Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Zuschrifft.
Tigel triumphieret, das Gewissen beisse ihn nicht seines gantzen Le-
bens halber, so habe die Fackel Jehovah schon in seinen jungen Jah-
ren ob seinen Zelten geleuchtet; Die Wurtzel aber aller Sünden
ist, GOTT aus den Augen setzen, und die Sinnen von ihm ab-
kehren zu sich selbst; Je weniger einer solches thut, je näher ist er
dem Himmelreich.

Wie hoch wurde wohl euer Land im Himmel geachtet seyn, wann
so edle Menschen darinnen der stillen Ewigkeit zu wanderten! Welch
ein lieblicher Geruch wurde die benachbarten Länder anwähen,
wann so kostbahre Gewächse bey euch hervor kämen! Also hätte euer
Erdreich wohl einen himmlisch-fruchtbaren Boden.

§. 18. Und wie wurde sich das Haus Jsrael freuen, einenDavid.
David unter euch zu sehen, einen Mann nach dem Hertzen GOttes,
der seinem GOTT vieles, ja alles Gute zutraue, der unterweilen
in dem Meer der Göttlichen Allmacht, Weißheit und Güte versin-
cke und ertrincke, der sich aus innigster Glaubens-Bewegung wie
eine Lerch im Lob seines JESU wohlgemuth erschwinge, den we-
der Sünd noch Gesetz von seinem Liebes-GOtt abtreibe, der seine
tieffste Seelen-Wunden JESU offenhertzig und wehmüthig klage,
den auch das gräulichste Versehen in seinem Durst nach Christi
Blut nur hitziger mache, der unterm schwersten Creutz GOTT still
halte, biß ers selbst abnimmt, der die schönsten Gelegenheiten, sich
an seinen ärgsten Verfolgern zu rächen, zu Sieges-Säulen der
Gedult, Langmuth und Liebe mache, ihnen auch durch andere kein
Leyd zufügen lasse, und nach erlittenem grösten Unrecht seiner
Feinden Untergang von Hertzen betraure, so fern, daß man je-
mahlen in seine Gedancken genommen hätte, ihr Verderben auf ei-
nigerley Weise oder Wege zu beschleunigen, der getrosten Zuver-
sicht, GOTT werde mit seinem Heyl und Hülff nicht eine Minu-
te länger ausbleiben, als es gut und seelig seye, indem er alles auf
das herrlichste abgemessen in seinem Rath. GOTT schaffe selbst
solche Davidische Hertzen unter euch, die unersättlich bleiben desJhr Ma-
rien Bild
solle seyn
die Nach-
artung
derselben
Tugenden.

Lobs und der Liebe JESU, biß an den letzten Athem-Zug!

§. 19. Unter denen Römisch-Catholischen siehet man allenthalben
die Bildniß der hoch-gebenedeyten Jungfrau Maria; Wir ge-
stehen daß sie also hohe und unvergleichliche Gnade von GOTT

empfan-
Y y y 3

Zuſchrifft.
Tigel triumphieret, das Gewiſſen beiſſe ihn nicht ſeines gantzen Le-
bens halber, ſo habe die Fackel Jehovah ſchon in ſeinen jungen Jah-
ren ob ſeinen Zelten geleuchtet; Die Wurtzel aber aller Suͤnden
iſt, GOTT aus den Augen ſetzen, und die Sinnen von ihm ab-
kehren zu ſich ſelbſt; Je weniger einer ſolches thut, je naͤher iſt er
dem Himmelreich.

Wie hoch wurde wohl euer Land im Himmel geachtet ſeyn, wann
ſo edle Menſchen darinnen der ſtillen Ewigkeit zu wanderten! Welch
ein lieblicher Geruch wurde die benachbarten Laͤnder anwaͤhen,
wann ſo koſtbahre Gewaͤchſe bey euch hervor kaͤmen! Alſo haͤtte euer
Erdreich wohl einen himmliſch-fruchtbaren Boden.

§. 18. Und wie wurde ſich das Haus Jſrael freuen, einenDavid.
David unter euch zu ſehen, einen Mann nach dem Hertzen GOttes,
der ſeinem GOTT vieles, ja alles Gute zutraue, der unterweilen
in dem Meer der Goͤttlichen Allmacht, Weißheit und Guͤte verſin-
cke und ertrincke, der ſich aus innigſter Glaubens-Bewegung wie
eine Lerch im Lob ſeines JESU wohlgemuth erſchwinge, den we-
der Suͤnd noch Geſetz von ſeinem Liebes-GOtt abtreibe, der ſeine
tieffſte Seelen-Wunden JESU offenhertzig und wehmuͤthig klage,
den auch das graͤulichſte Verſehen in ſeinem Durſt nach Chriſti
Blut nur hitziger mache, der unterm ſchwerſten Creutz GOTT ſtill
halte, biß ers ſelbſt abnimmt, der die ſchoͤnſten Gelegenheiten, ſich
an ſeinen aͤrgſten Verfolgern zu raͤchen, zu Sieges-Saͤulen der
Gedult, Langmuth und Liebe mache, ihnen auch durch andere kein
Leyd zufuͤgen laſſe, und nach erlittenem groͤſten Unrecht ſeiner
Feinden Untergang von Hertzen betraure, ſo fern, daß man je-
mahlen in ſeine Gedancken genommen haͤtte, ihr Verderben auf ei-
nigerley Weiſe oder Wege zu beſchleunigen, der getroſten Zuver-
ſicht, GOTT werde mit ſeinem Heyl und Huͤlff nicht eine Minu-
te laͤnger ausbleiben, als es gut und ſeelig ſeye, indem er alles auf
das herrlichſte abgemeſſen in ſeinem Rath. GOTT ſchaffe ſelbſt
ſolche Davidiſche Hertzen unter euch, die unerſaͤttlich bleiben desJhr Ma-
rien Bild
ſolle ſeyn
die Nach-
artung
derſelben
Tugenden.

