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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.

Wollet ihr unwidersprechlich darthun, daß ihr das rechte Abend-
mahl haltet, wie es unser HERR JEsus hat eingesetzt, so umar-
met das Creutz, wormit euch seine grosse Treue täglich üben will,
und liebet euch unter einander wie JESUS uns geliebet hat; wel-
ches beydes natürlich fliesset aus der Vereinigung mit Christo, wann
sein Blut in einer Seelen recht erwarmet. Hieraus wird man se-
hen, daß ihr warlich GOttes Kostgänger seyd, Himmels-Manna
esset, Göttlichen Wein trincket, Summa, daß JESUS in euch
ist, und ihr in ihm, und daß ihr seine Liebe und Freundschafft reich-
lich in euch bekommet zur Vergebung der Sünden, und einem in
GOttes Willen vergnügten Leben, also daß Christus in euch Ge-
stalt gewinne, in euch wohne durch den Glauben, als ein Haus-
Herr alles nach seinem Gefallen einzurichten, und in euch sey als die
Hoffnung der Herrlichkeit, und dem gesamten Heer-Lager euerer
Gedancken und Begierden voran ziehe als der Hertzog der Seelig-
keit, JESUS mit euch speise, und ihr mit ihm.

Zur Uber-
weisung
daß der
rechte JE-
sus in ih-
nen sey.

§. 6. Wer wolte euch alsdann mit einigem Fug und Recht euer
Christenthum disputieren oder zweiffelhafft machen? Vielmehr
müßte manches zuvor wiedrig gesinnet Gemüth auf sein Angesicht nie-
der fallen und bekennen, daß der rechte GOTT in euch sey, auch
anbey gestehen daß sie die Schaalen, ihr aber den Kernen habet,
voll GOttes und Christi: Ja es würde auch mancher Römisch-Ca-
tholischer am Jüngsten Tag bestürtzt seyn, diesen und jenen Refor-
mierten, den er bereits in seinem Sinn zur Höllen verdammt, als
Christi Freund verkläret zu sehen in GOttes Reich. Hinwiederum
wird es manchen Reformirten verdriessen, diesen und jenen aus dem
Pabstthum im Himmelreich zu erblicken, sich aber hinaus gestossen,
wann je dieser ernstlicher nach Christi Gemeinschafft gehungert als
jener. Es ist eine ausgemachte Sach unter uns, daß die äusserli-
Jhr ewi-
ges Licht
solle seyn
das Gna-
den-Liecht
JEsu und
des Heili-
gen Gei-
stes.
che Bekanntnuß der allerbesten, theursten und gewissesten Wahrhei-
ten nicht seelig machet, sondern eine neue Creatur muß es seyn und
der Glaube, der durch die Liebe thätig ist.

§. 7. Unterhalten jene ein ewig Liecht in ihren Kirchen, das
da brennet Tag und Nacht: So sehet ihr euch inzwischen um nach
dem Gnaden-Oel des Heil. Geistes, damit euch das Evangelium in
allem euerem Thun vorleuchte: Kauffet Oel von JESU, verläug-

net
Zuſchrifft.

Wollet ihr unwiderſprechlich darthun, daß ihr das rechte Abend-
mahl haltet, wie es unſer HERR JEſus hat eingeſetzt, ſo umar-
met das Creutz, wormit euch ſeine groſſe Treue taͤglich uͤben will,
und liebet euch unter einander wie JESUS uns geliebet hat; wel-
ches beydes natuͤrlich flieſſet aus der Vereinigung mit Chriſto, wann
ſein Blut in einer Seelen recht erwarmet. Hieraus wird man ſe-
hen, daß ihr warlich GOttes Koſtgaͤnger ſeyd, Himmels-Manna
eſſet, Goͤttlichen Wein trincket, Summa, daß JESUS in euch
iſt, und ihr in ihm, und daß ihr ſeine Liebe und Freundſchafft reich-
lich in euch bekommet zur Vergebung der Suͤnden, und einem in
GOttes Willen vergnuͤgten Leben, alſo daß Chriſtus in euch Ge-
ſtalt gewinne, in euch wohne durch den Glauben, als ein Haus-
Herr alles nach ſeinem Gefallen einzurichten, und in euch ſey als die
Hoffnung der Herrlichkeit, und dem geſamten Heer-Lager euerer
Gedancken und Begierden voran ziehe als der Hertzog der Seelig-
keit, JESUS mit euch ſpeiſe, und ihr mit ihm.

Zur Uber-
weiſung
daß der
rechte JE-
ſus in ih-
nen ſey.

