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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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liegenden Wein-Trauben.
allein die beste Frucht, die GOTT am angenehmsten ist, ist die Auf-
opferung des eigenen Willens.

§. 20. Er bettet mit kindlichem Vertrauen und Zuversicht: MeinEr bettete
in Kindli-
chem Ver-
trauen.

Vatter: GOTT du bist mein Vatter, ob du schon jetzt wider mich,
als den Sünden-Bürgen alle deine Zorns-Pfeil abgehen lassest; dann
ich weiß wohl daß dein vätterlich Hertz doch voll Liebe gegen mir,
deinem von Ewigkeit her gezeugten Kind ist. Darnach richte dich
auch, lieber Mensch! weiche nicht mit deinem Vertrauen gegen dei-
nem GOTT, auch wann du nichts als Zorn gespührest, sondern
hange fest an deinem Vatter und sprich: Vatter du bist mein Vat-
ter, wie du auch mit mir umgehest, und sollt es ewig bleiben, ja, je
mehr du mich unter der Ruthen haltest, je mehr will ich glauben, daß
du mein Vatter, und ich dein liebes Kind seye;

Jch lieb dich dennoch guter GOTT,
Schlagst du mich gleich in Stuck zu tod.

§. 21. Endlich bettet er beständig und einbrünstig; Er gieng hinEr bettete
beständig
und eiffe-
rig.

zum drittenmahl, und redet eben dieselbige Wort; Mit Gebett macht
Er in seinem Leiden den Anfang; mit Gebett setzet Er dasselbe fort, und
mit Gebett endet Er es. Dir ebenfalls zu deiner Nachfolg, daß du
in dem Gebett niemahls träg werdest, sonderen in demselben immer
fortfahrest; dann durchs Gebett erlangt man zum bevorstehenden Lei-
den Freud, Muth und Kräfften; durchs Gebett wird man in dem Lei-
den gedultig und standhafftig; durchs Gebett erlangt man nach dem
Leiden den Sieg, und Ehr, und Lob von GOTT und allen Helligen;
Darum so seye wacker, und bette ohn Unterlaß.

§. 22. Laßt uns endlich, nachdem wir des HErren JEsu eigenesEr ermun-
tert seine
Jünger
aus ihrer
Schläff-
rigkeit.

Verhalten in seinem grossen Leiden gesehen, auch betrachten, wie
sich seine Jünger in diesem allem aufgeführet; Der Text sagt zu drey-
enmahlen: sie schlieffen/ ihre Augen waren voll Schlaffs; Alldie-
weil ihr Feld-HErr in völliger Feld-Schlacht stehet, und das Höl-
len-Reich stürmet, ligen sie und schlaffen; derowegen straffet er sie,
und spricht erstlich zu Petro allein: könnt ihr nicht eine Stund mit mir
wachen?
demnach zu allen; und drittens sagt er ihnen sämtlich: sie-
he die Stund ist hie, daß des Menschen Sohn in der Sünder Händ
überantwortet wird/ stehet auf/ laßt uns gehen/ siehe er ist da/ der
mich verräth.
Darauf sie denn bald auf Anblicken der Schaar,
die vorhanden war, aufgestanden, und den Schlaf aus den Augen
verlohren. So weißt GOTT einen Menschen noch immer aufzuwe-

cken,
J i i

liegenden Wein-Trauben.
allein die beſte Frucht, die GOTT am angenehmſten iſt, iſt die Auf-
opferung des eigenen Willens.

§. 20. Er bettet mit kindlichem Vertrauen und Zuverſicht: MeinEr bettete
in Kindli-
chem Ver-
trauen.

Vatter: GOTT du biſt mein Vatter, ob du ſchon jetzt wider mich,
als den Suͤnden-Buͤrgen alle deine Zorns-Pfeil abgehen laſſeſt; dann
ich weiß wohl daß dein vaͤtterlich Hertz doch voll Liebe gegen mir,
deinem von Ewigkeit her gezeugten Kind iſt. Darnach richte dich
auch, lieber Menſch! weiche nicht mit deinem Vertrauen gegen dei-
nem GOTT, auch wann du nichts als Zorn geſpuͤhreſt, ſondern
hange feſt an deinem Vatter und ſprich: Vatter du biſt mein Vat-
ter, wie du auch mit mir umgeheſt, und ſollt es ewig bleiben, ja, je
mehr du mich unter der Ruthen halteſt, je mehr will ich glauben, daß
du mein Vatter, und ich dein liebes Kind ſeye;

Jch lieb dich dennoch guter GOTT,
Schlagſt du mich gleich in Stuck zu tod.

§. 21. Endlich bettet er beſtaͤndig und einbruͤnſtig; Er gieng hinEr bettete
beſtaͤndig
und eiffe-
rig.

zum drittenmahl, und redet eben dieſelbige Wort; Mit Gebett macht
Er in ſeinem Leiden den Anfang; mit Gebett ſetzet Er daſſelbe fort, und
mit Gebett endet Er es. Dir ebenfalls zu deiner Nachfolg, daß du
in dem Gebett niemahls traͤg werdeſt, ſonderen in demſelben immer
fortfahreſt; dann durchs Gebett erlangt man zum bevorſtehenden Lei-
den Freud, Muth und Kraͤfften; durchs Gebett wird man in dem Lei-
den gedultig und ſtandhafftig; durchs Gebett erlangt man nach dem
Leiden den Sieg, und Ehr, und Lob von GOTT und allen Helligen;
Darum ſo ſeye wacker, und bette ohn Unterlaß.