Lobs und der Liebe JESU, biß an den letzten Athem-Zug!

§. 19. Unter denen Roͤmiſch-Catholiſchen ſiehet man allenthalben
die Bildniß der hoch-gebenedeyten Jungfrau Maria; Wir ge-
ſtehen daß ſie alſo hohe und unvergleichliche Gnade von GOTT

empfan-
Y y y 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0637" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zu&#x017F;chrifft.</hi></fw><lb/>
Tigel triumphieret, das Gewi&#x017F;&#x017F;en bei&#x017F;&#x017F;e ihn nicht &#x017F;eines gantzen Le-<lb/>
bens halber, &#x017F;o habe die Fackel Jehovah &#x017F;chon in &#x017F;einen jungen Jah-<lb/>
ren ob &#x017F;einen Zelten geleuchtet; Die Wurtzel aber aller Su&#x0364;nden<lb/>
i&#x017F;t, GOTT aus den Augen &#x017F;etzen, und die Sinnen von ihm ab-<lb/>
kehren zu &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t; Je weniger einer &#x017F;olches thut, je na&#x0364;her i&#x017F;t er<lb/>
dem Himmelreich.</p><lb/>
          <p>Wie hoch wurde wohl euer Land im Himmel geachtet &#x017F;eyn, wann<lb/>
&#x017F;o edle Men&#x017F;chen darinnen der &#x017F;tillen Ewigkeit zu wanderten! Welch<lb/>
ein lieblicher Geruch wurde die benachbarten La&#x0364;nder anwa&#x0364;hen,<lb/>
wann &#x017F;o ko&#x017F;tbahre Gewa&#x0364;ch&#x017F;e bey euch hervor ka&#x0364;men! Al&#x017F;o ha&#x0364;tte euer<lb/>
Erdreich wohl einen himmli&#x017F;ch-fruchtbaren Boden.</p><lb/>
          <p>§. 18. Und wie wurde &#x017F;ich das Haus J&#x017F;rael freuen, einen<note place="right">David.</note><lb/><hi rendition="#fr">David</hi> unter euch zu &#x017F;ehen, einen Mann nach dem Hertzen GOttes,<lb/>
der &#x017F;einem GOTT vieles, ja alles Gute zutraue, der unterweilen<lb/>
in dem Meer der Go&#x0364;ttlichen Allmacht, Weißheit und Gu&#x0364;te ver&#x017F;in-<lb/>
cke und ertrincke, der &#x017F;ich aus innig&#x017F;ter Glaubens-Bewegung wie<lb/>
eine Lerch im Lob &#x017F;eines JESU wohlgemuth er&#x017F;chwinge, den we-<lb/>
der Su&#x0364;nd noch Ge&#x017F;etz von &#x017F;einem Liebes-GOtt abtreibe, der &#x017F;eine<lb/>
tieff&#x017F;te Seelen-Wunden JESU offenhertzig und wehmu&#x0364;thig klage,<lb/>
den auch das gra&#x0364;ulich&#x017F;te Ver&#x017F;ehen in &#x017F;einem Dur&#x017F;t nach Chri&#x017F;ti<lb/>
Blut nur hitziger mache, der unterm &#x017F;chwer&#x017F;ten Creutz GOTT &#x017F;till<lb/>
halte, biß ers &#x017F;elb&#x017F;t abnimmt, der die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Gelegenheiten, &#x017F;ich<lb/>
an &#x017F;einen a&#x0364;rg&#x017F;ten Verfolgern zu ra&#x0364;chen, zu Sieges-Sa&#x0364;ulen der<lb/>
Gedult, Langmuth und Liebe mache, ihnen auch durch andere kein<lb/>
Leyd zufu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;e, und nach erlittenem gro&#x0364;&#x017F;ten Unrecht &#x017F;einer<lb/>
Feinden Untergang von Hertzen betraure, &#x017F;o fern, daß man je-<lb/>
mahlen in &#x017F;eine Gedancken genommen ha&#x0364;tte, ihr Verderben auf ei-<lb/>
nigerley Wei&#x017F;e oder Wege zu be&#x017F;chleunigen, der getro&#x017F;ten Zuver-<lb/>
&#x017F;icht, GOTT werde mit &#x017F;einem Heyl und Hu&#x0364;lff nicht eine Minu-<lb/>
te la&#x0364;nger ausbleiben, als es gut und &#x017F;eelig &#x017F;eye, indem er alles auf<lb/>
das herrlich&#x017F;te abgeme&#x017F;&#x017F;en in &#x017F;einem Rath. GOTT &#x017F;chaffe &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
