verschmähet! Man muß sagen, daß keine Barbaren ihren Dreck- Göttern so viel Spott, Schimpf und Unehr angethan, als unsere heutigen Nam-Christen der Allerheiligsten Göttlichen Majestät; ja kein Volck unter dem Himmel gehet so um mit seinem König! die Welt erstaunete, einen König von eignen Unterthanen enthauptet zu sehen; Muß dann nicht Himmel und Erden und Höll erstaunen, zu sehen wie der ewige GOtt, der Leutseligste, Lieb-volle, langmüthi- ge JEsus unter uns von Hohen und Niederen, Reichen und Armen, Geistlichen und Weltlichen, Burgern und Bauren, Jungen und Alten, mit Worten und Wercken vertrieben, verjagt und gecreutzi- get wird, und das ein und alle Tag, und gleichwohl leiden sie nicht gern, daß man sie Heyden tituliere; wie Lutherus gleichfalls in die- sem Buch über der Welt Undanck, Boßheit und greulichen Muth- willen klaget; Siehe die ersten Capitel der Weissagung Jeremiä, die uns leyder allzuwohl treffen.
§. 10. Sagst du? Behüt GOTT! so arg mach ich es nicht; ichJhre Heu- cheley und Blösse. glaube, hoffe, liebe, bette etc. Nun wohlan, hast du nicht gehört, daß unter den Heyden der wahre Dienst zu Jerusalem nachgemacht werde; ein gleiches geschiehet hier, die getaufften Heyden hören, daß die Freund und Jünger unsers HErrn JEsu Christi glauben, hoffen, lieben, betten etc. das äffen sie dann aus eigenen Kräfften und Wahl nach, machen ihnen selbst gar anmuthige und erquickliche Ge- dancken; ja sie formiren sich einen schöneren, kommlicheren Glauben als die wahren Christen haben, dann der vermasquierten Heyden selbst-gemachter, erlernter, eingeschwätzter Glaub gönnet ihnen alle Freyheit, Fleisches-Lust, Augen-Lust und hoffärtiges Leben zu lieben, sich der Welt in ihren Moden, Manieren, Reglen, Gebräuchen und Sitten gleich zu stellen, auch alle ihre Ergötzlichkeiten und Kommlichkei- ten mit zu geniessen, er kräncket auch ihre Jnclinationen und beliebte Gewohnheiten nicht biß aufs Blut und Tod, schrencket ihren Wil- len, Gedancken, Begierden auch nicht so gar genau ein, und ma- chet sie zu gar witzigen und reputierlichen Leuten, daß sie zu Stadt und Land etwas gelten, in Ruhm und Ehren bleiben, für gar ver- ständige, weise, fromme, manierliche Menschen gehalten werden etc. Es mahnet mich eben an die Kälber Jeroboams, der die Cherubim im Tempel nachbildete, wollte einmahl auch Cherubim und Tempel haben, hatte aber einen hertzlichen Abscheu ab den wahren von GOtt
geord-
(b)
verſchmaͤhet! Man muß ſagen, daß keine Barbaren ihren Dreck- Goͤttern ſo viel Spott, Schimpf und Unehr angethan, als unſere heutigen Nam-Chriſten der Allerheiligſten Goͤttlichen Majeſtaͤt; ja kein Volck unter dem Himmel gehet ſo um mit ſeinem Koͤnig! die Welt erſtaunete, einen Koͤnig von eignen Unterthanen enthauptet zu ſehen; Muß dann nicht Himmel und Erden und Hoͤll erſtaunen, zu ſehen wie der ewige GOtt, der Leutſeligſte, Lieb-volle, langmuͤthi- ge JEſus unter uns von Hohen und Niederen, Reichen und Armen, Geiſtlichen und Weltlichen, Burgern und Bauren, Jungen und Alten, mit Worten und Wercken vertrieben, verjagt und gecreutzi- get wird, und das ein und alle Tag, und gleichwohl leiden ſie nicht gern, daß man ſie Heyden tituliere; wie Lutherus gleichfalls in die- ſem Buch uͤber der Welt Undanck, Boßheit und greulichen Muth- willen klaget; Siehe die erſten Capitel der Weiſſagung Jeremiaͤ, die uns leyder allzuwohl treffen.
