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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Der geistliche Frühling.

§. 11. Fragst du: Was werd ich davon zum besten haben?

Antwort: 1. Lust zu allem Guten, und Haß alles Bösen, der WeltVortheil
so man
daraus
ziehet,

Eitelkeit wird dich anstincken und ecklen. 2. Wirst nicht also län-
ger ein dürrer Gestanck und wüste Aegerten seyn, deinem GOTT
und Seeligmacher, eine wilde, unfruchtbare Heyd: Sondern wirst
a. 3. selbst zur Rose werden, voll Geist und Krafft, nicht wie die
Heuchler, welche nur gemahlete Rosen sind ohne Geruch, semper
idem
Jahr aus, Jahr ein gleich; Nur daß die Farb unterweilen ab-
schießt, wann sie nicht gar gut ist, und der Mahler seine Kunst zu
heuchlen, verstellen, und nachzuäffen nicht perfect versteht.

Und o wie groß wird die Freude seyn; Wann du einmahl JEsu
gleichförmig zu werden angefangen, wie gefällest ihm doch so wohl,
er kan deine Schönheit nicht gnug approbieren und gutheissen, du
bist keines Menschen Arbeit, kein König oder Welt-Weiser vermag
eine Rose zu machen; Der Himmel ist dein Ursprung b, du bist eine
Pflantze seiner Herrlichkeit c, Menschen Händ haben dich nicht ge-
säet noch befeuchtet d.

§. 12. Sagst du, ach ich bin GOTT kein guter Geruch Christi,wie man
ein guter
Geruch
JESU
werden
könne.

Antw. Eben dein Seufftzen zeiget, daß GOttes Saame in dir
sey e: Warte, du bist noch nicht ausgegangen, sauge noch mehr Saffts
und Lebens des Heil. Geistes JEsu in dich, isse noch mehr Sonnen-
Wärme, kehre dein Hertz noch besser von dir selbst und der Welt ab
zu GOtt; ist noch nicht solche Lieblichkeit, sanffte Ruh, Gelassen-
heit, Salbung, Geistes-Krafft und Tugend-Glantz an dir zu ver-
spühren, wie etwan an andern, verzage deßwegen nicht, dencke, es
gehe ein Rosen-Knopf früher aus als der ander, damit eine jede Zeit
jemanden ein Garten Christi habe, der ihn ziere, und dem Rath
GOttes darinnen diene, so erwecket der allmächtige Heil. Geist heut
diesen, und morgen einen anderen f; Der Sommer ist noch nicht
vorbey, JEsus die Sonne der neuen unsichtbaren Welt des Reichs
GOttes entfernet sich noch nicht, halte nur an am Gebett, er wird
dir solche Eigenschafften schencken, und diese zu solcher Vollkommen-
heit bringen, die ihme beliebig, dem Garten anständig und nutzlich,
dir vergnüglich und selig seyn wird, das GOTT und seine Engel-

Schaar
a Esai. XXXV. 1.
b Joh. III. 5.
c Matth. XV. 13.
d Eph. II. 10.
1 Joh. III.
9.
e 1 Joh. III. 9.
f Matth. XX. 6.
X x 3
Der geiſtliche Fruͤhling.

§. 11. Fragſt du: Was werd ich davon zum beſten haben?

Antwort: 1. Luſt zu allem Guten, und Haß alles Boͤſen, der WeltVortheil
ſo man
daraus
ziehet,

Eitelkeit wird dich anſtincken und ecklen. 2. Wirſt nicht alſo laͤn-
ger ein duͤrrer Geſtanck und wuͤſte Aegerten ſeyn, deinem GOTT
und Seeligmacher, eine wilde, unfruchtbare Heyd: Sondern wirſt
a. 3. ſelbſt zur Roſe werden, voll Geiſt und Krafft, nicht wie die
Heuchler, welche nur gemahlete Roſen ſind ohne Geruch, ſemper
idem
Jahr aus, Jahr ein gleich; Nur daß die Farb unterweilen ab-
ſchießt, wann ſie nicht gar gut iſt, und der Mahler ſeine Kunſt zu
heuchlen, verſtellen, und nachzuaͤffen nicht perfect verſteht.

Und o wie groß wird die Freude ſeyn; Wann du einmahl JEſu
gleichfoͤrmig zu werden angefangen, wie gefaͤlleſt ihm doch ſo wohl,
er kan deine Schoͤnheit nicht gnug approbieren und gutheiſſen, du
biſt keines Menſchen Arbeit, kein Koͤnig oder Welt-Weiſer vermag
eine Roſe zu machen; Der Himmel iſt dein Urſprung b, du biſt eine
Pflantze ſeiner Herrlichkeit c, Menſchen Haͤnd haben dich nicht ge-
ſaͤet noch befeuchtet d.

§. 12. Sagſt du, ach ich bin GOTT kein guter Geruch Chriſti,wie man
ein guter
Geruch
JESU
werden
koͤnne.

