gantze Sach ist einem eintzigen Mann zu Rom übergeben a, und seinen nächst Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und nicht lange förschlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele beyfielen, liesse ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei- ben solle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b:
§. 17. Dann es hatten die wenigsten die Süssigkeit, den hellenDann ei- nige fun- den keinen geschmack an der Bibel, Schein der göttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und die Kräfften der künfftigen Welt geschmeckt c; weil sie sich vom Sa- tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden lassen; wurden al- so leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren des Verbotts die Heilige Schrifft zu lesen sehr froh, dann sie ohne dem keine Lust hatten, den allerheiligsten, allerbesten, billichsten und seeligsten Willen GOttes, so darinn enthalten, und klar genug ge- offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwählen e, und gedachten, es ist vor uns einfältige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwürden folgen, fallen wir in die Höllen-Grub, so haben wir den Trost, daß unser Leiter mit hinein faller f.
§. 18. Andere liebeten die falsche Ruh und fleischlichen Frieden,andere liebten die falsche Ruhe, woltens beym Prälaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl samt tausenderley Ungemach über sich ziehen, schwiegen demnach zu allem still; ungeachtet sie was bessers erkannten, und das allgemei- ne Heyl der Seelen erfordert hätte, selbiges anzuzeigen g: allein Menschen-Forcht hielte sie zurück h, und viele vernünfftliche Bedenck- lichkeiten i; es seye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es werde nur Grimm und Verfolgung erregen, also mache man sich unnütz in der Welt, und dergleichen mehr k.
§. 19. Viele hatten so gar verfinsterte und zerstreuete Hertzen,andere hatten ver- finsterte Hertzen, daß sie zu keinem geistlichen Gefühl oder Erhebung des Gemüths in GOTT kommen könnten l, es lagen so viele Decken auf ihrem Seelen-Aug m, daß sie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und
mühsame
a 2 Thess. II. 4-9. Apoc. XIV. 11.
bJes. LIX. 14. 15.
cHebr. II. 4.
d 2 Tim. IV. 3. 4.
eRom. XII. 2. Hos. VIII. 12.
fMatth. XV. 14.
gJoh. XII. 42. 43.
hJes. LI. 7-16.
iGal. I. 16.
kLuc. XII. 4.
lMatth. XIII. 13-15.
m 2 Cor. III. 13-18.
B b b b
Zuſchrifft.
gantze Sach iſt einem eintzigen Mann zu Rom uͤbergeben a, und ſeinen naͤchſt Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und nicht lange foͤrſchlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele beyfielen, lieſſe ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei- ben ſolle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b:
§. 17. Dann es hatten die wenigſten die Suͤſſigkeit, den hellenDann ei- nige fun- den keinen geſchmack an der Bibel, Schein der goͤttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt geſchmeckt c; weil ſie ſich vom Sa- tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden laſſen; wurden al- ſo leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren des Verbotts die Heilige Schrifft zu leſen ſehr froh, dann ſie ohne dem keine Luſt hatten, den allerheiligſten, allerbeſten, billichſten und ſeeligſten Willen GOttes, ſo darinn enthalten, und klar genug ge- offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwaͤhlen e, und gedachten, es iſt vor uns einfaͤltige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwuͤrden folgen, fallen wir in die Hoͤllen-Grub, ſo haben wir den Troſt, daß unſer Leiter mit hinein faller f.
§. 18. Andere liebeten die falſche Ruh und fleiſchlichen Frieden,andere liebten die falſche Ruhe, woltens beym Praͤlaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl ſamt tauſenderley Ungemach uͤber ſich ziehen, ſchwiegen demnach zu allem ſtill; ungeachtet ſie was beſſers erkannten, und das allgemei- ne Heyl der Seelen erfordert haͤtte, ſelbiges anzuzeigen g: allein Menſchen-Forcht hielte ſie zuruͤck h, und viele vernuͤnfftliche Bedenck- lichkeiten i; es ſeye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es werde nur Grimm und Verfolgung erregen, alſo mache man ſich unnuͤtz in der Welt, und dergleichen mehr k.