§. 10. Sagſt du? Behuͤt GOTT! ſo arg mach ich es nicht; ichJhre Heu- cheley und Bloͤſſe. glaube, hoffe, liebe, bette ꝛc. Nun wohlan, haſt du nicht gehoͤrt, daß unter den Heyden der wahre Dienſt zu Jeruſalem nachgemacht werde; ein gleiches geſchiehet hier, die getaufften Heyden hoͤren, daß die Freund und Juͤnger unſers HErrn JEſu Chriſti glauben, hoffen, lieben, betten ꝛc. das aͤffen ſie dann aus eigenen Kraͤfften und Wahl nach, machen ihnen ſelbſt gar anmuthige und erquickliche Ge- dancken; ja ſie formiren ſich einen ſchoͤneren, kommlicheren Glauben als die wahren Chriſten haben, dann der vermaſquierten Heyden ſelbſt-gemachter, erlernter, eingeſchwaͤtzter Glaub goͤnnet ihnen alle Freyheit, Fleiſches-Luſt, Augen-Luſt und hoffaͤrtiges Leben zu lieben, ſich der Welt in ihren Moden, Manieren, Reglen, Gebraͤuchen und Sitten gleich zu ſtellen, auch alle ihre Ergoͤtzlichkeiten und Kommlichkei- ten mit zu genieſſen, er kraͤncket auch ihre Jnclinationen und beliebte Gewohnheiten nicht biß aufs Blut und Tod, ſchrencket ihren Wil- len, Gedancken, Begierden auch nicht ſo gar genau ein, und ma- chet ſie zu gar witzigen und reputierlichen Leuten, daß ſie zu Stadt und Land etwas gelten, in Ruhm und Ehren bleiben, fuͤr gar ver- ſtaͤndige, weiſe, fromme, manierliche Menſchen gehalten werden ꝛc. Es mahnet mich eben an die Kaͤlber Jeroboams, der die Cherubim im Tempel nachbildete, wollte einmahl auch Cherubim und Tempel haben, hatte aber einen hertzlichen Abſcheu ab den wahren von GOtt
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(b)
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verſchmaͤhet! Man muß ſagen, daß keine Barbaren ihren Dreck-
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heutigen Nam-Chriſten der Allerheiligſten Goͤttlichen Majeſtaͤt; ja
kein Volck unter dem Himmel gehet ſo um mit ſeinem Koͤnig! die
Welt erſtaunete, einen Koͤnig von eignen Unterthanen enthauptet zu
ſehen; Muß dann nicht Himmel und Erden und Hoͤll erſtaunen, zu
ſehen wie der ewige GOtt, der Leutſeligſte, Lieb-volle, langmuͤthi-
ge JEſus unter uns von Hohen und Niederen, Reichen und Armen,
Geiſtlichen und Weltlichen, Burgern und Bauren, Jungen und
Alten, mit Worten und Wercken vertrieben, verjagt und gecreutzi-
get wird, und das ein und alle Tag, und gleichwohl leiden ſie nicht
gern, daß man ſie Heyden tituliere; wie Lutherus gleichfalls in die-
ſem Buch uͤber der Welt Undanck, Boßheit und greulichen Muth-
willen klaget; Siehe die erſten Capitel der Weiſſagung Jeremiaͤ,
die uns leyder allzuwohl treffen.
§. 10. Sagſt du? Behuͤt GOTT! ſo arg mach ich es nicht; ich
glaube, hoffe, liebe, bette ꝛc. Nun wohlan, haſt du nicht gehoͤrt,
daß unter den Heyden der wahre Dienſt zu Jeruſalem nachgemacht
werde; ein gleiches geſchiehet hier, die getaufften Heyden hoͤren,
daß die Freund und Juͤnger unſers HErrn JEſu Chriſti glauben,
hoffen, lieben, betten ꝛc. das aͤffen ſie dann aus eigenen Kraͤfften und
Wahl nach, machen ihnen ſelbſt gar anmuthige und erquickliche Ge-
dancken; ja ſie formiren ſich einen ſchoͤneren, kommlicheren Glauben
als die wahren Chriſten haben, dann der vermaſquierten Heyden
ſelbſt-gemachter, erlernter, eingeſchwaͤtzter Glaub goͤnnet ihnen alle
Freyheit, Fleiſches-Luſt, Augen-Luſt und hoffaͤrtiges Leben zu lieben,
ſich der Welt in ihren Moden, Manieren, Reglen, Gebraͤuchen und
Sitten gleich zu ſtellen, auch alle ihre Ergoͤtzlichkeiten und Kommlichkei-
ten mit zu genieſſen, er kraͤncket auch ihre Jnclinationen und beliebte
Gewohnheiten nicht biß aufs Blut und Tod, ſchrencket ihren Wil-
len, Gedancken, Begierden auch nicht ſo gar genau ein, und ma-
chet ſie zu gar witzigen und reputierlichen Leuten, daß ſie zu Stadt
und Land etwas gelten, in Ruhm und Ehren bleiben, fuͤr gar ver-
ſtaͤndige, weiſe, fromme, manierliche Menſchen gehalten werden ꝛc.
Es mahnet mich eben an die Kaͤlber Jeroboams, der die Cherubim
im Tempel nachbildete, wollte einmahl auch Cherubim und Tempel
haben, hatte aber einen hertzlichen Abſcheu ab den wahren von GOtt
geord-
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Bloͤſſe.
(b)
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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