§. 6. Wer wolte euch alsdann mit einigem Fug und Recht euer
Chriſtenthum diſputieren oder zweiffelhafft machen? Vielmehr
muͤßte manches zuvor wiedrig geſinnet Gemuͤth auf ſein Angeſicht nie-
der fallen und bekennen, daß der rechte GOTT in euch ſey, auch
anbey geſtehen daß ſie die Schaalen, ihr aber den Kernen habet,
voll GOttes und Chriſti: Ja es wuͤrde auch mancher Roͤmiſch-Ca-
tholiſcher am Juͤngſten Tag beſtuͤrtzt ſeyn, dieſen und jenen Refor-
mierten, den er bereits in ſeinem Sinn zur Hoͤllen verdammt, als
Chriſti Freund verklaͤret zu ſehen in GOttes Reich. Hinwiederum
wird es manchen Reformirten verdrieſſen, dieſen und jenen aus dem
Pabſtthum im Himmelreich zu erblicken, ſich aber hinaus geſtoſſen,
wann je dieſer ernſtlicher nach Chriſti Gemeinſchafft gehungert als
jener. Es iſt eine ausgemachte Sach unter uns, daß die aͤuſſerli-
Jhr ewi-
ges Licht
ſolle ſeyn
das Gna-
den-Liecht
JEſu und
des Heili-
gen Gei-
ſtes.
che Bekanntnuß der allerbeſten, theurſten und gewiſſeſten Wahrhei-
ten nicht ſeelig machet, ſondern eine neue Creatur muß es ſeyn und
der Glaube, der durch die Liebe thaͤtig iſt.

§. 7. Unterhalten jene ein ewig Liecht in ihren Kirchen, das
da brennet Tag und Nacht: So ſehet ihr euch inzwiſchen um nach
dem Gnaden-Oel des Heil. Geiſtes, damit euch das Evangelium in
allem euerem Thun vorleuchte: Kauffet Oel von JESU, verlaͤug-

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[536/0632] Zuſchrifft. Wollet ihr unwiderſprechlich darthun, daß ihr das rechte Abend- mahl haltet, wie es unſer HERR JEſus hat eingeſetzt, ſo umar- met das Creutz, wormit euch ſeine groſſe Treue taͤglich uͤben will, und liebet euch unter einander wie JESUS uns geliebet hat; wel- ches beydes natuͤrlich flieſſet aus der Vereinigung mit Chriſto, wann ſein Blut in einer Seelen recht erwarmet. Hieraus wird man ſe- hen, daß ihr warlich GOttes Koſtgaͤnger ſeyd, Himmels-Manna eſſet, Goͤttlichen Wein trincket, Summa, daß JESUS in euch iſt, und ihr in ihm, und daß ihr ſeine Liebe und Freundſchafft reich- lich in euch bekommet zur Vergebung der Suͤnden, und einem in GOttes Willen vergnuͤgten Leben, alſo daß Chriſtus in euch Ge- ſtalt gewinne, in euch wohne durch den Glauben, als ein Haus- Herr alles nach ſeinem Gefallen einzurichten, und in euch ſey als die Hoffnung der Herrlichkeit, und dem geſamten Heer-Lager euerer Gedancken und Begierden voran ziehe als der Hertzog der Seelig- keit, JESUS mit euch ſpeiſe, und ihr mit ihm. §. 6. Wer wolte euch alsdann mit einigem Fug und Recht euer Chriſtenthum diſputieren oder zweiffelhafft machen? Vielmehr muͤßte manches zuvor wiedrig geſinnet Gemuͤth auf ſein Angeſicht nie- der fallen und bekennen, daß der rechte GOTT in euch ſey, auch anbey geſtehen daß ſie die Schaalen, ihr aber den Kernen habet, voll GOttes und Chriſti: Ja es wuͤrde auch mancher Roͤmiſch-Ca- tholiſcher am Juͤngſten Tag beſtuͤrtzt ſeyn, dieſen und jenen Refor- mierten, den er bereits in ſeinem Sinn zur Hoͤllen verdammt, als Chriſti Freund verklaͤret zu ſehen in GOttes Reich. Hinwiederum wird es manchen Reformirten verdrieſſen, dieſen und jenen aus dem Pabſtthum im Himmelreich zu erblicken, ſich aber hinaus geſtoſſen, wann je dieſer ernſtlicher nach Chriſti Gemeinſchafft gehungert als jener. Es iſt eine ausgemachte Sach unter uns, daß die aͤuſſerli- che Bekanntnuß der allerbeſten, theurſten und gewiſſeſten Wahrhei- ten nicht ſeelig machet, ſondern eine neue Creatur muß es ſeyn und der Glaube, der durch die Liebe thaͤtig iſt. Jhr ewi- ges Licht ſolle ſeyn das Gna- den-Liecht JEſu und des Heili- gen Gei- ſtes. §. 7. Unterhalten jene ein ewig Liecht in ihren Kirchen, das da brennet Tag und Nacht: So ſehet ihr euch inzwiſchen um nach dem Gnaden-Oel des Heil. Geiſtes, damit euch das Evangelium in allem euerem Thun vorleuchte: Kauffet Oel von JESU, verlaͤug- net

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/632>, abgerufen am 22.11.2024.