Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der geistliche Frühling.
die Wercke
seiner
Gnaden.
heimnissen, worvon jetzt nicht zu sagen, wers fassen kan der fasse es.
Die einten haben ihres Harte innwendig als die Stein-Früchte, an-
dere den süssen Kern als Nusse und Castanien, auch hat jede Jahrs-
Zeit ihre Reichthum und Lustbarkeit, und sind die letzte Früchte meh-
rentheils die edelste, welche am längsten des Himmels theilhafftig
worden, und vom Thau und Sonne durchzückert sind; Die rothe
Kirschen als von JEsu Liebes-Blut durchdrungene Seelen und Wer-
cke stehen schön unter dem grünen Laub als der Hoffnung zur ewigen
Sommer-Freud machenden Barmhertzigkeit GOttes, aber die
Schwartzen werden höher gehalten; Diese Seelen müssen weiter ge-
hen, und mehr erfahren als jene, nemlich nicht nur die Gemeinschafft
der Leiden Christi, sondern auch die Gleichförmigkeit seines Todes a;
Diß ist ihr Looß, und wo sie nicht dahin kommen, so werden sie von
dem, der sie gepflantzet, vor unreiff geachtet in ihrer Gattung; Wie
spielet doch die ewige Weißheit unsers HErren JEsu für GOtt auf
seinem Erden-Kreiß, und bildet allenthalben ab die Wercke seiner
Gnaden b.

Die geist-
liche Pflan-
tzen müs-
sen des
Glaubens
leben.

§. 18. Es seyen nun diese geistliche Pflantzen, welcher Art, Ge-
stalt und Beschaffenheit sie immer wollen, so müssen sie des Glau-
bens leben und sich GOtt gantz überlassen, wie geschrieben stehet;
Gesegnet ist der Mann, der sich auf Jehova verläßt und dessen Zu-
flucht [fremdsprachliches Material - fehlt] ist c, der wird seyn wie ein Baum, der am Wasser ge-
pflantzet ist. Und seine Wurtzlen am Bach ausgestrecket hat; Der
da nicht vernimmt, wann eine Hitz kommt, sondern seine Blätter
bleiben grün, und sorget nicht wann ein dürr Jahr kommt, und
wendet sich nicht ab, daß er nicht Frucht truge; Es werden frey-
lich greuliche Zeiten kommen, eine Dürre und Mangel an Wasser-
vollen Wolcken, geistreichen Lehreren, als wie zu Elias Zeiten, und
in denen theuren Jahren Egyptenlands, daß es einer jeden Seel
wohl zuschlagen wird, wann sie den Liebes-vollen Bach GOttes im
Kampff erreichet hat.

Ein Christ
ist ein um-
gekehrter
Baum.

§. 19. Freylich ist ein wahrer Christ ein umgekehrter Baum, des-
sen Wurtzel, der Glaub, in der Höhe, im himmlischen Canaan in
dem treu-gesinnten Hertzen Christi stehet, daraus der Stamme hin-
unter steiget, die Liebe, so sich ausbreitet in viele Aeste, die Tugen-

den,
a Phil. III. 10.
b Prov, VIII. 30. 31.
c Jer. I. 7. 8.

Der geiſtliche Fruͤhling.
die Wercke
ſeiner
Gnaden.
heimniſſen, worvon jetzt nicht zu ſagen, wers faſſen kan der faſſe es.
Die einten haben ihres Harte innwendig als die Stein-Fruͤchte, an-
dere den ſuͤſſen Kern als Nuſſe und Caſtanien, auch hat jede Jahrs-
Zeit ihre Reichthum und Luſtbarkeit, und ſind die letzte Fruͤchte meh-
rentheils die edelſte, welche am laͤngſten des Himmels theilhafftig
worden, und vom Thau und Sonne durchzuͤckert ſind; Die rothe
Kirſchen als von JEſu Liebes-Blut durchdrungene Seelen und Wer-
cke ſtehen ſchoͤn unter dem gruͤnen Laub als der Hoffnung zur ewigen
Sommer-Freud machenden Barmhertzigkeit GOttes, aber die
Schwartzen werden hoͤher gehalten; Dieſe Seelen muͤſſen weiter ge-
hen, und mehr erfahren als jene, nemlich nicht nur die Gemeinſchafft
der Leiden Chriſti, ſondern auch die Gleichfoͤrmigkeit ſeines Todes a;
Diß iſt ihr Looß, und wo ſie nicht dahin kommen, ſo werden ſie von
dem, der ſie gepflantzet, vor unreiff geachtet in ihrer Gattung; Wie
ſpielet doch die ewige Weißheit unſers HErren JEſu fuͤr GOtt auf
ſeinem Erden-Kreiß, und bildet allenthalben ab die Wercke ſeiner
Gnaden b.

Die geiſt-
liche Pflan-
tzen muͤſ-
ſen des
Glaubens
leben.

