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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Weyhnachts-Gedancken.
zum Vat-
ter zu
kommen.
gen-Liebe, so haben wir mit Johanne, Paulo und allen denen er-
sten Liebes-Botten einen Geist, und samt ihnen gleichmäßig Fug
und Recht zum Vatter zu gehen a; Sintemahl das Wasser des Le-
bens, das in uns ist b, eben als wie in Jgnatio stättiglich spricht:
Komme zum Vatter; als der uns, so bald wir allen Sünden Tag
und Nacht feind, hingegen Christo ergeben und zugethan bleiben,
und unverdrossen seine Parthey gegen alle seine Reichs-Feinde hal-
ten wollen, nicht mehr als Gäst und Fremdling ansiehet, sondern vor
Mit-Burger der Heiligen und seine Hausgenossen c. Welche Gött-
liche Gunst eine aus der Angst-Kammer heraus gerissene und mit
GOtt versöhnete Seel seeliglich zu geniessen anfahet, auch auf ewig
überzeuget stehet, daß sie allen den überschwenglichen Reichthum ei-
nig und allein diesem Kind und Sohn zu dancken habe, der uns
noch täglich zur Reinigung, Heiligung, Stärckung und Befriedi-
gung dargereichet wird zugebrauchen d.

Wie weit
noch viel
davon ent-
fernet
seyen.

§. 4. Wo man es nur wollte wagen sich durch alles hindurch zu
reissen e, bis man würcklich bey ihm wäre, in Göttlicher Gewißheit
und die seelige Müh auf sich nemmen wollte, vom heiligen Geist an-
dächtiglich in denen stillen Nächten die Kunst zu lernen mit JESU
wohl umzugehen und sich sein süsses Heil zu Nutzen machen. Man
schwätzet wohl viel von Christi Gemeinschafft, aber man siehet unter
zehen Frommen kaum einen, der wisse was es seye: Es meinet man-
cher er seye ein Begnadeter, Gunst- und Bunds-Genoß, wie es
die heilige Schrifft beschreibet, der noch weit darvon ist f. Ach
Brüder! lasset uns doch frisch dran gehen, ernstlicher als jemahls;
GOtt laßt uns sagen, da es noch wohl um uns stehet.

Ver-
knüpffung
mit dem
Vorher-
[g]ehenden.

§. 5. Esajas, ein Verkündiger guter Bottschafft, redet von ei-
nem im Finsteren aufgehenden und hellscheinenden Licht, und einer
sehr grossen Freud, wie in der Ernd, da alles jauchtzet und singet,
und wie man fröhlich hüpffet nach einer blutigen Schlacht, wann
man Beute austheilet, also die Güter des Himmelreichs ohne Hin-
dernüs zu sich reisset, sich aus GOttes Schätzen bereicheret, in süs-
ser Freyheit von allen Banden des krancken Gewissens, frey von de-
nen finsteren Kräfften des Gesatzes und der Höllen, loß vom Sün-

den-
a Eph. II. 18.
b Rom. VIII. 15.
c Eph. II. 19.
d Act.
IV.
12.
e Mich. II. 13.
f Apoc. III. 17.

Weyhnachts-Gedancken.
zum Vat-
ter zu
kommen.
gen-Liebe, ſo haben wir mit Johanne, Paulo und allen denen er-
ſten Liebes-Botten einen Geiſt, und ſamt ihnen gleichmaͤßig Fug
und Recht zum Vatter zu gehen a; Sintemahl das Waſſer des Le-
bens, das in uns iſt b, eben als wie in Jgnatio ſtaͤttiglich ſpricht:
Komme zum Vatter; als der uns, ſo bald wir allen Suͤnden Tag
und Nacht feind, hingegen Chriſto ergeben und zugethan bleiben,
und unverdroſſen ſeine Parthey gegen alle ſeine Reichs-Feinde hal-
ten wollen, nicht mehr als Gaͤſt und Fremdling anſiehet, ſondern vor
Mit-Burger der Heiligen und ſeine Hausgenoſſen c. Welche Goͤtt-
liche Gunſt eine aus der Angſt-Kammer heraus geriſſene und mit
GOtt verſoͤhnete Seel ſeeliglich zu genieſſen anfahet, auch auf ewig
uͤberzeuget ſtehet, daß ſie allen den uͤberſchwenglichen Reichthum ei-
nig und allein dieſem Kind und Sohn zu dancken habe, der uns
noch taͤglich zur Reinigung, Heiligung, Staͤrckung und Befriedi-
gung dargereichet wird zugebrauchen d.

Wie weit
noch viel
davon ent-
fernet
ſeyen.

