muß, als die, so auf dem schmalen Himmels-Weg wandlen, man muß zusehen, daß sie ohne Geräusch mit süssen Träumen von der Beicht, Hilff der Bilder, und anderen lieblichen Einbildungen fein sachte in die Hölle fahren; Sagte anbey einem Priester ins Ohr: Proderit nobis. Es wird uns eine gute Melck-Kuhe seyn. Damit es aber auch von denen abgeschiedenen Seelen Nutzung ge- be, erdachte der auf alles trefflich wohl besinnte Mann einige Zeit hernach etwas, wovon jetzt nichts zusagen ist.
Als aber der Zuhö- rer die Bibel als das rechte Liecht an- priese,
§. 18. Als der obgemeldte Mann das hörete, hub er seine Au- gen auf gen Himmel, und sprach: O HERR JESU! gleichwohl ist dein Wort meinem Fuß eine Kertze, und ein Liecht meinem Steige a, dein Evangelium ist vollkommen, es erquicket die Seel, es sind nicht nur Muthmassungen und Wahrscheinlichkeiten, son- dern es ist ewig gewiß, es macht die Albern weise, es erfreuet das Hertz, und erleuchtet die Augen, sintemahl nichts unrichtiges noch unsauberes darinnen ist; es ist lieblicher dann Gold, und süsser dann Honigseim: Durch deine Lehre, und nicht durch geist- und leblose Bilder wird dein Knecht erinnert. Dann du, HERR Christe! bist gut und aufrichtig, und lehrest die Sünder deinen Weg, und kanst niemand betriegen; O Liecht der Welt! wer dir nachfolget, der wird nicht wandlen in der Finsterniß, sondern wird das Liecht des Lebens haben.
zoge der Bischoff darwider loß, und funde bey den mei- sten Bey- fall.
§. 16. Hierauf entbrannte der Bischoff in grossem Eyfer, ward zugleich über die Heilige Schrifft zornig, wandte sich rings herum zum Volck, sahe sie starr an, und sprach: Sehet doch! welch ein gefährlich Ding es ist, wann Ungestudierte sich unterstehen die Bibel zu lesen, wie sie sich dann alsobald ersrechen, ihrem Seelen-Hirten zu widersprechen, wie Korah, Dathan und Abiram; darum hütet euch vor dem Buch, dann das sollet ihr wissen, daß der Heilige Geist den Verstand zu eröffnen, nicht mehr gegeben wird einem je- den, der an JEsum glaubet b, ihme gehorchet, und mit hertzli- chem Verlangen sich über alles aus darnach sehnet, in Heiligkeit und Gerechtigkeit c GOTT täglich Früchte zu tragen, sondern die
gantze
aPs. CXIX. 105.
bAct. V. 32.
cLuc. I. 75.
Zuſchrifft.
muß, als die, ſo auf dem ſchmalen Himmels-Weg wandlen, man muß zuſehen, daß ſie ohne Geraͤuſch mit ſuͤſſen Traͤumen von der Beicht, Hilff der Bilder, und anderen lieblichen Einbildungen fein ſachte in die Hoͤlle fahren; Sagte anbey einem Prieſter ins Ohr: Proderit nobis. Es wird uns eine gute Melck-Kuhe ſeyn. Damit es aber auch von denen abgeſchiedenen Seelen Nutzung ge- be, erdachte der auf alles trefflich wohl beſinnte Mann einige Zeit hernach etwas, wovon jetzt nichts zuſagen iſt.
Als aber der Zuhoͤ- rer die Bibel als das rechte Liecht an- prieſe,
§. 18. Als der obgemeldte Mann das hoͤrete, hub er ſeine Au- gen auf gen Himmel, und ſprach: O HERR JESU! gleichwohl iſt dein Wort meinem Fuß eine Kertze, und ein Liecht meinem Steige a, dein Evangelium iſt vollkommen, es erquicket die Seel, es ſind nicht nur Muthmaſſungen und Wahrſcheinlichkeiten, ſon- dern es iſt ewig gewiß, es macht die Albern weiſe, es erfreuet das Hertz, und erleuchtet die Augen, ſintemahl nichts unrichtiges noch unſauberes darinnen iſt; es iſt lieblicher dann Gold, und ſuͤſſer dann Honigſeim: Durch deine Lehre, und nicht durch geiſt- und lebloſe Bilder wird dein Knecht erinnert. Dann du, HERR Chriſte! biſt gut und aufrichtig, und lehreſt die Suͤnder deinen Weg, und kanſt niemand betriegen; O Liecht der Welt! wer dir nachfolget, der wird nicht wandlen in der Finſterniß, ſondern wird das Liecht des Lebens haben.
zoge der Biſchoff darwider loß, und funde bey den mei- ſten Bey- fall.
