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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
flammende Zung und die verschiedene Gaben des heiligen Geistes, die
feurige Facklen vor dem Stuhl GOttes und des Lamms, JEsus
das ewige Wort redet und zeuget vom Geheimnuß des Göttlichen
Raths, an die Welt in denen 6000. Jahren, als den sechs Werck-
Tagen, und lobet den Vatter in der grossen Gemeind: seine helste,
schnee-weisse Heiligkeit ist unsere höchste Zierd.

der Tu-
genden.

§. 5. (4.) Hat treffliche Tugenden ihre Blätter heilen den Schlan-
gen-Biß, diese zerquetschte Lilien stillet die Hitz des unruhigen Gewis-
sens, durch die Schläge a ist ein heilsamer Safft heraus gepresset, der
Wunden und Flecken heilet und reiniget b. Die alte Kayser präge-
ten auf der Müntze die Figur einer Lilien mit der Uberschrifft: Spes
publica,
ach daß unsere Seele dieses Präg hätte, daß JEsus die
gemeine Hoffnung und Freude aller Sünder uns recht eingedrucket,
einverleibet wäre; Drucks darauf grosser JEsu!

Die Kirche
solle trach-
ten dieser
Lilien
gleich zu
werden,

§. 6. Nachdem diese rare, seltene, eintzele Himmels-Lilien unsere
Erde besucht, biß willkomm du edler Gast, den Sünder nicht ver-
schmähet hast, bist kommen in unser Elend und finster Jammerthal;
Wie demüthig und niederträchtig ware Christi Wandel unter uns c,
in seinem gantzen Leben bezeugte er sich als eine Lilien im Thal d;
Die verachteste Dienste thate dieser grosse GOTT und Heyland ar-
men Würmen: Ach daß wir doch dir ein wenig besser gleichen möch-
ten e! Süsser JEsu! Wenn sich bey dem Donner ein Regen ergeußt,
lauffts ins Thal und schwemmet die zarte Lilien weg; Also sind die
Bäche Belial über JEsum gegangen f, wie mancher Sturm wird
noch über uns kommen! Niemand seye stoltz, sondern förchte sich g!
wie manche blühende Kirch ist sint Christi Himmelfahrt vom Wald-
Wasser der überschwemmenden Boßheit, Laulichkeit, und darauf
erfolgenden Gerichts h zu Boden gerissen werden. O wann wollen
wir dermahlen eins anfahen uns beständiger an GOtt zu halten i,
damit wir durch sein Bewürckung und Beseeligung selbst auch zu schö-
nen, schnee-weissen Himmels-Lilien werden, daß JEsus das in uns
werde, was er ist in sich selbst, und alles in uns vergehe, JEsus aber
und sein Geist wesentlich und wahrhafftig erstehe in uns, und alles
Geschmeiß der Eigen-Liebe gantz und gar aus uns vertreibe; Das ist un-

ser
a Jesai. I. 6.
b 1 Joh. I. 7.
c Matth. VIII. 20. XX. 28.
d Joh.
XIII.
e Phil. II.
f Luc. XXIII. 31.
g Rom. XI.
h 1 Petr. V. 6.
i Ps. CXIII. 5. 9.

Der geiſtliche Fruͤhling.
flammende Zung und die verſchiedene Gaben des heiligen Geiſtes, die
feurige Facklen vor dem Stuhl GOttes und des Lamms, JEſus
das ewige Wort redet und zeuget vom Geheimnuß des Goͤttlichen
Raths, an die Welt in denen 6000. Jahren, als den ſechs Werck-
Tagen, und lobet den Vatter in der groſſen Gemeind: ſeine helſte,
ſchnee-weiſſe Heiligkeit iſt unſere hoͤchſte Zierd.

der Tu-
genden.

§. 5. (4.) Hat treffliche Tugenden ihre Blaͤtter heilen den Schlan-
gen-Biß, dieſe zerquetſchte Lilien ſtillet die Hitz des unruhigen Gewiſ-
ſens, durch die Schlaͤge a iſt ein heilſamer Safft heraus gepreſſet, der
Wunden und Flecken heilet und reiniget b. Die alte Kayſer praͤge-
ten auf der Muͤntze die Figur einer Lilien mit der Uberſchrifft: Spes
publica,
ach daß unſere Seele dieſes Praͤg haͤtte, daß JEſus die
gemeine Hoffnung und Freude aller Suͤnder uns recht eingedrucket,
einverleibet waͤre; Drucks darauf groſſer JEſu!