Antw. Eben dein Seufftzen zeiget, daß GOttes Saame in dir
ſey e: Warte, du biſt noch nicht ausgegangen, ſauge noch mehr Saffts
und Lebens des Heil. Geiſtes JEſu in dich, iſſe noch mehr Sonnen-
Waͤrme, kehre dein Hertz noch beſſer von dir ſelbſt und der Welt ab
zu GOtt; iſt noch nicht ſolche Lieblichkeit, ſanffte Ruh, Gelaſſen-
heit, Salbung, Geiſtes-Krafft und Tugend-Glantz an dir zu ver-
ſpuͤhren, wie etwan an andern, verzage deßwegen nicht, dencke, es
gehe ein Roſen-Knopf fruͤher aus als der ander, damit eine jede Zeit
jemanden ein Garten Chriſti habe, der ihn ziere, und dem Rath
GOttes darinnen diene, ſo erwecket der allmaͤchtige Heil. Geiſt heut
dieſen, und morgen einen anderen f; Der Sommer iſt noch nicht
vorbey, JEſus die Sonne der neuen unſichtbaren Welt des Reichs
GOttes entfernet ſich noch nicht, halte nur an am Gebett, er wird
dir ſolche Eigenſchafften ſchencken, und dieſe zu ſolcher Vollkommen-
heit bringen, die ihme beliebig, dem Garten anſtaͤndig und nutzlich,
dir vergnuͤglich und ſelig ſeyn wird, das GOTT und ſeine Engel-

Schaar
a Eſai. XXXV. 1.
b Joh. III. 5.
c Matth. XV. 13.
d Eph. II. 10.
1 Joh. III.
9.
e 1 Joh. III. 9.
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X x 3
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[349/0445] Der geiſtliche Fruͤhling. §. 11. Fragſt du: Was werd ich davon zum beſten haben? Antwort: 1. Luſt zu allem Guten, und Haß alles Boͤſen, der Welt Eitelkeit wird dich anſtincken und ecklen. 2. Wirſt nicht alſo laͤn- ger ein duͤrrer Geſtanck und wuͤſte Aegerten ſeyn, deinem GOTT und Seeligmacher, eine wilde, unfruchtbare Heyd: Sondern wirſt a. 3. ſelbſt zur Roſe werden, voll Geiſt und Krafft, nicht wie die Heuchler, welche nur gemahlete Roſen ſind ohne Geruch, ſemper idem Jahr aus, Jahr ein gleich; Nur daß die Farb unterweilen ab- ſchießt, wann ſie nicht gar gut iſt, und der Mahler ſeine Kunſt zu heuchlen, verſtellen, und nachzuaͤffen nicht perfect verſteht. Vortheil ſo man daraus ziehet, Und o wie groß wird die Freude ſeyn; Wann du einmahl JEſu gleichfoͤrmig zu werden angefangen, wie gefaͤlleſt ihm doch ſo wohl, er kan deine Schoͤnheit nicht gnug approbieren und gutheiſſen, du biſt keines Menſchen Arbeit, kein Koͤnig oder Welt-Weiſer vermag eine Roſe zu machen; Der Himmel iſt dein Urſprung b, du biſt eine Pflantze ſeiner Herrlichkeit c, Menſchen Haͤnd haben dich nicht ge- ſaͤet noch befeuchtet d. §. 12. Sagſt du, ach ich bin GOTT kein guter Geruch Chriſti, wie man ein guter Geruch JESU werden koͤnne. Antw. Eben dein Seufftzen zeiget, daß GOttes Saame in dir ſey e: Warte, du biſt noch nicht ausgegangen, ſauge noch mehr Saffts und Lebens des Heil. Geiſtes JEſu in dich, iſſe noch mehr Sonnen- Waͤrme, kehre dein Hertz noch beſſer von dir ſelbſt und der Welt ab zu GOtt; iſt noch nicht ſolche Lieblichkeit, ſanffte Ruh, Gelaſſen- heit, Salbung, Geiſtes-Krafft und Tugend-Glantz an dir zu ver- ſpuͤhren, wie etwan an andern, verzage deßwegen nicht, dencke, es gehe ein Roſen-Knopf fruͤher aus als der ander, damit eine jede Zeit jemanden ein Garten Chriſti habe, der ihn ziere, und dem Rath GOttes darinnen diene, ſo erwecket der allmaͤchtige Heil. Geiſt heut dieſen, und morgen einen anderen f; Der Sommer iſt noch nicht vorbey, JEſus die Sonne der neuen unſichtbaren Welt des Reichs GOttes entfernet ſich noch nicht, halte nur an am Gebett, er wird dir ſolche Eigenſchafften ſchencken, und dieſe zu ſolcher Vollkommen- heit bringen, die ihme beliebig, dem Garten anſtaͤndig und nutzlich, dir vergnuͤglich und ſelig ſeyn wird, das GOTT und ſeine Engel- Schaar a Eſai. XXXV. 1. b Joh. III. 5. c Matth. XV. 13. d Eph. II. 10. 1 Joh. III. 9. e 1 Joh. III. 9. f Matth. XX. 6. X x 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/445>, abgerufen am 25.11.2024.