wünschen, denn daß du dieses Augenblicks davon führest. So rein feget er den Himmel von allem Zorn und Schrecken, und füllet ihn mit eitel Sicherheit und Freude, so allein das Hertz an Christo bleibt und sich sein halt.
§. 12. JEsus wollte gern seinen Christen einen Muth einreden,Jn JEsu kan man überwin- den. wie es ihnen denn auch wohl noth ist, weil sie dazu beruffen sind, daß sie sich müssen beissen und kratzen nicht mit Fleisch und Blut, sondern mit der höhesten Gewalt in der Höll, daran sich die Welt hänget, dazu mit ihrem eigenen Gewissen, so die Sünd erschreckt. Wo nehmen sie denn Krafft zum Uberwinden? allein daher, daß JEsus sagt: Jch bin in dir und du in mir, und sind der Sachen eins, darum bleib nur fest an mir, ich hab dich durch mein Wort zu mir bracht, und so du nun solches beweisest und willt mit Gewalt in mir bleiben, da wills erst schwer werden, daß es scheint, als seyest du allein und laß ich dich in Angst und Kummer stecken: aber halt nur fest: Jch will dir beweisen, daß ich dich lieb hab, du sollsts im Hertzen fühlen, wie GOTT so wohl gefallt dein Glaub, Be- känntniß und Leiden. Aus solchem wirst du je länger je mehr erkennen und erfahren, wer ich bin, was ich vermag und an dir thue und will mich also von Tag zu Tag dir offenbahren, biß du so geübt bist, daß du deinen Trotz gantz gen Himmel setzen kanst und den Teufel zuruck schlagen, wenn er dich verklagen will; du seyest ein Sünder und ha- best hie und da nicht recht gethan und sagen: Wilt du mich lehren armer Teufel wie ich fromm seyn soll, warum lehrest du dich selbst nicht? gehe hin und beisse dich mit deinem G'stanck, Sünd, Tod und Höll. Jch hab einen andern Meister im Himmel, der mir nichts sagt, denn von GOttes Gnaden und ewigem Leben, darum gehe mit deinem Maul anderst wohin, ich kanns schon selbst besser denn du.
Des Sa- tans Ge- walt ist einge- schränckt,
§. 13. Das beste hierbey ist, daß der liebe Heyland ihm dem Feind nicht mehr zuläßt, als er weißt, daß seine Kinder ertragen können, die er denn hierbey nicht ungetröstet noch ungestärcket läßt; wie ihm selber vom Engel widerfahren. Luc. XXII. 43.
§. 14. Ja obwohl es bißweilen so schreckliche Exempele gibt, daßund kan mit aller Wuth die Seele ei- nes Kin- des GOt- tes nicht verderben. etwa eine Seele vom Gewalt der Versuchung verschlungen und ver- lohren zu seyn scheinet, so wirds dennoch besser mit ihr, wo nicht in diesem, doch im zukünfftigen Leben; es ist kein Gewitter so ungestümm, schwartz, finster und entsetzlich, daß nicht ein heiter blauer Himmel
und
Gedancken von den Seelen-Aengſten.
wuͤnſchen, denn daß du dieſes Augenblicks davon fuͤhreſt. So rein feget er den Himmel von allem Zorn und Schrecken, und fuͤllet ihn mit eitel Sicherheit und Freude, ſo allein das Hertz an Chriſto bleibt und ſich ſein halt.
§. 12. JEſus wollte gern ſeinen Chriſten einen Muth einreden,Jn JEſu kan man uͤberwin- den. wie es ihnen denn auch wohl noth iſt, weil ſie dazu beruffen ſind, daß ſie ſich muͤſſen beiſſen und kratzen nicht mit Fleiſch und Blut, ſondern mit der hoͤheſten Gewalt in der Hoͤll, daran ſich die Welt haͤnget, dazu mit ihrem eigenen Gewiſſen, ſo die Suͤnd erſchreckt. Wo nehmen ſie denn Krafft zum Uberwinden? allein daher, daß JEſus ſagt: Jch bin in dir und du in mir, und ſind der Sachen eins, darum bleib nur feſt an mir, ich hab dich durch mein Wort zu mir bracht, und ſo du nun ſolches beweiſeſt und willt mit Gewalt in mir bleiben, da wills erſt ſchwer werden, daß es ſcheint, als ſeyeſt du allein und laß ich dich in Angſt und Kummer ſtecken: aber halt nur feſt: Jch will dir beweiſen, daß ich dich lieb hab, du ſollſts im Hertzen fuͤhlen, wie GOTT ſo wohl gefallt dein Glaub, Be- kaͤnntniß und Leiden. Aus ſolchem wirſt du je laͤnger je mehr erkennen und erfahren, wer ich bin, was ich vermag und an dir thue und will mich alſo von Tag zu Tag dir offenbahren, biß du ſo geuͤbt biſt, daß du deinen Trotz gantz gen Himmel ſetzen kanſt und den Teufel zuruck ſchlagen, wenn er dich verklagen will; du ſeyeſt ein Suͤnder und ha- beſt hie und da nicht recht gethan und ſagen: Wilt du mich lehren armer Teufel wie ich fromm ſeyn ſoll, warum lehreſt du dich ſelbſt nicht? gehe hin und beiſſe dich mit deinem G’ſtanck, Suͤnd, Tod und Hoͤll. Jch hab einen andern Meiſter im Himmel, der mir nichts ſagt, denn von GOttes Gnaden und ewigem Leben, darum gehe mit deinem Maul anderſt wohin, ich kanns ſchon ſelbſt beſſer denn du.