Die Kirche
ſolle trach-
ten dieſer
Lilien
gleich zu
werden,

§. 6. Nachdem dieſe rare, ſeltene, eintzele Himmels-Lilien unſere
Erde beſucht, biß willkomm du edler Gaſt, den Suͤnder nicht ver-
ſchmaͤhet haſt, biſt kommen in unſer Elend und finſter Jammerthal;
Wie demuͤthig und niedertraͤchtig ware Chriſti Wandel unter uns c,
in ſeinem gantzen Leben bezeugte er ſich als eine Lilien im Thal d;
Die verachteſte Dienſte thate dieſer groſſe GOTT und Heyland ar-
men Wuͤrmen: Ach daß wir doch dir ein wenig beſſer gleichen moͤch-
ten e! Suͤſſer JEſu! Wenn ſich bey dem Donner ein Regen ergeußt,
lauffts ins Thal und ſchwemmet die zarte Lilien weg; Alſo ſind die
Baͤche Belial uͤber JEſum gegangen f, wie mancher Sturm wird
noch uͤber uns kommen! Niemand ſeye ſtoltz, ſondern foͤrchte ſich g!
wie manche bluͤhende Kirch iſt ſint Chriſti Himmelfahrt vom Wald-
Waſſer der uͤberſchwemmenden Boßheit, Laulichkeit, und darauf
erfolgenden Gerichts h zu Boden geriſſen werden. O wann wollen
wir dermahlen eins anfahen uns beſtaͤndiger an GOtt zu halten i,
damit wir durch ſein Bewuͤrckung und Beſeeligung ſelbſt auch zu ſchoͤ-
nen, ſchnee-weiſſen Himmels-Lilien werden, daß JEſus das in uns
werde, was er iſt in ſich ſelbſt, und alles in uns vergehe, JEſus aber
und ſein Geiſt weſentlich und wahrhafftig erſtehe in uns, und alles
Geſchmeiß der Eigen-Liebe gantz und gar aus uns vertreibe; Das iſt un-

ſer
a Jeſai. I. 6.
b 1 Joh. I. 7.
c Matth. VIII. 20. XX. 28.
d Joh.
XIII.
e Phil. II.
f Luc. XXIII. 31.
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[356/0452] Der geiſtliche Fruͤhling. flammende Zung und die verſchiedene Gaben des heiligen Geiſtes, die feurige Facklen vor dem Stuhl GOttes und des Lamms, JEſus das ewige Wort redet und zeuget vom Geheimnuß des Goͤttlichen Raths, an die Welt in denen 6000. Jahren, als den ſechs Werck- Tagen, und lobet den Vatter in der groſſen Gemeind: ſeine helſte, ſchnee-weiſſe Heiligkeit iſt unſere hoͤchſte Zierd. §. 5. (4.) Hat treffliche Tugenden ihre Blaͤtter heilen den Schlan- gen-Biß, dieſe zerquetſchte Lilien ſtillet die Hitz des unruhigen Gewiſ- ſens, durch die Schlaͤge a iſt ein heilſamer Safft heraus gepreſſet, der Wunden und Flecken heilet und reiniget b. Die alte Kayſer praͤge- ten auf der Muͤntze die Figur einer Lilien mit der Uberſchrifft: Spes publica, ach daß unſere Seele dieſes Praͤg haͤtte, daß JEſus die gemeine Hoffnung und Freude aller Suͤnder uns recht eingedrucket, einverleibet waͤre; Drucks darauf groſſer JEſu! §. 6. Nachdem dieſe rare, ſeltene, eintzele Himmels-Lilien unſere Erde beſucht, biß willkomm du edler Gaſt, den Suͤnder nicht ver- ſchmaͤhet haſt, biſt kommen in unſer Elend und finſter Jammerthal; Wie demuͤthig und niedertraͤchtig ware Chriſti Wandel unter uns c, in ſeinem gantzen Leben bezeugte er ſich als eine Lilien im Thal d; Die verachteſte Dienſte thate dieſer groſſe GOTT und Heyland ar- men Wuͤrmen: Ach daß wir doch dir ein wenig beſſer gleichen moͤch- ten e! Suͤſſer JEſu! Wenn ſich bey dem Donner ein Regen ergeußt, lauffts ins Thal und ſchwemmet die zarte Lilien weg; Alſo ſind die Baͤche Belial uͤber JEſum gegangen f, wie mancher Sturm wird noch uͤber uns kommen! Niemand ſeye ſtoltz, ſondern foͤrchte ſich g! wie manche bluͤhende Kirch iſt ſint Chriſti Himmelfahrt vom Wald- Waſſer der uͤberſchwemmenden Boßheit, Laulichkeit, und darauf erfolgenden Gerichts h zu Boden geriſſen werden. O wann wollen wir dermahlen eins anfahen uns beſtaͤndiger an GOtt zu halten i, damit wir durch ſein Bewuͤrckung und Beſeeligung ſelbſt auch zu ſchoͤ- nen, ſchnee-weiſſen Himmels-Lilien werden, daß JEſus das in uns werde, was er iſt in ſich ſelbſt, und alles in uns vergehe, JEſus aber und ſein Geiſt weſentlich und wahrhafftig erſtehe in uns, und alles Geſchmeiß der Eigen-Liebe gantz und gar aus uns vertreibe; Das iſt un- ſer a Jeſai. I. 6. b 1 Joh. I. 7. c Matth. VIII. 20. XX. 28. d Joh. XIII. e Phil. II. f Luc. XXIII. 31. g Rom. XI. h 1 Petr. V. 6. i Pſ. CXIII. 5. 9.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/452>, abgerufen am 22.11.2024.