geordneten Cherubim zu Jerusalem, aus Beysorg, dieselben möch- ten ihn von seinem Königlichen Gewalt um Cron und Leben bringen; So machts der heydnische Nam-Christ, er will einmahl nicht ohne Glauben seyn, dann der Himmel möchte ihm sonst zuletzt entgehen, aber er will sich auch nicht mit unabläßigem Gebett zu GOtt kehren, den wahren, Göttlichen, im Evangelio entworffenen Glauben zu empfahen, aus Forcht sein Eigen-Willen und Liebe möchte endlich gar um alle seine Herrschafft kommen, und dem Sohn Davids folgen müssen, damit zimmeret er ihm einen Glauben, wie es ihm für Leib und Seel, Hab und Gut, Freund und Verwandte, Welt und Gelt am vortheilhafftigsten daucht: Aber gleichwie GOttes Herr- lichkeit nichts mit Jeroboams Kälbern wollte zu thun haben; Also bleibt auch der H. Geist mit seinen theuren Früchten aussen, da ist keine Creutzigung des Fleisches, kein Sieg der Welt, keine himmli- sche Krafft noch Licht, keine Heiligung und Seel-vergnügende Freud unsers HErrn JEsu Christi, keine neue Geburt, Salbung von dem H. Geist, und Verwandlung ins Bild JEsu; Sondern je mehr man seinen Wahn-Glauben mit Lesen, Betten, Kirchen- und Abend- mahl-Gehen, auch eingezogenem, stillem, Welt-gerechtem Wandel stärckt; je feindseliger ist man dem Evangelio; wie Lutherus auch in dieser Erklärung zeuget, daß die gerechte, heilige, fromme und hoch- gelehrte Welt mit aller ihrer Macht, Weißheit und Tugend, die Krafft des Evangeliums unterdrucke und zerstöhre etc. (in der Vor- red.) So daß solche Menschen mit der Wiedergeburt, Armuth des Geistes, Selbst-Vernichtigung, Leyd-tragen, Hunger und ängstlichem Durst, Barmhertzigkeit gegen seine Widerwärtigen, täglicher Ausfegung aller Welt-Lüsten und Begierden, Demuth und Sanfftmuth, nur ihr Gespött treiben, und ihnen die Schmach und Armuth Christi ärgerlich, die Auferstehung aber seines Reichs und Lebens in der Seelen ungläublich vorkommt, als lauter Phan- taseyen elender Tropffen, die es in der Welt nicht weit bringen kön- nen.
Jndessen gefallt man sich und beruhet in seinem Thun und Wesen, Frommkeit und Tugend, hat heimlich eine grosse Lust daran, lebet so in seiner Weiß und anständiger Gerechtigkeit ohne ferneren Kum- mer hin, biß das Stund-Glaß ausgeloffen, und die Trompeten des Allwissenden die Seel in eine andere Welt zur Abrechnung forderet,
da
geordneten Cherubim zu Jeruſalem, aus Beyſorg, dieſelben moͤch- ten ihn von ſeinem Koͤniglichen Gewalt um Cron und Leben bringen; So machts der heydniſche Nam-Chriſt, er will einmahl nicht ohne Glauben ſeyn, dann der Himmel moͤchte ihm ſonſt zuletzt entgehen, aber er will ſich auch nicht mit unablaͤßigem Gebett zu GOtt kehren, den wahren, Goͤttlichen, im Evangelio entworffenen Glauben zu empfahen, aus Forcht ſein Eigen-Willen und Liebe moͤchte endlich gar um alle ſeine Herrſchafft kommen, und dem Sohn Davids folgen muͤſſen, damit zimmeret er ihm einen Glauben, wie es ihm fuͤr Leib und Seel, Hab und Gut, Freund und Verwandte, Welt und Gelt am vortheilhafftigſten daucht: Aber gleichwie GOttes Herr- lichkeit nichts mit Jeroboams Kaͤlbern wollte zu thun haben; Alſo bleibt auch der H. Geiſt mit ſeinen theuren Fruͤchten auſſen, da iſt keine Creutzigung des Fleiſches, kein Sieg der Welt, keine himmli- ſche Krafft noch Licht, keine Heiligung und Seel-vergnuͤgende Freud unſers HErrn JEſu Chriſti, keine neue Geburt, Salbung von dem H. Geiſt, und Verwandlung ins Bild JEſu; Sondern je mehr man ſeinen Wahn-Glauben mit Leſen, Betten, Kirchen- und Abend- mahl-Gehen, auch eingezogenem, ſtillem, Welt-gerechtem Wandel ſtaͤrckt; je feindſeliger iſt man dem Evangelio; wie Lutherus auch in dieſer Erklaͤrung zeuget, daß die gerechte, heilige, fromme und hoch- gelehrte Welt mit aller ihrer Macht, Weißheit und Tugend, die Krafft des Evangeliums unterdrucke und zerſtoͤhre ꝛc. (in der Vor- red.) So daß ſolche Menſchen mit der Wiedergeburt, Armuth des Geiſtes, Selbſt-Vernichtigung, Leyd-tragen, Hunger und aͤngſtlichem Durſt, Barmhertzigkeit gegen ſeine Widerwaͤrtigen, taͤglicher Ausfegung aller Welt-Luͤſten und Begierden, Demuth und Sanfftmuth, nur ihr Geſpoͤtt treiben, und ihnen die Schmach und Armuth Chriſti aͤrgerlich, die Auferſtehung aber ſeines Reichs und Lebens in der Seelen unglaͤublich vorkommt, als lauter Phan- taſeyen elender Tropffen, die es in der Welt nicht weit bringen koͤn- nen.
