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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
edelste Paradiß-Lilien von einem ab der kathigten Welt-Straß
kommenden Pilgrim im ersten Anblick erkannt, und von denen viel
Millionen der Seeligen unterscheiden werden, es wird nicht viel Er-
rathens manglen, welcher von diesen allen JEsus seye, das Lamm
GOttes.

§. 3. (2.) Eine anmuthige Schönheit, also daß auch Salomo inder Schön[-]
heit,

aller seiner Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen, als nur eine der
geringsten aus dem Saamen dieser göttlichen Mutter-Lilien entsprun-
genen Lilien a, dann hier ist Wahrheit und Wesen, dort ware nur
ein dunckeler Schatte: die höchste Schönheit und Klarheit in
Christo kan kein Creatur ausdencken b, und werden sich Engel und
Menschen ewiglich darüber verwunderen: Seine Schönheit c ist
Heiligkeit, welche alle von heiliger Liebe brennende und vom Lebens-
Geist beseelte Geister Tag und Nacht anbetten; und wann ein Se-
raphim, ein Apostel, ein seeliger Märtyrer so schönen Glantz der
Heiligkeit hat, wie viel schöner, heller und reiner muß dann nicht ihr
Werckmeister seyn und ewig durchleuchtende Sonn; Ach wir sollten
immer trauren, daß wir diese schöne Lilien, die so gerne in uns will
aufwachsen, mit unseren unreinen Händen beflecken, mit irrdischen,
eigenwilligen Gedancken, Begierden beleidigen, zerreissen; Sie wür-
de in manchem unter uns allbereit zum Vorschein kommen seyn, wo
man über ihr zartes Gewächs strenger gewachet und gebettet; Doch
ist uns die Offenbahrung unser Ohnmacht und Ungeschicklichkeit heil-
sam, daß wir in unserem Nichts, JEsu Alles anbetten in wahrer
wesentlicher Gemeinschafft des heiligen Geistes.

§. 4. (3.) Ein Lilien hat 6. Blätter, sind die sechs Wunder-Zei-der Blät-
tern,

chen d, welche jede nach Christi völliger Herrschafft in sich sehnende
und gar nichts Böses wissentlich hegende täglich an sich erfahren:
Jn der Mitte ist ein gecröntes Scepter, so auf einem dreyfachen
Thron befestiget und daraus hervor gehet, kan abbilden das verklär-
te Königreich JESU Christi, so auf der Allmacht, Weißheit und
Wahrheit der Heil. Gottheit gegründet ist; Rings herum stehen
Stenglein mit goldgelben Flittern bilden ab die Schätze der Weiß-
heit und Erkanntnuß, so in Christo verborgen liegen e; JEsu feur-

flammende
a Matth. VI. 29.
b Ps. XLV. 3.
c Cant. IV. 1. Hebr. I. 3.
d Matth. XI. 5.
e Coloss. II. 3.
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Der geiſtliche Fruͤhling.
edelſte Paradiß-Lilien von einem ab der kathigten Welt-Straß
kommenden Pilgrim im erſten Anblick erkannt, und von denen viel
Millionen der Seeligen unterſcheiden werden, es wird nicht viel Er-
rathens manglen, welcher von dieſen allen JEſus ſeye, das Lamm
GOttes.

§. 3. (2.) Eine anmuthige Schoͤnheit, alſo daß auch Salomo indeꝛ Schoͤn[-]
heit,

aller ſeiner Herrlichkeit nicht iſt bekleidet geweſen, als nur eine der
geringſten aus dem Saamen dieſer goͤttlichen Mutter-Lilien entſprun-
genen Lilien a, dann hier iſt Wahrheit und Weſen, dort ware nur
ein dunckeler Schatte: die hoͤchſte Schoͤnheit und Klarheit in
Chriſto kan kein Creatur ausdencken b, und werden ſich Engel und
Menſchen ewiglich daruͤber verwunderen: Seine Schoͤnheit c iſt
Heiligkeit, welche alle von heiliger Liebe brennende und vom Lebens-
Geiſt beſeelte Geiſter Tag und Nacht anbetten; und wann ein Se-
raphim, ein Apoſtel, ein ſeeliger Maͤrtyrer ſo ſchoͤnen Glantz der
Heiligkeit hat, wie viel ſchoͤner, heller und reiner muß dann nicht ihr
Werckmeiſter ſeyn und ewig durchleuchtende Sonn; Ach wir ſollten
immer trauren, daß wir dieſe ſchoͤne Lilien, die ſo gerne in uns will
aufwachſen, mit unſeren unreinen Haͤnden beflecken, mit irrdiſchen,
eigenwilligen Gedancken, Begierden beleidigen, zerreiſſen; Sie wuͤr-
de in manchem unter uns allbereit zum Vorſchein kommen ſeyn, wo
man uͤber ihr zartes Gewaͤchs ſtrenger gewachet und gebettet; Doch
iſt uns die Offenbahrung unſer Ohnmacht und Ungeſchicklichkeit heil-
ſam, daß wir in unſerem Nichts, JEſu Alles anbetten in wahrer
weſentlicher Gemeinſchafft des heiligen Geiſtes.

