unheiliger Worten, Zeitungen und Händel zu überlegen, uns in der Eitelkeit zu erlustieren? auch wann wir in der Einsamkeit seynd, mit tausenderley Geisteren in der Welt herum zu schwermen? meynen wir, der Himmel, die Seeligkeit, welche uns zu erwerben, JEsum so hoch und theur ankommen, erfordere jetz nichts von uns als schlaf- fen, sicher und sorgloß in der Sünd fortzufahren? O nein, o nein, es gehet so geschliffen nicht her, es kostet Müh, Arbeit, Ringen, Streiten, Durchbrechen; es kostet manchen ernstlichen Kampff und Sieg mit Sünd, Welt, Fleisch und Satan, willt du es nicht glau- ben, so frage JEsum!
§. 7. Einwurff. O du hast wohl ein Geschwätz hiervon; Ey JEsusZeigt wie unver- nünfftig die Mey- nung de- ren seye welche sa- gen JEsus habe alles gethan. hats ja für mich gethan! jetz kan ich mir lassen wohl seyn in der Welt; ich darf nichts thun, als nur an ihne glauben, und daraufhin Sorg- frey und sicher schlaffen; mich um GOttes Zorn und Ernst, Sünd, Teufel und Höll wenig bekümmeren, dann JEsus hats alles für mich ausgerichtet.
Antwort. Ey lieber wo stehet dieses? ich kan es in der Schrifft nirgend finden! ach thue mir den Gefallen, und zeige mir den Spruch? aber ich weiß wohl, du weist es selbsten nicht, du überredest dich nur selbsten so, ja du lassest dich von dem Satan also übertäuben; ey wie kanst du doch so blind, so thorecht seyn, daß du könntest glauben, JEsus habe alles thun müssen, daß du faullentzen könnest, JEsus habe für die Sünden gelitten, daß du wacker sündigen könnest; ey ich frage dich, gebrauche deine Vernunfft, ist diß gläublich? Aber ach! so du wußtest, wie so viel hundert tausend braten in dem Pfuhl, der mit Feur und Schwefel brennt, die eben ein so gute Meynung von Christo hatten als du. Aber ich frage dich; was hilfft es dich, wann die Arch schon gebauet, du aber nicht in dieselbe hinein gehest? wird dich auch der blosse Wahn, daß die Arch für dich gebauet, für der Sündfluth beschirmen? Du must dich zu Christi wahren Jüngeren und Nachfolgeren halten, mit ihnen JEsu nachgehen, und die Ge- meinschafft seines Leidens mit Paulo Tag und Nacht suchen; Du must erwachen aus dem Schlaff der Sünden, damit dir JEsus als ein Licht aufgehe; die Sünden und Unarten must du als gifftige Pest- Beulen an dir empfinden, und in heisser Seelen-Angst den blutigen Schweiß JEsu dir durch den H. Geist im Glauben applicieren und zueig- nen lassen, als den köstlichen Balsam; Und in diesem Glaubens-Hunger
und
K k k
liegende Wein-Trauben.
unheiliger Worten, Zeitungen und Haͤndel zu uͤberlegen, uns in der Eitelkeit zu erluſtieren? auch wann wir in der Einſamkeit ſeynd, mit tauſenderley Geiſteren in der Welt herum zu ſchwermen? meynen wir, der Himmel, die Seeligkeit, welche uns zu erwerben, JEſum ſo hoch und theur ankommen, erfordere jetz nichts von uns als ſchlaf- fen, ſicher und ſorgloß in der Suͤnd fortzufahren? O nein, o nein, es gehet ſo geſchliffen nicht her, es koſtet Muͤh, Arbeit, Ringen, Streiten, Durchbrechen; es koſtet manchen ernſtlichen Kampff und Sieg mit Suͤnd, Welt, Fleiſch und Satan, willt du es nicht glau- ben, ſo frage JEſum!
§. 7. Einwurff. O du haſt wohl ein Geſchwaͤtz hiervon; Ey JEſusZeigt wie unver- nuͤnfftig die Mey- nung de- ren ſeye welche ſa- gen JEſus habe alles gethan. hats ja fuͤr mich gethan! jetz kan ich mir laſſen wohl ſeyn in der Welt; ich darf nichts thun, als nur an ihne glauben, und daraufhin Sorg- frey und ſicher ſchlaffen; mich um GOttes Zorn und Ernſt, Suͤnd, Teufel und Hoͤll wenig bekuͤmmeren, dann JEſus hats alles fuͤr mich ausgerichtet.
