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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegende Wein-Trauben.
gewendet sey, sonderen daß unser HERR JESUS Christus Ehr
und Freud davon habe, in vielen Früchten der Gerechtigkeit und
Heiligkeit; und es ihne ja nicht gereue, daß Er so viel für dich ge-
than, gelitten, und dir verehret hat; darum mache JESU Werck
an dir mit deinem stäten Klagen, Unglauben, vernünfftlen und
zweifflen nicht zu Schanden, damit du den Ungläubigen nicht Ge-
legenheit gebest zu murmlen und zu sprechen: Ey wir haben vermeynt,
wann man von JESU angenommen, erlößt, sein Eigenthum, und
sein Jünger sey, so empfinde man nichts mehr von der Traurigkeit;
wann dem so wäre, so würde sich dieser zu Ruh begeben, aber er ist
noch traurig, wie zuvor; hiemit muß es nicht wahr, sonderen nur
Träum seyn, was man von der Freud der Bekehrten zu sagen pflegt;
darum sag ich, verherrliche JEsum, und seye zu frieden.

§. 23. Einwurff. Jch finde dieses gantz billich und recht, wannEr muß
JEsum
recht lie-
ben,

ich nur wußte, wie ichs machen müßte?

Antwort. 1. Du bist ja nicht so tumm, daß du nicht lieben könnest!
liebe JEsum; diese Liebe wird dich alles lehren, als die himmlische
Salbung; ama, & fac quod lubet, sagt Augustinus, d. i. liebe, und
thue dann was dir lieb ist zu thun; du wirst bald mercken, was der
Liebe Nahrung sey, was sie frisch, lustig und helleuchtend mache,
und hingegen was sie verfinstere und kräncke; Folge dieser Königin
und Braut des Lamms, die wird dich in allen Dingen recht Gött-
lich führen, und dir zeigen, was JESU das allerliebste sey, und
dich treiben in allen Umständen nur dasjenige zu erwehlen, was Christo
das allergefälligste seyn mag, dich ihme am gleichförmigsten mache,
und am innigsten in die Gemeinschafft eines so guten GOttes bringe,
und dagegen mit allem Ernst zu meiden, was ihme verdrießlich.

§. 24. 2. Liese die H. Schrifft, die wird dir schon reichlich sagen, wasdie Heilige
Schrifft
lesen,

Christus gern oder ungern habe; willt du es aber noch genauer wissen,
wie du die allgemeinen Zeugnuß der H. Schrifft im Glauben in JESU
Blut in die Ubung bringen sollest, so mercke:

§. 25. 3. Wann dich Wehe-Tagen, und bald diese, bald jene Wider-wie man
JESU im
Leyden
recht die-
nen solle.

lichkeiten anfechten, dann jeder Tag muß seine eigene Plag haben, so
stärcke dich beständig mit Christi Leyden; so manchmahl du dich selbst
verläugnest, und das Creutz, so GOtt dir zuschicket, mit Freuden um-
fahest, und sollt dir gleich alles zu trümmeren gehen, so manchen süs-
sen Tropfen Wein giessest du in den Kelch der Dancksagung, biß er

endlich
N n n 2

liegende Wein-Trauben.
gewendet ſey, ſonderen daß unſer HERR JESUS Chriſtus Ehr
und Freud davon habe, in vielen Fruͤchten der Gerechtigkeit und
Heiligkeit; und es ihne ja nicht gereue, daß Er ſo viel fuͤr dich ge-
than, gelitten, und dir verehret hat; darum mache JESU Werck
an dir mit deinem ſtaͤten Klagen, Unglauben, vernuͤnfftlen und
zweifflen nicht zu Schanden, damit du den Unglaͤubigen nicht Ge-
legenheit gebeſt zu murmlen und zu ſprechen: Ey wir haben vermeynt,
wann man von JESU angenommen, erloͤßt, ſein Eigenthum, und
ſein Juͤnger ſey, ſo empfinde man nichts mehr von der Traurigkeit;
wann dem ſo waͤre, ſo wuͤrde ſich dieſer zu Ruh begeben, aber er iſt
noch traurig, wie zuvor; hiemit muß es nicht wahr, ſonderen nur
Traͤum ſeyn, was man von der Freud der Bekehrten zu ſagen pflegt;
darum ſag ich, verherrliche JEſum, und ſeye zu frieden.

§. 23. Einwurff. Jch finde dieſes gantz billich und recht, wannEr muß
JEſum
recht lie-
ben,

ich nur wußte, wie ichs machen muͤßte?

Antwort. 1. Du biſt ja nicht ſo tumm, daß du nicht lieben koͤnneſt!
liebe JEſum; dieſe Liebe wird dich alles lehren, als die himmliſche
Salbung; ama, & fac quod lubet, ſagt Auguſtinus, d. i. liebe, und
thue dann was dir lieb iſt zu thun; du wirſt bald mercken, was der
Liebe Nahrung ſey, was ſie friſch, luſtig und helleuchtend mache,
und hingegen was ſie verfinſtere und kraͤncke; Folge dieſer Koͤnigin
und Braut des Lamms, die wird dich in allen Dingen recht Goͤtt-
lich fuͤhren, und dir zeigen, was JESU das allerliebſte ſey, und
dich treiben in allen Umſtaͤnden nur dasjenige zu erwehlen, was Chriſto
das allergefaͤlligſte ſeyn mag, dich ihme am gleichfoͤrmigſten mache,
und am innigſten in die Gemeinſchafft eines ſo guten GOttes bringe,
und dagegen mit allem Ernſt zu meiden, was ihme verdrießlich.