§. 22. Laßt uns endlich, nachdem wir des HErren JEſu eigenesEr ermun-
tert ſeine
Juͤnger
aus ihrer
Schlaͤff-
rigkeit.

Verhalten in ſeinem groſſen Leiden geſehen, auch betrachten, wie
ſich ſeine Juͤnger in dieſem allem aufgefuͤhret; Der Text ſagt zu drey-
enmahlen: ſie ſchlieffen/ ihre Augen waren voll Schlaffs; Alldie-
weil ihr Feld-HErr in voͤlliger Feld-Schlacht ſtehet, und das Hoͤl-
len-Reich ſtuͤrmet, ligen ſie und ſchlaffen; derowegen ſtraffet er ſie,
und ſpricht erſtlich zu Petro allein: koͤnnt ihr nicht eine Stund mit mir
wachen?
demnach zu allen; und drittens ſagt er ihnen ſaͤmtlich: ſie-
he die Stund iſt hie, daß des Menſchen Sohn in der Suͤnder Haͤnd
uͤberantwortet wird/ ſtehet auf/ laßt uns gehen/ ſiehe er iſt da/ der
mich verraͤth.
Darauf ſie denn bald auf Anblicken der Schaar,
die vorhanden war, aufgeſtanden, und den Schlaf aus den Augen
verlohren. So weißt GOTT einen Menſchen noch immer aufzuwe-

cken,
J i i
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[433/0529] liegenden Wein-Trauben. allein die beſte Frucht, die GOTT am angenehmſten iſt, iſt die Auf- opferung des eigenen Willens. §. 20. Er bettet mit kindlichem Vertrauen und Zuverſicht: Mein Vatter: GOTT du biſt mein Vatter, ob du ſchon jetzt wider mich, als den Suͤnden-Buͤrgen alle deine Zorns-Pfeil abgehen laſſeſt; dann ich weiß wohl daß dein vaͤtterlich Hertz doch voll Liebe gegen mir, deinem von Ewigkeit her gezeugten Kind iſt. Darnach richte dich auch, lieber Menſch! weiche nicht mit deinem Vertrauen gegen dei- nem GOTT, auch wann du nichts als Zorn geſpuͤhreſt, ſondern hange feſt an deinem Vatter und ſprich: Vatter du biſt mein Vat- ter, wie du auch mit mir umgeheſt, und ſollt es ewig bleiben, ja, je mehr du mich unter der Ruthen halteſt, je mehr will ich glauben, daß du mein Vatter, und ich dein liebes Kind ſeye; Er bettete in Kindli- chem Ver- trauen. Jch lieb dich dennoch guter GOTT, Schlagſt du mich gleich in Stuck zu tod. §. 21. Endlich bettet er beſtaͤndig und einbruͤnſtig; Er gieng hin zum drittenmahl, und redet eben dieſelbige Wort; Mit Gebett macht Er in ſeinem Leiden den Anfang; mit Gebett ſetzet Er daſſelbe fort, und mit Gebett endet Er es. Dir ebenfalls zu deiner Nachfolg, daß du in dem Gebett niemahls traͤg werdeſt, ſonderen in demſelben immer fortfahreſt; dann durchs Gebett erlangt man zum bevorſtehenden Lei- den Freud, Muth und Kraͤfften; durchs Gebett wird man in dem Lei- den gedultig und ſtandhafftig; durchs Gebett erlangt man nach dem Leiden den Sieg, und Ehr, und Lob von GOTT und allen Helligen; Darum ſo ſeye wacker, und bette ohn Unterlaß. Er bettete beſtaͤndig und eiffe- rig. §. 22. Laßt uns endlich, nachdem wir des HErren JEſu eigenes Verhalten in ſeinem groſſen Leiden geſehen, auch betrachten, wie ſich ſeine Juͤnger in dieſem allem aufgefuͤhret; Der Text ſagt zu drey- enmahlen: ſie ſchlieffen/ ihre Augen waren voll Schlaffs; Alldie- weil ihr Feld-HErr in voͤlliger Feld-Schlacht ſtehet, und das Hoͤl- len-Reich ſtuͤrmet, ligen ſie und ſchlaffen; derowegen ſtraffet er ſie, und ſpricht erſtlich zu Petro allein: koͤnnt ihr nicht eine Stund mit mir wachen? demnach zu allen; und drittens ſagt er ihnen ſaͤmtlich: ſie- he die Stund iſt hie, daß des Menſchen Sohn in der Suͤnder Haͤnd uͤberantwortet wird/ ſtehet auf/ laßt uns gehen/ ſiehe er iſt da/ der mich verraͤth. Darauf ſie denn bald auf Anblicken der Schaar, die vorhanden war, aufgeſtanden, und den Schlaf aus den Augen verlohren. So weißt GOTT einen Menſchen noch immer aufzuwe- cken, Er ermun- tert ſeine Juͤnger aus ihrer Schlaͤff- rigkeit. J i i

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/529>, abgerufen am 22.11.2024.