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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.
wahrens gegen die Fleisches-Lust, biß endlich JEsus alle Dörn ab-
machen wird, wann alle Trangsals-Proben fürüber seyn werden;
Jnzwischen ob dir JEsus selbst zuwider zu seyn scheinet, dich ab-
straufft, ins Feur der Anfechtung wirfft, so ists doch hertzlich gut ge-
meinet, so gibst du ein lieblich Wasser viele andere zu laben und zu
erquicken; Darum stiche ja deinen getreusten Freund nicht in die Hand
mit den Dörnen der Ungedult und Eigenlieb, wenn er dich angreifft,
siehe ihn an, da er vom Sturm-Wetter des Gsttlichen Urtheils ist
angegriffen worden, wie er sich läßt zertrucken, wie er stehet unter
seiner Dornen-Kron, mit Blut gefärbet; Will dich aber der Welt-
Geist abreissen von dem edlen Rosen-Stock JESU, so laß dein
Wort und dein Liebes-Vorsatz in GOTT zu bleiben, ja immer tief-
fer und vester in seine Gemeinschafft einzutringen und anzuwachsen,
sein wie Stachel, wie JEsus gethan a.

dann Tod,
Teuffel
und Höll
vermag
nichts wie-
der den
der an
JESU
hält.

§. 16. Gehet dann Tod Teufel mit Gwalt über dich hin; so kön-
nen sie dir gleichwohl den Geruch nicht nehmen, die Gaben des Heil.
Geistes nicht aus dem Hertz rauben, du wirst in JEsu Händen blei-
ben, von ihme ins Paradies aufgenommen, sein, und aller Heiligen
Lust und Freude seyn: Brich nur hindurch, nicht in deiner eigenen
Krafft, die als nichts taugend vielmehr zernichtet, und getödtet wer-
den muß, sondern in deines JESU alles Göttlich anfahenden,
fortsetzenden und vollendenden Sonnen-Krafft, trucke hervor durch
alle Band, die dich heimlich halten, und zu keiner recht-geziemenden
Verklärung der Schönheit JESU, seiner Art und Tugenden in
dir wollen kommen lassen: O wie sucht doch der Drach den Ausbruch
des Lebens JEsu überall zu verwehren, und mit seinen finsteren Kräff-
ten zu hemmen. Kan auch der Schlangen-Saame der Welt-Kin-
der den Geruch des ernsthafften Wesens in Christo und der heiligen
Liebes-Scheu vor GOTT unter der scharffen und dennoch sanfft-
balsamischen Zucht des Heil. Geistes nicht leiden, so lasse ors; Den-
cke du nur dem, der dich gepflantzet hat zu seinem Preiß in allen
Dingen und aller Orten aufs genauste zu gefallen, dich unter Bö-
sen und Guten befleißigend nur JEsu zum Vergnügen zu leben und
die Augen seiner Majestät niemahlen durch Ausgelassenheit zu erbit-
teren, oder aus Nachläßigkeit einigem Ungezieffer Anlaß geben dich zu

beschmeis-
a Matth. IV. 10.

Der geiſtliche Fruͤhling.
wahrens gegen die Fleiſches-Luſt, biß endlich JEſus alle Doͤrn ab-
machen wird, wann alle Trangſals-Proben fuͤruͤber ſeyn werden;
Jnzwiſchen ob dir JEſus ſelbſt zuwider zu ſeyn ſcheinet, dich ab-
ſtraufft, ins Feur der Anfechtung wirfft, ſo iſts doch hertzlich gut ge-
meinet, ſo gibſt du ein lieblich Waſſer viele andere zu laben und zu
erquicken; Darum ſtiche ja deinen getreuſten Freund nicht in die Hand
mit den Doͤrnen der Ungedult und Eigenlieb, wenn er dich angreifft,
ſiehe ihn an, da er vom Sturm-Wetter des Gsttlichen Urtheils iſt
angegriffen worden, wie er ſich laͤßt zertrucken, wie er ſtehet unter
ſeiner Dornen-Kron, mit Blut gefaͤrbet; Will dich aber der Welt-
Geiſt abreiſſen von dem edlen Roſen-Stock JESU, ſo laß dein
Wort und dein Liebes-Vorſatz in GOTT zu bleiben, ja immer tief-
fer und veſter in ſeine Gemeinſchafft einzutringen und anzuwachſen,
ſein wie Stachel, wie JEſus gethan a.

dann Tod,
Teuffel
und Hoͤll
vermag
nichts wie-
der den
der an
JESU
haͤlt.

