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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
gantze Sach ist einem eintzigen Mann zu Rom übergeben a, und
seinen nächst Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und
nicht lange förschlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele
beyfielen, liesse ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei-
ben solle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b:

§. 17. Dann es hatten die wenigsten die Süssigkeit, den hellenDann ei-
nige fun-
den keinen
geschmack
an der
Bibel,

Schein der göttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und
die Kräfften der künfftigen Welt geschmeckt c; weil sie sich vom Sa-
tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden lassen; wurden al-
so leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren
des Verbotts die Heilige Schrifft zu lesen sehr froh, dann sie ohne
dem keine Lust hatten, den allerheiligsten, allerbesten, billichsten und
seeligsten Willen GOttes, so darinn enthalten, und klar genug ge-
offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwählen e, und gedachten, es
ist vor uns einfältige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwürden
folgen, fallen wir in die Höllen-Grub, so haben wir den Trost, daß
unser Leiter mit hinein faller f.

§. 18. Andere liebeten die falsche Ruh und fleischlichen Frieden,andere
liebten die
falsche
Ruhe,

woltens beym Prälaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl
samt tausenderley Ungemach über sich ziehen, schwiegen demnach zu
allem still; ungeachtet sie was bessers erkannten, und das allgemei-
ne Heyl der Seelen erfordert hätte, selbiges anzuzeigen g: allein
Menschen-Forcht hielte sie zurück h, und viele vernünfftliche Bedenck-
lichkeiten i; es seye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es
werde nur Grimm und Verfolgung erregen, also mache man sich
unnütz in der Welt, und dergleichen mehr k.

§. 19. Viele hatten so gar verfinsterte und zerstreuete Hertzen,andere
hatten ver-
finsterte
Hertzen,

daß sie zu keinem geistlichen Gefühl oder Erhebung des Gemüths in
GOTT kommen könnten l, es lagen so viele Decken auf ihrem
Seelen-Aug m, daß sie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und

mühsame
a 2 Thess. II. 4-9. Apoc. XIV. 11.
b Jes. LIX. 14. 15.
c Hebr.
II.
4.
d 2 Tim. IV. 3. 4.
e Rom. XII. 2. Hos. VIII. 12.
f Matth.
XV.
14.
g Joh. XII. 42. 43.
h Jes. LI. 7-16.
i Gal. I. 16.
k Luc.
XII.
4.
l Matth. XIII. 13-15.
m 2 Cor. III. 13-18.
B b b b

Zuſchrifft.
gantze Sach iſt einem eintzigen Mann zu Rom uͤbergeben a, und
ſeinen naͤchſt Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und
nicht lange foͤrſchlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele
beyfielen, lieſſe ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei-
ben ſolle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b:

§. 17. Dann es hatten die wenigſten die Suͤſſigkeit, den hellenDann ei-
nige fun-
den keinen
geſchmack
an der
Bibel,

Schein der goͤttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und
die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt geſchmeckt c; weil ſie ſich vom Sa-
tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden laſſen; wurden al-
ſo leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren
des Verbotts die Heilige Schrifft zu leſen ſehr froh, dann ſie ohne
dem keine Luſt hatten, den allerheiligſten, allerbeſten, billichſten und
ſeeligſten Willen GOttes, ſo darinn enthalten, und klar genug ge-
offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwaͤhlen e, und gedachten, es
iſt vor uns einfaͤltige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwuͤrden
folgen, fallen wir in die Hoͤllen-Grub, ſo haben wir den Troſt, daß
unſer Leiter mit hinein faller f.

§. 18. Andere liebeten die falſche Ruh und fleiſchlichen Frieden,andere
liebten die
falſche
Ruhe,

woltens beym Praͤlaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl
ſamt tauſenderley Ungemach uͤber ſich ziehen, ſchwiegen demnach zu
allem ſtill; ungeachtet ſie was beſſers erkannten, und das allgemei-
ne Heyl der Seelen erfordert haͤtte, ſelbiges anzuzeigen g: allein
Menſchen-Forcht hielte ſie zuruͤck h, und viele vernuͤnfftliche Bedenck-
lichkeiten i; es ſeye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es
werde nur Grimm und Verfolgung erregen, alſo mache man ſich
unnuͤtz in der Welt, und dergleichen mehr k.

