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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Gedancken von den Seelen-Aengsten.
getreuen GOttes und Heylands, der solches über seine Kinder ver-
hänget, ist es gantz anderst gemeint. Der weiß, daß wir vielfältiger
Läuterung und Demüthigung hoch benöthiget sind, und demnach so
miserabel sind, daß wir des allerheiligsten Geistes heilige Zucht und
Schmeltz-Feuer (Jes. IV. 4. Mal. III. 2.) nicht genug ehren noch ge-
treulich aushalten, so muß er sich auch des Angst-Feuers aus der Höl-
len, zu unserem Besten bedienen; gleichwie auch schwerer Trübsalen
von aussen. Da denn innere und äussere Aengsten und Drangsalen offt
concurieren, welches nicht leicht ist auszuhalten. Der HErr aber weiß,
wie starck er sein Creutz-Oeffelein heitzen soll, seine Kinder auserwählt
zu machen. Jes. XLVIII. 10. Zach. XIII. 9.

§. 36. Wir reden hier von denen allen Glaubigen gemeinen Aengsten,Die Rede
ist von den
inneren
Seelen-
Aengsten.

die aus einem innern Principio herrühren. Derohalben hier nicht zu geden-
cken ist dessen was der Feind an einten und andern Seelen thut von aussen,
mit greßlichen Erscheinungen, ängstlichen Träumen, greulichen Ge-
polder und Gerassel etc. doch schadet es niemand, auch auf diese und
dergleichen Weisen geprüfft worden zu seyn, nach des HErren Willen.

Das zweyte Capitel.
Von dem Nutzen und denen Würckungen der Seelen-Aengsten bey Kin-
dern GOttes.

§. 1. Es sind die Seelen-Aengsten auf Seiten des Feindes und nachDer Zweck
Satans
bey diesen
Aengsten
ist schäd-
lich,

dessen Absehen betrachtet, wohl nicht nutzlich, sondern gifftig, höchst-
schädlich und höchst-gefährlich. Denn es ist dem grimmigen Seelen-
Feind zu wenig, uns ums leibliche Leben zu bringen, sondern er schnap-
pet nach unserm geistlichen und himmlischen Kleinod. Sein Zweck ist,
uns den Glauben zu rauben, die Liebe GOttes auszulöschen, uns in
Verzweifflung zu bringen, und dahero in Lästerung wider GOtt, (wie
er denn auch viele liebe Seelen mit lästerlichen Gedancken sehr plaget.)
Und also uns aus dem Reich des Lichts, der Liebe und der Freude in
sein höllisch Angst-Reich zu ziehen. Und gilt es hierbey nicht schreyen,GOttes
seiner aber
nutzlich,
dann er
suchet dar-
durch zum
geistlichen
Kampf
aufzu-
muntern.

noch die Hände in den Schooß legen, sondern wachen, betten, strei-
ten; wie die Schrifft häuffig bezeuget Eph. VI. 11-16.

§. 2. Aber gantz anderst siehet es aus auf GOttes Seiten, der aus
gar heiligen und weisen Ursachen dergleichen Aengsten über seine Kin-
der verhänget, und alles zu ihrem höchsten Heyl moderiert und diri-
giert. Da ist im Grund nichtes als heilige Liebe und unendliche Treu,
mit Gerechtigkeit. (1.) Der hochheilige Hertzen-Kündiger, der weißt

unsern
S s s

Gedancken von den Seelen-Aengſten.
getreuen GOttes und Heylands, der ſolches uͤber ſeine Kinder ver-
haͤnget, iſt es gantz anderſt gemeint. Der weiß, daß wir vielfaͤltiger
Laͤuterung und Demuͤthigung hoch benoͤthiget ſind, und demnach ſo
miſerabel ſind, daß wir des allerheiligſten Geiſtes heilige Zucht und
Schmeltz-Feuer (Jeſ. IV. 4. Mal. III. 2.) nicht genug ehren noch ge-
treulich aushalten, ſo muß er ſich auch des Angſt-Feuers aus der Hoͤl-
len, zu unſerem Beſten bedienen; gleichwie auch ſchwerer Truͤbſalen
von auſſen. Da denn innere und aͤuſſere Aengſten und Drangſalen offt
concurieren, welches nicht leicht iſt auszuhalten. Der HErr aber weiß,
wie ſtarck er ſein Creutz-Oeffelein heitzen ſoll, ſeine Kinder auserwaͤhlt
zu machen. Jeſ. XLVIII. 10. Zach. XIII. 9.

§. 36. Wir reden hier von denen allen Glaubigen gemeinen Aengſten,Die Rede
iſt von den
inneren
Seelen-
Aengſten.

die aus einem innern Principio herꝛuͤhren. Derohalben hier nicht zu geden-
cken iſt deſſen was der Feind an einten und andern Seelen thut von auſſen,
mit greßlichen Erſcheinungen, aͤngſtlichen Traͤumen, greulichen Ge-
polder und Geraſſel ꝛc. doch ſchadet es niemand, auch auf dieſe und
dergleichen Weiſen gepruͤfft worden zu ſeyn, nach des HErren Willen.

Das zweyte Capitel.
Von dem Nutzen und denen Wuͤrckungen der Seelen-Aengſten bey Kin-
dern GOttes.