§. 24. 2. Lieſe die H. Schrifft, die wird dir ſchon reichlich ſagen, wasdie Heilige
Schrifft
leſen,

Chriſtus gern oder ungern habe; willt du es aber noch genauer wiſſen,
wie du die allgemeinen Zeugnuß der H. Schrifft im Glauben in JESU
Blut in die Ubung bringen ſolleſt, ſo mercke:

§. 25. 3. Wann dich Wehe-Tagen, und bald dieſe, bald jene Wider-wie man
JESU im
Leyden
recht die-
nen ſolle.

lichkeiten anfechten, dann jeder Tag muß ſeine eigene Plag haben, ſo
ſtaͤrcke dich beſtaͤndig mit Chriſti Leyden; ſo manchmahl du dich ſelbſt
verlaͤugneſt, und das Creutz, ſo GOtt dir zuſchicket, mit Freuden um-
faheſt, und ſollt dir gleich alles zu truͤmmeren gehen, ſo manchen ſuͤſ-
ſen Tropfen Wein gieſſeſt du in den Kelch der Danckſagung, biß er

endlich
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[467/0563] liegende Wein-Trauben. gewendet ſey, ſonderen daß unſer HERR JESUS Chriſtus Ehr und Freud davon habe, in vielen Fruͤchten der Gerechtigkeit und Heiligkeit; und es ihne ja nicht gereue, daß Er ſo viel fuͤr dich ge- than, gelitten, und dir verehret hat; darum mache JESU Werck an dir mit deinem ſtaͤten Klagen, Unglauben, vernuͤnfftlen und zweifflen nicht zu Schanden, damit du den Unglaͤubigen nicht Ge- legenheit gebeſt zu murmlen und zu ſprechen: Ey wir haben vermeynt, wann man von JESU angenommen, erloͤßt, ſein Eigenthum, und ſein Juͤnger ſey, ſo empfinde man nichts mehr von der Traurigkeit; wann dem ſo waͤre, ſo wuͤrde ſich dieſer zu Ruh begeben, aber er iſt noch traurig, wie zuvor; hiemit muß es nicht wahr, ſonderen nur Traͤum ſeyn, was man von der Freud der Bekehrten zu ſagen pflegt; darum ſag ich, verherrliche JEſum, und ſeye zu frieden. §. 23. Einwurff. Jch finde dieſes gantz billich und recht, wann ich nur wußte, wie ichs machen muͤßte? Er muß JEſum recht lie- ben, Antwort. 1. Du biſt ja nicht ſo tumm, daß du nicht lieben koͤnneſt! liebe JEſum; dieſe Liebe wird dich alles lehren, als die himmliſche Salbung; ama, & fac quod lubet, ſagt Auguſtinus, d. i. liebe, und thue dann was dir lieb iſt zu thun; du wirſt bald mercken, was der Liebe Nahrung ſey, was ſie friſch, luſtig und helleuchtend mache, und hingegen was ſie verfinſtere und kraͤncke; Folge dieſer Koͤnigin und Braut des Lamms, die wird dich in allen Dingen recht Goͤtt- lich fuͤhren, und dir zeigen, was JESU das allerliebſte ſey, und dich treiben in allen Umſtaͤnden nur dasjenige zu erwehlen, was Chriſto das allergefaͤlligſte ſeyn mag, dich ihme am gleichfoͤrmigſten mache, und am innigſten in die Gemeinſchafft eines ſo guten GOttes bringe, und dagegen mit allem Ernſt zu meiden, was ihme verdrießlich. §. 24. 2. Lieſe die H. Schrifft, die wird dir ſchon reichlich ſagen, was Chriſtus gern oder ungern habe; willt du es aber noch genauer wiſſen, wie du die allgemeinen Zeugnuß der H. Schrifft im Glauben in JESU Blut in die Ubung bringen ſolleſt, ſo mercke: die Heilige Schrifft leſen, §. 25. 3. Wann dich Wehe-Tagen, und bald dieſe, bald jene Wider- lichkeiten anfechten, dann jeder Tag muß ſeine eigene Plag haben, ſo ſtaͤrcke dich beſtaͤndig mit Chriſti Leyden; ſo manchmahl du dich ſelbſt verlaͤugneſt, und das Creutz, ſo GOtt dir zuſchicket, mit Freuden um- faheſt, und ſollt dir gleich alles zu truͤmmeren gehen, ſo manchen ſuͤſ- ſen Tropfen Wein gieſſeſt du in den Kelch der Danckſagung, biß er endlich wie man JESU im Leyden recht die- nen ſolle. N n n 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 467. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/563>, abgerufen am 22.11.2024.