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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
und gibt euch vom neuen Gewächs des Wein-Stocks ins Vatters
Reich, und ihr seyd GOttes liebe Kostgänger a, und werdet mit
himmlischer Freud und Fried geweidet, laut des Gnaden-Bunds.
Wiewohl der alte Adam manchen bittern Tranck schlucken muß,
ehe der Eigen-Wille todt und man dahin gekommen, daß man sich
in der That, und nicht nur in der Einbildung an denen Gütern
des Himmelreichs ergötzen könne b, und von denen Früchten Ca-
naans essen; da dann freylich das süsse Leben im Willen Christi
alles vorigen Leidens vergessen macht c. Alsdann knyet man nicht
nur etwan eine Viertelstund vor dem Sacrament, welches den al-
ten Adam gar leicht ankommt, sondern die Seel sincket Tag und
Nacht in ihr Nichts, in tieffer Anbettung der hohen Majestät des
ewigen Hohen-Priester d, welcher ohne Unterlaß sein Urim und
Thummim, seine ausblitzenden Vollkommenheiten, Licht und Recht
in das Hertz hinein scheinen lasset, zu immerwährender Zurechtwei-
sung der Seelen in die Vereinigung mit GOtt. Kommts nicht
dahin mit euch, so habt ihr euch gar nichts zu rühmen gegen denen
Römisch-Catholischen, und wolte ich für euer Christenthum nicht
aufstehen.

Des ewi-
gen Liech-
tes.

§. 4. Jene haben, wie gemeldt, ein stäts brennen des Licht
in ihrer Kirch, dann nachdem der äussere Christen-Hauff dem wah-
ren Bräutigam untreu e, und von dem Haupt Christo abtrünnig
worden f, auch mit Augen-Lust, Fleisches-Lust und hoffärtigem Le-
ben g, als mit wüstem Gestanck, den Heiligen Geist die himmli-
sche Taube vertrieben, und sie gleichwohl einmahl Christen, das ist,
Gesalbete heissen wollten, dabey aber keinen Weg noch Bahn wüß-
ten, das Gnaden-Oel und himmlische Salbung von GOtt zu be-
kommen und es sich ihnen nicht schickte, ihr Hertzens-Gefäß von der
Welt Unrath auslähren zu lassen, und den Heiligen Geist vom
Vatter zu erbitten; Sehet! da hielten sie es das Kommlichste zu
seyn, beym Krämer leiblich materialisch Oel zu kauffen, damit
doch etwan ein Wachs-Licht oder Ampel das Beste thue, und einen
Augenschein gebe, weilen bey nahe niemand mehr vorhanden ware,
der in der Liebe GOttes eine brennende und scheinende Kertze seyn

konnte,
a Eph. II. 19.
b Ps. CVI. 5.
c Joh. XVI. 21. 22.
d Apoc. IV. 10.
e Hos. VIII. 9. 10.
f 2 Thess. II. 3.
g 2 Tim. III. 1-9.

Zuſchrifft.
und gibt euch vom neuen Gewaͤchs des Wein-Stocks ins Vatters
Reich, und ihr ſeyd GOttes liebe Koſtgaͤnger a, und werdet mit
himmliſcher Freud und Fried geweidet, laut des Gnaden-Bunds.
Wiewohl der alte Adam manchen bittern Tranck ſchlucken muß,
ehe der Eigen-Wille todt und man dahin gekommen, daß man ſich
in der That, und nicht nur in der Einbildung an denen Guͤtern
des Himmelreichs ergoͤtzen koͤnne b, und von denen Fruͤchten Ca-
naans eſſen; da dann freylich das ſuͤſſe Leben im Willen Chriſti
alles vorigen Leidens vergeſſen macht c. Alsdann knyet man nicht
nur etwan eine Viertelſtund vor dem Sacrament, welches den al-
ten Adam gar leicht ankommt, ſondern die Seel ſincket Tag und
Nacht in ihr Nichts, in tieffer Anbettung der hohen Majeſtaͤt des
ewigen Hohen-Prieſter d, welcher ohne Unterlaß ſein Urim und
Thummim, ſeine ausblitzenden Vollkommenheiten, Licht und Recht
in das Hertz hinein ſcheinen laſſet, zu immerwaͤhrender Zurechtwei-
ſung der Seelen in die Vereinigung mit GOtt. Kommts nicht
dahin mit euch, ſo habt ihr euch gar nichts zu ruͤhmen gegen denen
Roͤmiſch-Catholiſchen, und wolte ich fuͤr euer Chriſtenthum nicht
aufſtehen.

Des ewi-
gen Liech-
tes.

