Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
und von meinen Sünden-Wunden heil werden; ob ich schon irr gehe
in meinen Gedancken, wie ein tummes Schaaf, und so vielmahl wi-
der meinen Willen zurück sehe auf dem Weg, so wird mich doch das
ewig Vatter-Hertz meines GOttes darum nicht aufgeben, dann Er
hat warlich alle meine Missethaten auf seinen Sohn gelegt, und ih-
ne so sehr zerschlagen; darum soll mich meine Sünd nicht maßleydig
machen; Sie mag mich wohl im Gewissen ein wenig beissen; aber
wann die Sonne der Göttlichen Barmhertzigkeit lange genug auf mich
wird geschienen haben, so wird der Sünden-Morast in mir schon auf-
getröcknet, und das wüste Ungeziefer in mir verderben, und ich zu
rechter Königlichen Wollust JESU zubereitet werden: JESUS
trägt meine Sünden-Noth, was will ich mich lange kräncken! seine
Gnad wird mich schon davon ledig machen; auf sein Wort will ichs
wagen, es fehlet nicht, Er ist gewiß der GOTT meines Heyls, und
durch ihne wird mein Horn erhaben werden, Er wird in mir siegen und
regieren.

Darburch
kommet
man zur
Ruhe,

§. 11. Wann du nun also, durch Gnaden-reiche Erleuchtung des
Glaubens, JESUM anfangest erkennen wer er seye: was du an ih-
me habest, und warum er dieses alles leyde, so kommst du zur Ruh; und
da stellt dir dein lieber Heyland eine geistliche köstliche Lust-Mahlzeit auf,
von allerley köstlichen Sprüchen aus den Heil. Schrifften der Prophe-
ten und Apostlen, und schencket dir ein den süssen lauteren Wein der
Hoffnung, deiner künfftigen ohnfehlbaren Vollendung; das bringen
dir die Bluts-Tropfen seines allerheiligsten Schweisses; daß du also
wohl warten magst, biß dein Feind gar untergehe, und die liebliche Mor-
gen-Röthe heran schimmere, daß du mit dem Lamm Hochzeit haltest,
das deine Sünden so willig getragen, und so gnädiglich weggenommen.

doch muß
man da-
rinnen
nicht träg
werden.

§. 12. Werde nur nicht träg den Glauben zu üben; sonst frißt dich
die Sünd und der ewige Tod, und naget dir das Hertz ab; dann sie
seynd dir zu starck, und leben ewiglich, wo der Glaube an JESUM
ihnen nicht den Garaus macht, und Sünd und Tod zernichtet, dann
das ist sein Werck, aber nur allgemach und fast unempfindlich. Laß
dich doch nur die vielerley Gedancken nicht verwirren, sonderen glau-
be deinem GOTT, der kan dirs ja am besten und gewissesten sagen,
warum sein eingebohrener Sohn am Oelberg mit höllischer Angst um-
fangen, und um und um betrübet sey biß in den Tod; lege dich da zu
JESU nieder; und wann dir der arge Satan durch Hülff und

Zuthun

Die unter der Kelter des Zorns GOttes
und von meinen Suͤnden-Wunden heil werden; ob ich ſchon irr gehe
in meinen Gedancken, wie ein tummes Schaaf, und ſo vielmahl wi-
der meinen Willen zuruͤck ſehe auf dem Weg, ſo wird mich doch das
ewig Vatter-Hertz meines GOttes darum nicht aufgeben, dann Er
hat warlich alle meine Miſſethaten auf ſeinen Sohn gelegt, und ih-
ne ſo ſehr zerſchlagen; darum ſoll mich meine Suͤnd nicht maßleydig
machen; Sie mag mich wohl im Gewiſſen ein wenig beiſſen; aber
wann die Sonne der Goͤttlichen Barmhertzigkeit lange genug auf mich
wird geſchienen haben, ſo wird der Suͤnden-Moraſt in mir ſchon auf-
getroͤcknet, und das wuͤſte Ungeziefer in mir verderben, und ich zu
rechter Koͤniglichen Wolluſt JESU zubereitet werden: JESUS
traͤgt meine Suͤnden-Noth, was will ich mich lange kraͤncken! ſeine
Gnad wird mich ſchon davon ledig machen; auf ſein Wort will ichs
wagen, es fehlet nicht, Er iſt gewiß der GOTT meines Heyls, und
durch ihne wird mein Horn erhaben werden, Er wird in mir ſiegen und
regieren.