§. 19. Viele hatten ſo gar verfinſterte und zerſtreuete Hertzen,andere
hatten ver-
finſterte
Hertzen,

daß ſie zu keinem geiſtlichen Gefuͤhl oder Erhebung des Gemuͤths in
GOTT kommen koͤnnten l, es lagen ſo viele Decken auf ihrem
Seelen-Aug m, daß ſie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und

muͤhſame
a 2 Theſſ. II. 4-9. Apoc. XIV. 11.
b Jeſ. LIX. 14. 15.
c Hebr.
II.
4.
d 2 Tim. IV. 3. 4.
e Rom. XII. 2. Hoſ. VIII. 12.
f Matth.
XV.
14.
g Joh. XII. 42. 43.
h Jeſ. LI. 7-16.
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XII.
4.
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B b b b
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[561/0657] Zuſchrifft. gantze Sach iſt einem eintzigen Mann zu Rom uͤbergeben a, und ſeinen naͤchſt Zugethanen, welchen man blindlings folgen muß, und nicht lange foͤrſchlen. Darauf hielte er Umfrag, und da ihm viele beyfielen, lieſſe ers aufs Hand-Mehr ankommen, ob das Bild blei- ben ſolle? Und hiemit hatte er gewonnen Spiel b: §. 17. Dann es hatten die wenigſten die Suͤſſigkeit, den hellen Schein der goͤttlichen Wahrheiten in heiliger Schrifft erkannt, und die Kraͤfften der kuͤnfftigen Welt geſchmeckt c; weil ſie ſich vom Sa- tan mit allerhand Vortheilen der Welt blenden laſſen; wurden al- ſo leicht von widrigen Vorurtheilen eingenommen d, und waren des Verbotts die Heilige Schrifft zu leſen ſehr froh, dann ſie ohne dem keine Luſt hatten, den allerheiligſten, allerbeſten, billichſten und ſeeligſten Willen GOttes, ſo darinn enthalten, und klar genug ge- offenbaret, vor ihre Lebens-Regel zu erwaͤhlen e, und gedachten, es iſt vor uns einfaͤltige Layen genug, daß wir Jhr Hoch-Ehrwuͤrden folgen, fallen wir in die Hoͤllen-Grub, ſo haben wir den Troſt, daß unſer Leiter mit hinein faller f. Dann ei- nige fun- den keinen geſchmack an der Bibel, §. 18. Andere liebeten die falſche Ruh und fleiſchlichen Frieden, woltens beym Praͤlaten nicht verderben, noch den Bann-Strahl ſamt tauſenderley Ungemach uͤber ſich ziehen, ſchwiegen demnach zu allem ſtill; ungeachtet ſie was beſſers erkannten, und das allgemei- ne Heyl der Seelen erfordert haͤtte, ſelbiges anzuzeigen g: allein Menſchen-Forcht hielte ſie zuruͤck h, und viele vernuͤnfftliche Bedenck- lichkeiten i; es ſeye da gar nichts fruchtbarliches auszurichten, es werde nur Grimm und Verfolgung erregen, alſo mache man ſich unnuͤtz in der Welt, und dergleichen mehr k. andere liebten die falſche Ruhe, §. 19. Viele hatten ſo gar verfinſterte und zerſtreuete Hertzen, daß ſie zu keinem geiſtlichen Gefuͤhl oder Erhebung des Gemuͤths in GOTT kommen koͤnnten l, es lagen ſo viele Decken auf ihrem Seelen-Aug m, daß ſie einen unendlichen Kampff, Enthaltung und muͤhſame andere hatten ver- finſterte Hertzen, a 2 Theſſ. II. 4-9. Apoc. XIV. 11. b Jeſ. LIX. 14. 15. c Hebr. II. 4. d 2 Tim. IV. 3. 4. e Rom. XII. 2. Hoſ. VIII. 12. f Matth. XV. 14. g Joh. XII. 42. 43. h Jeſ. LI. 7-16. i Gal. I. 16. k Luc. XII. 4. l Matth. XIII. 13-15. m 2 Cor. III. 13-18. B b b b

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 561. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/657>, abgerufen am 22.11.2024.