Gnade ein daß er es in der That erfüllete, was er in gesunden Ta- gen auf die Frage; Wie er es denn machen wollte, wenn der von ihm so sehr erwartete Braut-Wagen käme? Zu antworten pflegte: So wasche ich mich noch einmahl recht in dem Blute JESU Christi rein ab, und ziehe ein weiß Hembd, nehmlich das Kleid der Gerechtigkeit Christi an, und setze mich denn mit Freuden auf. Sünde, Tod, Angst und Forcht müssen gleichwohl vor ewig ver- schwinden, mithin ists gut, nicht vieles davon sprechen: Was JE- sus und seine Geheiligten in H. Schrifft von Seelen-Aengsten mel- den, ist zu unserm unendlichen überschwenglichen Trost aufge- zeichnet.
§. 17. (3.) Bezwinge dein höchst-bedrangtes Gemüth deinem Beruffseinem Be- ruff fleißig abwarte. abzuwarten, es seye Hand-Arbeit, oder im Hauswesen, oder im Lehr- und Wehrstand, es hat seinen sonderlichen Seegen; folge dem Satan und deinem verzagten Fleisch und Blut, so dich immer ab- ziehen will vom Gehorsam gegen die Gebotte deines GOttes; Zu- mahlen es doch alles befleckt, sündlich Ding sey: Er gibt dir ein du beleidigest GOtt nur desto mehr dardurch, und häuffest deine Sün- den; als ob der Müßiggang, da du dem Satan und deinem un- glaubigen Hertzen fein wohl abwartest, mithin ihnen den Gottes- dienst leistest, so Christo und dem H. Geist allein gebühret, nicht die allerabscheulichste Sünde seye. Ja der arge Höllen-Schalck fin- det dich gar gern müßig, und allein damit er deine Seele ungestört in die Windeln seiner ewigen Finsternuß einfäschen dörffte, und er durch deinen Liebes-Dienst am nächsten, als durch Ausrichtung des Willens deines Schöpffers nicht an seiner feindseeligen Arbeit ge- hindert werde.
§. 18. Also gab ich einer ungemein angefochtenen Dame den Rath, sieExempel welche die- ses bestä- tigen. sollte aus Liebe zu GOttes Gebott ihrem Ehe-Herren den Haus-Last er- leichtern, ihre Kinderlein vor sich nehmen, sie zum Himmelreich un- terweisen, in H. Schrifft, im Catechismo, im Gesang der Psal- men und geistlichen Liederen üben; durch sothane heilige Liebes- Beschäfftigungen werde der Mühe-Macher vertrieben, und die H. Engeln herbey gelocket, deren nahe, freudenreiche, friedselige Ge-
genwart
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
Gnade ein daß er es in der That erfuͤllete, was er in geſunden Ta- gen auf die Frage; Wie er es denn machen wollte, wenn der von ihm ſo ſehr erwartete Braut-Wagen kaͤme? Zu antworten pflegte: So waſche ich mich noch einmahl recht in dem Blute JESU Chriſti rein ab, und ziehe ein weiß Hembd, nehmlich das Kleid der Gerechtigkeit Chriſti an, und ſetze mich denn mit Freuden auf. Suͤnde, Tod, Angſt und Forcht muͤſſen gleichwohl vor ewig ver- ſchwinden, mithin iſts gut, nicht vieles davon ſprechen: Was JE- ſus und ſeine Geheiligten in H. Schrifft von Seelen-Aengſten mel- den, iſt zu unſerm unendlichen uͤberſchwenglichen Troſt aufge- zeichnet.
§. 17. (3.) Bezwinge dein hoͤchſt-bedrangtes Gemuͤth deinem Beruffſeinem Be- ruff fleißig abwarte. abzuwarten, es ſeye Hand-Arbeit, oder im Hausweſen, oder im Lehr- und Wehrſtand, es hat ſeinen ſonderlichen Seegen; folge dem Satan und deinem verzagten Fleiſch und Blut, ſo dich immer ab- ziehen will vom Gehorſam gegen die Gebotte deines GOttes; Zu- mahlen es doch alles befleckt, ſuͤndlich Ding ſey: Er gibt dir ein du beleidigeſt GOtt nur deſto mehr dardurch, und haͤuffeſt deine Suͤn- den; als ob der Muͤßiggang, da du dem Satan und deinem un- glaubigen Hertzen fein wohl abwarteſt, mithin ihnen den Gottes- dienſt leiſteſt, ſo Chriſto und dem H. Geiſt allein gebuͤhret, nicht die allerabſcheulichſte Suͤnde ſeye. Ja der arge Hoͤllen-Schalck fin- det dich gar gern muͤßig, und allein damit er deine Seele ungeſtoͤrt in die Windeln ſeiner ewigen Finſternuß einfaͤſchen doͤrffte, und er durch deinen Liebes-Dienſt am naͤchſten, als durch Ausrichtung des Willens deines Schoͤpffers nicht an ſeiner feindſeeligen Arbeit ge- hindert werde.
