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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Anhang.
hineinziehen kan, du sperrest dich wie ein stettiger Ochs; dann der
Geist sehr willig ist zu Gelt, Ehr und Lust, zu Zorn, Rach-
gier, Menschen-Gefälligkeit und das Fleisch gar starck; die
dich davon abhaltende Stimm GOttes im Gewissen zu übertäuben;
bist heimlich froh deine Widersetzlichkeit und herrschende Unlust zu den
Gebotten des Evangelii zu entschuldigen.

so wenig
als mit
dem
Spruch
Pauli
Gal. V. 17.

§. 17. Gehet man mörderlich gleichfalls um mit Pauli Spruch
Gal. V. 17. da er die zwey Heer-Läger vorstellet, so gegen einander
zu Felde liegen; Jmmanuel, GOttes Geist, und der mit ihm in ei-
nen ewigen Bund getrettene allierte Mensch einerseits; anderseits
Satan, die Erb-Sünd und das Fleisch; da will der schlangisch
Welt-Sinn haben, Christus und der allmächtige H. Geist müsse
immer den kürtzeren ziehen, und könne es in einer mit ihme verbun-
denen und übergebenen Seel nicht darzu bringen, daß sie die Gebott
GOttes bewahre, und thue den Willen ihres Vatters im Himmel,
wie gern sie auch wollte; Satan und Fleisch spiele immer den Mei-
ster, da sey weder Sieg noch Triumph zu gewarten. Da doch Pau-
lus hier just das Gegentheil lehret; nemlich, der H. Geist nehme den
Willen gefangen unter Christi Joch, so daß der Glaubige seinem
Heyland folge gegen alles Widerstreben des Fleisches, also daß er
nicht thun möge, was er sonst seiner verderbten Natur nach gern
wollte; und daß diß Pauli Sinn seye, könnte man aus allen seinen
Schrifften zeigen: nur eines bald darauf folgenden Spruchs zu ge-
dencken; ein Gecreutzigter kan sich ja weder regen noch bewegen nach
eigenem Willen; nun aber haben diejenigen, welche Christo angehö-
ren, ihr Fleisch gecreutziget samt den Lüsten und Begierden, darum
thun sie nicht was das Fleisch gern will, sondern was der H. Geist
will, von dem sie getrieben werden, indem sie leben und wandlen.

oder mit
den Wor-
ten Rom.
VII. 14-
24. be-
schönen
können.

§. 18. Rom. VII. 14-24. stellet Paulus gar lebendig dar den Zu-
stand eines Menschen, der unter dem Gesetz kämpfet wider die Sünd;
weilen aber die Krafft und Salbung des H. Geistes noch nicht in sein
Hertz ausgegossen durch den Glauben an JEsum, so ist eben noch
kein rechter Sieg, sondern nur so ein erbärmlich wimmeren und jam-
meren in dem Kercker des Gesetzes, und ein Gewissens-Marter nach
der Heiligung und neuem Leben aus GOttes Geist; dann die Sünd
bleibt allerdings unüberwindlich, so lang, biß die Gnad kommt und

der

Anhang.
hineinziehen kan, du ſperreſt dich wie ein ſtettiger Ochs; dann der
Geiſt ſehr willig iſt zu Gelt, Ehr und Luſt, zu Zorn, Rach-
gier, Menſchen-Gefaͤlligkeit und das Fleiſch gar ſtarck; die
dich davon abhaltende Stimm GOttes im Gewiſſen zu uͤbertaͤuben;
biſt heimlich froh deine Widerſetzlichkeit und herrſchende Unluſt zu den
Gebotten des Evangelii zu entſchuldigen.

ſo wenig
als mit
dem
Spruch
Pauli
Gal. V. 17.

§. 17. Gehet man moͤrderlich gleichfalls um mit Pauli Spruch
Gal. V. 17. da er die zwey Heer-Laͤger vorſtellet, ſo gegen einander
zu Felde liegen; Jmmanuel, GOttes Geiſt, und der mit ihm in ei-
nen ewigen Bund getrettene allierte Menſch einerſeits; anderſeits
Satan, die Erb-Suͤnd und das Fleiſch; da will der ſchlangiſch
Welt-Sinn haben, Chriſtus und der allmaͤchtige H. Geiſt muͤſſe
immer den kuͤrtzeren ziehen, und koͤnne es in einer mit ihme verbun-
denen und uͤbergebenen Seel nicht darzu bringen, daß ſie die Gebott
GOttes bewahre, und thue den Willen ihres Vatters im Himmel,
wie gern ſie auch wollte; Satan und Fleiſch ſpiele immer den Mei-
ſter, da ſey weder Sieg noch Triumph zu gewarten. Da doch Pau-
lus hier juſt das Gegentheil lehret; nemlich, der H. Geiſt nehme den
Willen gefangen unter Chriſti Joch, ſo daß der Glaubige ſeinem
Heyland folge gegen alles Widerſtreben des Fleiſches, alſo daß er
nicht thun moͤge, was er ſonſt ſeiner verderbten Natur nach gern
wollte; und daß diß Pauli Sinn ſeye, koͤnnte man aus allen ſeinen
Schrifften zeigen: nur eines bald darauf folgenden Spruchs zu ge-
dencken; ein Gecreutzigter kan ſich ja weder regen noch bewegen nach
eigenem Willen; nun aber haben diejenigen, welche Chriſto angehoͤ-
ren, ihr Fleiſch gecreutziget ſamt den Luͤſten und Begierden, darum
thun ſie nicht was das Fleiſch gern will, ſondern was der H. Geiſt
will, von dem ſie getrieben werden, indem ſie leben und wandlen.