Darburch
kommet
man zur
Ruhe,

§. 11. Wann du nun alſo, durch Gnaden-reiche Erleuchtung des
Glaubens, JESUM anfangeſt erkennen wer er ſeye: was du an ih-
me habeſt, und warum er dieſes alles leyde, ſo kommſt du zur Ruh; und
da ſtellt dir dein lieber Heyland eine geiſtliche koͤſtliche Luſt-Mahlzeit auf,
von allerley koͤſtlichen Spruͤchen aus den Heil. Schrifften der Prophe-
ten und Apoſtlen, und ſchencket dir ein den ſuͤſſen lauteren Wein der
Hoffnung, deiner kuͤnfftigen ohnfehlbaren Vollendung; das bringen
dir die Bluts-Tropfen ſeines allerheiligſten Schweiſſes; daß du alſo
wohl warten magſt, biß dein Feind gar untergehe, und die liebliche Mor-
gen-Roͤthe heran ſchimmere, daß du mit dem Lamm Hochzeit halteſt,
das deine Suͤnden ſo willig getragen, und ſo gnaͤdiglich weggenommen.

doch muß
man da-
rinnen
nicht traͤg
werden.

§. 12. Werde nur nicht traͤg den Glauben zu uͤben; ſonſt frißt dich
die Suͤnd und der ewige Tod, und naget dir das Hertz ab; dann ſie
ſeynd dir zu ſtarck, und leben ewiglich, wo der Glaube an JESUM
ihnen nicht den Garaus macht, und Suͤnd und Tod zernichtet, dann
das iſt ſein Werck, aber nur allgemach und faſt unempfindlich. Laß
dich doch nur die vielerley Gedancken nicht verwirren, ſonderen glau-
be deinem GOTT, der kan dirs ja am beſten und gewiſſeſten ſagen,
warum ſein eingebohrener Sohn am Oelberg mit hoͤlliſcher Angſt um-
fangen, und um und um betruͤbet ſey biß in den Tod; lege dich da zu
JESU nieder; und wann dir der arge Satan durch Huͤlff und

