflen; Der Geiſt ſelbſt wird offt mitten im
Gebett ein Hallelujah einmengen wegen der Gewißheit der unwan-
ckelbahren Zuſag Goͤttlicher Fuͤlle. Weſſen der Brunn iſt, deſſen
ſind auch alle Baͤchlein ſo daraus flieſſen; wer den Baum beſitzt,
dem gehoͤren alle Fruͤchte an: Alſo wer den Sohn hat, der hat das
ewige Leben, ewige Gnad und Vergebung aller Suͤnden, ewigen
Frieden, vollkommene Freuden, unendliche Gerechtigkeit und See-
ligkeit; Summa, alles was dieſer Sohn iſt, hat und vermag, da-
ran hat er Anſprach, und je mehr ers gebraucht Tag und Nacht,
je mehr verklaͤret er den Sohn, und je naͤher kommt er zu GOtt
dem Vatter, der eben zu dem Zweck (daß ſeine Herrlichkeit wider
in uns aufgerichtet, uns wieder nahe und bekannt werde,) uns be-
ruffet unaufhoͤrlich zur Gemeinſchafft ſeines Sohns, und will das
kurtzum haben, daß wir alle ewige Weißheit, Reichthum und Krafft,
ſo in ſeinem Sohn iſt, uns fleißig und wohl zu Nutz machen, auf
daß wir eben dardurch wieder in Stand gebracht werden, in glei-
che Erbſchafft mit Chriſto zu tretten, und alles mit ihm gemein zu
haben, und alſo die unermeßliche Klarheit und Fuͤlle der GOttheit
uns wieder zugetheilet, und in die uns geſchenckte Goͤttliche Natur
reichlich ausgeſchuͤttet werden koͤnne. Derowegen wird die Erkannt-
niß des Sohns GOttes von Paulo vorgeſtelt als unſer hoͤchſtes Ziel
und einiges Mittel ein vollkommener Mann zu werden, nach der
Maſſe der vollkommenen Groͤſſe Chriſti a.

Klag daß
ſo wenig
ſeyen wel-
che ihn als
JESUM
und Chri-
ſtum ſu-
chen.

§. 15. O wie betruͤbt iſt es, daß faſt niemand hinein dringet in
dieſen unausſprechlichen Lichtes-Glantz dieſer Lebens-Sonne: Wie
Moſes zu GOtt in die Wolcken und ins Feur hinein gienge! Sehr
wenige kommen nur zum erſten Grad hinan im Gebrauch dieſes
Schatzes, daß ſie ihne nehmlich lernen erfahren als JEſum, als
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denen
a Epheſ. IV. 13.
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[592/0688] Weyhnachts-Gedancken. ungehindertem Eingang ins Heiligthum, an Hertz-gruͤndlicher Wohl- geſinntheit gegen alle Menſchen, an Wachtſamkeit und Muth, an Bewahrung und Erhoͤhung uͤber alle uns anzapffende und uns beſtuͤr- mende Geiſter in die Sicherheit des Frieden-Schauens Jeruſalems: das und alle andere erſtaunlich-groſſe Seeligkeiten ſollen wir ohne Scheu von dieſem Sohn unermuͤdet bitten, an der Erhoͤrung und Gewaͤhrung nimmer zweifflen; Der Geiſt ſelbſt wird offt mitten im Gebett ein Hallelujah einmengen wegen der Gewißheit der unwan- ckelbahren Zuſag Goͤttlicher Fuͤlle. Weſſen der Brunn iſt, deſſen ſind auch alle Baͤchlein ſo daraus flieſſen; wer den Baum beſitzt, dem gehoͤren alle Fruͤchte an: Alſo wer den Sohn hat, der hat das ewige Leben, ewige Gnad und Vergebung aller Suͤnden, ewigen Frieden, vollkommene Freuden, unendliche Gerechtigkeit und See- ligkeit; Summa, alles was dieſer Sohn iſt, hat und vermag, da- ran hat er Anſprach, und je mehr ers gebraucht Tag und Nacht, je mehr verklaͤret er den Sohn, und je naͤher kommt er zu GOtt dem Vatter, der eben zu dem Zweck (daß ſeine Herrlichkeit wider in uns aufgerichtet, uns wieder nahe und bekannt werde,) uns be- ruffet unaufhoͤrlich zur Gemeinſchafft ſeines Sohns, und will das kurtzum haben, daß wir alle ewige Weißheit, Reichthum und Krafft, ſo in ſeinem Sohn iſt, uns fleißig und wohl zu Nutz machen, auf daß wir eben dardurch wieder in Stand gebracht werden, in glei- che Erbſchafft mit Chriſto zu tretten, und alles mit ihm gemein zu haben, und alſo die unermeßliche Klarheit und Fuͤlle der GOttheit uns wieder zugetheilet, und in die uns geſchenckte Goͤttliche Natur reichlich ausgeſchuͤttet werden koͤnne. Derowegen wird die Erkannt- niß des Sohns GOttes von Paulo vorgeſtelt als unſer hoͤchſtes Ziel und einiges Mittel ein vollkommener Mann zu werden, nach der Maſſe der vollkommenen Groͤſſe Chriſti a. §. 15. O wie betruͤbt iſt es, daß faſt niemand hinein dringet in dieſen unausſprechlichen Lichtes-Glantz dieſer Lebens-Sonne: Wie Moſes zu GOtt in die Wolcken und ins Feur hinein gienge! Sehr wenige kommen nur zum erſten Grad hinan im Gebrauch dieſes Schatzes, daß ſie ihne nehmlich lernen erfahren als JEſum, als einen ſanfftmuͤthigen, verſoͤhnenden, beſaͤnfftigenden Heyland in denen a Epheſ. IV. 13.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 592. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/688>, abgerufen am 22.11.2024.