&#x017F;olche Davidi&#x017F;che Hertzen unter euch, die uner&#x017F;a&#x0364;ttlich bleiben des<note place="right">Jhr Ma-<lb/>
rien Bild<lb/>
&#x017F;olle &#x017F;eyn<lb/>
die Nach-<lb/>
artung<lb/>
der&#x017F;elben<lb/>
Tugenden.</note><lb/>
Lobs und der Liebe JESU, biß an den letzten Athem-Zug!</p><lb/>
          <p>§. 19. Unter denen Ro&#x0364;mi&#x017F;ch-Catholi&#x017F;chen &#x017F;iehet man allenthalben<lb/>
die Bildniß der hoch-gebenedeyten <hi rendition="#fr">Jungfrau Maria;</hi> Wir ge-<lb/>
&#x017F;tehen daß &#x017F;ie al&#x017F;o hohe und unvergleichliche Gnade von GOTT<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y 3</fw><fw place="bottom" type="catch">empfan-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[541/0637] Zuſchrifft. Tigel triumphieret, das Gewiſſen beiſſe ihn nicht ſeines gantzen Le- bens halber, ſo habe die Fackel Jehovah ſchon in ſeinen jungen Jah- ren ob ſeinen Zelten geleuchtet; Die Wurtzel aber aller Suͤnden iſt, GOTT aus den Augen ſetzen, und die Sinnen von ihm ab- kehren zu ſich ſelbſt; Je weniger einer ſolches thut, je naͤher iſt er dem Himmelreich. Wie hoch wurde wohl euer Land im Himmel geachtet ſeyn, wann ſo edle Menſchen darinnen der ſtillen Ewigkeit zu wanderten! Welch ein lieblicher Geruch wurde die benachbarten Laͤnder anwaͤhen, wann ſo koſtbahre Gewaͤchſe bey euch hervor kaͤmen! Alſo haͤtte euer Erdreich wohl einen himmliſch-fruchtbaren Boden. §. 18. Und wie wurde ſich das Haus Jſrael freuen, einen David unter euch zu ſehen, einen Mann nach dem Hertzen GOttes, der ſeinem GOTT vieles, ja alles Gute zutraue, der unterweilen in dem Meer der Goͤttlichen Allmacht, Weißheit und Guͤte verſin- cke und ertrincke, der ſich aus innigſter Glaubens-Bewegung wie eine Lerch im Lob ſeines JESU wohlgemuth erſchwinge, den we- der Suͤnd noch Geſetz von ſeinem Liebes-GOtt abtreibe, der ſeine tieffſte Seelen-Wunden JESU offenhertzig und wehmuͤthig klage, den auch das graͤulichſte Verſehen in ſeinem Durſt nach Chriſti Blut nur hitziger mache, der unterm ſchwerſten Creutz GOTT ſtill halte, biß ers ſelbſt abnimmt, der die ſchoͤnſten Gelegenheiten, ſich an ſeinen aͤrgſten Verfolgern zu raͤchen, zu Sieges-Saͤulen der Gedult, Langmuth und Liebe mache, ihnen auch durch andere kein Leyd zufuͤgen laſſe, und nach erlittenem groͤſten Unrecht ſeiner Feinden Untergang von Hertzen betraure, ſo fern, daß man je- mahlen in ſeine Gedancken genommen haͤtte, ihr Verderben auf ei- nigerley Weiſe oder Wege zu beſchleunigen, der getroſten Zuver- ſicht, GOTT werde mit ſeinem Heyl und Huͤlff nicht eine Minu- te laͤnger ausbleiben, als es gut und ſeelig ſeye, indem er alles auf das herrlichſte abgemeſſen in ſeinem Rath. GOTT ſchaffe ſelbſt ſolche Davidiſche Hertzen unter euch, die unerſaͤttlich bleiben des Lobs und der Liebe JESU, biß an den letzten Athem-Zug! David. Jhr Ma- rien Bild ſolle ſeyn die Nach- artung derſelben Tugenden. §. 19. Unter denen Roͤmiſch-Catholiſchen ſiehet man allenthalben die Bildniß der hoch-gebenedeyten Jungfrau Maria; Wir ge- ſtehen daß ſie alſo hohe und unvergleichliche Gnade von GOTT empfan- Y y y 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/637
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/637>, abgerufen am 22.11.2024.