§. 1. Es ſind die Seelen-Aengſten auf Seiten des Feindes und nachDeꝛ Zweck
Satans
bey dieſen
Aengſten
iſt ſchaͤd-
lich,

deſſen Abſehen betrachtet, wohl nicht nutzlich, ſondern gifftig, hoͤchſt-
ſchaͤdlich und hoͤchſt-gefaͤhrlich. Denn es iſt dem grimmigen Seelen-
Feind zu wenig, uns ums leibliche Leben zu bringen, ſondern er ſchnap-
pet nach unſerm geiſtlichen und himmliſchen Kleinod. Sein Zweck iſt,
uns den Glauben zu rauben, die Liebe GOttes auszuloͤſchen, uns in
Verzweifflung zu bringen, und dahero in Laͤſterung wider GOtt, (wie
er denn auch viele liebe Seelen mit laͤſterlichen Gedancken ſehr plaget.)
Und alſo uns aus dem Reich des Lichts, der Liebe und der Freude in
ſein hoͤlliſch Angſt-Reich zu ziehen. Und gilt es hierbey nicht ſchreyen,GOttes
ſeiner aber
nutzlich,
dann er
ſuchet dar-
durch zum
geiſtlichen
Kampf
aufzu-
muntern.

noch die Haͤnde in den Schooß legen, ſondern wachen, betten, ſtrei-
ten; wie die Schrifft haͤuffig bezeuget Eph. VI. 11-16.

§. 2. Aber gantz anderſt ſiehet es aus auf GOttes Seiten, der aus
gar heiligen und weiſen Urſachen dergleichen Aengſten uͤber ſeine Kin-
der verhaͤnget, und alles zu ihrem hoͤchſten Heyl moderiert und diri-
giert. Da iſt im Grund nichtes als heilige Liebe und unendliche Treu,
mit Gerechtigkeit. (1.) Der hochheilige Hertzen-Kuͤndiger, der weißt

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[505/0601] Gedancken von den Seelen-Aengſten. getreuen GOttes und Heylands, der ſolches uͤber ſeine Kinder ver- haͤnget, iſt es gantz anderſt gemeint. Der weiß, daß wir vielfaͤltiger Laͤuterung und Demuͤthigung hoch benoͤthiget ſind, und demnach ſo miſerabel ſind, daß wir des allerheiligſten Geiſtes heilige Zucht und Schmeltz-Feuer (Jeſ. IV. 4. Mal. III. 2.) nicht genug ehren noch ge- treulich aushalten, ſo muß er ſich auch des Angſt-Feuers aus der Hoͤl- len, zu unſerem Beſten bedienen; gleichwie auch ſchwerer Truͤbſalen von auſſen. Da denn innere und aͤuſſere Aengſten und Drangſalen offt concurieren, welches nicht leicht iſt auszuhalten. Der HErr aber weiß, wie ſtarck er ſein Creutz-Oeffelein heitzen ſoll, ſeine Kinder auserwaͤhlt zu machen. Jeſ. XLVIII. 10. Zach. XIII. 9. §. 36. Wir reden hier von denen allen Glaubigen gemeinen Aengſten, die aus einem innern Principio herꝛuͤhren. Derohalben hier nicht zu geden- cken iſt deſſen was der Feind an einten und andern Seelen thut von auſſen, mit greßlichen Erſcheinungen, aͤngſtlichen Traͤumen, greulichen Ge- polder und Geraſſel ꝛc. doch ſchadet es niemand, auch auf dieſe und dergleichen Weiſen gepruͤfft worden zu ſeyn, nach des HErren Willen. Die Rede iſt von den inneren Seelen- Aengſten. Das zweyte Capitel. Von dem Nutzen und denen Wuͤrckungen der Seelen-Aengſten bey Kin- dern GOttes. §. 1. Es ſind die Seelen-Aengſten auf Seiten des Feindes und nach deſſen Abſehen betrachtet, wohl nicht nutzlich, ſondern gifftig, hoͤchſt- ſchaͤdlich und hoͤchſt-gefaͤhrlich. Denn es iſt dem grimmigen Seelen- Feind zu wenig, uns ums leibliche Leben zu bringen, ſondern er ſchnap- pet nach unſerm geiſtlichen und himmliſchen Kleinod. Sein Zweck iſt, uns den Glauben zu rauben, die Liebe GOttes auszuloͤſchen, uns in Verzweifflung zu bringen, und dahero in Laͤſterung wider GOtt, (wie er denn auch viele liebe Seelen mit laͤſterlichen Gedancken ſehr plaget.) Und alſo uns aus dem Reich des Lichts, der Liebe und der Freude in ſein hoͤlliſch Angſt-Reich zu ziehen. Und gilt es hierbey nicht ſchreyen, noch die Haͤnde in den Schooß legen, ſondern wachen, betten, ſtrei- ten; wie die Schrifft haͤuffig bezeuget Eph. VI. 11-16. Deꝛ Zweck Satans bey dieſen Aengſten iſt ſchaͤd- lich, GOttes ſeiner aber nutzlich, dann er ſuchet dar- durch zum geiſtlichen Kampf aufzu- muntern. §. 2. Aber gantz anderſt ſiehet es aus auf GOttes Seiten, der aus gar heiligen und weiſen Urſachen dergleichen Aengſten uͤber ſeine Kin- der verhaͤnget, und alles zu ihrem hoͤchſten Heyl moderiert und diri- giert. Da iſt im Grund nichtes als heilige Liebe und unendliche Treu, mit Gerechtigkeit. (1.) Der hochheilige Hertzen-Kuͤndiger, der weißt unſern S s s

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/601>, abgerufen am 13.11.2024.