Des Sa- tans Ge- walt iſt einge- ſchraͤnckt,
§. 13. Das beſte hierbey iſt, daß der liebe Heyland ihm dem Feind nicht mehr zulaͤßt, als er weißt, daß ſeine Kinder ertragen koͤnnen, die er denn hierbey nicht ungetroͤſtet noch ungeſtaͤrcket laͤßt; wie ihm ſelber vom Engel widerfahren. Luc. XXII. 43.
§. 14. Ja obwohl es bißweilen ſo ſchreckliche Exempele gibt, daßund kan mit aller Wuth die Seele ei- nes Kin- des GOt- tes nicht verdeꝛben. etwa eine Seele vom Gewalt der Verſuchung verſchlungen und ver- lohren zu ſeyn ſcheinet, ſo wirds dennoch beſſer mit ihr, wo nicht in dieſem, doch im zukuͤnfftigen Leben; es iſt kein Gewitter ſo ungeſtuͤmm, ſchwartz, finſter und entſetzlich, daß nicht ein heiter blauer Himmel
und
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[495/0591]
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feget er den Himmel von allem Zorn und Schrecken, und fuͤllet ihn
mit eitel Sicherheit und Freude, ſo allein das Hertz an Chriſto bleibt
und ſich ſein halt.
§. 12. JEſus wollte gern ſeinen Chriſten einen Muth einreden,
wie es ihnen denn auch wohl noth iſt, weil ſie dazu beruffen ſind,
daß ſie ſich muͤſſen beiſſen und kratzen nicht mit Fleiſch und Blut,
ſondern mit der hoͤheſten Gewalt in der Hoͤll, daran ſich die Welt
haͤnget, dazu mit ihrem eigenen Gewiſſen, ſo die Suͤnd erſchreckt.
Wo nehmen ſie denn Krafft zum Uberwinden? allein daher, daß
JEſus ſagt: Jch bin in dir und du in mir, und ſind der Sachen
eins, darum bleib nur feſt an mir, ich hab dich durch mein Wort zu
mir bracht, und ſo du nun ſolches beweiſeſt und willt mit Gewalt in
mir bleiben, da wills erſt ſchwer werden, daß es ſcheint, als
ſeyeſt du allein und laß ich dich in Angſt und Kummer ſtecken: aber
halt nur feſt: Jch will dir beweiſen, daß ich dich lieb hab, du ſollſts
im Hertzen fuͤhlen, wie GOTT ſo wohl gefallt dein Glaub, Be-
kaͤnntniß und Leiden. Aus ſolchem wirſt du je laͤnger je mehr erkennen
und erfahren, wer ich bin, was ich vermag und an dir thue und will
mich alſo von Tag zu Tag dir offenbahren, biß du ſo geuͤbt biſt, daß
du deinen Trotz gantz gen Himmel ſetzen kanſt und den Teufel zuruck
ſchlagen, wenn er dich verklagen will; du ſeyeſt ein Suͤnder und ha-
beſt hie und da nicht recht gethan und ſagen: Wilt du mich lehren
armer Teufel wie ich fromm ſeyn ſoll, warum lehreſt du dich ſelbſt
nicht? gehe hin und beiſſe dich mit deinem G’ſtanck, Suͤnd, Tod
und Hoͤll. Jch hab einen andern Meiſter im Himmel, der mir nichts
ſagt, denn von GOttes Gnaden und ewigem Leben, darum gehe mit
deinem Maul anderſt wohin, ich kanns ſchon ſelbſt beſſer denn du.
Jn JEſu
kan man
uͤberwin-
den.
§. 13. Das beſte hierbey iſt, daß der liebe Heyland ihm dem Feind
nicht mehr zulaͤßt, als er weißt, daß ſeine Kinder ertragen koͤnnen,
die er denn hierbey nicht ungetroͤſtet noch ungeſtaͤrcket laͤßt; wie ihm
ſelber vom Engel widerfahren. Luc. XXII. 43.
§. 14. Ja obwohl es bißweilen ſo ſchreckliche Exempele gibt, daß
etwa eine Seele vom Gewalt der Verſuchung verſchlungen und ver-
lohren zu ſeyn ſcheinet, ſo wirds dennoch beſſer mit ihr, wo nicht in
dieſem, doch im zukuͤnfftigen Leben; es iſt kein Gewitter ſo ungeſtuͤmm,
ſchwartz, finſter und entſetzlich, daß nicht ein heiter blauer Himmel
und
und kan
mit aller
Wuth die
Seele ei-
nes Kin-
des GOt-
tes nicht
verdeꝛben.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 495. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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