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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
burt um die verbotene Frucht vertauschet, und in die Unruh des
treibenden Welt-Geistes ausgestossen; Also ist JEsus in des sünd-
lichen Fleisches als Adams-Gestalt erschienen, hat den gantzen Fall
und Fluch über sich genommen, also daß man würcklich sagen dörff-
te; Dieser JEsus ist der allgemeine Sünder, der abtrünnige
Adam, so der gantzen Welt Sünden an sich hat: Unter diesem
Sünden-Plunder (wormit die Welt noch grausamen Hochmuth treibt)
gieng GOttes ewiger Sohn sehr gekrümmet einher, und lag ihm
das schröckliche End Tag und Nacht im Sinn, da Er als ein Fluch
zwischen Himmel und Erden sterben mußte: Durch dieses Anziehen
aber ward alles Wohlgefallen des Vatters unendlich erfüllt und das
unflätige Sünden-Kleid Adams in einen herrlichen himmlischen
Schmuck verwandelt, dessen Geruch ist, wie das Paradieß das
der HERR gesegnet hat: dessen Vorspiel sehen wir an der Tauffe
Christi, Er kam daher in Esaus oder Adams-Kleid mitten unter dem
Hauffen bußfertiger Sünder zur Tauffe Johannis, wodurch Er
sich zu einer unbegreifflich strengen Buß vor die Sünden des Ge-
schlechts Adams aufs neue verband; Welches denn GOTT dem
himmlischen Vatter so wohl gefiele, daß sich der Himmel aufthate,
und die allerhöchste Majestät alle Huld und Gunst, Hertzen und Geist
auf JEsum als das Haupt und Bürgen des Menschlichen Geschlechts
ausschüttete. Demnach trug der süsse JESUS im Stand seiner
Niedrigkeit den Habit des Königs-Mörders und Rebellen, der durch
die unwiderruffliche unzerbrüchliche Gesetze des Reichs zum Tod ver-
urtheilt und in allen Gräntzen des Königreichs zum Zorn-Gericht
aufgesucht ward; Das Rauschen der Füssen des Blut Rächers, die
Donnerschläge Sinai, das Gebrül des Satans und der Höllen,
das Zähnklappen des ewigen Todes, das Zetter-G'schrey der Sün-
den allzumahl schalleten Tag und Nacht unserm hochgebenedeyten
Seeligmacher in seinen allerheiligsten Ohren, wie sollt es
ihm dann nicht bange dabey gewesen
seyn.

Anhang

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
burt um die verbotene Frucht vertauſchet, und in die Unruh des
treibenden Welt-Geiſtes ausgeſtoſſen; Alſo iſt JEſus in des ſuͤnd-
lichen Fleiſches als Adams-Geſtalt erſchienen, hat den gantzen Fall
und Fluch uͤber ſich genommen, alſo daß man wuͤrcklich ſagen doͤrff-
te; Dieſer JEſus iſt der allgemeine Suͤnder, der abtruͤnnige
Adam, ſo der gantzen Welt Suͤnden an ſich hat: Unter dieſem
Suͤnden-Plunder (wormit die Welt noch grauſamen Hochmuth treibt)
gieng GOttes ewiger Sohn ſehr gekruͤmmet einher, und lag ihm
das ſchroͤckliche End Tag und Nacht im Sinn, da Er als ein Fluch
zwiſchen Himmel und Erden ſterben mußte: Durch dieſes Anziehen
aber ward alles Wohlgefallen des Vatters unendlich erfuͤllt und das
unflaͤtige Suͤnden-Kleid Adams in einen herrlichen himmliſchen
Schmuck verwandelt, deſſen Geruch iſt, wie das Paradieß das
der HERR geſegnet hat: deſſen Vorſpiel ſehen wir an der Tauffe
Chriſti, Er kam daher in Eſaus oder Adams-Kleid mitten unter dem
Hauffen bußfertiger Suͤnder zur Tauffe Johannis, wodurch Er
ſich zu einer unbegreifflich ſtrengen Buß vor die Suͤnden des Ge-
ſchlechts Adams aufs neue verband; Welches denn GOTT dem
himmliſchen Vatter ſo wohl gefiele, daß ſich der Himmel aufthate,
und die allerhoͤchſte Majeſtaͤt alle Huld und Gunſt, Hertzen und Geiſt
auf JEſum als das Haupt und Buͤrgen des Menſchlichen Geſchlechts
ausſchuͤttete. Demnach trug der ſuͤſſe JESUS im Stand ſeiner
Niedrigkeit den Habit des Koͤnigs-Moͤrders und Rebellen, der durch
die unwiderruffliche unzerbruͤchliche Geſetze des Reichs zum Tod ver-
urtheilt und in allen Graͤntzen des Koͤnigreichs zum Zorn-Gericht
aufgeſucht ward; Das Rauſchen der Fuͤſſen des Blut Raͤchers, die
Donnerſchlaͤge Sinai, das Gebruͤl des Satans und der Hoͤllen,
das Zaͤhnklappen des ewigen Todes, das Zetter-G’ſchrey der Suͤn-
den allzumahl ſchalleten Tag und Nacht unſerm hochgebenedeyten
Seeligmacher in ſeinen allerheiligſten Ohren, wie ſollt es
ihm dann nicht bange dabey geweſen
ſeyn.