Zuthun
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0558" n="462"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die unter der Kelter des Zorns GOttes</hi></fw><lb/>
und von meinen Su&#x0364;nden-Wunden heil werden; ob ich &#x017F;chon irr gehe<lb/>
in meinen Gedancken, wie ein tummes Schaaf, und &#x017F;o vielmahl wi-<lb/>
der meinen Willen zuru&#x0364;ck &#x017F;ehe auf dem Weg, &#x017F;o wird mich doch das<lb/>
ewig Vatter-Hertz meines GOttes darum nicht aufgeben, dann Er<lb/>
hat warlich alle meine Mi&#x017F;&#x017F;ethaten auf &#x017F;einen Sohn gelegt, und ih-<lb/>
ne &#x017F;o &#x017F;ehr zer&#x017F;chlagen; darum &#x017F;oll mich meine Su&#x0364;nd nicht maßleydig<lb/>
machen; Sie mag mich wohl im Gewi&#x017F;&#x017F;en ein wenig bei&#x017F;&#x017F;en; aber<lb/>
wann die Sonne der Go&#x0364;ttlichen Barmhertzigkeit lange genug auf mich<lb/>
wird ge&#x017F;chienen haben, &#x017F;o wird der Su&#x0364;nden-Mora&#x017F;t in mir &#x017F;chon auf-<lb/>
getro&#x0364;cknet, und das wu&#x0364;&#x017F;te Ungeziefer in mir verderben, und ich zu<lb/>
rechter Ko&#x0364;niglichen Wollu&#x017F;t JESU zubereitet werden: JESUS<lb/>
tra&#x0364;gt meine Su&#x0364;nden-Noth, was will ich mich lange kra&#x0364;ncken! &#x017F;eine<lb/>
Gnad wird mich &#x017F;chon davon ledig machen; auf &#x017F;ein Wort will ichs<lb/>
wagen, es fehlet nicht, Er i&#x017F;t gewiß der GOTT meines Heyls, und<lb/>
durch ihne wird mein Horn erhaben werden, Er wird in mir &#x017F;iegen und<lb/>
regieren.</p><lb/>
          <note place="left">Darburch<lb/>
kommet<lb/>
man zur<lb/>
Ruhe,</note>
          <p>§. 11. Wann du nun al&#x017F;o, durch Gnaden-reiche Erleuchtung des<lb/>
Glaubens, JESUM anfange&#x017F;t erkennen wer er &#x017F;eye: was du an ih-<lb/>
me habe&#x017F;t, und warum er die&#x017F;es alles leyde, &#x017F;o komm&#x017F;t du zur Ruh; und<lb/>
da &#x017F;tellt dir dein lieber Heyland eine gei&#x017F;tliche ko&#x0364;&#x017F;tliche Lu&#x017F;t-Mahlzeit auf,<lb/>
von allerley ko&#x0364;&#x017F;tlichen Spru&#x0364;chen aus den Heil. Schrifften der Prophe-<lb/>
ten und Apo&#x017F;tlen, und &#x017F;chencket dir ein den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en lauteren Wein der<lb/>
Hoffnung, deiner ku&#x0364;nfftigen ohnfehlbaren Vollendung; das bringen<lb/>
dir die Bluts-Tropfen &#x017F;eines allerheilig&#x017F;ten Schwei&#x017F;&#x017F;es; daß du al&#x017F;o<lb/>
wohl warten mag&#x017F;t, biß dein Feind gar untergehe, und die liebliche Mor-<lb/>
gen-Ro&#x0364;the heran &#x017F;chimmere, daß du mit dem Lamm Hochzeit halte&#x017F;t,<lb/>
das deine Su&#x0364;nden &#x017F;o willig getragen, und &#x017F;o gna&#x0364;diglich weggenommen.</p><lb/>
          <note place="left">doch muß<lb/>
man da-<lb/>
rinnen<lb/>
nicht tra&#x0364;g<lb/>
werden.</note>
          <p>§. 12. Werde nur nicht tra&#x0364;g den Glauben zu u&#x0364;ben; &#x017F;on&#x017F;t frißt dich<lb/>
die Su&#x0364;nd und der ewige Tod, und naget dir das Hertz ab; dann &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;eynd dir zu &#x017F;tarck, und leben ewiglich, wo der Glaube an JESUM<lb/>
ihnen nicht den Garaus macht, und Su&#x0364;nd und Tod zernichtet, dann<lb/>
das i&#x017F;t &#x017F;ein Werck, aber nur allgemach und fa&#x017F;t unempfindlich. Laß<lb/>
dich doch nur die vielerley Gedancken nicht verwirren, &#x017F;onderen glau-<lb/>
be deinem GOTT, der kan dirs ja am be&#x017F;ten und gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten &#x017F;agen,<lb/>
warum &#x017F;ein eingebohrener Sohn am Oelberg mit ho&#x0364;lli&#x017F;cher Ang&#x017F;t um-<lb/>
fangen, und um und um betru&#x0364;bet &#x017F;ey biß in den Tod; lege dich da zu<lb/>
JESU nieder; und wann dir der arge Satan durch Hu&#x0364;lff und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Zuthun</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[462/0558] Die unter der Kelter des Zorns GOttes und von meinen Suͤnden-Wunden heil werden; ob ich ſchon irr gehe in meinen Gedancken, wie ein tummes Schaaf, und ſo vielmahl wi- der meinen Willen zuruͤck ſehe auf dem Weg, ſo wird mich doch das ewig Vatter-Hertz meines GOttes darum nicht aufgeben, dann Er hat warlich alle meine Miſſethaten auf ſeinen Sohn gelegt, und ih- ne ſo ſehr zerſchlagen; darum ſoll mich meine Suͤnd nicht maßleydig machen; Sie mag mich wohl im Gewiſſen ein wenig beiſſen; aber wann die Sonne der Goͤttlichen Barmhertzigkeit lange genug auf mich wird geſchienen haben, ſo wird der Suͤnden-Moraſt in mir ſchon auf- getroͤcknet, und das wuͤſte Ungeziefer in mir verderben, und ich zu rechter Koͤniglichen Wolluſt JESU zubereitet werden: JESUS traͤgt meine Suͤnden-Noth, was will ich mich lange kraͤncken! ſeine Gnad wird mich ſchon davon ledig machen; auf ſein Wort will ichs wagen, es fehlet nicht, Er iſt gewiß der GOTT meines Heyls, und durch ihne wird mein Horn erhaben werden, Er wird in mir ſiegen und regieren. §. 11. Wann du nun alſo, durch Gnaden-reiche Erleuchtung des Glaubens, JESUM anfangeſt erkennen wer er ſeye: was du an ih- me habeſt, und warum er dieſes alles leyde, ſo kommſt du zur Ruh; und da ſtellt dir dein lieber Heyland eine geiſtliche koͤſtliche Luſt-Mahlzeit auf, von allerley koͤſtlichen Spruͤchen aus den Heil. Schrifften der Prophe- ten und Apoſtlen, und ſchencket dir ein den ſuͤſſen lauteren Wein der Hoffnung, deiner kuͤnfftigen ohnfehlbaren Vollendung; das bringen dir die Bluts-Tropfen ſeines allerheiligſten Schweiſſes; daß du alſo wohl warten magſt, biß dein Feind gar untergehe, und die liebliche Mor- gen-Roͤthe heran ſchimmere, daß du mit dem Lamm Hochzeit halteſt, das deine Suͤnden ſo willig getragen, und ſo gnaͤdiglich weggenommen. §. 12. Werde nur nicht traͤg den Glauben zu uͤben; ſonſt frißt dich die Suͤnd und der ewige Tod, und naget dir das Hertz ab; dann ſie ſeynd dir zu ſtarck, und leben ewiglich, wo der Glaube an JESUM ihnen nicht den Garaus macht, und Suͤnd und Tod zernichtet, dann das iſt ſein Werck, aber nur allgemach und faſt unempfindlich. Laß dich doch nur die vielerley Gedancken nicht verwirren, ſonderen glau- be deinem GOTT, der kan dirs ja am beſten und gewiſſeſten ſagen, warum ſein eingebohrener Sohn am Oelberg mit hoͤlliſcher Angſt um- fangen, und um und um betruͤbet ſey biß in den Tod; lege dich da zu JESU nieder; und wann dir der arge Satan durch Huͤlff und Zuthun

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/558
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 462. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/558>, abgerufen am 22.11.2024.