Fleisch allzu langweilig, derowegen sprache man den Becken an, er sollte eine Fladen machen, und damit es ein Ansehen habe, so ward ein Priester geweihet, der mußte mit noch weit geringerer Mühe, als der Beck, nehmlich mit etlichen wenigen Worten und Gebärden den Leib Christi daraus machen, das dem armen Volck geben, und es bereden, sie hätten nun Christum in sich empfangen zum ewigen Leben. Darmit ward der rechte, in alle Ewigkeit le- bende, und über Sünd, Teufel und Welt zur Rechten GOttes triumphirende JEsus aus der Acht gelassen, der gemeinsame Umgang mit ihm denen Gläubigen abgesprochen, mit ihme der Welt gecreu- tzigt zu werden a, hinaus zu gehen vor das Lager, und seine Schmach zu tragen b, sich selbst zu verläugnen, das Creutz täglich auf sich zu nehmen c, und sich stäts zur Anfechtung zu schicken, wie eine Braut zur Hochzeit, und JEsu nachzufolgen, vor unnöthig gehalten; ja die allen Reichs-Genossen GOttes scharff eingedingte Armuth deß Geistes, die Abgeschiedenheit von allem Anhang der Creatur d, die Reinigkeit des Hertzens GOtt zu schauen e, die un- verdroßne Zerbrechung des eigenen Willens, in gehorsamer Unter- werffung unter GOtt und Menschen, wurden überflüßige Werck, ope- ra super erogacoria gescholten, und wurde dieses der Braut des Lamms unumgänglich-nöthige Hochzeit-Geschmeid jenen abgezogen, hin und her auf die Jahr-Märckte verschickt, zu verkauffen, und wie- der andern feil zu bieten, biß an der Welt Ende. O GOTT! lasse dichs doch endlich der armen köstlichen Seelen erbarmen!
Das We- sen der Re- ligion ist lauter Geist und Leben.
§. 3. Wollet ihr aber nicht, daß euch ein erschröcklich Gericht treffe; ach so bettet ohne Unterlaß f, daß das allmächtige und sieg- reiche Leben JEsu euch gantz einnehme g, hanget GOtt recht an im Glauben h, wachset fein in JEsum hinein, zu lebendigen, saffti- gen, fruchtbaren Zweigen i, hasset alles Böse, sterbet der Sünd und Welt ab. Ach welche verborgene Wercke GOttes sind das in der Seele, geb wie gemein sonst die Wort davon sind! Dann es bleibt eine unlaugbare ewige Wahrheit, daß kein Mensch mehr von GOt- tes Wort verstehet, als er in Ubung bringt k; dieses kame mir auch
ehemahls
aGal. VI. 14.
bHebr. XII. 13.
cLuc. IX. 23.
dPs. LXXIII. 25. 26.
eMatth. V. 8.
f 1 Thess. V. 17.
gGal. III. 20.
h 1 Cor. VI. 17.
iEph. IV. 15.
kJoh. VII. 17.
Zuſchrifft.
Fleiſch allzu langweilig, derowegen ſprache man den Becken an, er ſollte eine Fladen machen, und damit es ein Anſehen habe, ſo ward ein Prieſter geweihet, der mußte mit noch weit geringerer Muͤhe, als der Beck, nehmlich mit etlichen wenigen Worten und Gebaͤrden den Leib Chriſti daraus machen, das dem armen Volck geben, und es bereden, ſie haͤtten nun Chriſtum in ſich empfangen zum ewigen Leben. Darmit ward der rechte, in alle Ewigkeit le- bende, und uͤber Suͤnd, Teufel und Welt zur Rechten GOttes triumphirende JEſus aus der Acht gelaſſen, der gemeinſame Umgang mit ihm denen Glaͤubigen abgeſprochen, mit ihme der Welt gecreu- tzigt zu werden a, hinaus zu gehen vor das Lager, und ſeine Schmach zu tragen b, ſich ſelbſt zu verlaͤugnen, das Creutz taͤglich auf ſich zu nehmen c, und ſich ſtaͤts zur Anfechtung zu ſchicken, wie eine Braut zur Hochzeit, und JEſu nachzufolgen, vor unnoͤthig gehalten; ja die allen Reichs-Genoſſen GOttes ſcharff eingedingte Armuth deß Geiſtes, die Abgeſchiedenheit von allem Anhang der Creatur d, die Reinigkeit des Hertzens GOtt zu ſchauen e, die un- verdroßne Zerbrechung des eigenen Willens, in gehorſamer Unter- werffung unter GOtt und Menſchen, wurden uͤberfluͤßige Werck, ope- ra ſuper erogacoria geſcholten, und wurde dieſes der Braut des Lamms unumgaͤnglich-noͤthige Hochzeit-Geſchmeid jenen abgezogen, hin und her auf die Jahr-Maͤrckte verſchickt, zu verkauffen, und wie- der andern feil zu bieten, biß an der Welt Ende. O GOTT! laſſe dichs doch endlich der armen koͤſtlichen Seelen erbarmen!