§. 16. Gehet dann Tod Teufel mit Gwalt uͤber dich hin; ſo koͤn-
nen ſie dir gleichwohl den Geruch nicht nehmen, die Gaben des Heil.
Geiſtes nicht aus dem Hertz rauben, du wirſt in JEſu Haͤnden blei-
ben, von ihme ins Paradies aufgenommen, ſein, und aller Heiligen
Luſt und Freude ſeyn: Brich nur hindurch, nicht in deiner eigenen
Krafft, die als nichts taugend vielmehr zernichtet, und getoͤdtet wer-
den muß, ſondern in deines JESU alles Goͤttlich anfahenden,
fortſetzenden und vollendenden Sonnen-Krafft, trucke hervor durch
alle Band, die dich heimlich halten, und zu keiner recht-geziemenden
Verklaͤrung der Schoͤnheit JESU, ſeiner Art und Tugenden in
dir wollen kommen laſſen: O wie ſucht doch der Drach den Ausbruch
des Lebens JEſu uͤberall zu verwehren, und mit ſeinen finſteren Kraͤff-
ten zu hemmen. Kan auch der Schlangen-Saame der Welt-Kin-
der den Geruch des ernſthafften Weſens in Chriſto und der heiligen
Liebes-Scheu vor GOTT unter der ſcharffen und dennoch ſanfft-
balſamiſchen Zucht des Heil. Geiſtes nicht leiden, ſo laſſe ors; Den-
cke du nur dem, der dich gepflantzet hat zu ſeinem Preiß in allen
Dingen und aller Orten aufs genauſte zu gefallen, dich unter Boͤ-
ſen und Guten befleißigend nur JEſu zum Vergnuͤgen zu leben und
die Augen ſeiner Majeſtaͤt niemahlen durch Ausgelaſſenheit zu erbit-
teren, oder aus Nachlaͤßigkeit einigem Ungezieffer Anlaß geben dich zu

beſchmeiſ-
a Matth. IV. 10.
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[352/0448] Der geiſtliche Fruͤhling. wahrens gegen die Fleiſches-Luſt, biß endlich JEſus alle Doͤrn ab- machen wird, wann alle Trangſals-Proben fuͤruͤber ſeyn werden; Jnzwiſchen ob dir JEſus ſelbſt zuwider zu ſeyn ſcheinet, dich ab- ſtraufft, ins Feur der Anfechtung wirfft, ſo iſts doch hertzlich gut ge- meinet, ſo gibſt du ein lieblich Waſſer viele andere zu laben und zu erquicken; Darum ſtiche ja deinen getreuſten Freund nicht in die Hand mit den Doͤrnen der Ungedult und Eigenlieb, wenn er dich angreifft, ſiehe ihn an, da er vom Sturm-Wetter des Gsttlichen Urtheils iſt angegriffen worden, wie er ſich laͤßt zertrucken, wie er ſtehet unter ſeiner Dornen-Kron, mit Blut gefaͤrbet; Will dich aber der Welt- Geiſt abreiſſen von dem edlen Roſen-Stock JESU, ſo laß dein Wort und dein Liebes-Vorſatz in GOTT zu bleiben, ja immer tief- fer und veſter in ſeine Gemeinſchafft einzutringen und anzuwachſen, ſein wie Stachel, wie JEſus gethan a. §. 16. Gehet dann Tod Teufel mit Gwalt uͤber dich hin; ſo koͤn- nen ſie dir gleichwohl den Geruch nicht nehmen, die Gaben des Heil. Geiſtes nicht aus dem Hertz rauben, du wirſt in JEſu Haͤnden blei- ben, von ihme ins Paradies aufgenommen, ſein, und aller Heiligen Luſt und Freude ſeyn: Brich nur hindurch, nicht in deiner eigenen Krafft, die als nichts taugend vielmehr zernichtet, und getoͤdtet wer- den muß, ſondern in deines JESU alles Goͤttlich anfahenden, fortſetzenden und vollendenden Sonnen-Krafft, trucke hervor durch alle Band, die dich heimlich halten, und zu keiner recht-geziemenden Verklaͤrung der Schoͤnheit JESU, ſeiner Art und Tugenden in dir wollen kommen laſſen: O wie ſucht doch der Drach den Ausbruch des Lebens JEſu uͤberall zu verwehren, und mit ſeinen finſteren Kraͤff- ten zu hemmen. Kan auch der Schlangen-Saame der Welt-Kin- der den Geruch des ernſthafften Weſens in Chriſto und der heiligen Liebes-Scheu vor GOTT unter der ſcharffen und dennoch ſanfft- balſamiſchen Zucht des Heil. Geiſtes nicht leiden, ſo laſſe ors; Den- cke du nur dem, der dich gepflantzet hat zu ſeinem Preiß in allen Dingen und aller Orten aufs genauſte zu gefallen, dich unter Boͤ- ſen und Guten befleißigend nur JEſu zum Vergnuͤgen zu leben und die Augen ſeiner Majeſtaͤt niemahlen durch Ausgelaſſenheit zu erbit- teren, oder aus Nachlaͤßigkeit einigem Ungezieffer Anlaß geben dich zu beſchmeiſ- a Matth. IV. 10.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/448>, abgerufen am 25.11.2024.