und lieblicher Sonnen-Blick hinnachfolge. Von so vielen Ange- fochtenen kommt hie und da einer um nach dem Fleisch, wird aber im Verborgenen erhalten nach dem Geist, damit alle diejenige, die in An- fechtung bestehen, solches nicht ihnen selbst, sondern der überschweng- lichen Gnade Christi allein zuschreiben und erkennen, daß es des All- mächtigen GOttes höchstes Werck sey, wann ein armer Sünder aus sich selbst, aus der Sünd, Tod und aus aller Macht des Teufels sich in Christum hinauf schwingen, und gantz und gar in ihn hinein kriechen kan, daß sich Sünd und böß Gewissen überall verliehren; der geplagte Sünder aller Anfechtung meister ist und sagen darff: Jch weiß von keinem Tod noch Höll: Jst ein Tod, so erwürge er zuvor meinen Christum! ist die Hölle etwas, so verschlinge sie den Heyland! kan Sünd, Gesetz oder Gewissen verdammen, so verklage es den Sohn GOttes! wenn das geschehen ist, so will ich mich darnach auch lassen verdammen, fressen und verschlingen. So lang aber der Vat- ter lebt und Christus unüberwunden bleibt, so solls wohl mit mir ste- hen.
Vermah- nung der Gnade JESU wahrzu- nehmen.
§. 15. O Mensch brauche die warnende und von aller Ubertrettung zuruck ziehende Gnade heiliglich, bewahre und vermehre das Kleinod des Glaubens, so wird es deine Seele zu geniessen haben am Tag der Trübsal; schaffs in der Zeit, so hasts in der Noth; Stimmest du mit der Gnad überein in allem, die dich zu nichts schädliches, sondern zur höchsten Seeligkeit, Ehre, Freud und Leben ziehet; betrübest du sie nicht zu viel, so wird sie dich hinwiederum in aller Betrübniß er- freuen, stärcken und trösten, also daß du die triumphirende Sprach des grossen Glaubens-Helden Lutheri vor Pabst und Kayser, vor allem, was klug, fromm und gelehrt heissen will in der Welt, ja vor dem Teu- fel selbst in allem Gericht wirst führen können, biß dein Hertz und Ge- dancken in GOtt befestiget und gar zu ihm hinein gewandt ist, auf ihn allein starret, nur mit ihm zu thun hat, des Teufels weniger ach- tet als einer garstigen Spinne und nur immerdar mit dem einigen be- schäfftiget, wie Christi Heyl ungemischt, rein, lauter, vollkommen in dich hinein komme und dich gründlich heilige.
Je grösser Noth je nächer GOTT.
§. 16. Alsdann soll dir nichts ausbleiben, was dir seelig ist, auch nichts begegnen, daß dir schade; nur daß du immer besser lernest, wie böse du und wie gut, heilig, lieb und Gnaden voll GOTT sey: Scheint es denn, es sey darauf und daran, daß dein Glaubens-
Schiff-
Gedancken von den Seelen-Aengſten.
und lieblicher Sonnen-Blick hinnachfolge. Von ſo vielen Ange- fochtenen kommt hie und da einer um nach dem Fleiſch, wird aber im Verborgenen erhalten nach dem Geiſt, damit alle diejenige, die in An- fechtung beſtehen, ſolches nicht ihnen ſelbſt, ſondern der uͤberſchweng- lichen Gnade Chriſti allein zuſchreiben und erkennen, daß es des All- maͤchtigen GOttes hoͤchſtes Werck ſey, wann ein armer Suͤnder aus ſich ſelbſt, aus der Suͤnd, Tod und aus aller Macht des Teufels ſich in Chriſtum hinauf ſchwingen, und gantz und gar in ihn hinein kriechen kan, daß ſich Suͤnd und boͤß Gewiſſen uͤberall verliehren; der geplagte Suͤnder aller Anfechtung meiſter iſt und ſagen darff: Jch weiß von keinem Tod noch Hoͤll: Jſt ein Tod, ſo erwuͤrge er zuvor meinen Chriſtum! iſt die Hoͤlle etwas, ſo verſchlinge ſie den Heyland! kan Suͤnd, Geſetz oder Gewiſſen verdammen, ſo verklage es den Sohn GOttes! wenn das geſchehen iſt, ſo will ich mich darnach auch laſſen verdammen, freſſen und verſchlingen. So lang aber der Vat- ter lebt und Chriſtus unuͤberwunden bleibt, ſo ſolls wohl mit mir ſte- hen.
Vermah- nung der Gnade JESU wahrzu- nehmen.