Jndeſſen gefallt man ſich und beruhet in ſeinem Thun und Weſen, Frommkeit und Tugend, hat heimlich eine groſſe Luſt daran, lebet ſo in ſeiner Weiß und anſtaͤndiger Gerechtigkeit ohne ferneren Kum- mer hin, biß das Stund-Glaß ausgeloffen, und die Trompeten des Allwiſſenden die Seel in eine andere Welt zur Abrechnung forderet,
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geordneten Cherubim zu Jeruſalem, aus Beyſorg, dieſelben moͤch-
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So machts der heydniſche Nam-Chriſt, er will einmahl nicht ohne
Glauben ſeyn, dann der Himmel moͤchte ihm ſonſt zuletzt entgehen,
aber er will ſich auch nicht mit unablaͤßigem Gebett zu GOtt kehren,
den wahren, Goͤttlichen, im Evangelio entworffenen Glauben zu
empfahen, aus Forcht ſein Eigen-Willen und Liebe moͤchte endlich
gar um alle ſeine Herrſchafft kommen, und dem Sohn Davids folgen
muͤſſen, damit zimmeret er ihm einen Glauben, wie es ihm fuͤr Leib
und Seel, Hab und Gut, Freund und Verwandte, Welt und
Gelt am vortheilhafftigſten daucht: Aber gleichwie GOttes Herr-
lichkeit nichts mit Jeroboams Kaͤlbern wollte zu thun haben; Alſo
bleibt auch der H. Geiſt mit ſeinen theuren Fruͤchten auſſen, da iſt
keine Creutzigung des Fleiſches, kein Sieg der Welt, keine himmli-
ſche Krafft noch Licht, keine Heiligung und Seel-vergnuͤgende Freud
unſers HErrn JEſu Chriſti, keine neue Geburt, Salbung von dem
H. Geiſt, und Verwandlung ins Bild JEſu; Sondern je mehr
man ſeinen Wahn-Glauben mit Leſen, Betten, Kirchen- und Abend-
mahl-Gehen, auch eingezogenem, ſtillem, Welt-gerechtem Wandel
ſtaͤrckt; je feindſeliger iſt man dem Evangelio; wie Lutherus auch in
dieſer Erklaͤrung zeuget, daß die gerechte, heilige, fromme und hoch-
gelehrte Welt mit aller ihrer Macht, Weißheit und Tugend, die
Krafft des Evangeliums unterdrucke und zerſtoͤhre ꝛc. (in der Vor-
red.) So daß ſolche Menſchen mit der Wiedergeburt, Armuth
des Geiſtes, Selbſt-Vernichtigung, Leyd-tragen, Hunger und
aͤngſtlichem Durſt, Barmhertzigkeit gegen ſeine Widerwaͤrtigen,
taͤglicher Ausfegung aller Welt-Luͤſten und Begierden, Demuth
und Sanfftmuth, nur ihr Geſpoͤtt treiben, und ihnen die Schmach
und Armuth Chriſti aͤrgerlich, die Auferſtehung aber ſeines Reichs
und Lebens in der Seelen unglaͤublich vorkommt, als lauter Phan-
taſeyen elender Tropffen, die es in der Welt nicht weit bringen koͤn-
nen.
Jndeſſen gefallt man ſich und beruhet in ſeinem Thun und Weſen,
Frommkeit und Tugend, hat heimlich eine groſſe Luſt daran, lebet
ſo in ſeiner Weiß und anſtaͤndiger Gerechtigkeit ohne ferneren Kum-
mer hin, biß das Stund-Glaß ausgeloffen, und die Trompeten des
Allwiſſenden die Seel in eine andere Welt zur Abrechnung forderet,
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/66>, abgerufen am 24.11.2024.
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