Wercken das Ufer der Seeligkeit zu erreichen, und zu kommen aus Land der Lebendigen; Dieser H. Jonas und die unschuldige Turtel- taube hat müssen da hinein geworffen werden. O wie erbärmlich hat da unser JEsus in unserem Sünden-Schlamm watten müssen! wie entsetzlich hat es um ihne her gesauset und gebrauset; da sahen die H. Engel eine zornige Sturm-Wellen die andere jagen, und auf ihren König zu schlagen, worinnen die allervollkommenste Creatur tausend und aber tausend mahl versuncken wäre.
§. 17. Viertens/ der Feurs-Noth: Mein Hertz ist in meinemDer Feu- er- und Leib wie zerschmoltzen Wachs/ meine Kräfften seynd vertrocknet wie ein Scherbe und meine Zung klebt an meinem Gaumena. Da ließ GOtt auf JEsum regnen, Schwefel, Feur und Strick, und ein brennender Sturm-Wind mußte das Theil seines Kelchs seyn; Er lag in dem Feur-Ofen, da Heulen und Zähnklappen ist; Die Flamme der Raach, so unsere Sünden angezündet, drungen in sein Jnnerstes, und die feurigen Zorn-Pfeil des Allmächtigen so- gen ihm seinen Geist aus; Dieses hochheilige Oster-Lamm wurde da lebendig gebraten an der ewigen Glut; und wie die Welt durch Was- ser und Feur muß gereiniget werden, so mußte unser JEsus, der so viel Schlamm und Schlacken fremder Sünden-Schulden an sich hatte, die allerheisseste Schmeltzung erfahren und empfinden; Er sa- he die Welt im Zorn-Feur brennen, wollte er nun seine Kinder er- retten, so mußte Er sich da aus Liebe zu ihnen hinein wagen.
§. 18. Fünfftens wird das Seelen-Leiden unsers JEsu verglichender Todes- Noth und der Todes Noth: Jch hab mich müd geschryen/ mein Halß ist heiser/ das Gesicht vergehet mir/ daß ich so lang muß harren auf meinen GOttb. Unser JEsus gienge aus seine Brüder zu suchen, die sich weit von GOtt verlohren hatten; aber unterwegs begegne- te ihm der höllische Löw, ihne mit seinem Gebrüll zu erschröcken, und wo möglich zu zerreissen; Er wurd angegriffen von denen Mör- deren, da er die von Jerusalem nach Jericho abgewichene und von ihnen tödlich verwundete Sünder aufsuchen, verbinden und heilen wollte; da ist nun der ewige Tod an ihne gerathen, mit seinen an den Tafelen des Gesetzes geschärfften, und in unseren Sün- den-Gifft eingedauchten Stachel, und hat ihne tieff in seine Seele
hinein
aPs. XXII. 16.
bPs. LXIX. 4.
G g g 3
liegende Wein-Trauben.
Wercken das Ufer der Seeligkeit zu erreichen, und zu kommen aus Land der Lebendigen; Dieſer H. Jonas und die unſchuldige Turtel- taube hat muͤſſen da hinein geworffen werden. O wie erbaͤrmlich hat da unſer JEſus in unſerem Suͤnden-Schlamm watten muͤſſen! wie entſetzlich hat es um ihne her geſauſet und gebrauſet; da ſahen die H. Engel eine zornige Sturm-Wellen die andere jagen, und auf ihren Koͤnig zu ſchlagen, worinnen die allervollkommenſte Creatur tauſend und aber tauſend mahl verſuncken waͤre.
§. 17. Viertens/ der Feurs-Noth: Mein Hertz iſt in meinemDer Feu- er- und Leib wie zerſchmoltzen Wachs/ meine Kraͤfften ſeynd vertrocknet wie ein Scherbe und meine Zung klebt an meinem Gaumena. Da ließ GOtt auf JEſum regnen, Schwefel, Feur und Strick, und ein brennender Sturm-Wind mußte das Theil ſeines Kelchs ſeyn; Er lag in dem Feur-Ofen, da Heulen und Zaͤhnklappen iſt; Die Flamme der Raach, ſo unſere Suͤnden angezuͤndet, drungen in ſein Jnnerſtes, und die feurigen Zorn-Pfeil des Allmaͤchtigen ſo- gen ihm ſeinen Geiſt aus; Dieſes hochheilige Oſter-Lamm wurde da lebendig gebraten an der ewigen Glut; und wie die Welt durch Waſ- ſer und Feur muß gereiniget werden, ſo mußte unſer JEſus, der ſo viel Schlamm und Schlacken fremder Suͤnden-Schulden an ſich hatte, die allerheiſſeſte Schmeltzung erfahren und empfinden; Er ſa- he die Welt im Zorn-Feur brennen, wollte er nun ſeine Kinder er- retten, ſo mußte Er ſich da aus Liebe zu ihnen hinein wagen.