§. 18. Es ſeyen nun dieſe geiſtliche Pflantzen, welcher Art, Ge-
ſtalt und Beſchaffenheit ſie immer wollen, ſo muͤſſen ſie des Glau-
bens leben und ſich GOtt gantz uͤberlaſſen, wie geſchrieben ſtehet;
Geſegnet iſt der Mann, der ſich auf Jehova verlaͤßt und deſſen Zu-
flucht [fremdsprachliches Material – fehlt] iſt c, der wird ſeyn wie ein Baum, der am Waſſer ge-
pflantzet iſt. Und ſeine Wurtzlen am Bach ausgeſtrecket hat; Der
da nicht vernimmt, wann eine Hitz kommt, ſondern ſeine Blaͤtter
bleiben gruͤn, und ſorget nicht wann ein duͤrr Jahr kommt, und
wendet ſich nicht ab, daß er nicht Frucht truge; Es werden frey-
lich greuliche Zeiten kommen, eine Duͤrre und Mangel an Waſſer-
vollen Wolcken, geiſtreichen Lehreren, als wie zu Elias Zeiten, und
in denen theuren Jahren Egyptenlands, daß es einer jeden Seel
wohl zuſchlagen wird, wann ſie den Liebes-vollen Bach GOttes im
Kampff erreichet hat.

Ein Chriſt
iſt ein um-
gekehrter
Baum.

§. 19. Freylich iſt ein wahrer Chriſt ein umgekehrter Baum, deſ-
ſen Wurtzel, der Glaub, in der Hoͤhe, im himmliſchen Canaan in
dem treu-geſinnten Hertzen Chriſti ſtehet, daraus der Stamme hin-
unter ſteiget, die Liebe, ſo ſich ausbreitet in viele Aeſte, die Tugen-