Das We- ſen der Re- ligion iſt lauter Geiſt und Leben.
§. 3. Wollet ihr aber nicht, daß euch ein erſchroͤcklich Gericht treffe; ach ſo bettet ohne Unterlaß f, daß das allmaͤchtige und ſieg- reiche Leben JEſu euch gantz einnehme g, hanget GOtt recht an im Glauben h, wachſet fein in JEſum hinein, zu lebendigen, ſaffti- gen, fruchtbaren Zweigen i, haſſet alles Boͤſe, ſterbet der Suͤnd und Welt ab. Ach welche verborgene Wercke GOttes ſind das in der Seele, geb wie gemein ſonſt die Wort davon ſind! Dann es bleibt eine unlaugbare ewige Wahrheit, daß kein Menſch mehr von GOt- tes Wort verſtehet, als er in Ubung bringt k; dieſes kame mir auch
ehemahls
aGal. VI. 14.
bHebr. XII. 13.
cLuc. IX. 23.
dPſ. LXXIII. 25. 26.
eMatth. V. 8.
f 1 Theſſ. V. 17.
gGal. III. 20.
h 1 Cor. VI. 17.
iEph. IV. 15.
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[546/0642]
Zuſchrifft.
Fleiſch allzu langweilig, derowegen ſprache man den Becken an, er
ſollte eine Fladen machen, und damit es ein Anſehen habe, ſo
ward ein Prieſter geweihet, der mußte mit noch weit geringerer
Muͤhe, als der Beck, nehmlich mit etlichen wenigen Worten und
Gebaͤrden den Leib Chriſti daraus machen, das dem armen Volck
geben, und es bereden, ſie haͤtten nun Chriſtum in ſich empfangen
zum ewigen Leben. Darmit ward der rechte, in alle Ewigkeit le-
bende, und uͤber Suͤnd, Teufel und Welt zur Rechten GOttes
triumphirende JEſus aus der Acht gelaſſen, der gemeinſame Umgang
mit ihm denen Glaͤubigen abgeſprochen, mit ihme der Welt gecreu-
tzigt zu werden a, hinaus zu gehen vor das Lager, und ſeine
Schmach zu tragen b, ſich ſelbſt zu verlaͤugnen, das Creutz taͤglich
auf ſich zu nehmen c, und ſich ſtaͤts zur Anfechtung zu ſchicken, wie
eine Braut zur Hochzeit, und JEſu nachzufolgen, vor unnoͤthig
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Armuth deß Geiſtes, die Abgeſchiedenheit von allem Anhang der
Creatur d, die Reinigkeit des Hertzens GOtt zu ſchauen e, die un-
verdroßne Zerbrechung des eigenen Willens, in gehorſamer Unter-
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ra ſuper erogacoria geſcholten, und wurde dieſes der Braut des
Lamms unumgaͤnglich-noͤthige Hochzeit-Geſchmeid jenen abgezogen,
hin und her auf die Jahr-Maͤrckte verſchickt, zu verkauffen, und wie-
der andern feil zu bieten, biß an der Welt Ende. O GOTT!
laſſe dichs doch endlich der armen koͤſtlichen Seelen erbarmen!
§. 3. Wollet ihr aber nicht, daß euch ein erſchroͤcklich Gericht
treffe; ach ſo bettet ohne Unterlaß f, daß das allmaͤchtige und ſieg-
reiche Leben JEſu euch gantz einnehme g, hanget GOtt recht an im
Glauben h, wachſet fein in JEſum hinein, zu lebendigen, ſaffti-
gen, fruchtbaren Zweigen i, haſſet alles Boͤſe, ſterbet der Suͤnd und
Welt ab. Ach welche verborgene Wercke GOttes ſind das in der
Seele, geb wie gemein ſonſt die Wort davon ſind! Dann es bleibt
eine unlaugbare ewige Wahrheit, daß kein Menſch mehr von GOt-
tes Wort verſtehet, als er in Ubung bringt k; dieſes kame mir auch
ehemahls
a Gal. VI. 14.
b Hebr. XII. 13.
c Luc. IX. 23.
d Pſ. LXXIII.
25. 26.
e Matth. V. 8.
f 1 Theſſ. V. 17.
g Gal. III. 20.
h 1 Cor.
VI. 17.
i Eph. IV. 15.
k Joh. VII. 17.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 546. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/642>, abgerufen am 22.11.2024.
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