§. 4. Jene haben, wie gemeldt, ein ſtaͤts brennen des Licht
in ihrer Kirch, dann nachdem der aͤuſſere Chriſten-Hauff dem wah-
ren Braͤutigam untreu e, und von dem Haupt Chriſto abtruͤnnig
worden f, auch mit Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffaͤrtigem Le-
ben g, als mit wuͤſtem Geſtanck, den Heiligen Geiſt die himmli-
ſche Taube vertrieben, und ſie gleichwohl einmahl Chriſten, das iſt,
Geſalbete heiſſen wollten, dabey aber keinen Weg noch Bahn wuͤß-
ten, das Gnaden-Oel und himmliſche Salbung von GOtt zu be-
kommen und es ſich ihnen nicht ſchickte, ihr Hertzens-Gefaͤß von der
Welt Unrath auslaͤhren zu laſſen, und den Heiligen Geiſt vom
Vatter zu erbitten; Sehet! da hielten ſie es das Kommlichſte zu
ſeyn, beym Kraͤmer leiblich materialiſch Oel zu kauffen, damit
doch etwan ein Wachs-Licht oder Ampel das Beſte thue, und einen
Augenſchein gebe, weilen bey nahe niemand mehr vorhanden ware,
der in der Liebe GOttes eine brennende und ſcheinende Kertze ſeyn

konnte,
a Eph. II. 19.
b Pſ. CVI. 5.
c Joh. XVI. 21. 22.
d Apoc. IV. 10.
e Hoſ. VIII. 9. 10.
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g 2 Tim. III. 1-9.
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[548/0644] Zuſchrifft. und gibt euch vom neuen Gewaͤchs des Wein-Stocks ins Vatters Reich, und ihr ſeyd GOttes liebe Koſtgaͤnger a, und werdet mit himmliſcher Freud und Fried geweidet, laut des Gnaden-Bunds. Wiewohl der alte Adam manchen bittern Tranck ſchlucken muß, ehe der Eigen-Wille todt und man dahin gekommen, daß man ſich in der That, und nicht nur in der Einbildung an denen Guͤtern des Himmelreichs ergoͤtzen koͤnne b, und von denen Fruͤchten Ca- naans eſſen; da dann freylich das ſuͤſſe Leben im Willen Chriſti alles vorigen Leidens vergeſſen macht c. Alsdann knyet man nicht nur etwan eine Viertelſtund vor dem Sacrament, welches den al- ten Adam gar leicht ankommt, ſondern die Seel ſincket Tag und Nacht in ihr Nichts, in tieffer Anbettung der hohen Majeſtaͤt des ewigen Hohen-Prieſter d, welcher ohne Unterlaß ſein Urim und Thummim, ſeine ausblitzenden Vollkommenheiten, Licht und Recht in das Hertz hinein ſcheinen laſſet, zu immerwaͤhrender Zurechtwei- ſung der Seelen in die Vereinigung mit GOtt. Kommts nicht dahin mit euch, ſo habt ihr euch gar nichts zu ruͤhmen gegen denen Roͤmiſch-Catholiſchen, und wolte ich fuͤr euer Chriſtenthum nicht aufſtehen. §. 4. Jene haben, wie gemeldt, ein ſtaͤts brennen des Licht in ihrer Kirch, dann nachdem der aͤuſſere Chriſten-Hauff dem wah- ren Braͤutigam untreu e, und von dem Haupt Chriſto abtruͤnnig worden f, auch mit Augen-Luſt, Fleiſches-Luſt und hoffaͤrtigem Le- ben g, als mit wuͤſtem Geſtanck, den Heiligen Geiſt die himmli- ſche Taube vertrieben, und ſie gleichwohl einmahl Chriſten, das iſt, Geſalbete heiſſen wollten, dabey aber keinen Weg noch Bahn wuͤß- ten, das Gnaden-Oel und himmliſche Salbung von GOtt zu be- kommen und es ſich ihnen nicht ſchickte, ihr Hertzens-Gefaͤß von der Welt Unrath auslaͤhren zu laſſen, und den Heiligen Geiſt vom Vatter zu erbitten; Sehet! da hielten ſie es das Kommlichſte zu ſeyn, beym Kraͤmer leiblich materialiſch Oel zu kauffen, damit doch etwan ein Wachs-Licht oder Ampel das Beſte thue, und einen Augenſchein gebe, weilen bey nahe niemand mehr vorhanden ware, der in der Liebe GOttes eine brennende und ſcheinende Kertze ſeyn konnte, a Eph. II. 19. b Pſ. CVI. 5. c Joh. XVI. 21. 22. d Apoc. IV. 10. e Hoſ. VIII. 9. 10. f 2 Theſſ. II. 3. g 2 Tim. III. 1-9.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/644>, abgerufen am 22.11.2024.