§. 16. Hierauf entbrannte der Biſchoff in groſſem Eyfer, ward zugleich uͤber die Heilige Schrifft zornig, wandte ſich rings herum zum Volck, ſahe ſie ſtarr an, und ſprach: Sehet doch! welch ein gefaͤhrlich Ding es iſt, wann Ungeſtudierte ſich unterſtehen die Bibel zu leſen, wie ſie ſich dann alſobald erſrechen, ihrem Seelen-Hirten zu widerſprechen, wie Korah, Dathan und Abiram; darum huͤtet euch vor dem Buch, dann das ſollet ihr wiſſen, daß der Heilige Geiſt den Verſtand zu eroͤffnen, nicht mehr gegeben wird einem je- den, der an JEſum glaubet b, ihme gehorchet, und mit hertzli- chem Verlangen ſich uͤber alles aus darnach ſehnet, in Heiligkeit und Gerechtigkeit c GOTT taͤglich Fruͤchte zu tragen, ſondern die
gantze
aPſ. CXIX. 105.
bAct. V. 32.
cLuc. I. 75.
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Zuſchrifft.
muß, als die, ſo auf dem ſchmalen Himmels-Weg wandlen, man
muß zuſehen, daß ſie ohne Geraͤuſch mit ſuͤſſen Traͤumen von der
Beicht, Hilff der Bilder, und anderen lieblichen Einbildungen
fein ſachte in die Hoͤlle fahren; Sagte anbey einem Prieſter ins
Ohr: Proderit nobis. Es wird uns eine gute Melck-Kuhe ſeyn.
Damit es aber auch von denen abgeſchiedenen Seelen Nutzung ge-
be, erdachte der auf alles trefflich wohl beſinnte Mann einige Zeit
hernach etwas, wovon jetzt nichts zuſagen iſt.
§. 18. Als der obgemeldte Mann das hoͤrete, hub er ſeine Au-
gen auf gen Himmel, und ſprach: O HERR JESU! gleichwohl
iſt dein Wort meinem Fuß eine Kertze, und ein Liecht meinem
Steige a, dein Evangelium iſt vollkommen, es erquicket die Seel,
es ſind nicht nur Muthmaſſungen und Wahrſcheinlichkeiten, ſon-
dern es iſt ewig gewiß, es macht die Albern weiſe, es erfreuet das
Hertz, und erleuchtet die Augen, ſintemahl nichts unrichtiges noch
unſauberes darinnen iſt; es iſt lieblicher dann Gold, und ſuͤſſer dann
Honigſeim: Durch deine Lehre, und nicht durch geiſt- und lebloſe
Bilder wird dein Knecht erinnert. Dann du, HERR Chriſte!
biſt gut und aufrichtig, und lehreſt die Suͤnder deinen Weg, und
kanſt niemand betriegen; O Liecht der Welt! wer dir nachfolget, der
wird nicht wandlen in der Finſterniß, ſondern wird das Liecht des
Lebens haben.
§. 16. Hierauf entbrannte der Biſchoff in groſſem Eyfer, ward
zugleich uͤber die Heilige Schrifft zornig, wandte ſich rings herum
zum Volck, ſahe ſie ſtarr an, und ſprach: Sehet doch! welch ein
gefaͤhrlich Ding es iſt, wann Ungeſtudierte ſich unterſtehen die Bibel
zu leſen, wie ſie ſich dann alſobald erſrechen, ihrem Seelen-Hirten
zu widerſprechen, wie Korah, Dathan und Abiram; darum huͤtet
euch vor dem Buch, dann das ſollet ihr wiſſen, daß der Heilige
Geiſt den Verſtand zu eroͤffnen, nicht mehr gegeben wird einem je-
den, der an JEſum glaubet b, ihme gehorchet, und mit hertzli-
chem Verlangen ſich uͤber alles aus darnach ſehnet, in Heiligkeit
und Gerechtigkeit c GOTT taͤglich Fruͤchte zu tragen, ſondern die
gantze
a Pſ. CXIX. 105.
b Act. V. 32.
c Luc. I. 75.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/656>, abgerufen am 22.11.2024.
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