§. 4. Wo man es nur wollte wagen ſich durch alles hindurch zu
reiſſen e, bis man wuͤrcklich bey ihm waͤre, in Goͤttlicher Gewißheit
und die ſeelige Muͤh auf ſich nemmen wollte, vom heiligen Geiſt an-
daͤchtiglich in denen ſtillen Naͤchten die Kunſt zu lernen mit JESU
wohl umzugehen und ſich ſein ſuͤſſes Heil zu Nutzen machen. Man
ſchwaͤtzet wohl viel von Chriſti Gemeinſchafft, aber man ſiehet unter
zehen Frommen kaum einen, der wiſſe was es ſeye: Es meinet man-
cher er ſeye ein Begnadeter, Gunſt- und Bunds-Genoß, wie es
die heilige Schrifft beſchreibet, der noch weit darvon iſt f. Ach
Bruͤder! laſſet uns doch friſch dran gehen, ernſtlicher als jemahls;
GOtt laßt uns ſagen, da es noch wohl um uns ſtehet.

Ver-
knuͤpffung
mit dem
Vorher-
[g]ehenden.

§. 5. Eſajas, ein Verkuͤndiger guter Bottſchafft, redet von ei-
nem im Finſteren aufgehenden und hellſcheinenden Licht, und einer
ſehr groſſen Freud, wie in der Ernd, da alles jauchtzet und ſinget,
und wie man froͤhlich huͤpffet nach einer blutigen Schlacht, wann
man Beute austheilet, alſo die Guͤter des Himmelreichs ohne Hin-
dernuͤs zu ſich reiſſet, ſich aus GOttes Schaͤtzen bereicheret, in ſuͤſ-
ſer Freyheit von allen Banden des krancken Gewiſſens, frey von de-
nen finſteren Kraͤfften des Geſatzes und der Hoͤllen, loß vom Suͤn-

den-
a Eph. II. 18.
b Rom. VIII. 15.
c Eph. II. 19.
d Act.
IV.
12.
e Mich. II. 13.
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[586/0682] Weyhnachts-Gedancken. gen-Liebe, ſo haben wir mit Johanne, Paulo und allen denen er- ſten Liebes-Botten einen Geiſt, und ſamt ihnen gleichmaͤßig Fug und Recht zum Vatter zu gehen a; Sintemahl das Waſſer des Le- bens, das in uns iſt b, eben als wie in Jgnatio ſtaͤttiglich ſpricht: Komme zum Vatter; als der uns, ſo bald wir allen Suͤnden Tag und Nacht feind, hingegen Chriſto ergeben und zugethan bleiben, und unverdroſſen ſeine Parthey gegen alle ſeine Reichs-Feinde hal- ten wollen, nicht mehr als Gaͤſt und Fremdling anſiehet, ſondern vor Mit-Burger der Heiligen und ſeine Hausgenoſſen c. Welche Goͤtt- liche Gunſt eine aus der Angſt-Kammer heraus geriſſene und mit GOtt verſoͤhnete Seel ſeeliglich zu genieſſen anfahet, auch auf ewig uͤberzeuget ſtehet, daß ſie allen den uͤberſchwenglichen Reichthum ei- nig und allein dieſem Kind und Sohn zu dancken habe, der uns noch taͤglich zur Reinigung, Heiligung, Staͤrckung und Befriedi- gung dargereichet wird zugebrauchen d. zum Vat- ter zu kommen. §. 4. Wo man es nur wollte wagen ſich durch alles hindurch zu reiſſen e, bis man wuͤrcklich bey ihm waͤre, in Goͤttlicher Gewißheit und die ſeelige Muͤh auf ſich nemmen wollte, vom heiligen Geiſt an- daͤchtiglich in denen ſtillen Naͤchten die Kunſt zu lernen mit JESU wohl umzugehen und ſich ſein ſuͤſſes Heil zu Nutzen machen. Man ſchwaͤtzet wohl viel von Chriſti Gemeinſchafft, aber man ſiehet unter zehen Frommen kaum einen, der wiſſe was es ſeye: Es meinet man- cher er ſeye ein Begnadeter, Gunſt- und Bunds-Genoß, wie es die heilige Schrifft beſchreibet, der noch weit darvon iſt f. Ach Bruͤder! laſſet uns doch friſch dran gehen, ernſtlicher als jemahls; GOtt laßt uns ſagen, da es noch wohl um uns ſtehet. §. 5. Eſajas, ein Verkuͤndiger guter Bottſchafft, redet von ei- nem im Finſteren aufgehenden und hellſcheinenden Licht, und einer ſehr groſſen Freud, wie in der Ernd, da alles jauchtzet und ſinget, und wie man froͤhlich huͤpffet nach einer blutigen Schlacht, wann man Beute austheilet, alſo die Guͤter des Himmelreichs ohne Hin- dernuͤs zu ſich reiſſet, ſich aus GOttes Schaͤtzen bereicheret, in ſuͤſ- ſer Freyheit von allen Banden des krancken Gewiſſens, frey von de- nen finſteren Kraͤfften des Geſatzes und der Hoͤllen, loß vom Suͤn- den- a Eph. II. 18. b Rom. VIII. 15. c Eph. II. 19. d Act. IV. 12. e Mich. II. 13. f Apoc. III. 17.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/682>, abgerufen am 22.11.2024.