ligkeit ausbleiben a. JEsus will euer hüten als der Heerde, die er mit seinem eigenen theuren Blut erkaufft hat b: freuet euch; seine Gnade wird euch nicht aus der Acht lassen, noch müßig seyn in euch c; dann es ist ihm recht ernst euch zu erleuchten, zu rechtferti- gen, ja rechtschaffen begnadete, heilige, seelige Leute aus euch zu machen d. Jaget derohalben die närrischen Einfälle von euch, als ob ihr ihm zu schlecht und gering wäret; euer Heyl ist ihme so wohl angelegen als einiges Menschen von Anbegin der Welt; ihr seydt Christo nicht minder lieb als die Patriarchen, und auch die ersten Christen; er will auch euch innwendig erscheinen, und zum Hertzen mit euch reden wie mit jenen:
§. 10. O! daß ihr seine Gegenwart in unvergeßlichem Angeden-Glücksee- ligkeit de- ren die die Gegen- wart JEsu unterhal- ten, cken bewahretet, welch einen seeligen Zeit-Vertrieb hättet ihr mit JE- su, wie manchen Tag würd euch seine Liebe verkürtzen in denen ein- samen Gängen der Hügeln, Bergen und Thälern; auf eine süssere Weise als Noah genosse auf dem Berg Ararat, da euer Geist sich in einer Gnaden-Welt unter dem Regen-Bogen des Göttlichen Lie- be-Bunds zu seyn verspührete, in himmlischer Ruh und Sicherheit nach Vertilgung aller Feinden; da euer Hertz durch den Einguß des Lebens Christi in eine sanffte Vergessenheit aller Dingen, und in eine so liebliche Stille käme, als wann GOtt und ihr allein in der Welt wäret! Da solltet ihr offt mit Abraham auf Moria e nach gäntzlicher Ubergab und Aufopfferung der liebsten und köstlichsten Din- gen ohne einige Ausnahm an GOtt aus der grösten Seelen-Angst plötzlich in die herrlichste Freude versetzt und mit tausend Seegen aus dem Himmel überschüttet werden: da wurde auch mancher, indem er seiner Heerde nachgehet, mit Mose f sehen, wie der Allerheilig- ste im armen Sünder, der von Natur nichts als ein stachlichter Dorn-Busch ist, seine Herrlichkeit offenbahren, mit seinem Gna- den-Glantz durchleuchten, mit seiner Liebes-Flamm durchwandlen könne, ohne ihne nach Verdienst zu verzehren, und in seinem Zorn- Feur aufzureiben; Und diese Betrachtung wurde ihne hefftig trei- ben, die Schuh des eitelen Welt-Lebens und der Eigenheit auszu- ziehen. Wie schnell gieng dir nicht, liebe Seele! der Sommer auf
den
aHebr. IV. 16.
bAct. XX. 28.
c 2 Petr. I. 8.
d 1 Cor. VI. 11.
eGen. XXII.
fExod. III.
Zuſchrifft.
ligkeit ausbleiben a. JEſus will euer huͤten als der Heerde, die er mit ſeinem eigenen theuren Blut erkaufft hat b: freuet euch; ſeine Gnade wird euch nicht aus der Acht laſſen, noch muͤßig ſeyn in euch c; dann es iſt ihm recht ernſt euch zu erleuchten, zu rechtferti- gen, ja rechtſchaffen begnadete, heilige, ſeelige Leute aus euch zu machen d. Jaget derohalben die naͤrriſchen Einfaͤlle von euch, als ob ihr ihm zu ſchlecht und gering waͤret; euer Heyl iſt ihme ſo wohl angelegen als einiges Menſchen von Anbegin der Welt; ihr ſeydt Chriſto nicht minder lieb als die Patriarchen, und auch die erſten Chriſten; er will auch euch innwendig erſcheinen, und zum Hertzen mit euch reden wie mit jenen:
§. 10. O! daß ihr ſeine Gegenwart in unvergeßlichem Angeden-Gluͤckſee- ligkeit de- ren die die Gegen- wart JEſu unterhal- ten, cken bewahretet, welch einen ſeeligen Zeit-Vertrieb haͤttet ihr mit JE- ſu, wie manchen Tag wuͤrd euch ſeine Liebe verkuͤrtzen in denen ein- ſamen Gaͤngen der Huͤgeln, Bergen und Thaͤlern; auf eine ſuͤſſere Weiſe als Noah genoſſe auf dem Berg Ararat, da euer Geiſt ſich in einer Gnaden-Welt unter dem Regen-Bogen des Goͤttlichen Lie- be-Bunds zu ſeyn verſpuͤhrete, in himmliſcher Ruh und Sicherheit nach Vertilgung aller Feinden; da euer Hertz durch den Einguß des Lebens Chriſti in eine ſanffte Vergeſſenheit aller Dingen, und in eine ſo liebliche Stille kaͤme, als wann GOtt und ihr allein in der Welt waͤret! Da ſolltet ihr offt mit Abraham auf Moria e nach gaͤntzlicher Ubergab und Aufopfferung der liebſten und koͤſtlichſten Din- gen ohne einige Ausnahm an GOtt aus der groͤſten Seelen-Angſt ploͤtzlich in die herrlichſte Freude verſetzt und mit tauſend Seegen aus dem Himmel uͤberſchuͤttet werden: da wurde auch mancher, indem er ſeiner Heerde nachgehet, mit Moſe f ſehen, wie der Allerheilig- ſte im armen Suͤnder, der von Natur nichts als ein ſtachlichter Dorn-Buſch iſt, ſeine Herrlichkeit offenbahren, mit ſeinem Gna- den-Glantz durchleuchten, mit ſeiner Liebes-Flamm durchwandlen koͤnne, ohne ihne nach Verdienſt zu verzehren, und in ſeinem Zorn- Feur aufzureiben; Und dieſe Betrachtung wurde ihne hefftig trei- ben, die Schuh des eitelen Welt-Lebens und der Eigenheit auszu- ziehen. Wie ſchnell gieng dir nicht, liebe Seele! der Sommer auf
den
aHebr. IV. 16.
