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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Zuschrifft.
zur Gabe und zum Heyl-Brunn den armen Sünderen. Von die-
sem allein köstlichen Gut weiß ich etwas weniges, werde es aber
durch seine unendliche Barmhertzigkeit in der künfftigen Welt kennen
wie es ist. So viel man auf Erden darvon erfahret, so ist es so ein
vollkommen Gut, daß auch der elendeste Sünder nichts wünschen
noch verlangen kan, das er nicht an allen Orten, zu allen Zeiten,
und in allen Umständen zu seiner allergrösten, reinesten und innig-
sten Freude durch begierige Gebetter von diesem GOtt-Menschen
empfahen könne gar seeliglich. O wohl eine grosse und sehr unge-
meine Weißheit ists, JEsum allenthalben und allezeit wissen zu er-
wehlen, und nicht nur zur Pflantzung, sondern auch zu täglichem
Wachsthum im Glauben und Heiligung zu gebrauchen.

auch den
Römisch
Catholi-
schen zu
Gunsten.

§. 3. Solches zu thun habt ihr neben denen allgemeinen hohen
Nothwendigkeiten auch besondere Ursachen. Jhr wohnet unter Rö-
misch-Catholischen, welchen hier auch ein Wort zum Nachdencken
beysetze aus hertzlicher Liebe und Begierd nach ihrem Heyl: Sinte-
mahl ihre Seelen gleich theur, und zum ewigen Leben beruffen sind
durch die Erkanntniß JESU des Gekreutzigten; Hebe also auch ih-
nen zu Gunsten nur ein wenig die Schaalen auf, ob sie den Kernen
der Göttlichen Religion erblicken, finden, und zu ihrer ewigen Freu-
de heraus nehmen möchten.

Das was
die Catho-
lischen in
äusserli-
chen Cere-
monien,
das sollen
die Refor-
mirten im
Wesen ha-
ben.
Jhr Weih-
Wasser
solle seyn
Christi
Blut.

§. 4. Was mag nun kräfftiger seyn, sie zu überzeugen, daß ihr ei-
ne gute, reine, heilige Religion habet, als wann ihr das im Wesen
und in der Krafft des Heil. Geistes besitzet, was diese in äusseren Ce-
remonien vorstellen? Diese haben das Weyh-Wasser, welches
Kleider und Haut ein wenig netzet, den unsterblichen Geist aber nicht
berühret, noch zum ewigen Leben erfrischet; gleichwohl haben sie einen
eingebildeten falschen Trost, und kurtzwährende Frölichkeit darvon in
der süssen Meynung, daß auch ihre verstorbene Freunde und Ver-
wandte durch die Besprengung ihrer Gräber Labsal kriegen. Wie
unselig würdet ihr wohl dargegen seyn, wann ihr nicht nur dieser
kurtzen Freud auf Erden ermanglen müßtet, sondern darzu in jener
Welt grosse Pein und Quaal leyden, wann ihr euere Sünden-
Flecken im Bach der stäts-fliessenden Liebe Christi und bey dem
überlauffenden Göttlichen Gnaden-Brunn unter der Handleitung
des Heiligen Geistes zur Rechtfertigung und täglichen Reinigung

im

Zuſchrifft.
zur Gabe und zum Heyl-Brunn den armen Suͤnderen. Von die-
ſem allein koͤſtlichen Gut weiß ich etwas weniges, werde es aber
durch ſeine unendliche Barmhertzigkeit in der kuͤnfftigen Welt kennen
wie es iſt. So viel man auf Erden darvon erfahret, ſo iſt es ſo ein
vollkommen Gut, daß auch der elendeſte Suͤnder nichts wuͤnſchen
noch verlangen kan, das er nicht an allen Orten, zu allen Zeiten,
und in allen Umſtaͤnden zu ſeiner allergroͤſten, reineſten und innig-
ſten Freude durch begierige Gebetter von dieſem GOtt-Menſchen
empfahen koͤnne gar ſeeliglich. O wohl eine groſſe und ſehr unge-
meine Weißheit iſts, JEſum allenthalben und allezeit wiſſen zu er-
wehlen, und nicht nur zur Pflantzung, ſondern auch zu taͤglichem
Wachsthum im Glauben und Heiligung zu gebrauchen.

auch den
Roͤmiſch
Catholi-
ſchen zu
Gunſten.

§. 3. Solches zu thun habt ihr neben denen allgemeinen hohen
Nothwendigkeiten auch beſondere Urſachen. Jhr wohnet unter Roͤ-
miſch-Catholiſchen, welchen hier auch ein Wort zum Nachdencken
beyſetze aus hertzlicher Liebe und Begierd nach ihrem Heyl: Sinte-
mahl ihre Seelen gleich theur, und zum ewigen Leben beruffen ſind
durch die Erkanntniß JESU des Gekreutzigten; Hebe alſo auch ih-
nen zu Gunſten nur ein wenig die Schaalen auf, ob ſie den Kernen
der Goͤttlichen Religion erblicken, finden, und zu ihrer ewigen Freu-
de heraus nehmen moͤchten.