Antwort. Ey lieber wo ſtehet dieſes? ich kan es in der Schrifft nirgend finden! ach thue mir den Gefallen, und zeige mir den Spruch? aber ich weiß wohl, du weiſt es ſelbſten nicht, du uͤberredeſt dich nur ſelbſten ſo, ja du laſſeſt dich von dem Satan alſo uͤbertaͤuben; ey wie kanſt du doch ſo blind, ſo thorecht ſeyn, daß du koͤnnteſt glauben, JEſus habe alles thun muͤſſen, daß du faullentzen koͤnneſt, JEſus habe fuͤr die Suͤnden gelitten, daß du wacker ſuͤndigen koͤnneſt; ey ich frage dich, gebrauche deine Vernunfft, iſt diß glaͤublich? Aber ach! ſo du wußteſt, wie ſo viel hundert tauſend braten in dem Pfuhl, der mit Feur und Schwefel brennt, die eben ein ſo gute Meynung von Chriſto hatten als du. Aber ich frage dich; was hilfft es dich, wann die Arch ſchon gebauet, du aber nicht in dieſelbe hinein geheſt? wird dich auch der bloſſe Wahn, daß die Arch fuͤr dich gebauet, fuͤr der Suͤndfluth beſchirmen? Du muſt dich zu Chriſti wahren Juͤngeren und Nachfolgeren halten, mit ihnen JEſu nachgehen, und die Ge- meinſchafft ſeines Leidens mit Paulo Tag und Nacht ſuchen; Du muſt erwachen aus dem Schlaff der Suͤnden, damit dir JEſus als ein Licht aufgehe; die Suͤnden und Unarten muſt du als gifftige Peſt- Beulen an dir empfinden, und in heiſſer Seelen-Angſt den blutigen Schweiß JEſu dir durch den H. Geiſt im Glauben applicieren und zueig- nen laſſen, als den koͤſtlichen Balſam; Und in dieſem Glaubens-Hunger
und
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liegende Wein-Trauben.
unheiliger Worten, Zeitungen und Haͤndel zu uͤberlegen, uns in der
Eitelkeit zu erluſtieren? auch wann wir in der Einſamkeit ſeynd, mit
tauſenderley Geiſteren in der Welt herum zu ſchwermen? meynen
wir, der Himmel, die Seeligkeit, welche uns zu erwerben, JEſum
ſo hoch und theur ankommen, erfordere jetz nichts von uns als ſchlaf-
fen, ſicher und ſorgloß in der Suͤnd fortzufahren? O nein, o nein,
es gehet ſo geſchliffen nicht her, es koſtet Muͤh, Arbeit, Ringen,
Streiten, Durchbrechen; es koſtet manchen ernſtlichen Kampff und
Sieg mit Suͤnd, Welt, Fleiſch und Satan, willt du es nicht glau-
ben, ſo frage JEſum!
§. 7. Einwurff. O du haſt wohl ein Geſchwaͤtz hiervon; Ey JEſus
hats ja fuͤr mich gethan! jetz kan ich mir laſſen wohl ſeyn in der Welt;
ich darf nichts thun, als nur an ihne glauben, und daraufhin Sorg-
frey und ſicher ſchlaffen; mich um GOttes Zorn und Ernſt, Suͤnd,
Teufel und Hoͤll wenig bekuͤmmeren, dann JEſus hats alles fuͤr mich
ausgerichtet.
Zeigt wie
unver-
nuͤnfftig
die Mey-
nung de-
ren ſeye
welche ſa-
gen JEſus
habe alles
gethan.
Antwort. Ey lieber wo ſtehet dieſes? ich kan es in der Schrifft
nirgend finden! ach thue mir den Gefallen, und zeige mir den Spruch?
aber ich weiß wohl, du weiſt es ſelbſten nicht, du uͤberredeſt dich nur
ſelbſten ſo, ja du laſſeſt dich von dem Satan alſo uͤbertaͤuben; ey
wie kanſt du doch ſo blind, ſo thorecht ſeyn, daß du koͤnnteſt glauben,
JEſus habe alles thun muͤſſen, daß du faullentzen koͤnneſt, JEſus
habe fuͤr die Suͤnden gelitten, daß du wacker ſuͤndigen koͤnneſt; ey
ich frage dich, gebrauche deine Vernunfft, iſt diß glaͤublich? Aber
ach! ſo du wußteſt, wie ſo viel hundert tauſend braten in dem Pfuhl,
der mit Feur und Schwefel brennt, die eben ein ſo gute Meynung
von Chriſto hatten als du. Aber ich frage dich; was hilfft es dich,
wann die Arch ſchon gebauet, du aber nicht in dieſelbe hinein geheſt?
wird dich auch der bloſſe Wahn, daß die Arch fuͤr dich gebauet, fuͤr der
Suͤndfluth beſchirmen? Du muſt dich zu Chriſti wahren Juͤngeren
und Nachfolgeren halten, mit ihnen JEſu nachgehen, und die Ge-
meinſchafft ſeines Leidens mit Paulo Tag und Nacht ſuchen; Du
muſt erwachen aus dem Schlaff der Suͤnden, damit dir JEſus als
ein Licht aufgehe; die Suͤnden und Unarten muſt du als gifftige Peſt-
Beulen an dir empfinden, und in heiſſer Seelen-Angſt den blutigen
Schweiß JEſu dir durch den H. Geiſt im Glauben applicieren und zueig-
nen laſſen, als den koͤſtlichen Balſam; Und in dieſem Glaubens-Hunger
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/537>, abgerufen am 22.11.2024.
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