bAct. XX. 28.
c 2 Petr. I. 8.
d 1 Cor. VI. 11.
eGen. XXII.
fExod. III.
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[575/0671]
Zuſchrifft.
ligkeit ausbleiben a. JEſus will euer huͤten als der Heerde, die er
mit ſeinem eigenen theuren Blut erkaufft hat b: freuet euch; ſeine
Gnade wird euch nicht aus der Acht laſſen, noch muͤßig ſeyn in
euch c; dann es iſt ihm recht ernſt euch zu erleuchten, zu rechtferti-
gen, ja rechtſchaffen begnadete, heilige, ſeelige Leute aus euch zu
machen d. Jaget derohalben die naͤrriſchen Einfaͤlle von euch, als
ob ihr ihm zu ſchlecht und gering waͤret; euer Heyl iſt ihme ſo wohl
angelegen als einiges Menſchen von Anbegin der Welt; ihr ſeydt
Chriſto nicht minder lieb als die Patriarchen, und auch die erſten
Chriſten; er will auch euch innwendig erſcheinen, und zum Hertzen
mit euch reden wie mit jenen:
§. 10. O! daß ihr ſeine Gegenwart in unvergeßlichem Angeden-
cken bewahretet, welch einen ſeeligen Zeit-Vertrieb haͤttet ihr mit JE-
ſu, wie manchen Tag wuͤrd euch ſeine Liebe verkuͤrtzen in denen ein-
ſamen Gaͤngen der Huͤgeln, Bergen und Thaͤlern; auf eine ſuͤſſere
Weiſe als Noah genoſſe auf dem Berg Ararat, da euer Geiſt ſich
in einer Gnaden-Welt unter dem Regen-Bogen des Goͤttlichen Lie-
be-Bunds zu ſeyn verſpuͤhrete, in himmliſcher Ruh und Sicherheit
nach Vertilgung aller Feinden; da euer Hertz durch den Einguß des
Lebens Chriſti in eine ſanffte Vergeſſenheit aller Dingen, und in
eine ſo liebliche Stille kaͤme, als wann GOtt und ihr allein in der
Welt waͤret! Da ſolltet ihr offt mit Abraham auf Moria e nach
gaͤntzlicher Ubergab und Aufopfferung der liebſten und koͤſtlichſten Din-
gen ohne einige Ausnahm an GOtt aus der groͤſten Seelen-Angſt
ploͤtzlich in die herrlichſte Freude verſetzt und mit tauſend Seegen aus
dem Himmel uͤberſchuͤttet werden: da wurde auch mancher, indem
er ſeiner Heerde nachgehet, mit Moſe f ſehen, wie der Allerheilig-
ſte im armen Suͤnder, der von Natur nichts als ein ſtachlichter
Dorn-Buſch iſt, ſeine Herrlichkeit offenbahren, mit ſeinem Gna-
den-Glantz durchleuchten, mit ſeiner Liebes-Flamm durchwandlen
koͤnne, ohne ihne nach Verdienſt zu verzehren, und in ſeinem Zorn-
Feur aufzureiben; Und dieſe Betrachtung wurde ihne hefftig trei-
ben, die Schuh des eitelen Welt-Lebens und der Eigenheit auszu-
ziehen. Wie ſchnell gieng dir nicht, liebe Seele! der Sommer auf
den
Gluͤckſee-
ligkeit de-
ren die die
Gegen-
wart JEſu
unterhal-
ten,
a Hebr. IV. 16.
b Act. XX. 28.
c 2 Petr. I. 8.
d 1 Cor. VI. 11.
e Gen. XXII.
f Exod. III.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/671>, abgerufen am 22.11.2024.
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