§. 18. Fuͤnfftens wird das Seelen-Leiden unſers JEſu verglichender Todes- Noth und der Todes Noth: Jch hab mich muͤd geſchryen/ mein Halß iſt heiſer/ das Geſicht vergehet mir/ daß ich ſo lang muß harren auf meinen GOttb. Unſer JEſus gienge aus ſeine Bruͤder zu ſuchen, die ſich weit von GOtt verlohren hatten; aber unterwegs begegne- te ihm der hoͤlliſche Loͤw, ihne mit ſeinem Gebruͤll zu erſchroͤcken, und wo moͤglich zu zerreiſſen; Er wurd angegriffen von denen Moͤr- deren, da er die von Jeruſalem nach Jericho abgewichene und von ihnen toͤdlich verwundete Suͤnder aufſuchen, verbinden und heilen wollte; da iſt nun der ewige Tod an ihne gerathen, mit ſeinen an den Tafelen des Geſetzes geſchaͤrfften, und in unſeren Suͤn- den-Gifft eingedauchten Stachel, und hat ihne tieff in ſeine Seele
hinein
aPſ. XXII. 16.
bPſ. LXIX. 4.
G g g 3
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liegende Wein-Trauben.
Wercken das Ufer der Seeligkeit zu erreichen, und zu kommen aus
Land der Lebendigen; Dieſer H. Jonas und die unſchuldige Turtel-
taube hat muͤſſen da hinein geworffen werden. O wie erbaͤrmlich
hat da unſer JEſus in unſerem Suͤnden-Schlamm watten muͤſſen!
wie entſetzlich hat es um ihne her geſauſet und gebrauſet; da ſahen
die H. Engel eine zornige Sturm-Wellen die andere jagen, und auf
ihren Koͤnig zu ſchlagen, worinnen die allervollkommenſte Creatur
tauſend und aber tauſend mahl verſuncken waͤre.
§. 17. Viertens/ der Feurs-Noth: Mein Hertz iſt in meinem
Leib wie zerſchmoltzen Wachs/ meine Kraͤfften ſeynd vertrocknet
wie ein Scherbe und meine Zung klebt an meinem Gaumen a.
Da ließ GOtt auf JEſum regnen, Schwefel, Feur und Strick,
und ein brennender Sturm-Wind mußte das Theil ſeines Kelchs
ſeyn; Er lag in dem Feur-Ofen, da Heulen und Zaͤhnklappen iſt;
Die Flamme der Raach, ſo unſere Suͤnden angezuͤndet, drungen
in ſein Jnnerſtes, und die feurigen Zorn-Pfeil des Allmaͤchtigen ſo-
gen ihm ſeinen Geiſt aus; Dieſes hochheilige Oſter-Lamm wurde da
lebendig gebraten an der ewigen Glut; und wie die Welt durch Waſ-
ſer und Feur muß gereiniget werden, ſo mußte unſer JEſus, der ſo
viel Schlamm und Schlacken fremder Suͤnden-Schulden an ſich
hatte, die allerheiſſeſte Schmeltzung erfahren und empfinden; Er ſa-
he die Welt im Zorn-Feur brennen, wollte er nun ſeine Kinder er-
retten, ſo mußte Er ſich da aus Liebe zu ihnen hinein wagen.
Der Feu-
er- und
§. 18. Fuͤnfftens wird das Seelen-Leiden unſers JEſu verglichen
der Todes Noth: Jch hab mich muͤd geſchryen/ mein Halß iſt
heiſer/ das Geſicht vergehet mir/ daß ich ſo lang muß harren auf
meinen GOtt b. Unſer JEſus gienge aus ſeine Bruͤder zu ſuchen,
die ſich weit von GOtt verlohren hatten; aber unterwegs begegne-
te ihm der hoͤlliſche Loͤw, ihne mit ſeinem Gebruͤll zu erſchroͤcken,
und wo moͤglich zu zerreiſſen; Er wurd angegriffen von denen Moͤr-
deren, da er die von Jeruſalem nach Jericho abgewichene und
von ihnen toͤdlich verwundete Suͤnder aufſuchen, verbinden
und heilen wollte; da iſt nun der ewige Tod an ihne gerathen, mit
ſeinen an den Tafelen des Geſetzes geſchaͤrfften, und in unſeren Suͤn-
den-Gifft eingedauchten Stachel, und hat ihne tieff in ſeine Seele
hinein
der Todes-
Noth und
a Pſ. XXII. 16.
b Pſ. LXIX. 4.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/517>, abgerufen am 22.11.2024.
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