§. 15. O Menſch brauche die warnende und von aller Ubertrettung zuruck ziehende Gnade heiliglich, bewahre und vermehre das Kleinod des Glaubens, ſo wird es deine Seele zu genieſſen haben am Tag der Truͤbſal; ſchaffs in der Zeit, ſo haſts in der Noth; Stimmeſt du mit der Gnad uͤberein in allem, die dich zu nichts ſchaͤdliches, ſondern zur hoͤchſten Seeligkeit, Ehre, Freud und Leben ziehet; betruͤbeſt du ſie nicht zu viel, ſo wird ſie dich hinwiederum in aller Betruͤbniß er- freuen, ſtaͤrcken und troͤſten, alſo daß du die triumphirende Sprach des groſſen Glaubens-Helden Lutheri vor Pabſt und Kayſer, vor allem, was klug, fromm und gelehrt heiſſen will in der Welt, ja vor dem Teu- fel ſelbſt in allem Gericht wirſt fuͤhren koͤnnen, biß dein Hertz und Ge- dancken in GOtt befeſtiget und gar zu ihm hinein gewandt iſt, auf ihn allein ſtarret, nur mit ihm zu thun hat, des Teufels weniger ach- tet als einer garſtigen Spinne und nur immerdar mit dem einigen be- ſchaͤfftiget, wie Chriſti Heyl ungemiſcht, rein, lauter, vollkommen in dich hinein komme und dich gruͤndlich heilige.
Je groͤſſer Noth je naͤcher GOTT.
§. 16. Alsdann ſoll dir nichts ausbleiben, was dir ſeelig iſt, auch nichts begegnen, daß dir ſchade; nur daß du immer beſſer lerneſt, wie boͤſe du und wie gut, heilig, lieb und Gnaden voll GOTT ſey: Scheint es denn, es ſey darauf und daran, daß dein Glaubens-
Schiff-
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Gedancken von den Seelen-Aengſten.
und lieblicher Sonnen-Blick hinnachfolge. Von ſo vielen Ange-
fochtenen kommt hie und da einer um nach dem Fleiſch, wird aber im
Verborgenen erhalten nach dem Geiſt, damit alle diejenige, die in An-
fechtung beſtehen, ſolches nicht ihnen ſelbſt, ſondern der uͤberſchweng-
lichen Gnade Chriſti allein zuſchreiben und erkennen, daß es des All-
maͤchtigen GOttes hoͤchſtes Werck ſey, wann ein armer Suͤnder aus
ſich ſelbſt, aus der Suͤnd, Tod und aus aller Macht des Teufels
ſich in Chriſtum hinauf ſchwingen, und gantz und gar in ihn hinein
kriechen kan, daß ſich Suͤnd und boͤß Gewiſſen uͤberall verliehren; der
geplagte Suͤnder aller Anfechtung meiſter iſt und ſagen darff: Jch
weiß von keinem Tod noch Hoͤll: Jſt ein Tod, ſo erwuͤrge er zuvor
meinen Chriſtum! iſt die Hoͤlle etwas, ſo verſchlinge ſie den Heyland!
kan Suͤnd, Geſetz oder Gewiſſen verdammen, ſo verklage es den
Sohn GOttes! wenn das geſchehen iſt, ſo will ich mich darnach auch
laſſen verdammen, freſſen und verſchlingen. So lang aber der Vat-
ter lebt und Chriſtus unuͤberwunden bleibt, ſo ſolls wohl mit mir ſte-
hen.
§. 15. O Menſch brauche die warnende und von aller Ubertrettung
zuruck ziehende Gnade heiliglich, bewahre und vermehre das Kleinod
des Glaubens, ſo wird es deine Seele zu genieſſen haben am Tag der
Truͤbſal; ſchaffs in der Zeit, ſo haſts in der Noth; Stimmeſt du mit
der Gnad uͤberein in allem, die dich zu nichts ſchaͤdliches, ſondern
zur hoͤchſten Seeligkeit, Ehre, Freud und Leben ziehet; betruͤbeſt du
ſie nicht zu viel, ſo wird ſie dich hinwiederum in aller Betruͤbniß er-
freuen, ſtaͤrcken und troͤſten, alſo daß du die triumphirende Sprach des
groſſen Glaubens-Helden Lutheri vor Pabſt und Kayſer, vor allem, was
klug, fromm und gelehrt heiſſen will in der Welt, ja vor dem Teu-
fel ſelbſt in allem Gericht wirſt fuͤhren koͤnnen, biß dein Hertz und Ge-
dancken in GOtt befeſtiget und gar zu ihm hinein gewandt iſt, auf
ihn allein ſtarret, nur mit ihm zu thun hat, des Teufels weniger ach-
tet als einer garſtigen Spinne und nur immerdar mit dem einigen be-
ſchaͤfftiget, wie Chriſti Heyl ungemiſcht, rein, lauter, vollkommen
in dich hinein komme und dich gruͤndlich heilige.
§. 16. Alsdann ſoll dir nichts ausbleiben, was dir ſeelig iſt, auch
nichts begegnen, daß dir ſchade; nur daß du immer beſſer lerneſt,
wie boͤſe du und wie gut, heilig, lieb und Gnaden voll GOTT ſey:
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/592>, abgerufen am 22.11.2024.
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