§. 19. Viele hatten ſo gar verfinſterte und zerſtreuete Hertzen,andere hatten ver- finſterte Hertzen, daß ſie zu keinem geiſtlichen Gefuͤhl oder Erhebung des Gemuͤths in GOTT kommen koͤnnten l, es lagen ſo viele Decken auf ihrem Seelen-Aug m, daß ſie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und
muͤhſame
a 2 Theſſ. II. 4-9. Apoc. XIV. 11.
bJeſ. LIX. 14. 15.
cHebr. II. 4.
d 2 Tim. IV. 3. 4.
eRom. XII. 2. Hoſ. VIII. 12.
fMatth. XV. 14.
gJoh. XII. 42. 43.
hJeſ. LI. 7-16.
iGal. I. 16.
kLuc. XII. 4.
lMatth. XIII. 13-15.
m 2 Cor. III. 13-18.
B b b b
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0657"n="561"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zuſchrifft.</hi></fw><lb/>
gantze Sach iſt einem eintzigen Mann zu Rom uͤbergeben <noteplace="foot"n="a">2 <hirendition="#aq">Theſſ. II. 4-9. Apoc. XIV.</hi> 11.</note>, und<lb/>ſeinen naͤchſt Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und<lb/>
nicht lange foͤrſchlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele<lb/>
beyfielen, lieſſe ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei-<lb/>
ben ſolle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel <noteplace="foot"n="b"><hirendition="#aq">Jeſ. LIX.</hi> 14. 15.</note>:</p><lb/><p>§. 17. Dann es hatten die wenigſten die Suͤſſigkeit, den hellen<noteplace="right">Dann ei-<lb/>
nige fun-<lb/>
den keinen<lb/>
geſchmack<lb/>
an der<lb/>
Bibel,</note><lb/>
Schein der goͤttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und<lb/>
die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt geſchmeckt <noteplace="foot"n="c"><hirendition="#aq">Hebr.<lb/>
II.</hi> 4.</note>; weil ſie ſich vom Sa-<lb/>
tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden laſſen; wurden al-<lb/>ſo leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen <noteplace="foot"n="d">2 <hirendition="#aq">Tim. IV.</hi> 3. 4.</note>, und waren<lb/>
des Verbotts die Heilige Schrifft zu leſen ſehr froh, dann ſie ohne<lb/>
dem keine Luſt hatten, den allerheiligſten, allerbeſten, billichſten und<lb/>ſeeligſten Willen GOttes, ſo darinn enthalten, und klar genug ge-<lb/>
offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwaͤhlen <noteplace="foot"n="e"><hirendition="#aq">Rom. XII. 2. Hoſ. VIII.</hi> 12.</note>, und gedachten, es<lb/>
iſt vor uns einfaͤltige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwuͤrden<lb/>
folgen, fallen wir in die Hoͤllen-Grub, ſo haben wir den Troſt, daß<lb/>
unſer Leiter mit hinein faller <noteplace="foot"n="f"><hirendition="#aq">Matth.<lb/>
XV.</hi> 14.</note>.</p><lb/><p>§. 18. Andere liebeten die falſche Ruh und fleiſchlichen Frieden,<noteplace="right">andere<lb/>
liebten die<lb/>
falſche<lb/>
Ruhe,</note><lb/>
woltens beym Praͤlaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl<lb/>ſamt tauſenderley Ungemach uͤber ſich ziehen, ſchwiegen demnach zu<lb/>
allem ſtill; ungeachtet ſie was beſſers erkannten, und das allgemei-<lb/>
ne Heyl der Seelen erfordert haͤtte, ſelbiges anzuzeigen <noteplace="foot"n="g"><hirendition="#aq">Joh. XII.</hi> 42. 43.</note>: allein<lb/>
Menſchen-Forcht hielte ſie zuruͤck <noteplace="foot"n="h"><hirendition="#aq">Jeſ. LI.</hi> 7-16.</note>, und viele vernuͤnfftliche Bedenck-<lb/>
lichkeiten <noteplace="foot"n="i"><hirendition="#aq">Gal. I.</hi> 16.</note>; es ſeye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es<lb/>
werde nur Grimm und Verfolgung erregen, alſo mache man ſich<lb/>