oder mit
den Wor-
ten Rom.
VII. 14-
24. be-
ſchoͤnen
koͤnnen.

§. 18. Rom. VII. 14-24. ſtellet Paulus gar lebendig dar den Zu-
ſtand eines Menſchen, der unter dem Geſetz kaͤmpfet wider die Suͤnd;
weilen aber die Krafft und Salbung des H. Geiſtes noch nicht in ſein
Hertz ausgegoſſen durch den Glauben an JEſum, ſo iſt eben noch
kein rechter Sieg, ſondern nur ſo ein erbaͤrmlich wimmeren und jam-
meren in dem Kercker des Geſetzes, und ein Gewiſſens-Marter nach
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bleibt allerdings unuͤberwindlich, ſo lang, biß die Gnad kommt und

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[486/0582] Anhang. hineinziehen kan, du ſperreſt dich wie ein ſtettiger Ochs; dann der Geiſt ſehr willig iſt zu Gelt, Ehr und Luſt, zu Zorn, Rach- gier, Menſchen-Gefaͤlligkeit und das Fleiſch gar ſtarck; die dich davon abhaltende Stimm GOttes im Gewiſſen zu uͤbertaͤuben; biſt heimlich froh deine Widerſetzlichkeit und herrſchende Unluſt zu den Gebotten des Evangelii zu entſchuldigen. §. 17. Gehet man moͤrderlich gleichfalls um mit Pauli Spruch Gal. V. 17. da er die zwey Heer-Laͤger vorſtellet, ſo gegen einander zu Felde liegen; Jmmanuel, GOttes Geiſt, und der mit ihm in ei- nen ewigen Bund getrettene allierte Menſch einerſeits; anderſeits Satan, die Erb-Suͤnd und das Fleiſch; da will der ſchlangiſch Welt-Sinn haben, Chriſtus und der allmaͤchtige H. Geiſt muͤſſe immer den kuͤrtzeren ziehen, und koͤnne es in einer mit ihme verbun- denen und uͤbergebenen Seel nicht darzu bringen, daß ſie die Gebott GOttes bewahre, und thue den Willen ihres Vatters im Himmel, wie gern ſie auch wollte; Satan und Fleiſch ſpiele immer den Mei- ſter, da ſey weder Sieg noch Triumph zu gewarten. Da doch Pau- lus hier juſt das Gegentheil lehret; nemlich, der H. Geiſt nehme den Willen gefangen unter Chriſti Joch, ſo daß der Glaubige ſeinem Heyland folge gegen alles Widerſtreben des Fleiſches, alſo daß er nicht thun moͤge, was er ſonſt ſeiner verderbten Natur nach gern wollte; und daß diß Pauli Sinn ſeye, koͤnnte man aus allen ſeinen Schrifften zeigen: nur eines bald darauf folgenden Spruchs zu ge- dencken; ein Gecreutzigter kan ſich ja weder regen noch bewegen nach eigenem Willen; nun aber haben diejenigen, welche Chriſto angehoͤ- ren, ihr Fleiſch gecreutziget ſamt den Luͤſten und Begierden, darum thun ſie nicht was das Fleiſch gern will, ſondern was der H. Geiſt will, von dem ſie getrieben werden, indem ſie leben und wandlen. §. 18. Rom. VII. 14-24. ſtellet Paulus gar lebendig dar den Zu- ſtand eines Menſchen, der unter dem Geſetz kaͤmpfet wider die Suͤnd; weilen aber die Krafft und Salbung des H. Geiſtes noch nicht in ſein Hertz ausgegoſſen durch den Glauben an JEſum, ſo iſt eben noch kein rechter Sieg, ſondern nur ſo ein erbaͤrmlich wimmeren und jam- meren in dem Kercker des Geſetzes, und ein Gewiſſens-Marter nach der Heiligung und neuem Leben aus GOttes Geiſt; dann die Suͤnd bleibt allerdings unuͤberwindlich, ſo lang, biß die Gnad kommt und der

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/582>, abgerufen am 22.11.2024.