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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die unter der Kelter des Zorns GOttes

Jch will kein Creutz, ist die Stimme des Antichristen, ich sitz
und bin eine Königin, und werde keine Wittwe seyn/ und Leyd
werde ich nicht sehen
a; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird
für und für keine Noth haben
b. Hingegen, laßt uns zu JEsu
hinaus gehen ausser dem Lager/ und seine Schmach tragen
c/ ist
die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann
JEsus entgegen, und spricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durstig
seyd/ kommet her zum Wasser/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt
her/ kauffet und esset/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um-
sonst/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein
Brod ist, und euer Arbeit/ da ihr nicht satt werden könnt? Höret
mir doch zu/ und esset das Gute/ so wird euere Seele in Wollust fett
werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ so wird
auere Seele leben
d: Nun dann so komme du auch, was suchest du an-
derstwo, habe ich dir nicht was köstlichers versprochen, als die gantze
Welt werth ist, nemlich geistliche, ewig-blühende Seelen-Freuden,
welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem
Creutz und Drangsalem genossen und geschmecket werden, dann den
Frommen gehet das Licht auf im Finsternüß von dem Gnädigen/
Barmhertzigen und Gerechten
e. Darauf dann sagt eine ihrem
JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmlischer
Bräutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg,
ach ziehe mich, mein JESU nach dir, so lauffe ich!

und zwar
in Gethse-
mane selb-
sten.

§. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEsu an den Oelberg, son-
dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthäus sagt zu Anfang
unserer Text-Worten: Da kam JEsus mit ihnen zu einem Hof/
welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je-
rusalem gehörend, welches genannt wurde Gethsemane oder Oel-Kel-
ter, welcher ohne Zweiffel deswegen diesen. Nahmen hatte, weilen
man in demselben die auf dem Oelberg gewachsene Oliven auf der
in demselben sich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;

Sonsten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten
und neuen Reiß-Beschreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele-
genheit dieser gantzen Gegend, und der Lustbarkeit derselben, wegen
denen sich daselbst befindenden. Spatziergängen und Alleen, zwischen

denen
a Apoc. XVIII. 7.
b Ps. X. 6.
c Hebr. XIII. 13.
d Esai. LV. 1. 3.
e Ps. CXII. 4.
Die unter der Kelter des Zorns GOttes

Jch will kein Creutz, iſt die Stimme des Antichriſten, ich ſitz
und bin eine Koͤnigin, und werde keine Wittwe ſeyn/ und Leyd
werde ich nicht ſehen
a; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird
fuͤr und fuͤr keine Noth haben
b. Hingegen, laßt uns zu JEſu
hinaus gehen auſſer dem Lager/ und ſeine Schmach tragen
c/ iſt
die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann
JEſus entgegen, und ſpricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durſtig
ſeyd/ kommet her zum Waſſer/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt
her/ kauffet und eſſet/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um-
ſonſt/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein
Brod iſt, und euer Arbeit/ da ihr nicht ſatt werden koͤnnt? Hoͤret
mir doch zu/ und eſſet das Gute/ ſo wird euere Seele in Wolluſt fett
werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ ſo wird
auere Seele leben
d: Nun dann ſo komme du auch, was ſucheſt du an-
derſtwo, habe ich dir nicht was koͤſtlichers verſprochen, als die gantze
Welt werth iſt, nemlich geiſtliche, ewig-bluͤhende Seelen-Freuden,
welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem
Creutz und Drangſalem genoſſen und geſchmecket werden, dann den
Frommen gehet das Licht auf im Finſternuͤß von dem Gnaͤdigen/
Barmhertzigen und Gerechten
e. Darauf dann ſagt eine ihrem
JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmliſcher
Braͤutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg,
ach ziehe mich, mein JESU nach dir, ſo lauffe ich!

und zwar
in Gethſe-
mane ſelb-
ſten.

§. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEſu an den Oelberg, ſon-
dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthaͤus ſagt zu Anfang
unſerer Text-Worten: Da kam JEſus mit ihnen zu einem Hof/
welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je-
ruſalem gehoͤrend, welches genannt wurde Gethſemane oder Oel-Kel-
ter, welcher ohne Zweiffel deswegen dieſen. Nahmen hatte, weilen
man in demſelben die auf dem Oelberg gewachſene Oliven auf der
in demſelben ſich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert;

Sonſten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten
und neuen Reiß-Beſchreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele-
genheit dieſer gantzen Gegend, und der Luſtbarkeit derſelben, wegen
denen ſich daſelbſt befindenden. Spatziergaͤngen und Alleen, zwiſchen

denen
a Apoc. XVIII. 7.
b Pſ. X. 6.
c Hebr. XIII. 13.
d Eſai. LV. 1. 3.
e Pſ. CXII. 4.
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[404/0500] Die unter der Kelter des Zorns GOttes Jch will kein Creutz, iſt die Stimme des Antichriſten, ich ſitz und bin eine Koͤnigin, und werde keine Wittwe ſeyn/ und Leyd werde ich nicht ſehen a; Jch werde nimmer darnieder liegen/ es wird fuͤr und fuͤr keine Noth haben b. Hingegen, laßt uns zu JEſu hinaus gehen auſſer dem Lager/ und ſeine Schmach tragen c/ iſt die Stimm eines wahren Nachfolgers JESU; und deme gehet dann JEſus entgegen, und ſpricht zu ihm: Wohlan/ alle die ihr durſtig ſeyd/ kommet her zum Waſſer/ und die ihr nicht Geld habt/ kommt her/ kauffet und eſſet/ kommt her/ und kauffet ohne Geld, und um- ſonſt/ beyde Wein und Milch; warum zehlet ihr Geld dar/ da kein Brod iſt, und euer Arbeit/ da ihr nicht ſatt werden koͤnnt? Hoͤret mir doch zu/ und eſſet das Gute/ ſo wird euere Seele in Wolluſt fett werden/ neiget eure Ohren her/ und kommt her zu mir/ ſo wird auere Seele leben d: Nun dann ſo komme du auch, was ſucheſt du an- derſtwo, habe ich dir nicht was koͤſtlichers verſprochen, als die gantze Welt werth iſt, nemlich geiſtliche, ewig-bluͤhende Seelen-Freuden, welche aber nirgendswo inniger und vollkommener, als unter vielem Creutz und Drangſalem genoſſen und geſchmecket werden, dann den Frommen gehet das Licht auf im Finſternuͤß von dem Gnaͤdigen/ Barmhertzigen und Gerechten e. Darauf dann ſagt eine ihrem JESU zum Creutz nachfolgende Seel: Mein lieber himmliſcher Braͤutigam, ich gehe hinaus, und komme mit dir an den Oelberg, ach ziehe mich, mein JESU nach dir, ſo lauffe ich! §. 13. Aber wir wollen nicht nur mit JEſu an den Oelberg, ſon- dern gar in den Hof hinein gehen; dann Matthaͤus ſagt zu Anfang unſerer Text-Worten: Da kam JEſus mit ihnen zu einem Hof/ welches ware ein Meyerhof oder Land-Gut, einem Herren von Je- ruſalem gehoͤrend, welches genannt wurde Gethſemane oder Oel-Kel- ter, welcher ohne Zweiffel deswegen dieſen. Nahmen hatte, weilen man in demſelben die auf dem Oelberg gewachſene Oliven auf der in demſelben ſich befindenden Kelter oder Trotten gekeltert; Sonſten pflegen hier einige aus gelehrten Schrifften, auch alten und neuen Reiß-Beſchreibungen, vieles zu erzehlen, von der Gele- genheit dieſer gantzen Gegend, und der Luſtbarkeit derſelben, wegen denen ſich daſelbſt befindenden. Spatziergaͤngen und Alleen, zwiſchen denen a Apoc. XVIII. 7. b Pſ. X. 6. c Hebr. XIII. 13. d Eſai. LV. 1. 3. e Pſ. CXII. 4.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/500>, abgerufen am 06.07.2024.