unnuͤtz in der Welt, und dergleichen mehr <noteplace="foot"n="k"><hirendition="#aq">Luc.<lb/>
XII.</hi> 4.</note>.</p><lb/><p>§. 19. Viele hatten ſo gar verfinſterte und zerſtreuete Hertzen,<noteplace="right">andere<lb/>
hatten ver-<lb/>
finſterte<lb/>
Hertzen,</note><lb/>
daß ſie zu keinem geiſtlichen Gefuͤhl oder Erhebung des Gemuͤths in<lb/>
GOTT kommen koͤnnten <noteplace="foot"n="l"><hirendition="#aq">Matth. XIII.</hi> 13-15.</note>, es lagen ſo viele Decken auf ihrem<lb/>
Seelen-Aug <noteplace="foot"n="m">2 <hirendition="#aq">Cor. III.</hi> 13-18.</note>, daß ſie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und<lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b b</fw><fwplace="bottom"type="catch">muͤhſame</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[561/0657]
Zuſchrifft.
gantze Sach iſt einem eintzigen Mann zu Rom uͤbergeben a, und
ſeinen naͤchſt Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und
nicht lange foͤrſchlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele
beyfielen, lieſſe ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei-
ben ſolle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b:
§. 17. Dann es hatten die wenigſten die Suͤſſigkeit, den hellen
Schein der goͤttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und
die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt geſchmeckt c; weil ſie ſich vom Sa-
tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden laſſen; wurden al-
ſo leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren
des Verbotts die Heilige Schrifft zu leſen ſehr froh, dann ſie ohne
dem keine Luſt hatten, den allerheiligſten, allerbeſten, billichſten und
ſeeligſten Willen GOttes, ſo darinn enthalten, und klar genug ge-
offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwaͤhlen e, und gedachten, es
iſt vor uns einfaͤltige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwuͤrden
folgen, fallen wir in die Hoͤllen-Grub, ſo haben wir den Troſt, daß
unſer Leiter mit hinein faller f.
Dann ei-
nige fun-
den keinen
geſchmack
an der
Bibel,
§. 18. Andere liebeten die falſche Ruh und fleiſchlichen Frieden,
woltens beym Praͤlaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl
ſamt tauſenderley Ungemach uͤber ſich ziehen, ſchwiegen demnach zu
allem ſtill; ungeachtet ſie was beſſers erkannten, und das allgemei-
ne Heyl der Seelen erfordert haͤtte, ſelbiges anzuzeigen g: allein
Menſchen-Forcht hielte ſie zuruͤck h, und viele vernuͤnfftliche Bedenck-
lichkeiten i; es ſeye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es
werde nur Grimm und Verfolgung erregen, alſo mache man ſich
unnuͤtz in der Welt, und dergleichen mehr k.
andere
liebten die
falſche
Ruhe,
§. 19. Viele hatten ſo gar verfinſterte und zerſtreuete Hertzen,
daß ſie zu keinem geiſtlichen Gefuͤhl oder Erhebung des Gemuͤths in
GOTT kommen koͤnnten l, es lagen ſo viele Decken auf ihrem
Seelen-Aug m, daß ſie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und
muͤhſame
andere
hatten ver-
finſterte
Hertzen,
a 2 Theſſ. II. 4-9. Apoc. XIV. 11.
b Jeſ. LIX. 14. 15.
c Hebr.
II. 4.
d 2 Tim. IV. 3. 4.
e Rom. XII. 2. Hoſ. VIII. 12.
f Matth.
XV. 14.
g Joh. XII. 42. 43.
h Jeſ. LI. 7-16.
i Gal. I. 16.
k Luc.
XII. 4.
l Matth. XIII. 13-15.
m 2 Cor. III. 13-18.
B b b b
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/657>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.