§. 18. Alſo gab ich einer ungemein angefochtenen Dame den Rath, ſieExempel welche die- ſes beſtaͤ- tigen. ſollte aus Liebe zu GOttes Gebott ihrem Ehe-Herren den Haus-Laſt er- leichtern, ihre Kinderlein vor ſich nehmen, ſie zum Himmelreich un- terweiſen, in H. Schrifft, im Catechiſmo, im Geſang der Pſal- men und geiſtlichen Liederen uͤben; durch ſothane heilige Liebes- Beſchaͤfftigungen werde der Muͤhe-Macher vertrieben, und die H. Engeln herbey gelocket, deren nahe, freudenreiche, friedſelige Ge-
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
Gnade ein daß er es in der That erfuͤllete, was er in geſunden Ta-
gen auf die Frage; Wie er es denn machen wollte, wenn der von
ihm ſo ſehr erwartete Braut-Wagen kaͤme? Zu antworten pflegte:
So waſche ich mich noch einmahl recht in dem
Blute JESU Chriſti rein ab, und ziehe ein weiß
Hembd, nehmlich das Kleid der Gerechtigkeit
Chriſti an, und ſetze mich denn mit Freuden auf.
Suͤnde, Tod, Angſt und Forcht muͤſſen gleichwohl vor ewig ver-
ſchwinden, mithin iſts gut, nicht vieles davon ſprechen: Was JE-
ſus und ſeine Geheiligten in H. Schrifft von Seelen-Aengſten mel-
den, iſt zu unſerm unendlichen uͤberſchwenglichen Troſt aufge-
zeichnet.
§. 17. (3.) Bezwinge dein hoͤchſt-bedrangtes Gemuͤth deinem Beruff
abzuwarten, es ſeye Hand-Arbeit, oder im Hausweſen, oder im
Lehr- und Wehrſtand, es hat ſeinen ſonderlichen Seegen; folge dem
Satan und deinem verzagten Fleiſch und Blut, ſo dich immer ab-
ziehen will vom Gehorſam gegen die Gebotte deines GOttes; Zu-
mahlen es doch alles befleckt, ſuͤndlich Ding ſey: Er gibt dir ein du
beleidigeſt GOtt nur deſto mehr dardurch, und haͤuffeſt deine Suͤn-
den; als ob der Muͤßiggang, da du dem Satan und deinem un-
glaubigen Hertzen fein wohl abwarteſt, mithin ihnen den Gottes-
dienſt leiſteſt, ſo Chriſto und dem H. Geiſt allein gebuͤhret, nicht
die allerabſcheulichſte Suͤnde ſeye. Ja der arge Hoͤllen-Schalck fin-
det dich gar gern muͤßig, und allein damit er deine Seele ungeſtoͤrt
in die Windeln ſeiner ewigen Finſternuß einfaͤſchen doͤrffte, und er
durch deinen Liebes-Dienſt am naͤchſten, als durch Ausrichtung des
Willens deines Schoͤpffers nicht an ſeiner feindſeeligen Arbeit ge-
hindert werde.
ſeinem Be-
ruff fleißig
abwarte.
§. 18. Alſo gab ich einer ungemein angefochtenen Dame den Rath, ſie
ſollte aus Liebe zu GOttes Gebott ihrem Ehe-Herren den Haus-Laſt er-
leichtern, ihre Kinderlein vor ſich nehmen, ſie zum Himmelreich un-
terweiſen, in H. Schrifft, im Catechiſmo, im Geſang der Pſal-
men und geiſtlichen Liederen uͤben; durch ſothane heilige Liebes-
Beſchaͤfftigungen werde der Muͤhe-Macher vertrieben, und die H.
Engeln herbey gelocket, deren nahe, freudenreiche, friedſelige Ge-
genwart
Exempel
welche die-
ſes beſtaͤ-
tigen.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/617>, abgerufen am 22.11.2024.
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