den,
a Phil. III. 10.
b Prov, VIII. 30. 31.
c Jer. I. 7. 8.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0474" n="378"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der gei&#x017F;tliche Fru&#x0364;hling.</hi></fw><lb/><note place="left">die Wercke<lb/>
&#x017F;einer<lb/>
Gnaden.</note>heimni&#x017F;&#x017F;en, worvon jetzt nicht zu &#x017F;agen, wers fa&#x017F;&#x017F;en kan der fa&#x017F;&#x017F;e es.<lb/>
Die einten haben ihres Harte innwendig als die Stein-Fru&#x0364;chte, an-<lb/>
dere den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Kern als Nu&#x017F;&#x017F;e und Ca&#x017F;tanien, auch hat jede Jahrs-<lb/>
Zeit ihre Reichthum und Lu&#x017F;tbarkeit, und &#x017F;ind die letzte Fru&#x0364;chte meh-<lb/>
rentheils die edel&#x017F;te, welche am la&#x0364;ng&#x017F;ten des Himmels theilhafftig<lb/>
worden, und vom Thau und Sonne durchzu&#x0364;ckert &#x017F;ind; Die rothe<lb/>
Kir&#x017F;chen als von JE&#x017F;u Liebes-Blut durchdrungene Seelen und Wer-<lb/>
cke &#x017F;tehen &#x017F;cho&#x0364;n unter dem gru&#x0364;nen Laub als der Hoffnung zur ewigen<lb/>
Sommer-Freud machenden Barmhertzigkeit GOttes, aber die<lb/>
Schwartzen werden ho&#x0364;her gehalten; Die&#x017F;e Seelen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en weiter ge-<lb/>
hen, und mehr erfahren als jene, nemlich nicht nur die Gemein&#x017F;chafft<lb/>
der Leiden Chri&#x017F;ti, &#x017F;ondern auch die Gleichfo&#x0364;rmigkeit &#x017F;eines Todes <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Phil. III.</hi> 10.</note>;<lb/>
Diß i&#x017F;t ihr Looß, und wo &#x017F;ie nicht dahin kommen, &#x017F;o werden &#x017F;ie von<lb/>
dem, der &#x017F;ie gepflantzet, vor unreiff geachtet in ihrer Gattung; Wie<lb/>
&#x017F;pielet doch die ewige Weißheit un&#x017F;ers HErren JE&#x017F;u fu&#x0364;r GOtt auf<lb/>
&#x017F;einem Erden-Kreiß, und bildet allenthalben ab die Wercke &#x017F;einer<lb/>
Gnaden <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Prov, VIII.</hi> 30. 31.</note>.</p><lb/>
          <note place="left">Die gei&#x017F;t-<lb/>
liche Pflan-<lb/>
tzen mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en des<lb/>
Glaubens<lb/>
leben.</note>
          <p>§. 18. Es &#x017F;eyen nun die&#x017F;e gei&#x017F;tliche Pflantzen, welcher Art, Ge-<lb/>
&#x017F;talt und Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;ie immer wollen, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie des Glau-<lb/>
bens leben und &#x017F;ich GOtt gantz u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, wie ge&#x017F;chrieben &#x017F;tehet;<lb/>
Ge&#x017F;egnet i&#x017F;t der Mann, der &#x017F;ich auf Jehova verla&#x0364;ßt und de&#x017F;&#x017F;en Zu-<lb/>
flucht <foreign xml:lang="heb"><gap reason="fm" unit="words"/></foreign> i&#x017F;t <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Jer. I.</hi> 7. 8.</note>, der wird &#x017F;eyn wie ein Baum, der am Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
pflantzet i&#x017F;t. Und &#x017F;eine Wurtzlen am Bach ausge&#x017F;trecket hat; Der<lb/>
da nicht vernimmt, wann eine Hitz kommt, &#x017F;ondern &#x017F;eine Bla&#x0364;tter<lb/>
bleiben gru&#x0364;n, und &#x017F;orget nicht wann ein du&#x0364;rr Jahr kommt, und<lb/>
wendet &#x017F;ich nicht ab, daß er nicht Frucht truge; Es werden frey-<lb/>
lich greuliche Zeiten kommen, eine Du&#x0364;rre und Mangel an Wa&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
vollen Wolcken, gei&#x017F;treichen Lehreren, als wie zu Elias Zeiten, und<lb/>
in denen theuren Jahren Egyptenlands, daß es einer jeden Seel<lb/>
wohl zu&#x017F;chlagen wird, wann &#x017F;ie den Liebes-vollen Bach GOttes im<lb/>
Kampff erreichet hat.</p><lb/>
          <note place="left">Ein Chri&#x017F;t<lb/>
i&#x017F;t ein um-<lb/>
gekehrter<lb/>
Baum.</note>
          <p>§. 19. Freylich i&#x017F;t ein wahrer Chri&#x017F;t ein umgekehrter Baum, de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Wurtzel, der Glaub, in der Ho&#x0364;he, im himmli&#x017F;chen Canaan in<lb/>
dem treu-ge&#x017F;innten Hertzen Chri&#x017F;ti &#x017F;tehet, daraus der Stamme hin-<lb/>
unter &#x017F;teiget, die Liebe, &#x017F;o &#x017F;ich ausbreitet in viele Ae&#x017F;te, die Tugen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[378/0474] Der geiſtliche Fruͤhling. heimniſſen, worvon jetzt nicht zu ſagen, wers faſſen kan der faſſe es. Die einten haben ihres Harte innwendig als die Stein-Fruͤchte, an- dere den ſuͤſſen Kern als Nuſſe und Caſtanien, auch hat jede Jahrs- Zeit ihre Reichthum und Luſtbarkeit, und ſind die letzte Fruͤchte meh- rentheils die edelſte, welche am laͤngſten des Himmels theilhafftig worden, und vom Thau und Sonne durchzuͤckert ſind; Die rothe Kirſchen als von JEſu Liebes-Blut durchdrungene Seelen und Wer- cke ſtehen ſchoͤn unter dem gruͤnen Laub als der Hoffnung zur ewigen Sommer-Freud machenden Barmhertzigkeit GOttes, aber die Schwartzen werden hoͤher gehalten; Dieſe Seelen muͤſſen weiter ge- hen, und mehr erfahren als jene, nemlich nicht nur die Gemeinſchafft der Leiden Chriſti, ſondern auch die Gleichfoͤrmigkeit ſeines Todes a; Diß iſt ihr Looß, und wo ſie nicht dahin kommen, ſo werden ſie von dem, der ſie gepflantzet, vor unreiff geachtet in ihrer Gattung; Wie ſpielet doch die ewige Weißheit unſers HErren JEſu fuͤr GOtt auf ſeinem Erden-Kreiß, und bildet allenthalben ab die Wercke ſeiner Gnaden b. die Wercke ſeiner Gnaden. §. 18. Es ſeyen nun dieſe geiſtliche Pflantzen, welcher Art, Ge- ſtalt und Beſchaffenheit ſie immer wollen, ſo muͤſſen ſie des Glau- bens leben und ſich GOtt gantz uͤberlaſſen, wie geſchrieben ſtehet; Geſegnet iſt der Mann, der ſich auf Jehova verlaͤßt und deſſen Zu- flucht _ iſt c, der wird ſeyn wie ein Baum, der am Waſſer ge- pflantzet iſt. Und ſeine Wurtzlen am Bach ausgeſtrecket hat; Der da nicht vernimmt, wann eine Hitz kommt, ſondern ſeine Blaͤtter bleiben gruͤn, und ſorget nicht wann ein duͤrr Jahr kommt, und wendet ſich nicht ab, daß er nicht Frucht truge; Es werden frey- lich greuliche Zeiten kommen, eine Duͤrre und Mangel an Waſſer- vollen Wolcken, geiſtreichen Lehreren, als wie zu Elias Zeiten, und in denen theuren Jahren Egyptenlands, daß es einer jeden Seel wohl zuſchlagen wird, wann ſie den Liebes-vollen Bach GOttes im Kampff erreichet hat. §. 19. Freylich iſt ein wahrer Chriſt ein umgekehrter Baum, deſ- ſen Wurtzel, der Glaub, in der Hoͤhe, im himmliſchen Canaan in dem treu-geſinnten Hertzen Chriſti ſtehet, daraus der Stamme hin- unter ſteiget, die Liebe, ſo ſich ausbreitet in viele Aeſte, die Tugen- den, a Phil. III. 10. b Prov, VIII. 30. 31. c Jer. I. 7. 8.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/474
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/474>, abgerufen am 21.11.2024.