Das was
die Catho-
liſchen in
aͤuſſerli-
chen Cere-
monien,
das ſollen
die Refor-
mirten im
Weſen ha-
ben.
Jhr Weih-
Waſſer
ſolle ſeyn
Chriſti
Blut.

§. 4. Was mag nun kraͤfftiger ſeyn, ſie zu uͤberzeugen, daß ihr ei-
ne gute, reine, heilige Religion habet, als wann ihr das im Weſen
und in der Krafft des Heil. Geiſtes beſitzet, was dieſe in aͤuſſeren Ce-
remonien vorſtellen? Dieſe haben das Weyh-Waſſer, welches
Kleider und Haut ein wenig netzet, den unſterblichen Geiſt aber nicht
beruͤhret, noch zum ewigen Leben erfriſchet; gleichwohl haben ſie einen
eingebildeten falſchen Troſt, und kurtzwaͤhrende Froͤlichkeit darvon in
der ſuͤſſen Meynung, daß auch ihre verſtorbene Freunde und Ver-
wandte durch die Beſprengung ihrer Graͤber Labſal kriegen. Wie
unſelig wuͤrdet ihr wohl dargegen ſeyn, wann ihr nicht nur dieſer
kurtzen Freud auf Erden ermanglen muͤßtet, ſondern darzu in jener
Welt groſſe Pein und Quaal leyden, wann ihr euere Suͤnden-
Flecken im Bach der ſtaͤts-flieſſenden Liebe Chriſti und bey dem
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des Heiligen Geiſtes zur Rechtfertigung und taͤglichen Reinigung

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[534/0630] Zuſchrifft. zur Gabe und zum Heyl-Brunn den armen Suͤnderen. Von die- ſem allein koͤſtlichen Gut weiß ich etwas weniges, werde es aber durch ſeine unendliche Barmhertzigkeit in der kuͤnfftigen Welt kennen wie es iſt. So viel man auf Erden darvon erfahret, ſo iſt es ſo ein vollkommen Gut, daß auch der elendeſte Suͤnder nichts wuͤnſchen noch verlangen kan, das er nicht an allen Orten, zu allen Zeiten, und in allen Umſtaͤnden zu ſeiner allergroͤſten, reineſten und innig- ſten Freude durch begierige Gebetter von dieſem GOtt-Menſchen empfahen koͤnne gar ſeeliglich. O wohl eine groſſe und ſehr unge- meine Weißheit iſts, JEſum allenthalben und allezeit wiſſen zu er- wehlen, und nicht nur zur Pflantzung, ſondern auch zu taͤglichem Wachsthum im Glauben und Heiligung zu gebrauchen. §. 3. Solches zu thun habt ihr neben denen allgemeinen hohen Nothwendigkeiten auch beſondere Urſachen. Jhr wohnet unter Roͤ- miſch-Catholiſchen, welchen hier auch ein Wort zum Nachdencken beyſetze aus hertzlicher Liebe und Begierd nach ihrem Heyl: Sinte- mahl ihre Seelen gleich theur, und zum ewigen Leben beruffen ſind durch die Erkanntniß JESU des Gekreutzigten; Hebe alſo auch ih- nen zu Gunſten nur ein wenig die Schaalen auf, ob ſie den Kernen der Goͤttlichen Religion erblicken, finden, und zu ihrer ewigen Freu- de heraus nehmen moͤchten. §. 4. Was mag nun kraͤfftiger ſeyn, ſie zu uͤberzeugen, daß ihr ei- ne gute, reine, heilige Religion habet, als wann ihr das im Weſen und in der Krafft des Heil. Geiſtes beſitzet, was dieſe in aͤuſſeren Ce- remonien vorſtellen? Dieſe haben das Weyh-Waſſer, welches Kleider und Haut ein wenig netzet, den unſterblichen Geiſt aber nicht beruͤhret, noch zum ewigen Leben erfriſchet; gleichwohl haben ſie einen eingebildeten falſchen Troſt, und kurtzwaͤhrende Froͤlichkeit darvon in der ſuͤſſen Meynung, daß auch ihre verſtorbene Freunde und Ver- wandte durch die Beſprengung ihrer Graͤber Labſal kriegen. Wie unſelig wuͤrdet ihr wohl dargegen ſeyn, wann ihr nicht nur dieſer kurtzen Freud auf Erden ermanglen muͤßtet, ſondern darzu in jener Welt groſſe Pein und Quaal leyden, wann ihr euere Suͤnden- Flecken im Bach der ſtaͤts-flieſſenden Liebe Chriſti und bey dem uͤberlauffenden Goͤttlichen Gnaden-Brunn unter der Handleitung des Heiligen Geiſtes zur Rechtfertigung und taͤglichen Reinigung im

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 534. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/630>, abgerufen am 22.11.2024.