Anhang
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[527/0623] Gedancken von den Seelen-Aengſten. burt um die verbotene Frucht vertauſchet, und in die Unruh des treibenden Welt-Geiſtes ausgeſtoſſen; Alſo iſt JEſus in des ſuͤnd- lichen Fleiſches als Adams-Geſtalt erſchienen, hat den gantzen Fall und Fluch uͤber ſich genommen, alſo daß man wuͤrcklich ſagen doͤrff- te; Dieſer JEſus iſt der allgemeine Suͤnder, der abtruͤnnige Adam, ſo der gantzen Welt Suͤnden an ſich hat: Unter dieſem Suͤnden-Plunder (wormit die Welt noch grauſamen Hochmuth treibt) gieng GOttes ewiger Sohn ſehr gekruͤmmet einher, und lag ihm das ſchroͤckliche End Tag und Nacht im Sinn, da Er als ein Fluch zwiſchen Himmel und Erden ſterben mußte: Durch dieſes Anziehen aber ward alles Wohlgefallen des Vatters unendlich erfuͤllt und das unflaͤtige Suͤnden-Kleid Adams in einen herrlichen himmliſchen Schmuck verwandelt, deſſen Geruch iſt, wie das Paradieß das der HERR geſegnet hat: deſſen Vorſpiel ſehen wir an der Tauffe Chriſti, Er kam daher in Eſaus oder Adams-Kleid mitten unter dem Hauffen bußfertiger Suͤnder zur Tauffe Johannis, wodurch Er ſich zu einer unbegreifflich ſtrengen Buß vor die Suͤnden des Ge- ſchlechts Adams aufs neue verband; Welches denn GOTT dem himmliſchen Vatter ſo wohl gefiele, daß ſich der Himmel aufthate, und die allerhoͤchſte Majeſtaͤt alle Huld und Gunſt, Hertzen und Geiſt auf JEſum als das Haupt und Buͤrgen des Menſchlichen Geſchlechts ausſchuͤttete. Demnach trug der ſuͤſſe JESUS im Stand ſeiner Niedrigkeit den Habit des Koͤnigs-Moͤrders und Rebellen, der durch die unwiderruffliche unzerbruͤchliche Geſetze des Reichs zum Tod ver- urtheilt und in allen Graͤntzen des Koͤnigreichs zum Zorn-Gericht aufgeſucht ward; Das Rauſchen der Fuͤſſen des Blut Raͤchers, die Donnerſchlaͤge Sinai, das Gebruͤl des Satans und der Hoͤllen, das Zaͤhnklappen des ewigen Todes, das Zetter-G’ſchrey der Suͤn- den allzumahl ſchalleten Tag und Nacht unſerm hochgebenedeyten Seeligmacher in ſeinen allerheiligſten Ohren, wie ſollt es ihm dann nicht bange dabey geweſen ſeyn. Anhang

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 527. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/623>, abgerufen am 22.11.2024.