§. 4. (3.) Ein Lilien hat 6. Blaͤtter, ſind die ſechs Wunder-Zei-der Blaͤt-
tern,

chen d, welche jede nach Chriſti voͤlliger Herrſchafft in ſich ſehnende
und gar nichts Boͤſes wiſſentlich hegende taͤglich an ſich erfahren:
Jn der Mitte iſt ein gecroͤntes Scepter, ſo auf einem dreyfachen
Thron befeſtiget und daraus hervor gehet, kan abbilden das verklaͤr-
te Koͤnigreich JESU Chriſti, ſo auf der Allmacht, Weißheit und
Wahrheit der Heil. Gottheit gegruͤndet iſt; Rings herum ſtehen
Stenglein mit goldgelben Flittern bilden ab die Schaͤtze der Weiß-
heit und Erkanntnuß, ſo in Chriſto verborgen liegen e; JEſu feur-

flammende
a Matth. VI. 29.
b Pſ. XLV. 3.
c Cant. IV. 1. Hebr. I. 3.
d Matth. XI. 5.
e Coloſſ. II. 3.
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[355/0451] Der geiſtliche Fruͤhling. edelſte Paradiß-Lilien von einem ab der kathigten Welt-Straß kommenden Pilgrim im erſten Anblick erkannt, und von denen viel Millionen der Seeligen unterſcheiden werden, es wird nicht viel Er- rathens manglen, welcher von dieſen allen JEſus ſeye, das Lamm GOttes. §. 3. (2.) Eine anmuthige Schoͤnheit, alſo daß auch Salomo in aller ſeiner Herrlichkeit nicht iſt bekleidet geweſen, als nur eine der geringſten aus dem Saamen dieſer goͤttlichen Mutter-Lilien entſprun- genen Lilien a, dann hier iſt Wahrheit und Weſen, dort ware nur ein dunckeler Schatte: die hoͤchſte Schoͤnheit und Klarheit in Chriſto kan kein Creatur ausdencken b, und werden ſich Engel und Menſchen ewiglich daruͤber verwunderen: Seine Schoͤnheit c iſt Heiligkeit, welche alle von heiliger Liebe brennende und vom Lebens- Geiſt beſeelte Geiſter Tag und Nacht anbetten; und wann ein Se- raphim, ein Apoſtel, ein ſeeliger Maͤrtyrer ſo ſchoͤnen Glantz der Heiligkeit hat, wie viel ſchoͤner, heller und reiner muß dann nicht ihr Werckmeiſter ſeyn und ewig durchleuchtende Sonn; Ach wir ſollten immer trauren, daß wir dieſe ſchoͤne Lilien, die ſo gerne in uns will aufwachſen, mit unſeren unreinen Haͤnden beflecken, mit irrdiſchen, eigenwilligen Gedancken, Begierden beleidigen, zerreiſſen; Sie wuͤr- de in manchem unter uns allbereit zum Vorſchein kommen ſeyn, wo man uͤber ihr zartes Gewaͤchs ſtrenger gewachet und gebettet; Doch iſt uns die Offenbahrung unſer Ohnmacht und Ungeſchicklichkeit heil- ſam, daß wir in unſerem Nichts, JEſu Alles anbetten in wahrer weſentlicher Gemeinſchafft des heiligen Geiſtes. deꝛ Schoͤn- heit, §. 4. (3.) Ein Lilien hat 6. Blaͤtter, ſind die ſechs Wunder-Zei- chen d, welche jede nach Chriſti voͤlliger Herrſchafft in ſich ſehnende und gar nichts Boͤſes wiſſentlich hegende taͤglich an ſich erfahren: Jn der Mitte iſt ein gecroͤntes Scepter, ſo auf einem dreyfachen Thron befeſtiget und daraus hervor gehet, kan abbilden das verklaͤr- te Koͤnigreich JESU Chriſti, ſo auf der Allmacht, Weißheit und Wahrheit der Heil. Gottheit gegruͤndet iſt; Rings herum ſtehen Stenglein mit goldgelben Flittern bilden ab die Schaͤtze der Weiß- heit und Erkanntnuß, ſo in Chriſto verborgen liegen e; JEſu feur- flammende der Blaͤt- tern, a Matth. VI. 29. b Pſ. XLV. 3. c Cant. IV. 1. Hebr. I. 3. d Matth. XI. 5. e Coloſſ. II. 3. Y y 2

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/451>, abgerufen am 22.11.2024.